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Comic Blog


Mittwoch, 15. August 2007

Elvis – Die illustrierte Biografie

Filed under: Klassiker — Michael um 17:27

Elvis - Die illustrierte BiografieEiner lebt, einer stirbt. Doch wenn ein Zwilling stirbt, hat der Überlebende die Kraft von Zweien! Wer vermag zu sagen, ob Elvis tatsächlich als kleiner Junge zusammengeschlagen wurde und danach die Worte ausrief: Eines Tages werdet ihr euch dafür schämen!
Elvis fand schnell den Weg zur Musik. Es begann mit dem Gospel, der schwarzen Kirchenmusik und Lobpreisung Gottes, die so ganz anders war als der übliche Kirchengesang. Es war diese Musik, die Elvis einen Weg eröffnete, wie ihn nur wenige Menschen finden. Wenig später, noch ein Kind, wagt sich Elvis an seinen allerersten Auftritt. Der zweite Platz eines Gesangswettbewerbs, fünf Dollar und freie Fahrt auf allen Karussells sind der Lohn für seine Mühen. Zu seinem elften Geburtstag bekommt der Junge seine erste Gitarre geschenkt.

Elvis hat sich den Traum vom Glanz eines Sängers in den Kopf gesetzt. Ein Sänger braucht das richtige Outfit. Aber ein ansprechendes Erscheinungsbild hat seinen Preis – den Elvis nicht bezahlen kann. Es trifft sich, dass so mancher in Elvis etwas entdeckt. So auch Mr Lansky, der Elvis mit einigen guten Kleidungsstücken weiterhilft: Der Junge hat was. Von dem werden wir noch ne Menge hören oder er fällt gewaltig auf die Schnauze.
Mr Lansky hatte mit beidem Recht.

Anders als die anderen! In einer Zeit der Vorurteile war es für Elvis ein Glück, dass es einen Plattenproduzenten gab, der einen Weißen suchte, der klang wie ein Schwarzer. Bald ist es soweit. Die erste Single sitzt. Mr Lansky, der Herrenausstatter, bekommt alle Hände voll zu tun, diesmal auch gegen sofortige Bezahlung. Elvis’ Aufstieg beginnt. Der Colonel tritt in Elvis’ Leben. Der Mann hinter dem zukünftigen King legt einen Grundstein, aber auch einen Stein, der alles andere ins Rollen bringt. Elvis wird Schauspieler. Elvis kauft Graceland. Elvis kauft und verschenkt Caddys. Als die Army ruft, hat Elvis einen der Höhepunkte seines Lebens erreicht. 1958 wird er einberufen, er ist 23 Jahre alt. Die Folgezeit seines Armeedienstes ist tragisch und glücklich zugleich. Seine von ihm sehr geliebte Mutter stirbt. Aber er lernt in Deutschland auch seine spätere Frau Priscilla kennen.

Schließlich wird es immer kälter um Elvis. Seine spendable Art lässt nicht mehr erkennen, wer sein wahrer Freund ist und wer nicht. Mit dem Zusammenbruch seiner kleinen Familie beginnt ein unaufhaltsamer Abstieg, der nur durch einige wunderbare Glanzlichter unterbrochen wird. Am 16. August 1977 stirbt Elvis Presley, der King, doch er stirbt nicht wirklich, denn seine Musik macht ihn unsterblich.

30 Jahre nach seinem Tod erscheint nun die Die illustrierte Biografie von Elvis, die einige wichtige Episoden seines Lebens zusammenstellt. Unter der Federführung von Reinhard Kleist und Titus Ackermann haben verschiedenste Zeichner ihren Beitrag geleistet, um einen Teil von Elvis’ Leben zu Papier zu bringen. Bela B., Ärzte-Rocker mit langjährigem Hang zum Comic, schrieb das Vorwort zu diesem Projekt.

Die gestalterische Auswahl, die sich dem Leser hier präsentiert, wird wahrscheinlich nicht jedem gefallen. Zu unterschiedlich fallen die Ergebnisse der einzelnen Episoden aus. Einige haben einen schon kindlichen Zeichencharakter, andere sind in höchstem Maße ausgefeilt und können entweder als Comic oder als professionelle Illustration bestehen. Als Leser ist es ratsam, die Bilder stets mit dem jeweiligen Alter von Elvis in Verbindung zu bringen. Nimmt man sich vor, die Bilderwelt mit dem Zusammenhang in Beziehung zu setzen, lernt man außerdem ein Gefühl für Elvis’ Welt und Zeit kennen.

So gestaltet sich Elvis’ Kindheit eher simpel. Die Erinnerungen sind schlicht und entsprechen dem Gemüt eines Kindes, wie auch seinen Fähigkeiten, sich auszudrücken. Es ist eine eher graue Welt mit nur wenigen Farbtupfern, aus der Elvis spätestens mit einer knallroten Jacke ausbricht – in Farbe und Schnitt ein Kleidungsstück, das auch dem Rebell James Dean zum zeitweiligen Idol-Status verhalf.
Holzschnittartig, eher düster, eine Zeit der Plackerei, so zeigt sich der Weg bis zu Elvis’ Durchbruch, bevor seine wahrscheinlich beste Zeit anbricht.

Reinhard Kleist gestaltet die gelungenen Abschnitte um den G.I. Blues und Das Elvis-Produkt. Grafisch in höchstem Maße perfekt ausgeführt und mit außerordentlicher Wärme gezeichnet ist die Episode Der Colonel von Thomas von Kummant. Es ist die Zeit, in der Elvis strahlt und sein Lächeln die Menschen in seiner Nähe schlicht umhaut. Es ist die Zeit des Aufbruchs, eines grenzenlosen Tatendrangs, eine Zeit, von der Elvis immer geträumt hat. Kummant trifft den Ton dieser Zeit absolut.

Isabel Kreitz widmet ihre Episode der Zeit nach Elvis’ Militärdienst. Seine ersten Auftritte, seine Zweifel, ob das Publikum ihn noch will – in einer Art Stil, der an Bernie Wrightson erinnert, ihn aber nicht erreicht.
Schließlich geht Elvis’ Leben in eine Art Schussfahrt über. Die Episoden werden brutaler. Elvis ist Emotionalität pur, aber so überschäumend, dass er die kleinen, die wichtigen Gefühle übersieht. Glaubt man der Biografie, so bringt er auf diesem Weg seine Ehe zu Fall, die ihm doch den wichtigsten Halt nach dem Tode seiner Mutter gegeben hat.

Je näher Elvis dem kommt, was er sich immer gewünscht hat, umso abstrakter wird sein Leben – auch optisch. Am Ende bleibt nur ein Zerrbild. Da ist nichts Schönes mehr, nicht in seiner Musik, nicht in seinen Auftritten. Elvis ist zur Maschine geworden, die als Treibstoff Tabletten einwirft. Uli Oesterle und Frank Schmolke karikieren und demontieren den King, der sich selbst nicht mehr im Griff hatte und die Realitäten nicht sehen konnte. Selbst als der Colonel ihm die Pleite vor Augen hält, will der King sich der Realität nicht stellen.

Es stellt sich der Eindruck ein, dass diese Biografie auch ein Urteil fällt. Man mag einige Bilder nicht mögen, andere lieben, im Kontext jedenfalls sind sie passend und aussagekräftig. Ein aufregendes und tragisches Leben in Episoden, die es in sich haben. 🙂

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