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Comic Blog


Freitag, 20. Oktober 2006

Bone – Flucht aus Boneville

Filed under: Cartoon,Klassiker,Mystery — Michael um 16:55

Bone 1 - Flucht aus BonevilleFone Bone, Smiley Bone und Phoncible P. Bone sind auf der Flucht. Na, eigentlich ist nur Phoncible auf der Flucht. Seine Freunde Fone und Smiley begleiten ihn lediglich. Während sie in der Wüste rasten, vergeht Phoncible in Selbstmitleid. Er hat all sein Geld verloren – das ist wohl das wichtigste an der ganzen Angelegenheit. Alles andere interessiert ihn nicht.
Die anderen beiden sind eher praktisch orientiert. Fone sucht auf der Karte einen Weg, was sich als schwierig erweist, denn sie befinden sich längst in nicht kartographiertem Gelände. Smiley findet zwar eine Karte, doch ehe sie aus diesem merkwürdigen Stück Papier schlau werden können, bekommen sie Besuch: Ein Heuschreckenschwarm treibt sie über eine Klippe. Die drei Bones werden getrennt.

Fone Bone landet alleine in einem unbekannten Tal. Zwar findet er Spuren seiner Freunde, doch dabei bleibt es. Zunächst ist er auf sich allein gestellt.
Das bleibt er allerdings nicht so. Dank seiner liebenswerten Natur gewinnt Fone bald Freunde. Seien es Ted, die kleine Wanze, oder die kleine Opossum-Familie. Doch Fones neue Welt ist auch gefährlich. Was steckt hinter den Rattenmonstern, die immer seinen Weg kreuzen? Wie gut, dass sie so dumm sind, oder scheuen sie sich tatsächlich, Fone zu fressen?
Die Antworten auf diese Fragen benötigen ihre Zeit. Vorher trifft Fone das Mädchen Thorn. Ihren Namen erwähnte bereits Ted. Fone hatte sich jemand völlig anderen darunter vorgestellt. Was, weiß er wohl auch nicht so genau, aber ein Mädchen war sicherlich nicht. Sie nimmt ihn mit in ein kleines Gehöft im Wald, wo Fone auch Oma Ben kennen lernt, eine alte Frau zwar, aber ungemein durchsetzungsfreudig – und obendrein Teilnehmerin des Kuhrennens, das von den Einheimischen so geliebt wird.

Kurze Zeit verläuft alles friedlich. Alsbald ziehen wieder Wolken am Himmel auf und Fone und seine Freunde geraten in ernsthafte Gefahr. Nicht nur Rattenmonster haben ein unerklärliches Interesse an Fone. Da gibt es noch einen großen roten Drachen, der genau dann auftaucht, wenn Fone wirklich in Schwierigkeiten steckt. Was hat es damit auf sich?

Bone 1 – Flucht aus Boneville beginnt wie ein harmloser kleiner Cartoon und führt damit seine Leser gehörig in die Irre. Denn aus der kleinen Geschichte wird nach und nach, schleichend, etwas Größeres. Bones Welt wächst von Seite zu Seite.

Sicherlich bleibt Bones Welt relativ harmlos, was nichts daran ändert, dass es spannend ist – und seltsam. Vieles meint der Leser zu kennen: Menschen, Kühe, Wanzen, Drachen, Monster und vieles mehr. Autor und Zeichner Jeff Smith entwirft ungewöhnlich einfache Figuren in bester (alter) Disney-Tradition und schickt sie in eine Welt, mittelalterlich schlicht, wo sie die Außenseiter sind. Obwohl die Bones nichts sind, was jemand in diesem Wäldchen und dieser Gegend schon gesehen hat, wird ihnen mit relativer Gleichgültigkeit begegnet.

Smith lüftet die Geheimnisse seiner Hauptfiguren ebenso, wie er die Gegend immer weiter enthüllt – letztlich ergeben sich daraus immer weitere Hintergründe. Er spielt regelrecht mit dem Leser. Smith benutzt nicht einen Faden, den er weiterspinnt, nein, es sind viele kleine. In dieses Geflecht setzt er die Figuren auf sehr schöne Art zueinander in Beziehung, allen voran die Bones.
Fone Bone, ein bißchen schreckhaft, aber schlau, ein kleiner Mann mit viel Humor, der nicht aufgibt. Phoncible Bone, ein Choleriker, geizig, weinerlich, gierig, kurzum ein Ekelpaket, wie es im Buche steht. Smiley Bone, dessen Name Programm ist, einer der das Leben leicht nimmt und stets aus allem etwas Gutes ziehen möchte.
Die Rattenmonster vervollständigen die Komödie, während Thorn und ihre Oma Ben für Liebe, Action und Geheimnisse herhalten. – Und für noch mehr Geheimnisse sorgen der Drache und der Tod.

Das Konzept wirkt neu oder ungewöhnlich, weshalb es so anziehend ist. Die Tatsache, dass Bone ursprünglich in reinem schwarzweiß erschien, ist ebenso ungewöhnlich, tat seinem Erfolg aber keinem Abbruch, ganz im Gegenteil. Nur ganz selten kommen Serien derart aus dem Nichts und erreichen so gewaltig das Publikum. Steve Hamaker hat sich nun der schwarzweißen Vorlagen angenommen und fein koloriert. Hier erscheinen diese Ausgaben nun in einer schönen Sammleredition.
Wer die Serie bislang verpasst hat (oder vor schwarzweiß zurückschreckte), sollte einen langen Blick riskieren – auf die wohl gelungenste Mischung aus Cartoon und Fantasy seit langem. 😀