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Comic Blog


Donnerstag, 14. Mai 2015

THANOS – Die Infinity-Offenbarung

Filed under: Superhelden — Michael um 17:21

THANOS - Die Infinity-OffenbarungWenn sich ein Schurke um seine Position im Universum sorgt, nach dem Sinn seines Werdegangs fragt, können daraus ungewöhnliche Maßnahmen entstehen. THANOS erscheint seinem jüngeren Ich in verzweifelter Lage, als alles verloren scheint, tief in den Gefilden von Mephistos‘ Heimstatt, der Hölle. THANOS findet einen Weg, um zu entkommen. Wieder einmal. Ebenso wie er dem Tode mehrmals widerstand und ihm entkam. THANOS hat eine Aufgabe, so viel ahnt er, aber er weiß es nicht und die Ungewissheit nagt an ihm. Eie Aussprache mit Lady Death, die ihn verschmähte, bringt einen neuen Begleiter wie auch eine neue Fährte. Die Lösung, das wird beiden schnell klar, liegt in Raum und Zeit verborgen.

Jim Starlin ist nicht nur lange im Geschäft, er ist auch im besten Sinne Old School, weckt Erinnerungen an frühere Erzählungen aus der Reihe des SILVER SURFERS, der hier auch Gastauftritte verbuchen kann. Nach eigener Aussage ist Jim Starlin, hier nur als Autor tätig, nicht als Zeichner, künstlerisch von den Marvel-Urgesteinen Jack Kirby und Steve Ditko beeinflusst. THANOS, mit Die Infinity-Offenbarung im Untertitel, knüpft stark an den guten alten Zeiten an, als man es sich noch gestattete, mit ein wenig Philosophie daherzukommen und Mitdenken von den Lesern zu verlangen. Das ist bei der zwischen den Zeiten und Marvel-Höhepunkten springenden Geschichte dringend nötig.

Keine pure Aneinanderreihung von Action und Auseinandersetzungen. Auf THANOS konzentriert wird hier einer der ultimativen Schurken des Marvel-Universums entblättert. Am Ende ist er gar nicht mehr so böse, sondern ist ein Baustein, der anderen Figuren erst zur Berechtigung verhilft. Böse wird er, weil er alle Mittel zur Erlangung der Allmacht durch die Infinity-Steine einsetzt. Jim Starlin spielt mit diesem Motiv, dass das Marvel-Universum gehörig erschüttert hat (und in der eng verzahnten Marvel-Kinoreihe noch erschüttern wird), indem er THANOS in einer alternativen Zeitlinie verlieren lässt und einem anderen die Allmacht zuschiebt.

Der Incal ist eine bekanntesten grafischen Hinterlassenschaften von Moebius, der mit seiner Interpretation des Silver Surfers sich auch in Übersee in die Gedächtnisse der Comic-Freunde gezeichnet hat. Jim Starlin und Zeichner Ron Lim, dessen Bilder wie von Jim Starlin ausgebildet aussehen, können angesichts eines entscheidenden Wendepunktes kaum bestreiten, mit dem Incal von Jodorowsky und Moebius in Berührung gekommen zu sein.

Transdimensionaler Nexus. Marvel kann komisch sein. Das Ding oder Spider-Man (als noch Peter Parker drinne war) gehören zu denen, die gerne einmal Witze machen. Im Incal war dank Jodorowsky das Absurde das Normale. Jim Starlin hält es lieber ernst und inszeniert durch die wundersame Kraft eines incal-ähnlichen Objekts einen Weltuntergang der anderen Art, mehr ein Fiebertraum, der sogar einer Figur wie THANOS lebensgefährlich werden kann. Und ausgerechnet an dieser Stelle greift eine unterschwellige Komik, denn THANOS stellt bereits sehr früh durch einen in der Zeit reisenden Avatar fest: Das Universum lässt dich nicht im Jenseits bleiben. Dafür ist deine Rolle im großen Plan zu wichtig. Entwarnung ist also angesagt. Spannend und mystisch bleibt es allemal.

Jim Starlin gibt THANOS eine ungewöhnliche Stimme. Als Leser hautnah neben einem Vernichter, mächtiger als Ultron oder irgendwelche Götter aus Asgard, wie der Kinogänger schon erahnen konnte, gelten für diesen Allmachtscharakter ganz eigene Regeln. Mystisch wie der SILVER SURFER, eiskalt wie GALACTUS, aber eben auch leidenschaftlich wie alle Marvel-Schurken zusammen. Wer einmal tiefer in die Gedankenwelt eines Comic-Bösewichts schlechthin schnuppern möchte, sollte einen Blick riskieren. 🙂

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Freitag, 08. Mai 2015

SUPER DINOSAUR 4

Filed under: Comics für Kinder — Michael um 9:09

SUPER DINOSAUR 4Derek Dynamo und sein drei Meter großer Freund SUPER DINOSAUR hetzen von Mission zu Mission. Ihre Aufträge und die gefährlichen Situationen scheinen nicht weniger zu werden. Dabei kennt Derek nur ein wirkliches Ziel. An der Seite seines Vaters will er die Mutter, an die er sich gar nicht mehr richtig erinnern kann, aus der Gefangenschaft von Maximus befreien. Der Plan hierzu gelingt, doch damit ist Dereks Mutter noch nicht vollends gerettet. Nur äußerst seltene Stoffe, von denen nicht genau bekannt ist, welche es sind, können sie aus dem künstlichen Koma holen. Derek und SUPER DINOSAUR machen sich sogleich auf die Suche und erleben eine Überraschung nach der anderen.

Ein Feind ist nicht genug. Robert Kirkman, der hier für die Horrorfreunde auf unbekannten Pfaden wandelt, lässt seine beiden Haupthelden, den Jungen Derek Dynamo und den titelgebenden SUPER DINOSAUR, gleich gegen mehrere Fraktionen antreten. In dieser vierten Ausgabe sehen sie sich hauptsächlich mit feindlichen und nicht minder intelligenten Dinosauriern konfrontiert. Letztlich sind die nichts weiteres als ein aus dem Ruder gelaufenes Experiment von Maximus, einem Erzfeind von Dereks Vater. Inzwischen sind die Strukturen innerhalb der Handlung etwas verzweigter geworden, weshalb eine kurze Einleitung, im Sinne von Was zuletzt geschah, für die nötige Klarheit beim Leser sorgt. Selbst Stammlesern kann es nicht schaden, hier noch einen Blick zu riskieren.

Tyrannosaurus X, eigentlich als Klon von Maximus geplant, wächst über seinen Erschaffer hinaus. Robert Kirkman vermischt, die Geister, die ich rief mit einem für Kids aufbereiteten Frankenstein-Mythos. Ist dieser Gegner bereits eine ganze neue Kategorie Feind, ruft Tyrannosaurus X eine Kreatur auf den Plan, die kaum zu bändigen ist: Mega-Raptor. Man merkt, Robert Kirkman, der kreative Kopf hinter THE WALKING DEAD, lässt auch im Bereich der Jugendunterhaltung nichts anbrennen. Es geht immer noch größer, bunter, bombastischer. Letzteres ist durchaus wörtlich zu verstehen.

Jason Howard, Zeichner und Kolorist, versteht sich auf die knallige Darstellung der Handlung, die all jenen gefallen wird, die jüngere Zeichentrickserien der Fantastic 4 oder Ben 10 verfolgt haben. SciFi-Elemente, Kampfanzüge, Labors, düsteres und exotisches Ambiente, Monster, Explosionen, sogar eine feine Anspielung auf James Bond treiben neben der Auseinandersetzung mit den Sauriern auch ein weitaus gefühlvolleres Thema voran, nämlich die Rettung von Dereks Mutter, die bislang in einer Art künstlichem Koma gefangen gehalten wurde. Die mit zackig geschwungenen Strichen, von Cliff Rathburn getuschten Zeichnungen können auf keiner Seite ihre Verwandtschaft zu modernen Zeichentrickserien verhehlen.

Teils ganzseitige, zum Ende hin sogar doppelseitige Bilder vermitteln besonderes Kinogefühl. Wolkenkratzerspitzen explodieren im Kampfgeschehen, die Saurier werden mit ihren einzigartigen Erscheinungsformen dramatisch in Szene gesetzt. Sie dürfen sogar einmal miteinander knutschen, so merkwürdig sich das anhört und auch aussieht. Jason Howard erzeugt zum Teil in seinen Bildern gerne einen neonfarbenen Look. Das schürt die SciFi-Atmosphäre, die von entsprechenden Leuchtmitteln herrühren kann. Ganz nebenbei stützt Howard so ebenfalls einige emotionale Momente und gibt den dramatischen Augenblicken den letzten Kick.

Das ist Action für Kids. Schnell, popcornbunt, emotional durch die gezeigte Freundschaft, den Umgang mit der Familie. Robert Kirkman zieht alle Register. Dinsaurier-Action für Junge und Junggebliebene. 🙂

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Mittwoch, 06. Mai 2015

TERMINATOR – DIE ERLÖSUNG – Die letzte Schlacht

Filed under: SciFi — Michael um 18:02

TERMINATOR - DIE ERLÖSUNG - Die letzte SchlachtDie letzte Schlacht der Menschheit beginnt hier. Heute Nacht. Im Jahre 2003 ebenso wie im Jahre 2029. Alle Eckdaten sind erfasst. Die Hatz durch die Zeiten kann beginnen. Skynets letzter Streich, die Mutter von John Connor, durch einen Terminator im Jahre 1984 beseitigen zu lassen, wird von John Connor selbst mit einem weiteren Schachzug gekontert. Unbeachtet bleibt eine Attacke durch die Hintertür, die man mit dem Tod des Terminator-Prototyps Marcus Wright längst geschlossen glaubte. Denn Skynet hat es noch nicht aufgegeben, einen Hybriden zu schaffen, die optimale Verbindung zwischen Mensch und Maschine. Die künstliche Intelligenz, die der Menschheit den Krieg erklärt hat, findet das perfekte Versuchskaninchen für diesen Zweck ausgerechnet in dem zum Tode verurteilten Serienmörder Thomas James Parnell.

Eine Brücke zwischen den Geschichten: Der Terminator hat seit seinem ersten Auftritt mit Arnold Schwarzenegger eine gewisse Evolution durchlaufen. Nachfolgemodelle haben dem T-800, wie die Killermaschine technokratisch auch genannt wird, das mechanisierte Leben schwer gemacht. Mit dem vierten Terminator-Kinofilm verließ man ausgetretene Pfade der bekannten Handlung und sprang in die Zukunft, als Skynet die Oberhand im Krieg gegen die Menschen gewonnen hat. Terminator – Die Erlösung lautete der Titel, der auch hier die Richtung vorgibt, dessen Comic-Untertitel Die letzte Schlacht andeutet, worauf es hinauslaufen wird, einen wirklich finalen Entscheidungskampf nämlich.

J. Michael Straczynski kennt sein Metier, er kennt den Film dank seiner Serie Babylon 5, er kennt den Comic dank seiner Erzählung, die er beispielsweise für Spider-Man abgeliefert hat. Er ist nicht der erste und einzige Filmschaffende, der das Medium Comic für sich entdeckt, liegen Film und Comic doch in ihrer Struktur nah beieinander. Augenscheinlich kennt Straczynski auch die Fallstricke des Zeitreise-SciFi-Thrillers, denn er baut nicht nur gekonnt bekannte logisch Elemente ein, er verbindet sie zudem geschickt mit neuen Ideen, die beispielsweise einer bisher nur kurz auftretenden Figur wie Dr. Kogan einen viel größeren Aktionsraum geben.

Die menschliche Komponente soll den Menschen vernichten. Gib einem Serienmörder uneingeschränkte Macht, um das Ende der Menschheit mit einem höllischen Schlachtfest zu begehen. Schnell merken die menschlichen Soldaten, dass ihr mechanischer Feind nicht mehr gefühllos agiert und seine Zurechnungsfähigkeit zu verlieren scheint. Die Roboter ergehen sich ihrem Gegner gegenüber in unnötigen Brutalitäten. Die Angst wird zum Element im Krieg gegen die Menschen. Derartige Psychologie war den Terminatoren bislang fremd.

Pete Woods begeht nicht den Fehler, sich auf die Erscheinungsbilder in der Serie verwendeter Schauspieler einzulassen. Vielmehr hält er sich nur an die Grundkonzeption der Figuren. Das macht die Charaktere für den Leser wirkungsvoller und ist besonders bei Neuerscheinungen wie den Killer Thomas Parnell und den Soldaten mit Mission aus der Zukunft, Simon, funktionell. Der klare Zeichenstil von Pete Woods könnte durch seine sehr differenzierte und detailverliebte Art auch als Storyboard herhalten. Optische Fragen bleiben hier keine offen.

Interessant ist, dass J. Michael Straczynski hier in Teilen ein Konzept aufgreift, das auch schon John Arcudi mit seinem Terminator-Thriller vor Jahren inszeniert hat. Drei Terminatoren reisen als Angriffsteam in die Vergangenheit, augenscheinlich eine Frau und zwei Männer. Ihre Fähigkeiten sind unterschiedlich ausgeprägt und hier geht Straczynski einen deutlichen Schritt weiter als Arcudi. Die Terminatoren werden erst als Gruppe effektiv. In der Frau werden sogar neue Waffensysteme gebündelt. Das entfaltet seinen Reiz erst recht in den rasant gestalteten Action-Sequenzen.

Als Fernsehserie oder Kinomehrteiler wäre DIE LETZTE SCHLACHT ein Kracher gewesen. So ist es dank der beiden Haupt Comic-Künstler, Straczynski und Woods, ein SciFi-Action-Thriller Höhepunkt des Genres im Medium Comic. 🙂

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Dienstag, 05. Mai 2015

DER GROSSE TOTE 5 – Panik

Filed under: Mystery — Michael um 17:31

DER GROSSE TOTE 5 - PanikBlanche ist weder ein gewöhnliches Mädchen, noch ein gewöhnliches Menschenkind. Rein äußerlich wirkt sie auf den unwissenden Betrachter etwas unheimlich, mit ihrer hellen Haut und den gelb getönten Brillengläsern. Und in der Tat hat Blanche ein Geheimnis. Sie ist nur zur Hälfte ein Mensch. Erwan passt auf die Kleine auf, die vom Geschehen um sich herum seltsam unbeteiligt ist. Obwohl ihr Wuchs offenkundig ein paar Jahre Lebenszeit beweist, bewegt sie sich in dieser Welt, als wäre jede noch so unbedeutende Erfahrung ganz neu für sie. Blanche, die einen ganz eigenen Kopf hat, aufgrund ihrer Fähigkeiten auch als gefährlich zu bezeichnen ist, ist außerdem eine Figur in einem Spiel, das nichts weniger als den Untergang der Menschheit zum Ziel zu haben scheint. Und das Spiel läuft bereits auf Hochtouren.

Beste Weltuntergangsstimmung, sofern ein solches Prädikat überhaupt ausgestellt werden darf, das versteht sich. Mit DER GROSSE TOTE stellt Loisel die Vielfalt seiner Ideen unter Beweis. Mehr noch. Loisel und sein Co-Autor JB Djian scheuen die Entschleunigung nicht und erzählen mit einer tollen atmosphärischen Dichte. In einer dreigeteilten Erzählung ersteht eine sterbende Menschenwelt und eine kleine, nicht allzu fremde Welt, die sich auf das Betreiben einer Person gegen die Menschen zur Wehr setzt. Im Zentrum des Geschehens, als Ausgangspunkt, liegt DER GROSSE TOTE, für jene kleinen Wesen das Skelett eines Giganten, der ein Fanal einer allgegenwärtigen Bedrohung darstellt.

Eine fremde Intelligenz wehrt sich. Die Ausführung dieser Idee ist sehr originell. Als Leser erfährt man zwar relativ wenig von den kleinen Fremden, die im Einklang mit der Natur leben. Ihre vornehmliche Friedfertigkeit ist offensichtlich, ihr Unverständnis über den Plan, den Macara eingefädelt hat, indem sie zwei Mischlingskinder zum Leben verhalf, eindeutig. Loisel und JB Djian zeigen den Weltuntergang auf zweierlei Art. Einerseits stellen Mallie (Zeichnungen) und Lapierre den Zusammenbruch des zivilisatorischen Systems auf sehr eindrückliche Weise dar. Für einen Zusammenbruch braucht es nicht viel und die Menschen geraten in Panik (so der Untertitel dieser 5. Episode).

Die Infrastruktur bricht durch Erdbeben und Stürme binnen kürzester Zeit zusammen, sobald die Durchleitung von Elektrizität unterbrochen, die Kommunikation weitgehend gekappt, die Straßen zerstört sind. Zahlreiche Menschen kämpfen vor Ort weiterhin um ihr Überleben, auch das Bestehen ihrer Ordnung. Andere suchen das Heil in der Flucht, jeder nach seiner Facon dort, wo er sich eine Zuflucht erhofft. In dieser Situation, optisch bedrückend dargestellt, höchst realistisch in Kulisse und Figuren, nimmt auch noch das Wetter den Kampf gegen die Menschen auf. Taubeneigroße Hagelkörner fallen aus dunkelgrauen Himmeln …

Es ist kaum möglich, sich der düsteren Stimmung der Geschichte zu entziehen. Selbst jene, die wie Schachfiguren aufgestellt wurden, um das Ende der Menschheit zu beschleunigen, stehen fassungslos, ängstlich und machtlos vor den Gewalten, die sich zusehends mehren. Durch den vorzüglichen Strich von Mallie, der den Niedergang mit tollem Blick auf das Geschehen portraitiert, will man als Leser auch gerne die andere Seite des Geschehens glauben, fernab, der Katastrophen, wo scheinbar noch Normalität und Sicherheit herrscht, sich allerdings eine Art Kriminalfall abspielt.

Eine herausragende Übergangsepisode, die aber im Zusammenhang genossen werden will. Das Vorwissen der ersten Bände ist zum Verständnis dieser Ereignisse erforderlich. Wer bis hierher mitgefiebert hat, wird atemlos umblättern, wenn das Comic-Team um Loisel die Welt hier konsequent an den sprichwörtlichen Abgrund führt. Vielleicht sogar schon darüber hinaus. 🙂

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Freitag, 01. Mai 2015

Richard Löwenherz

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:32

Richard LöwenherzEin Angriff will gut überlegt sein, obwohl so viele wohl meinende Kampfgefährten auf eine Attacke drängen. Richard Löwenherz, gerade erst in Palästina angekommen, will zuallererst seine Sachen auspacken und dann auf den deutschen Kaiser warten, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Jene, die sich aus dem Krieg gegen die Ungläubigen im Heiligen Land einen Profit erhoffen, sind vom zaghaften und kampfesunlustigen Verhalten ihres Königs mehr als nur enttäuscht. Der Feind hingegen findet das Verhalten auch merkwürdig, hat er doch eigens eine Attentäterin auf den fremden König angesetzt. Saladin, der Gegenspieler von Richard Löwenherz, besinnt sich eines Besseren und ändert seinen Plan.

Es waren einmal die Kreuzzüge … Mit der historischen Vorlage hat die Geschichte von Brremaud und Federico Bertolucci nur noch in sehr groben Zügen etwas gemein. Es geht abenteuerlich, auch kriegerisch zur Sache, aber im Kern bestimmen Humor, Fantasie, auch kindliche Naivität die Handlung, in der auch ein Dschinn nicht fehlen darf. Brremaud und Federico Bertolucci vermengen Bilderbuchästhetik mit Action, die auch schon mal blutig anzusehen ist. Darüber hinaus werden hier und da satirische Spitzen verteilt, auch gegen Disneys Tiergeschichten, denn wer halbwegs genau hinsieht, wird schnell fündig.

Eine Müllkippe und die Rettung des Richard Löwenherz … Spätestens mit der Öffnung einer Dose Sardinen und der Blutinfusion durch einen Quacksalber, der sich ausnimmt wie Donald Duck mit Turban, überdecken diese Sticheleien beinahe die Handlung und degradieren sie zugunsten eines seitenweisen Suchbildes zur Nebensache. Ein weggeworfener Winnie Puuh auf einer Müllkippe löst diese Tendenz wieder auf. Brrenaud und Federico Bertolucci widmen sich der Entwirrung der aufgeworfenen Handlungsfäden und fügen eine Spur Romantik hinzu, die allerdings noch eine geraume Weile benötigt, bis sie die beiden Liebenden erreicht, womit endgültig bewiesen wäre, dass die beiden Comic-Macher ganz und gar nicht historienkonform erzählen wollen.

Die Form bestimmt letztlich die Handlung. Zwei Löwen stehen sich als Feinde gegenüber. Federico Bertolucci zeichnet lieb ausschauende Tiere. Selbst die Bösewichte weisen einen gewissen Charme auf. Grundtendenzen, wie sie seit dem unerreichten Zeichentrickfilm Dschungelbuch von 1967 vorhanden sind, werden hier spielerisch aufgegriffen und fortgeführt. Tierfiguren stehen hier nicht für eine Charaktereigenschaft im übertragenen Sinne. Derart hintersinnig wurden die Vorbilder nicht verwendet. Wer die spätere Schlacht zwischen den beiden Herrschern, wohl gemerkt Löwen, verfolgt, begreift schnell, dass Bertolucci mögliche fabulöse Charaktereigenschaften wie edel oder königlich gerne in der Form von Löwenherz und Saladin veralbert.

Kindgerechtes Design, qualitativ prima und technisch sehr versiert, liefert Federico Bertolucci in dieser abgeschlossenen Geschichte ab. Da er auch die butterweiche Kolorierung übernimmt, entstehen Bilder aus einem Guss in sehr unterschiedlichen und abwechslungsreichen Seitenstrukturen, die auch die Collage gerne einmal zur Auflockerung zur Hilfe nimmt. Mit durchweg pastellartigen Farbaufträgen werden die Augen regelrecht verwöhnt.

Ein kunterbuntes Abenteuergeschehen mit der Zeit der Kreuzzüge als Hintergrund. Brremaud und Bertolucci erzählen frei von der Leber weg, ohne historischen Anspruch. Es darf mitgefiebert und gelacht werden. Teils rasant, immer wieder überraschend. 🙂

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Donnerstag, 23. April 2015

Die Eroberung von Troy 4

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:25

Die Eroberung von Troy 4 - Der räuberische BergIn einer Welt, in der die Magie erwacht und seinen Bewohnern völlig neue Wege des Lebens ermöglicht, sind Lebewesen, die über besondere Macht verfügen, nicht nur selten, sie sind auch kostbar. Iana verfügt nicht nur über die Fähigkeit, das Pflanzenwachstum zu beschleunigen, darüber hinaus hat die sehr charakterstarke Frau auch einen ungewöhnlichen Freund gewöhnen, dessen Größe langsam aber sicher nicht mehr dem eines Schmusetieres entspricht. Inzwischen fliegt er nicht mehr nebenher, sondern ist zum Reittier geworden. Aber Dodi kann, das wird sich sehr bald zeigen, noch viel mehr.

Die Suche nach den Eltern ist zum zentralen Antrieb von Iana geworden. Gemeinsam mit Foibos, dem jüngeren Bruder, entdeckt sie eine seltsame Spur, die zunächst unwahrscheinlich wirkt, dennoch muss sie die einzige Lösung zum Ziel sein. Bekannte Pflanzen reihen sich wie eine weit gestreckte Perlenschnur auf, an deren Ende die Eltern zu finden sein müssen, weil sie die einzigen auf diesem Planeten sind, die mit diesen Gewächsen vertraut sind. Die Hoffnung der beiden jungen Leute wird binnen kurzer Zeit durch einen Überfall zerstreut. Die Eltern zu finden, scheint wieder ein unerreichbares Ziel zu sein.

Christophe Arleston findet kontinuierlich neue Facetten an seinem Universum, TROY. Fans wissen, dass er längst mit diesem einen Universum nicht mehr auskommt und dass ihm eine Epoche in TROY schon lange nicht mehr ausreicht. Mit Die Eroberung von TROY ist mit ausgreifenden Schritten in die Frühzeit des Planeten zurückmarschiert, hat viele Selbstverständlichkeiten zurückgelassen, ist auch bei weitem nicht so humorvoll, wie es der Fan von Troll von TROY oder Lanfeust von TROY her gewohnt ist.

In Die Eroberung von TROY ist echtes Abenteuer gefragt. Die Helden müssen Schwierigkeiten unter gehörigem Aufwand überwinden, unter Einsatz ihres Lebens und Magie ist so außergewöhnlich, dass ihr Einsatz wegen ihrer Auffälligkeit sehr riskant ist. Ein Allheilmittel oder die letzte Rettung aus der Bredouille ist sie keinesfalls. Aber man wird als Leser zwangsläufig an Anleihen aus der Märchenwelt erinnert. Zwar hat Iana keine Zauberbohnen, wer ihren Fluchtversuch verfolgt, wird verstehen, was ich meine. Es ist diese Märchenhaftigkeit, die die Ernsthaftigkeit der Handlung ein Stück weit wieder aufbricht, der Humor bleibt weiterhin aus.

Ciro Totas feiner Strich darf stattdessen in Gigantismus schwelgen, der besonders gegen Ende der Handlung zum Tragen kommt. Gleichzeitig bietet Autor Christophe Arleston hier noch eine seine immer wiederkehrenden Überraschungen, indem er sich ein neues Fortbewegungsmittel hat einfallen lassen, vorher nur angedeutet und schließlich in seiner ganzen Pracht zu besichtigen. Diese letzte optische Überraschung gibt der gesamten Reihe eine neue Wendung. Jetzt kann, selbst für die Verhältnisse eines Planeten wie TROY, beim nächsten Mal alles passieren. Hauptsache, es gibt mehr Dodi. Der Drache, mit dem Iana eine bildhafte Verbeugung vor einer der berühmtesten Szenen aus Titanic nachstellen darf, bringt eine grafische Rasanz in die Szenerie ein, die über einfache Fußgänger nicht zu bewerkstelligen ist.

Man bringe seine Hauptfigur an den Rand der Verzweiflung. Sofort eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten, die ein Meistererzähler wie Christophe Arleston lässig und unbemüht für sich nutzt und ausbreitet. Stammzeichner Ciro Tota charakterisiert mit feinstem Strich das Geschwisterpaar Iana und Foibos und schafft sehr atmosphärische Sequenzen in seinen Seitenaufteilungen. Gelungen, dieser neue Ausflug nach TROY. 🙂

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Mittwoch, 22. April 2015

HAUTEVILLE HOUSE 10 – Jack Tupper

Filed under: SciFi — Michael um 19:52

HAUTEVILLE HOUSE 10 - Jack TupperDas Undenkbare ist geschehen. Die Südstaaten haben ihre Unabhängigkeit erlangt. Der Präsident der Union, Abraham Lincoln, war gezwungen, einen Friedensvertrag mit Jefferson Davais, dem Präsidenten der Konföderation, zu unterschreiben. Nicht der Einsatz einer überlegenen Waffengewalt hat den Sieg und das Ende des Krieges herbeigeführt, sondern die Pest hat die Nordstaaten in die Knie gezwungen. In Hauteville House auf der Insel Guernsey gegen Ende des Sommers im Jahre 1865 hat man jede Hoffnung auf einen letzten Umschwung verloren. Das Schicksal der Vereinigten Staaten, wie sie die Welt zu diesem Zeitpunkt kannte, ist besiegelt.

Ein hoch komplexes Szenario breitet sich vor dem Leser aus und es ist gerade diese Komplexität, die einerseits den Reiz ausmacht, andererseits eine Qualität aufweist, die sich mit jeder preisgekrönten Serie, im Fernsehen oder als Roman, messen kann. Die Elemente des Steampunk werden völlig unaufdringlich in die Handlung eingeflochten, mit großer Selbstverständlichkeit, so dass es einen Heidenspaß macht, in diese Parallelwelt-Fantasy einzutauchen. Sehr ernsthaft entfaltet sich nicht nur eine globale Weltlage, sondern auch ein Agententhriller, der es in sich hat.

Steampunk äußert sich in einer Atmosphäre, die einer von Jules Verne erdachten Geschichte zur Ehre gereichen würde. Der Agententhriller wirkt zuweilen very british, höchst durchdacht, leider agiert der Agent, der hier so professionell zu Werke geht, gegen das HAUTEVILLE HOUSE. Und nervenzerrende Seiten lang dauert es, bis die Mannschaft rund um Victor Hugo begreift, dass sie sich zur Zielscheibe haben degradieren lassen. Fred Duval quält seine Hauptfiguren, greift ein paar Nebenfiguren an, beseitigt ein paar Kleinstdarsteller und erzählt technisch versiert bis hin zu einem Finale, von dem sich nicht vorhersagen lässt, ob es für das HAUTEVILLE HOUSE gut ausgeht und wie viele Opfer auf diesem Weg letztlich gebracht werden müssen.

Ist die Handlung zum Teil auf Grund ihres Aufbaus very british zu nennen, ist das Aussehen der Figuren in gewissem Sinne sehr französisch zu nennen. Generell schmalere Gesichter, ganz gleich von welcher Statur die jeweilige Person ist, beherrschen die Optik. Die feinen Linien von Thierry Gioux bilden den Rahmen für eine grundsolide Grafik, die durch die Kolorierung von Carole Beau Plastizität gewinnt. Neben der Tiefe der Bilder entsteht gleichzeitig eine stärkere Hommage an Jules Verne, als es durch die Zeichnungen von Goux allein der Fall ist.

Allerdings sind seine technischen Entwürfe sehr gut und spielen mit den Möglichkeiten, solchen, die Sinn machen und auch solchen, die etwas mystifiziert daher kommen. Einige Bilder, auch Hintergründe bestechen durch ihre Größe, so etwa die Freiheit (ähnlich wie sie auf dem Gemälde von Eugene Delacroix zu sehen ist), aber auch der Gigantismus der Datenbank, des HAUTEVILLE HOUSE, deren Bezeichnung hier durchaus wörtlich zu verstehen ist.

Das stimmungsvollste Titelbild der bisherigen Folgen. Licht, Schatten und Komposition der einzelnen Bestandteile zueinander sind perfekt aufgebaut. Gleichzeitig beschreibt die Illustration die allzeit bedrohliche Stimmung der Handlung, an der, wie es die gekrümmten Bäume zeigen, die Natur nicht unbeteiligt ist.

Führt die düstere Stimmung der Reihe hervorragend fort, beschränkt sich örtlich hauptsächlich auf das HAUTEVILLE HOUSE und gibt die schaurige politische Lage auf dem amerikanischen Kontinent ausschnittsweise wieder. Es bleibt dabei: Thematisch ist HAUTEVILLE HOUSE eine höchst mitreißende Serie, sehr durchdacht und mit vielen Spannungsbögen versehen. Nicht nur für Freunde von Jules Verne und Steampunk. Ein früher Einstieg lohnt sich. 🙂

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Dienstag, 14. April 2015

DAS UPGRADE 1 – Wunder, Würfel, Weltfestspiele

Filed under: Superhelden — Michael um 20:34

DAS UPGRADE 1 - Wunder, Würfel, WeltfestspieleEs war einmal … die DDR. Ronny Knäusel hatte ein ganz besonderes Talent, wie es in einem umzäunten Land von unschätzbarem Wert sein kann. In einem Moment ist er hier, im nächsten Moment ist er zu einem anderen Ort teleportiert. Außerhalb des erlaubten Bewegungsraumes. Außerhalb der DDR. Es ist ein Moment der stillen Freude. Vor einer Sekunde ist die Familie mit all ihren Habseligkeiten noch diesseits der Grenze, ein herzförmig aufstrahlendes Licht später finden sie sich jenseits der Grenze im Freistaat Bayern wieder. Ronny Knäusel, 1988 bereits 21 Jahre alt, lächelt in die Nacht hinein und geht anschließend hinter dem eisernen Vorhang wieder seiner Wege.

Anderswo. Vier Jahre später im Land der Freien. Ein Pizzabote hat ein merkwürdiges Erlebnis, nicht zum ersten Mal, aber er kann sich Gott sei Dank nicht mehr an die beiden ersten Male erinnern. Cosmo Shleym war dereinst ein Rock’n Roller, der sogar im Land der Unfreien auf den X. Weltfestspielen auftreten durfte. Doch Ereignisse aus jener Zeit vor fast 20 Jahren haben Spuren hinterlassen und eine Aufgabe, der er sich mit aller Kraft widmet. Da kommt der Pizzabote Jimi Jesus Jackson wieder einmal ungelegen. Hätte er doch auf seine Intuition gehört!

Das UPGRADE vermischt deutschdeutsche Geschichte (was für ein Begriff!) mit einer fantastisch humoristischen Science Fiction, die Freunden überdrehten Spaßes gefallen dürfte, solchen, denen vielleicht auch Monty Python gefällt oder die andere intelligente Comedy mögen. Die verschachtelte Erzählweise springt in den Jahren hin und her und Springt ist auch gleich das Stichwort, denn mit einem Sprung beginnt diese Geschichte nach einem kleinen Prolog, der sich bereits vor rund 4750 Jahren ereignet. Klingt merkwürdig, aber es ist gerade diese Erzähltechnik, die zunächst verwirrt, sich aber binnen kurzem auf das Klarste entwirrt und dem Leser so manches Aha-Erlebnis beschert.

Besagtes Aha-Erlebnis kommt mit wunderbar komischen Rückblicken auf ein vergangenes System daher, im Kleinen wie im Großen. Ronny Knäusel, die Hauptfigur, lernt der Leser sehr früh kennen, bevor seine Eltern ihn überhaupt gezeugt haben. Das ist wichtig, denn es führt zu einem dieser Aha-Erlebnisse, das der Leser aber erst bekommt, wenn er noch einmal ein paar Seiten zurückblättert. Der Clou soll natürlich nicht verraten werden, aber es ist wirklich eine Glanzidee. Sascha Wüstefelds Händchen für kuriose Gestalten, geradewegs aus einer Soap heraus karikiert oder auch von einer Boulevardtheaterbühne, offenbart sich in den Sequenzen jener vergangenen deutschdemokratischen Tage, in denen alsbald das (gewollte) Tohuwabohu ausbricht.

Als ich den Vater von Ronny Knäusel das erste Mal sah, musste ich sofort an das HB-Männchen denken. Und in der Tat sind die Figuren ein Entwurfkonsortium aus Klassisch, wie im Falle des Männleins, aus Modern im Sinne einer Kim Possible oder eines Super Dinosaur. Es hat zeitweise etwas von einem Entdeckerbuch, in dem sich zahlreiche Außenansichten und Innendesigns einer untergegangenen Epoche finden, ein wenig deutschdemokratisches Mad Men. Das ist so liebevoll und aufwändig gemacht, dass man sich für Ronny Knäusel im Laufe der Serie eine Rundumreise durch die ehemalige DDR wünscht, um möglichst viele dieser grafischen Kabinettstückchen zu entdecken. Die Fähigkeit zur schnellen Reise besitzt er schließlich.

Von der schnellen Skizze zur hochgradig perfekten Ausführung. Die Vereinigten Staaten mit ihrem Yo!-Alltag stehen im deutlichen Gegensatz zur 60er-Jahre-Klicki-Bunti-DDR. Aus nachgeahmter Popkultur wird moderner Dschungel in der Heimat der Tapferen. Die Jahrzehnte und der Kontinent haben sich geändert, an den Verrücktheiten ändert sich nichts. Es wird höchstens, auch optisch, ein wenig nerdiger samt eines riesigen Sendeturms, der an futuristische Vorstellungen vergangener Tage erinnert, wie etwa 2001, schön weiß, gestreckt, rocket-linke.

Ein schick-schräger Auftakt zu einer ungewöhnlichen Zeitreise in einem ungewöhnlichen Setting, sehr bunt, in sehr sauberem Design, mit eigenwilligen, tollen Einfällen und frischem Humor, der auf neue Ideen setzt. Klasse, so darf das weitergehen, 🙂

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Montag, 06. April 2015

SUPERMAN – Megaband 1

Filed under: Superhelden — Michael um 17:06

SUPERMAN - Megaband 1 - Neue AbenteuerTod umgibt Superman. Wenn nicht gerade die gewöhnlichsten und ungewöhnlichsten Kreaturen versuchen, ihm im wahrsten Sinne des Wortes ein Haar zu krümmen, versuchen andere seine Freunde zu töten, ihm Fallen zu stellen und finden es wieder schick, seine Retterqualitäten auf die Probe zu stellen. Da werden Menschen aufgefangen, Kugel abgefangen, Schläge eingesteckt und ausgeteilt und die unterschiedlichsten Arten von Superblicken eingesetzt. Echte Bedrohungen sind meist außerirdisch, denn von der Erde kann ihm kaum einer richtig gefährlich werden. Zu den Ausnahmen gehört Metallo, der Kryptonit im Kampf einsetzt. Superman flieht nicht oft, doch hier bleibt ihm keine andere Wahl.

Wie könnte Superman aussehen? Wie könnte er sich verhalten? Diverse Autoren und Zeichner haben sich an eine der berühmtesten Comic-Figuren der Welt herangewagt. Mit neuen Ideen, humorvoll, geheimnisvoll, ungewöhnlich, immer respektvoll. Mit optischen Finessen, alten Bekannten in neuen Gewändern. Und egal, was sie sich einfallen ließen, sie hatten immer nur eine Geschichte lang Zeit. Der Leser darf sich also auf einen prallen Megaband freuen, in dem zu einer etwas älteren Erzählweise zurückgefunden wurde. Ohne ellenlange Abenteuer, die das Leben einer Comic-Figur umkrempeln und sich vielleicht sogar über verschiedene Serien einer Figur erstrecken.

Durch die neuen Künstler erfindet sich auch die Figur Superman mitunter neu, ergeben sich neue Einblicke auf seine Entstehung oder finden sich neue Eindrücke. Mongul, Lex Luthor, Bizarro, Metallo, Brainiac, Darkseid, eine Art King Kong und Gorilla Grodd mischen aktiv mit. Ein paar dieser Begegnungen sind nicht nur besonders gut gelungen, sie fassen sozusagen auch ein jeweilig immer wiederkehrendes Motiv zusammen.

Wie töte ich Superman. Idee Nr. 78013. Für Lex Luthor ist es längst keine Frage mehr, ob er Superman tötet. Die Anschläge auf das Leben des Stählernen sind zu einem regelrechten Hobby verkommen. Lex Luthor, das Genie, der Wirtschaftsmagnat, der andere Unternehmer noch vor dem Frühstück fertig macht, hat sich in eine Aufgabe verbissen, die über die Jahre sein Selbstbewusstsein untergraben hat, weil ausgerechnet eine derart leichte Aufgabe nicht zu bewältigen scheint. Längst ist aus dieser Aufgabe ein Selbstläufer geworden. Und die beiden Männer, Superman und Lex Luthor, stehen in der Geschichte von Dan Abnett, Andy Lanning und Zeichner Wes Craig für die These, den Feind enger an sich zu binden als einen Freund.

Du glaubst nicht an Superman? In der von Tom DeFalco geschriebenen Geschichte, Die Leugner, zeichnet Pete Woods in Zeichentrickstilistik ein Abenteuer leicht abseits der Figur Superman. Wie muss ein solches Überwesen aus der Sicht des Normalbürgers aussehen? Bei jenen Menschen, die den Supermann nur aus Zeitungsartikeln und Fernsehberichten her kennen? Wäre er nicht gleichzusetzen mit irgendwelchen Verschwörungstheorien, die einem weismachen wollen, es gäbe außerirdisches Leben, das sich mit Cape und blauen Strumpfhosen inmitten der Menschheit bewegt? Es ist eine sehr humorvolle Herangehensweise, mit einem netten Clou am Schluss, fast schon, als habe hier eine Comic-Ikone wie Darwyn Cooke seine Finger im Spiel gehabt.

Dies sind zwei Beispiele für eine weniger ernsthafte Erzählung. Weitaus häufiger geht es handfest zur Sache. Marc Guggenheim gelingt das Kunststück Bekanntes und Geheimnisvolles miteinander zu vermischen. Er erweckt den seit langem explodierten Planeten Krypton zu neuem Leben. Besagtes Superman-Abenteuer, Tränen für Krypton, gehört zu den grafischen Höhepunkten. Zeichner Joe Bennett kreiert ebenso ein Design zwischen klassisch und bombastisch wie Pia Guerra, die der Leser hierzulande von Erfolgsserie Y – The Last Man her kennt. Wer es schafft, die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts atmosphärisch zu reaktivieren, ist Chris Weston mit der Geschichte Der Retter. Hier wird optisch in jene Tage zurückgesprungen, als George Reeves den Stählernen in einer mehrjährigen Fernsehserie verkörperte.

Die ewige Jugend eines Comic-Charakters. Der erste Megaband über Superman spricht in einer großen Bandbreite den Comic-Fan an. Einerseits können Nostalgiker auf ihre Kosten kommen, andererseits können auch ganz frische Interpretationen überzeugen, in modernem Strich ausgeführt und sicherlich nicht ganz kritiklos, aber immer respektvoll vor einer der langlebigsten Comic-Figuren aller Zeiten erzählt. 🙂

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Freitag, 03. April 2015

BATMAN – NO MAN’S LAND 1

Filed under: Comics im Hörspiel — Michael um 17:58

BATMAN - NO MAN'S LAND 1 - NiemandslandGotham City ist nach einem verheerenden Erdbeben ein Trümmerhaufen. Von Regierungsseite will man keinen Dollar in den Wiederaufbau stecken. Schlimmer noch: Die Brücken zur zerstörten Stadt sollen gesprengt werden. Nichts soll mehr hinein, keiner mehr hinaus. Nur noch ein paar Tapfere wollen in der Stadt bleiben, über sie wachen, bis eines Tages, so die Hoffnung, ein Umdenken bei den Offiziellen stattfindet und Gotham City wieder ein Teil der zivilisierten Welt wird. Doch könnte dieser Zeitpunkt kaum ferner liegen. Gefasst nehmen der einstige Commissioner Gordon und seine wenigen Getreuen den Untergang ihrer Stadt hin, haben sich aber dennoch entschlossen die Ruinen der düsteren Metropole nicht zu verlassen. Und sie sind nicht allein. In den Trümmern erheben sich die Freaks, die übelsten Gangster und beanspruchen die Macht über NO MAN’S LAND, denn Batman hat, so scheint es, aufgegeben und ist verschwunden.

Sie war einmal das Batgirl, nun ist sie Oracle. Sprecherin Merete Brettschneider übernimmt als Oracle die Rolle der Erzählerin. Seit des Anschlags auf ihr Leben hat das einstige Batgirl, Barbara Gordon mit bürgerlichem Namen, und Tochter von Commissioner Gordon eine neue Aufgabe gefunden. Sie überwacht die Ruinen von Gotham City und berichtet mit leidenschaftlicher Kälte von den Geschehnissen, in denen ein Batman sich sehr stark in den Hintergrund zurückgezogen hat. Sascha Rotermund meldet sich als Batman gewohnt düster zu Wort und weist Huntress, gesprochen von Simona Pahl, zurecht.

NO MAN’S LAND stellt im Batman-Universum einen gehörigen Einschnitt dar, entkernt es doch die Superhelden-Mär um den Dunklen Ritter auf das Wesentliche: Gut gegen Böse. Aber wie aus der Konfrontation zwischen Huntress und Batman deutlich wird, ist die Wahl der Mittel Ansichtssache. Huntress hat keine Probleme, ihre Ziele über die Klinge springen zu lassen, ein Umstand, gegen den sich Batman bislang erfolgreich wehrte, obwohl es ihm beizeiten manches erleichtert und noch mehr Untaten verhindert hätte.

Atmosphäre gewinnt. Neben stimmlich sehr bekannten Sprechern weiß die Atmosphäre, die grundlegende Stimmung hinter den Szenen zu begeistern. Es ist wie der Blick über die Schulter der Akteure, wie es zum Beispiel in einem Kinofilm der Fall wäre. Commissioner Gordon, sehr altersweise gesprochen von Reent Reins (die deutsche Stimme von Don Johnson) beobachtet die Zerstörung der Brücken rund um Gotham City, bespricht sich sehr derweil mit seinen wenigen noch verbliebenen Kameraden. Die Stimmung ist apokalyptisch, zusätzlich durch die durchweg tollen Musikeffekte befeuert.

Bis ins Kleinste Top besetzt und mit eindrucksvollen Sprecherleistungen abgeliefert. Da darf der Hörer Dr. Nybakken von Norbert Langer gesprochen hören und wird in ihm den langjährigen Sprecher von Tom Selleck wiedererkennen. Aber auch Sprecher, deren Stimme im Ohr ist, deren Name aber noch nicht so sehr ins Bewusstsein der Fan-Gemeinde gerückt ist, setzen sich hier in ein hervorragendes Bild. Christian Rudolf spielt sich stimmlich in die vorderste Riege der Joker-Darsteller. Grusel-Fans konnten ihn bereits als Stimme von Charles Gunn in Angel kennen lernen. Hier, als Joker kann er richtig loslegen. Im Gegensatz zu den Schauspielern, die mit körperlichem Einsatz auf der Leinwand präsent sind, kann Christian Rudolf sich vollends auf die Stimme konzentrieren. Er passt so perfekt auf den langgesichtigen, dürren Clown, insbesondere auf die brutalere Variante, die spätestens seit der Erzählung von Alan Moore, der den Joker auf Barbara Gordon schießen ließ und so in den Rollstuhl beförderte, wo sie zu Oracle wurde, erst so richtig Fahrt aufnahm.

Der erste Teil von NO MAN’S LAND ist eine Einleitung, die den Boden für den dunklen Ritter ebnet. Sie dürfte zu den finstersten Episoden zählen, denn noch nie war Gotham City derart kaputt und verlassen wie hier. Die Umsetzung als Auftakt der neuen Hörspielstaffel ist atmosphärisch dicht und perfekt gespielt, dank einer Vielzahl von Sprechern, die ihren Auftritt in einer Comic-Umgebung zu genießen scheinen. Als Batman-Fan kann ich nur sagen: Sehr schön. 🙂

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