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Comic Blog


Dienstag, 24. März 2009

Marvel Monster Edition 30 – Secret Invasion

Filed under: Superhelden — Michael um 14:20

Marvel Monster Edition 30 - Secret InvasionTief im All setzt Nova seine Reise fort. Ständig auf der Suche nach Notrufen und Problemen, bei denen er helfen kann, erhält er eine furchtbare Nachricht: Galactus will an einer bewohnten Welt seinen Hunger stillen. Richard Rider alias Nova besitzt große Macht, doch gegen einen Galactus ist er hilflos. Selbst gegen dessen Herold, den Silver Surfer, kann er nicht bestehen. So bleibt für Nova nur noch eine einzige Möglichkeit übrig. Er muss bei der Evakuierung des Planeten helfen. Es bleiben nur wenig Zeit. In einigen Stunden wird der Planet zerstört und ausgebrannt sein. Doch sehr bald muss Nova feststellen, dass es mit einer Hilfsaktion nicht getan ist. Ein irrer Mörder nutzt die letzten Stunden des Planeten, um ungestraft töten zu können.

Die Wächter der Galaxie haben ganz andere Probleme. Eine Religionsgemeinschaft, die sich selbst Kirche der Wahrheit nennt, verbreitet ihre Lehre mit Feuer und Schwert. Leider beziehen die Kardinäle der Kirche der Wahrheit ihre Macht aus den zahllosen Gläubigen, so dass sie für das kleine Team nur mit Mühe zu schlagen sind. Viel früher als gedacht, müssen die Mitglieder der kleinen Gemeinschaft in einer Dyson Sphäre um das nackte Überleben kämpfen und dabei zu sämtlichen Tricks greifen, derer sie fähig sind.

Ms. Marvel hat die Probleme gleich vor der Haustür. Die Skrulls haben die Gesellschaft unterwandert. Mehr noch: Ein Skrull kopiert sie! Hat sie nicht schon genug damit zu tun, ihre Leute anzuleiten, ja, auch zu beschützen, muss sie außerdem beweisen, dass sie echt ist und nicht die andere.

Und Hercules? Auch die verschiedenen Götter haben bereits von der Invasion der Skrulls erfahren. Aber was sollen sie machen? Direkt eingreifen in den Kampf der Menschen gegen die außerirdischen Invasoren? Oder das Übel an der Wurzel packen? Irdische Götter aus unterschiedlichen mythologischen Hintergründen bilden eine schlagkräftige Gruppe und brechen auf in das Götterreich der Skrulls. Die Lösung ist einfach: Schlagt der Schlange den Kopf ab.

An allen Fronten finden innerhalb des Marvel-Universums Umwälzungen statt. Die Skrulls lassen ihre Masken fallen. Ein Satz wird geradezu zum Zündfunken: Er liebt dich … In den ersten Geschichten wird der Leser den Einfluss der Skrulls auf das Geschehen vermissen, denn weder Nova noch die Wächter der Galaxie sehen sich dieser Gefahr ausgesetzt. Im Gegenteil: Diese Gefahren scheinen noch größer zu sein. Andererseits sind diese Handlungen recht ausgeklügelt. Die Idee um einen Mörder, der sich im Chaos und am Chaos des Untergangs schadlos hält, ist sehr gut ausgedacht und umgesetzt. Dass sich dieser Mörder auch noch unter der Nase von Galactus versteckt hält, gibt der Geschichte die besondere Würze.

Wer als SciFi-Fan den Handlungsauftakt zu den Wächtern der Galaxie liest, wird sich sofort heimisch fühlen. Eine Spur Perry Rhodan und eine Prise Warhammer 40.000 mit Superhelden als Beilage bringt richtigen (ungewohnten) Schwung in das Marvel-Universum und man (also ich) fragt sich unwillkürlich: Warum hat Marvel diesen Schritt nicht schon früher in dieser Form gewagt? Denn ausgerechnet diese unerwartete Geschichte, die auch einen Hauch Fantasy mitbringt und aus dem so häufig starren Marvel-Korsett ausbricht, ist eine in jeder Hinsicht absolut positive Überraschung.

Überraschungen setzt es auch bei Ms. Marvel. Skrull-Mischungen kennt der Leser des Marvel-Universums schon aus alten Tagen. Ein Beispiel ist der Super-Skrull. Eine Mixtur aus Colossus und Nightcrawler ist da schon außergewöhnlicher, auch sehenswert. Überhaupt muss sich keine einzige Episode in diesem band hinter einer anderen verstecken. Sicherlich gibt es Zeichner oder Grafiken, die ein jeder Fan besonders bevorzugt, aber hier sind ausnahmslos Künstler versammelt (auch Inker und Koloristen), die ihr Handwerk über die Maßen verstehen.

Wellington Alves zeichnet das Nova-Abenteuer. Dank einer glasklaren und leuchtenden Farbgebung ist daraus ein richtiger Augenschmaus geworden. Galactus sah selten so gut aus. Tolle Weltraumszenen, wunderbare Aliens und eine Menge optischer Action runden das Abenteuer ab. Dan Abnett war außerdem als Co-Autor der Geschichte tätig. (SciFi-Fans wird Abnett von Warhammer her ein Begriff sein.)

Paul Pelletier verleiht den Wächtern der Galaxie ihre Gesichter und schickt sie auf eine grafische Reise, die so aussieht, als sei Pelletier bei Alan Davis in die Lehre gegangen. Pelletier zeichnete sich bereits quer durch das Marvel-Universum und konnte mit der Crossgen-Serie Negation eine tolle Arbeit im Genre Space Opera abliefern. Obwohl seine Arbeiten grundsätzlich einen guten Eindruck hinterlassen, scheint sich hier ein Gebiet herauszukristallisieren, das ihm besonders gut zu liegen scheint.

Abschließend sei noch Rafa Sandoval erwähnt, der Zeichner von Hercules. Sandoval arbeitet deutlich feiner als seine Kollegen, beinahe wie unter der Lupe gezeichnet, doch der Eindruck ist außerordentlich kraftvoll und realistisch. Ein mythologischer Augenschmaus, bei dem in Sachen Tusche und Farben nichts dem Zufall überlassen wird. Die in feinen Brauntönen gehaltenen Rückblicke und die imposante Gestalt von Hercules machen Lust auf ein komplettes Sagenabenteuer.

Hammerunterhaltung vom Feinsten. Hier dürfte für jeden etwas dabei sein. Mythologie- und SciFi-Fans werden diesmal besonders verwöhnt. Grafisch außergewöhnlich gut. Dichte Erzählungen garantieren einen längeren (und wiederholbaren) Lesespaß. 🙂

Freitag, 20. März 2009

Batman 26

Filed under: Superhelden — Michael um 15:02

Batman 26 R.I.PEin normaler Abend in Gotham City. Nightwing und Robin haben ihren ersten Verbecher dieser Nacht verprügelt. Bruce Wayne vergnügt sich bei einem Rendezvous. Allerdings währt der Spaß nicht lange. Jezebel, die Erwählte des Abends, möchte ihre Beziehung zu Bruce gerne auf eine andere Stufe stellen. Jezebel weiß nicht, was sie sich da wünscht. Schon andere Frauen vor ihr haben diese Erfahrung gemacht und keine hat besonders viel davon gehabt. Lange kann sich Bruce nicht mit dem Thema befassen.

Ein feines Restaurant war schon häufig Anziehungspunkt für dubiose Gestalten, die sich einen ungesetzlichen Heller nebenher verdienen wollten. Plötzlich steckt der unmaskierte Mitternachtsdetektiv mitten in einem Überfall. Ein Pech für die Gangster: Denn Bruce scheint seine Geduld verloren zu haben. Dabei fing alles vergleichsweise harmlos an. Ein Mann, der sich selber den Namen Green Vulture gab (diesen jedoch nicht sonderlich mag), wollte nur geschlagen werden.

Da ist er also, der Anfang vom Ende. Batman sollte bereits mehrmals zu Grabe getragen werden, aber er lebt immer noch. Batman R.I.P. wurde jenseits des großen Teiches mit einem Trommelwirbel angekündigt. Autor Grant Morrison springt in die Geschichte, mitten hinein, wie man so schön sagt. So steht am Beginn direkt die … Es wäre zuviel gesagt, dies jetzt zu verraten, eine Überraschung ist es allemal. Auch die Inszenierung ist gelungen. Jezebel, der Freundin von Bruce Wayne, kommt hier eine wichtige Rolle zu. Interessant ist, dass sie zwar erschrickt, aber doch sehr gefasst bleibt.

Am wirklichen Beginn steht Black Glove, nach der Schwarzen Hand, einem gerne genommenen Namen für eine Verbrecherorganisation nun also der Schwarze Handschuh. An der Spitze einer illustren Truppe steht Doktor Hurt, als Figur noch der normalste dieser Gesellschaft. Morrison installiert diese merkwürdige Gruppe beinahe hinter vorgehaltener Hand (man verzeihe mir dieses Wortspiel), wie etwas, das bald zuschlagen wird. Nur vermag der Leser zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht zu sagen, wann, wie oder warum.

Das Verhältnis innerhalb der Gruppe um Batsie ist gespannt. Batmans leiblicher Sohn wird älter und er beginnt ähnliche Qualitäten zu entwickeln wie seine Mutter: Talia, Tochter von Ra’s al Ghul. Der aktuelle Robin, ein Adoptivsohn von Bruce Wayne, ist nicht begeistert über diese Verwandtschaft. Nacht für Nacht bekämpft er solche Menschen. Jetzt muss er feststellen, dass man sich seine Verwandtschaft tatsächlich nicht aussuchen kann. Als Leser möchte man behaupten, dass Morrison diese Situation geradezu süffisant schildert.

Ryan Benjamin gehört als Zeichner zur Jim-Lee-Fraktion. Er arbeitet mit einem leichten Strich und überhöhtem Realismus. In einigen Szenen ist deutlich erkennbar, wie sehr er sich in gruselige Szenen hineinzuarbeiten versteht. Wenn Bruce Wayne die Kontrolle verliert oder der Joker sich in seinem Gefängnis in furchtbaren Tagträumen ergeht, ist die Wirkung fesselnd. Wie nah sich Benjamin und Lee stilistisch stehen, wird durch eine Szene mit dem Batmobil klar. Das neue Fahrzeug, genauer sein erster Auftritt hier, kann als Hommage an All Star Batman verstanden werden, einer Geschichte, illustriert von Jim Lee, in der mit ähnlichen Szenen des Batmobils nicht gegeizt wird.

Bruce Wayne am Rande des Nervenzusammenbruchs: Nicht zum ersten Mal, wahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal. Ein gutes Team startet eine neue Handlungslinie zur Vernichtung des dunklen Ritters. Gut (und unvorhersehbar) erzählt, sehr gut gezeichnet, solide Batsie-Kost! 🙂

Donnerstag, 19. März 2009

Secret Invasion 1

Filed under: Superhelden — Michael um 17:00

Secret Invasion 1Elektra war ein Skrull. Wie lange schon? Tony Stark, Reed Richards und Henry Pym, die ungewöhnliche Erfahrungen gewöhnt sind, können ihr Erstaunen nicht verbergen. Das ist erst der Anfang. Diese Erkenntnis hängt wie ein Damokles-Schwert über den Helden. Und richtig: Genau zu diesem Zeitpunkt bricht ein Raumschiff in die Atmosphäre der Erde ein. Es stürzt unkontrolliert ab. Sein Ziel: Das wilde Land. Die Rächer machen sich sogleich auf den Weg. Und auch jene, die den neuen Regeln für Superhelden entsagt haben, machen sich auf den Weg.

Die beiden Spitzen des Teams für Secret Invasion sind im Marvel-Universum allseits bekannt. Der Autor, Brian Michael Bendis, konnte durch diverse Veröffentlichungen im Ultimativen Marvel-Universum auf sich aufmerksam machen. Besonders ragen hier Spider-Man und X-Men heraus. Im normalen Marvel-Universum bestachen besonders Moon Knight und das House of M. Leinil Francis Yu hingegen hat sich als Zeichner für Events in den letzten Jahren etablieren können. Superman: Birthright wie auch einige gewichtige Ausgaben der X-Men hat der Comic-Fan Yu zu verdanken.

Yu arbeitet sehr exakt. Seine Kompositionen sind stets sehr eckig, kantig, aber in ihrem Gesamteindruck auch zerbrechlich. Er zeichnet gerne komplexe Strukturen mit einer Kombination aus vielen kleinen Strichen. So wirken seine Zeichnungen stets sehr konstruiert, wenig spontan. Aber Yu ist auch immer auf Übersichtlichkeit bedacht. Er begeht nicht den Fehler, sich in Details zu verirren. So entsteht für den Leser eine äußerst leicht zu lesende, fast filmisch zu absolvierende Seitenaufteilung.

Bendis beschert seinem Zeichner entsprechend filmreife Ideen. Die Secret Invasion bezeichnet die schleichende Machtübernahme durch das Volk der Skrulls. Dieses Volk mit seinen gestaltwandlerischen Fähigkeiten hat sich viele Positionen und Identitäten erobert, die der Leser nicht vorhersehen konnte. Für Marvel bietet sich so die Gelegenheit, eine ganze Reihe von Ereignissen zu erklären, nicht zuletzt den vermeintlichen Tod von Captain America. (Verbunden mit der Gelegenheit, den Captain wieder ins Leben zurückzurufen.) Doch vorher stehen die Überraschungen. Alleine in dieser Ausgabe werden einige Skrulls ihre Undercover-Tätigkeit auf- und sich zu erkennen geben.

Es stellt sich natürlich die Frage, wie es den Skrulls gelingen konnte in einige Schlüsselpositionen zu gelangen, ohne dass es von ihrem Umfeld bemerkt werden konnte. Diese Frage stellen sich alsbald auch die Helden. Ein wichtiger Gesichtspunkt ist hierbei, dass sie nicht mehr auf herkömmliche Weise enttarnt werden können. Ein Thema, das in dieser Ausgabe noch für ziemlichen Schrecken sorgt. Und nicht nur das. Eine Begegnung sorgt für derart viel Verwirrung, so dass nicht nur den Helden sehr bald der Durchblick fehlt.

Bendis erzählt mit Genuss. Man kann sich förmlich vorstellen, wie er am Schreibtisch saß und mit Spaß und Grimm die Einzelteile der Handlung verschachtelte und jeden einzelnen Wende- und Höhepunkt sorgfältig einsetzte. Yu seinerseits erhält dadurch einzigartige Szenen, die es vorher nicht zu bestaunen gab.

Ein geheimer Kampf gegen Außerirdische geht in seine finale Runde. Die Skrulls machen den Helden wieder einmal das Leben schwer, aber anscheinend war es bisher nicht schwer genug. Denn Brian Michael Bendis hat sich viele fiese Szenen einfallen lassen, die selbst den belesenen Marvel-Veteranen das Staunen lehren. Ein spannender Auftakt, der nach mehr verlangt. 🙂

Links:
www.jinxworld.com (Brian Michael Bendis)
kwanchang.com (Leinil Francis Yu)

Mittwoch, 11. März 2009

IRON MAN 1 – Die fünf Albträume

Filed under: Superhelden — Michael um 17:15

IRON MAN 1 - Die fünf AlbträumeTabora in Tansania. Es ist eine kleine Stadt. Sie ist ihren Bewohnern eine Heimat, aber sie ist nichts besonderes. An dem Tag, als die drei Attentäter ihren Wagen mitten unter den Passanten anhalten und sich in die Luft sprengen, ändert sich das. Iron Man befindet sich zu diesem Zeitpunkt im All und repariert eine Raumstation. Wieder auf dem Boden hofft er als Tony Stark auf einige Momente der Entspannung, aber er sieht sich getäuscht. Das Attentat hat wegen seiner Sprengkraft nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die verwendete Technik ist verdächtig. SHIELD schaltet sich ein.

Unterdessen spricht Ezekiel Stane bei dem Vorstand von Jones-Reynolds-Jones vor. Zwar hat er keine Waffe dabei, gefährlich ist er dennoch. Stane braucht keine Waffe. Der junge Mann hat inzwischen derart viele Modifikationen an seinem eigenen Körper vorgenommen, dass sein Körper zur Waffe geworden ist. Für ihn gibt es nur ein Ziel: Er möchte ein verbesserter Iron Man werden, eine Art Iron Man 2.0.

Nach dem Erfolg des Kinofilms um den Industriellen Tony Stark und seinen Werdegang zu einem der bekanntesten Superhelden des Marvel-Universums kehrt der Eiserne nun auch mit einer neuen Comic-Serie zurück. Tony Stark ist hier Direktor von SHIELD und er ist IRON MAN. Ein Posten wäre schon aufreibend genug, beide gehen an die Substanz. Tony würde gerne Teile seines Playboy-Lebens zurückholen, allein die Zeit ist viel zu knapp dafür.

Matt Fraction, ein junger Wilder im Comic-Gewerbe, sozusagen ein Shooting Star unter den Comic-Autoren, hat sich mit diversen Publikationen einen Namen gemacht. Neben IRON MAN schrieb er auch für X-Men, Spider-Man oder Punisher. Mit einigen One Shots für Thor fiel er besonders auf. Nun widmet er sich IRON MAN und verdammt ihn prompt zum alten Eisen. Die Technik geht weiter, evolutionär könnte man sagen. Der Sohn seines alten Feindes Obadiah Stane, Ezekiel (sehr prophetisch), macht sich Tonys Technik zunutze und verbessert sie. Zwar hat Tony seit der Entstehung seines Alter Egos IRON MAN selbst viele Verbesserungen erfahren, aber nie waren sie derart drastisch, wie es sein neuer Feind anstrebt.

Fraction holt außerdem Terroristen wieder als Gegner hervor. Jüngst nach dem 11. September 2001 wurden sie stark im Marvel-Universum thematisiert. Der Anschlag selber fand Erwähnung, aber z.B. auch Captain America trat Attentätern auf verschiedene Weise entgegen. Der Civil War griff die Thematik von terroristischen Anschlägen ebenfalls auf, immerhin kostete ein Anschlag sogar Cap das Leben. IRON MAN nennt sie Genozid Guerillas, hauptsächlich Männer, die zu lebenden Bomben werden.

Ein Paradebeispiel dieses Szenarios, gezeichnet von einem der Ausnahmekünstler im Comic-Gewerbe: Salvador Larroca, findet in Manila auf den Philippinen statt. Larroca weiß ohnehin, wie ein realistisches Bild zu Papier zu bringen ist. Die Farbgebung allerdings macht das Szenario, das nicht nur spannend ist, zunehmend gruseliger. Die Attentäter beginnen zu glühen, bevor sie explodieren. Ihr Skelett scheint durch die Haut. Die Farbgebung ist sehr fein und weitestgehend ohne erkennbare Abstufungen aufgetragen. Einziger Nachteil ist die manchmal metallisch schimmernde Hautfarbe der Menschen, die stellenweise auch etwas zu dunkel angelegt ist. Aber das ist angesichts der tollen grafischen Eindrücke nur Korinthenkackerei.

Spannung und Drama (arme Pepper) werden hier perfekt von Matt Fraktion und Salvador Larroca verschürt und serviert. Ob die Terroristenthematik ins Superhelden-Genre passt, muss jeder Leser für sich selber entscheiden. Rein optisch ist dieser Serienauftakt eines der Zückerchen der letzten Zeit. 🙂

Freitag, 27. Februar 2009

Fantastic Four 1 – Einzigartig

Filed under: Superhelden — Michael um 16:28

Fantastic Four 1 - EinzigartigDie Erde steht kurz vor ihrem Untergang. Derlei Unkenrufe sind keine Neuigkeit. Allerdings haben die Forschungen von Alyssa Castle, einer ehemaligen Freundin von Reed Richards, ergeben, dass die Welt höchstens noch zehn Jahre Zeit hat. An eine Rettung wird gar nicht erst gedacht. Im Gegenteil, die Menschen sollen in eine neue, eine bessere Welt geführt werden. Eine Welt, die unter Kontrolle ist. Die Einheit der Fantastischen Vier ist unterdessen etwas gefährdet. Johnny weiß nicht so recht, was er will. Neuerdings steht eine Karriere als Rockstar auf dem Programm. Sue plant eine Superheldinnengruppe. Reed ist sowieso mit dem Kopf in den Wolken – oder einer anderen Dimension. Einzig Ben scheint auf dem Boden der Tatsachen geblieben zu sein.

Da das Familienleben und die Ehe von Reed und Sue momentan auf wackeligen Füßen stehen, kommt der Besuch von einer Ex von Reed im falschesten Augenblick. Aber die Probleme, die nun auftauchen, schmieden die Superheldenfamilie schlechthin auch wieder zusammen, denn Erde 2, so der Name der Zuflucht der Menschheit, ist alles andere als perfekt. Cap, der als Überpolizist geplant war, schafft den Übergang zur echten Erde. Und er beginnt sofort mit der Erfüllung seiner Aufgabe: Abschaffung aller Waffen – und ihrer Träger.

Mark Millar und Bryan Hitch, das Traumduo der Ultimativen, hat eine weitere Reihe unter seine Fittiche genommen, die königliche Familie der Superhelden: die Fantastischen Vier. Na, gut, sie nennen sich jetzt auch auf dem deutschen Markt die Fantastic Four. Es mag als Logo besser aussehen, der Klang hingegen ist nicht besser. Sei’s drum, Hauptsache Millar und Hitch sind dabei. Damit ist das Ultimative auch im Normalen angekommen. Oder sollte man sagen das Superlative?

Superlativ waren die Fantastischen Vier schon immer. Sie haben neues Terrain erschlossen und sich mit Gegnern angelegt, die ziemlich viele andere Superhelden in einen Sack gesteckt hätten. Galactus ist ein gutes Stichwort in dieser Hinsicht. Mark Millar nimmt den Leser mit auf die Reise auf eine nachgebaute Erde im Maßstab 1:1 – samt Mond. Wer bisher glaubte, der Todesstern sei in Sachen Größe das Maß aller Dinge, sieht sich ziemlich getäuscht. Bryan Hitch, der im Ultimativen Universum schon viele herausfordernde Aufgaben hatte, erhält hier eine Spielwiese der besonderen Art. Denn die Nachbauten orientieren sich nicht nur an den natürlichen Oberflächen, sie bauen und bilden schlichtweg alles nach. Und das schließt sämtliche Gebäude mit ein.

Die wissenschaftliche Komponente der Fantastischen Vier ist eine Seite der Medaille. Hier wurde schon immer gerne mit besonders großen Bauklötzen hantiert. Die Action ist die andere Seite. Jetzt geht’s rund, der Kampfruf von Ben Grimm ist keine Übertreibung, ganz im Gegenteil. So bildet denn die Unterschiedlichkeit der Charaktere der Fantastischen Vier eine Voraussetzung für haarsträubende Bilder, bei denen selbst einem in Sachen Action verwöhnten Leser das Wasser im sprichwörtlichen Munde zusammenläuft.

Johnny Storm, immer mit dem Herzen bei den Frauen, schlägt sich zuerst mit einer Diebin, dann liebt er sie. Ersteres geht im großen Stil vonstatten. Der erste Auftritt der F4 auf der Brücke im ersten Kinofilm war vergleichsweise lahm choreographiert. Nun gut, Mark Millar muss in Sachen Kosten auch keinerlei Rücksichten nehmen. Hitch muss es nur zeichnen können. Diese Aufgabe löst der Künstler bravourös. Und noch mehr, denn mit Cap, einem überdimensionalen Roboter mit Captain America-Design, hat er einen Koloss zu animieren, der einen zeitgleichen Angriff von 40 ausgesuchten Helden locker wegsteckt. Da hilft – wie könnte es anders sein – schließlich eine Erfindung von Reed Richards.

Auf Humor können die Fantastischen Vier nie ganz verzichten. Dieses Element gehört einfach dazu, wird von Millar aber sparsam eingesetzt. Reeds Vortrag vor einer Schulklasse ist eines dieser Beispiele. Andererseits ist es aber auch Vorbereitung zum Auftritt eines neuen Giganten, des Anti-Galactus. Optimus Prime und Megatron, zieht euch warm an, denn dieser Anti-Galactus kann euch bequem über die Köpfe streicheln. Am Design dieses Kampfroboters konnte sich Hitch richtig austoben und es ist zweifelsfrei eine Augenweide geworden.

Ein schöner, in sich abgeschlossener Neustart in einer Top grafischen Gestaltung, die der Leser bei diesen Superhelden auch erwarten darf. Millar und Hitch könnten aus den Fantastic Four etwas besonderes machen. Der Anfang dafür ist gemacht.

Sonntag, 15. Februar 2009

All Star Superman 6

Filed under: Superhelden — Michael um 20:05

All Star Superman 6Ganz in weiß, angetan mit einem Schutzhelm und einer kleinen Kompanie Superman-Roboter hinterdrein, rückt der Stählerne zu einem seiner finalen Kämpfe aus. Im All wartet der Feind mit tödlichen roten Sonnenstrahlen. Der Kampf ist hart, die Verluste unter den Robotern hoch. Aber Superman gibt nicht auf, obwohl sogar ein liebgewonnener Freund die Gegenwehr mit Leben bezahlen muss. Es bleibt keine zeit zur Trauer, denn am Boden wartet schon der nächste Feind: Lex Luthor.

Superman ist tot. Es lebe Superman. Nach all den verschiedenen alternativen Erzählungen zu bestehenden Superhelden oder zu ganzen Comic-Universen dürfte die sechsteilige All Star Superman-Saga zu den eigenständigsten gehören. In sich geschlossen bietet die kleine Reihe viel Neues und kreiert den Stählernen auf eine vielschichtige Art neu. Bereits sehr früh wurde das Schicksal Supermans festgelegt: Tod. Unabwendbar, unheilbar. Aber es blieb genügend Zeit, um den Nachlass zu regeln und Abschied zu nehmen.

Grant Morrison beschritt dazu sehr eigenwillige Wege. Einerseits griff er alte Bestandteile auf und krempelte sie auf eine beinahe wahnwitzige Weise um – mit der Betonung auf witzig – andererseits setzte er neue Akzente, so dass sich unumwunden behaupten lässt, dieser Superman ist Morrisons Superman.

Unverzichtbar in allen Superman-Alternativen ist Lex Luthor. Auch Morrison kommt nicht ohne ihn aus, entwirft ihn aber deutlich psychopathischer als in manch anderer Episode. Beziehen wir uns nur auf den Luthor in dieser letzten Folge, dürfte der Einsteiger sich an einen Horror-Thriller erinnert fühlen. Lex Luthor landet auf dem elektrischen Stuhl, hat die Wahl eines letzten Drinks, verwünscht den Priester, wird hingerichtet, stirbt aber nicht, sondern lacht die Anwesenden aus, bevor er sich befreit und sie eigenhändig tötet.

Als würde ein menschlicher Psychopath nicht ausreichen, muss Superman auch noch gegen Solaris antreten, eine hochentwickelte Maschine in Form einer roten Sonne. Dieser Kampf wie auch jener gegen Lex Luthor werden von Morrison als präzise geführte Schläge beschrieben, die letztlich doch in eine emotionale Endphase münden. Superman erfüllt seinen Job, aber Begeisterung ist nicht mehr dabei. Supermans Körper läuft sozusagen nur noch auf Reserve, sein Leben befindet sich in der Verlängerung. Für Morrison gibt es auch im letzten Akt des Comic-Dramas kein Umdenken mehr. Superman sollte sterben – und er stirbt.

Sicherlich könnte jeder halbwegs versierte Comic-Autor das Schiff auch wieder aus dem Hafen bringen. Ein entsprechender Mut machender Epilog existiert, doch eine Fortsetzung wäre mit Superman nicht denkbar. – Ohne Superman schon. Man darf sich überraschen lassen, ob ein solches Experiment einmal gewagt werden wird. Denn schließlich traf Superman zukünftige Varianten seiner selbst.

Mit dem Ende dieser kleinen Reihe muss sich der Leser auch von Frank Quitely verabschieden. Einfach, einfacher, Quitely, auch eine Spur Moebius, ganz wie man will. Quitely frönt regelrecht einer Vereinfachung. Dazu haben seine Bilder weiterhin einen wahnsinnig zerbrechlichen Charakter. Es gibt den einen oder anderen Schattierungsstrich und die Knitterfalte, doch in der Hauptsache kommt Quitely ohne umständliches Drumherumgekrackel aus.

Jamie Grant, der dritte Künstler im Bunde, hat einen maßgeblichen Anteil am Erfolg der Optik. Getuscht wurde hier von ihm rein digital. Obendrein ist er für die Kolorierung verantwortlich. Er nutzt einen Quitely-Trick, denn Quitely besitzt den Mut zur Lücke, indem er auf überflüssige Ausstattung verzichtet und seinen Figuren viel Platz lässt. Grant greift diese Lücken auf, gibt ihnen eine samtweiche, aber auch stets leicht körnige Farbgebung, so dass selbst auf der einfarbigsten Großfläche Unregelmäßigkeiten zu finden sind. So wird der erste Eindruck von Schlichtheit durchbrochen und weicht einer schönen Plastizität der Bilder.

Grafisch gnadenlos toll, fast schon zu schön für eine Heft-Comic-Reihe. Ein würdiger, fein strukturierter, aber auch trauriger Abschluss des Sechsteilers (in den USA 12 Ausgaben). Perfekte Superhelden-Unterhaltung. 🙂

Sonntag, 08. Februar 2009

Spider-Man – Mit großer Kraft …

Filed under: Superhelden — Michael um 20:04

Spider-Man - Mit großer Kraft ...Spider-Man ist der Star im Ring. Keiner der anderen Wrestler kann ihm das Wasser reichen. Der junge Peter Parker glaubt nicht, dass es noch besser werden kann. Er hat Geld und Anerkennung. Das Publikum liebt ihn. – Aber das war nicht immer so. Es gab eine Zeit, da war Peter Parker, der Junge hinter der roten Maske mit der dunklen Augenumrandung einer der größten Verlierer seiner Schule. Immer musste er als Prügelknabe herhalten. Besonders Flash Thompson machte ihm das Leben schwer. Bis die Spinne kam. Dann änderte sich alles. Beinahe jedenfalls.

Peter Parker genoss seine neuen Fähigkeiten, aber er hängte sie nicht an die große Glocke. Es genügte zuerst, Flash aus dem Weg gehen zu können. Doch dann wollte Peter mehr. Er wollte das, was alle Jungs seines Alters wollen. Ein vorzeigbares Auto, um Mädchen zu beeindrucken. Und natürlich, um sie abzuschleppen. Ein Kampf mit einem Wrestler versprach ein Preisgeld, das die Lösung seiner Probleme sein konnte. So rutschte Peter in ein Milieu hinein, von dem er vorher nicht einmal geträumt hatte. Schlimmer noch, plötzlich hatte er auf eine gewisse Art mit dem organisierten Verbrechen zu tun.

David Lapham unternimmt den Versuch einer Neuerzählung. Was wäre wenn ist seit längerem ein beliebtes Mittel, um bestehenden Szenarien oder Figuren einen neuen ungewohnten Anstrich zu verpassen. Superman – Birthright war ein derartiger Versuch, das Ultimative Universum ist ein weiterer, noch umfangreicherer Schritt in diese Richtung. Diese Spider-Man-Variante löst sich von allen Richtungen, in die inzwischen erzählt wird – und die aus Lesersicht mittlerweile sehr unübersichtlich geworden sind – und beginnt ganz einfach von vorne. David Lapham verfolgt eine ganz einfache Frage: Hätte Peter Parker Geschmack am Wrestling gefunden, was hätte aus ihm werden können?

Wirft man einen Blick auf den Auftakt der Geschichte, ist die Antwort einfach: Ein ziemlich arroganter, eingebildeter junger Schnösel, der sich von einer ältlichen Frau bequatschen lässt, weil er mehr Augen für ihr Décolleté hat, als Ohren für ihre Worte.

Das Leben ist nicht toll. Nein, kein Zuckerschlecken. Aber es wird besser. Es wird immer besser.

Die Erfolge, die Lapham seinem jungen Helden angedeihen lässt, sind ihm aus den Rückblenden her zu gönnen. Sehr schnell ist man als Leser allerdings hin und her gerissen, denn die berühmten Worte von Onkel Ben (Aus großer Kraft …) führen bei Peter zu keiner großen Verantwortung. Dennoch – oder vielleicht genau deswegen – schießt sich der Daily Bugle auf Spider-Man ein. Ein Mensch mit derartigen Fähigkeiten kann nicht einfach nur ein Wrestler sein. Die Wende kommt durch ein einschneidendes Erlebnis mit den Fantastischen Vier, genauer dem Ding alias Ben Grimm. Erst dann beginnt sehr langsam aus Peter das zu werden, was der Leser auch aus anderen Universen her kennt. Aber leicht macht es Lapham seinem deshalb noch lange nicht.

Tony Harris, den Zeichner, kennen eingefleischte Comic-Fans vielleicht von seinen Arbeiten aus der Serie Ex Machina. Dort hat er durch seinen sehr realistischen und gleichzeitig verspielten Zeichenstil beeindruckt. Zu Beginn muss Harris seinen Schützling durch zwei Welten, durch ein Doppelleben führen. An der Schule ist er der schmale Junge. Wer sich die Optik betrachtet und Film-Fan ist, wird vielleicht eine gewisse Parallele zu George McFly und Biff Tannen festellen. Peter Parker und Flash Thompson geben hier ein ähnliches Bild ab. Der Vergleich mit den 50er Jahren wird umso deutlicher, wenn eine ganz bestimmte Szene herangezogen wird. Peter und Flash liefern sich ein Straßenrennen, bei dem Peter seinen Spinnensinn als Joker benutzt.

Neben packenden Sequenzen im Ring und mit den Fantastischen Vier als Nebendarstellern darf sich Harris auch mit der Maskerade von Peter befassen. Die Verkleidung entsteht nicht durch einen Geistesblitz, sondern folgt verschiedenen Stadien (sogar mit einer merkwürdigen Augenumrandung), bis das bekannte Erscheinungsbild erreicht ist. Insgesamt ist es Harris zu verdanken, dass dieses Spiel mit einer Alternativwelt so gut gelingt. Sein Peter Parker, auch sein Spider-Man ist mit einer so schönen Anteilnahme an der Figur und einer hohen Präzision zu Papier gebracht, dass auch diese Version schlichtweg funktioniert. (Auch weil der Leser viel länger etwas von Onkel Ben hat.)

Farblich ist Schwarz nur als dunkelste Druckfarbe zu finden, wenn es auch Sinn macht. Kolorist J.D. Mettler scheut sich nicht, die getuschten Flächen und Linien seines Kollegen Jim Clark anders einzufärben, so dass eine bessere optische Anpassung an Schattierungen entsteht. Eine deutlich höhere Räumlichkeit ist das Ergebnis. Die Kolorierung allgemein schlicht zu nennen, wäre falsch. Tatsache ist aber, dass die exakte Zeichenweise von Harris mit viel weniger Schattierungsstufen auskommt. Wo es wirklich rundgeht – wie das Ding immer sagt – ist während des Auftritts Ben Grimms zu sehen. Zeichnung und Farbe lassen die Figur viel klobiger aussehen als gewöhnlich, obwohl sie tatsächlich schlanker ist als so manche andere Darstellung dieses Charakters.

Eine gelungene und sehr schön anzuschauende alternative Welt von Spider-Man. David Lapham stellt Peter Parker vor neue Herausforderungen, indem er ihm altbekannte Wendungen vorenthält. Top gezeichnet von Tony Harris. 🙂

Mittwoch, 26. November 2008

House of M – Die Rächer

Filed under: Superhelden — Michael um 20:42

House of M - Die RächerDie Zeiten haben sich geändert. In diesen Tagen fällt ein Mensch auf wie ein bunter Hund. Überall sind Mutanten auf den Straßen. Sie fürchten nicht mehr angefeindet zu werden. Jetzt sind sie an der Macht, genauer, das Haus von Magnus ist es. Unter Magneto ist der Homo Sapiens zum Aussterben verurteilt. Doch es gibt Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen, auch solche, die sich verbessern ließen. Einer von ihnen ist Luke Cage. Äußerlich normal anzuschauen, hat er schon so manchen Angreifer durch seine Stärke überrascht.

Luke Cage, von schwarzer Hautfarbe, muss bald feststellen, dass auch die Gleichberechtigung der Hautfarben keinerlei Wert mehr besitzt. Neben einem Mutanten sind Menschen gleich welcher Hautfarbe so viel Wert wie Dreck. Langsam entwickeln sich Enklaven oder Ghettos, in denen sich die Sapiens zusammenrotten. Das ehemalige Hell’ Kitchen in New York wird zu Sapien Town. Luke fasst einen Entschluss. Dank seiner Kräfte gelingt es ihm Stück für Stück ein Territorium zu erobern, in dem Mutanten nichts zu sagen haben. Immer mehr Sapiens mit besonderen Fähigkeiten versammeln sich um Luke.

Moon Knight, Hawkeye, Iron Fist, Tigra und andere werden zu einer schlagkräftigen kleinen Gruppe im Untergrund. Sie fallen auf. In einer Zeit, in der sich die Fronten immer weiter verhärten, wird von offizieller Seite beschlossen, Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Eine andere Gruppe wird gegen die Leute um Luke Cage ins Feld geschickt. Da draußen in den Straßen herrscht plötzlich Krieg.

Als das House of M regierte, jene Verirrung, die durch die fehlgeleiteten Kräfte der Scarlett Witch zustande kam, entwickelte sich vieles anders als – für den Marvel-Leser – bekannt. Unter der Feder von Autor Christos N. Gage folgt der Leser Luke Cage, einer im Marvel-Universum nicht unwichtigen Figur, die aber Mitläufer als Hauptfigur ist. Nachdem allerdings ein Held wie Captain America in dieser alternativen Realität inzwischen ein alter Mann ist, der nie eingefroren wurde, müssen andere Figuren an die vorderste Front.

Luke Cage wird zum Anführer einer Gruppierung namens Rächer. Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg, auf dem sich nicht nur die verschiedensten Menschen zusammenfinden, sondern auch Veränderungen unterschiedlichster Art durchlaufen werden. Lukes Gruppe steht ein echtes Lumpenpack (des normalen Marvel-Universums) gegenüber, das jedoch offiziell und ungestraft agieren darf unter der Führung von Thunderbird, der, amerikanischer Ureinwohner hin oder her, nichts auf die Solidarität der Hautfarben hält. Hier geht es um Kämpfe auf Leben und Tod. Blob, Taskmaster, Avalanche und selbst der Punisher schenken Lukes Mannen und Frauen keinen Millimeter Boden.

Gage zeigt dem Leser, wie aus einer Gangsterbande – denn nichts anderes sind sie in dieser Welt – eine kleine Streitmacht wird, ein Fanal für den Homo Sapiens, sich nicht alles gefallen zu lassen. Aus der Unterdrückung des Homo Sapiens wird bald eine Rassenfrage, die in die Nähe vergangener Untaten gegen Minderheiten gerückt wird, ein Umstand, dem sich auch Magneto stellen muss, der selber im Zweiten Weltkrieg den Rassenwahn erlebte und dessen Tochter (Scarlett Witch) keine Mutantin, sondern eine Sapien ist, wie diese Minderheit nur noch genannt wird.

Als Zeichner wurde Mike Perkins verpflichtet. Perkins ist ein Vertreter des realistischen Zeichnens. Besonders zu Beginn sind die Bilder außergewöhnlich gut. Im späteren Verlauf kann dieser spektakuläre Auftakt nicht mehr ganz gehalten werden, bleibt aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Es lässt sich schwer sagen, welcher Künstler die Tuschearbeiten ausführte, Andrew Hennessy oder Mike Perkins, aber gerade hier liegen vermutlich die Unterschiede in der Bildqualität begraben, die mal äußerst fein ist und optisch auf dem Punkt und mal gröber wirkt.
Farblich schenken sich die beiden Koloristen Laura Martin und Raul Trevino beide nichts. In ihrem Auftrag, ein möglichst düsteres Ambiente zu schaffen, haben bei brilliert.

Ein dunkles Kapitel Marvel-Geschichte, exzellent erzählt und grafisch dargestellt. Für all jene Marvel-Fans, die eine gute Alternativrealität mit vielen Überraschungen zu schätzen wissen, sind diese Rächer ein gutes Ausflugsziel. 🙂

Montag, 20. Oktober 2008

Hulk 1 – Der neue rote Hulk

Filed under: Superhelden — Michael um 17:40

Hulk 1 - Der neue rote HulkDer Hulk hat einen Mord begangen. So jedenfalls hat es den Anschein. Seltsam ist nur – überaus seltsam – dass dieses doch sonst eher nicht ganz so intelligent agierende Monstrum für seine Tat nicht die Fäuste benutzt hat, sondern eine Pistole. – Wenn auch eine sehr große. Natürlich wird ermittelt, ganz besonders wenn es um den Hulk geht, der in der Vergangenheit viel Unheil gestiftet hat. Ganz besonders auch aus dem Grund, weil Bruce Banner, das Alter Ego des Hulk, sich sehr tief unter der Erde in Gefangenschaft befindet. Bruce hat längst eingesehen, wie gefährlich sein anderes Ich ist und hat sich mit seiner Lage abgefunden.

Es ist gut zu wissen, wo der Hulk ist. Aber wer hat dann den Mord begangen? Der Tote war nicht irgendjemand. Vielmehr ist Abomination tot. Leonard Samson, Colonel Ross, She-Hulk und Iron Man sind nicht die einzigen, die in diesem Fall ermitteln. Dort, wo sie den Toten gefunden haben, ist – oder besser, es hält sich jemand anderes für zuständig: Die Winter Guard. Das russische Gegenstück zu den Rächern hält nichts davon, wenn einer der ihren so mir nichts dir nichts von einer amerikanischen Gruppe auf ihrem Territorium mitgenommen wird.
Und schon gibt es einen handfesten Streit.

Der Hulk ein Mörder? Der rote Hulk? Fakt ist, dass sich dieser rote Hulk äußerst merkwürdig verhält und einen erhöhten Brennwert besitzt als der bekannte grüne Hulk. Seine Fußspuren hinterlassen zu Glas verbrannte Oberflächen, die darüber hinaus noch eine erhöhte Strahlung abgeben. Mit diesen Eigenschaften konnte der alte grüne Hulk nicht dienen.

Jeph Loeb hat sich das gute alte Monster vorgenommen und eine neue Bedrohung geschaffen. Er stellt eine ganz einfache Frage: Was wäre, wenn es einen zweiten Hulk gäbe – nicht irgendeine Abart wie einen Abomination – dieser jedoch nicht nur stärker, sondern auch noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte wäre?
So entstand ein roter Gigant, der teilweise mit einer Brutalität vorgeht, die selbst so in World War Hulk nicht zu sehen war.
Die Auseinandersetzungen sind außerdem sehr exotisch. Nicht nur Abomanation, A-Bomb oder ein Wendigo stellen sich ihm entgegen. Auch Harpyien-Roboter – die das Herz eines jeden Diablo-Fans höher schlagen lassen müssen – mischen sich in den Kampf zwischen rotem Hulk und A-Bomb ein.

Grafisch gibt es hier gleich zwei Ausnahmekünstler zu sehen. Ed McGuinness, der schon Superman und Batman außerordentlich gut betreut hat, ist der Mann, wenn es um Figuren geht, die vor lauter Muskeln schier aus der eigenen Haut platzen könnten. Was läge da näher, als das sich dieser McGuinness mit dem Muskelpaket schlechthin, dem Hulk, befasst. Loeb war so freundlich, ihm gleich mehrere Giganten zu offerieren. She-Hulk ist noch immer mit dem nötigen Sexappeal ausgestattet. Bei den übrigen Figuren kann er jedoch so richtig hinlangen. Abomination und A-Bomb liefern sich hier Szenen, die eher an einen Kampf von King Kong gegen King Kong. McGuinness liefert hier feinsten Bombast-Comic ab.

Nicht weniger toll sind die Arbeiten von Art Adams und Frank Cho. Besonders die Wendigos, mit denen sich Adams beschäftigen kann, jene menschenfressende Gestalten, die wegen eines Fluchs und kannibalischer Tendenzen zu einem Monster wurden, legen hier einen außergewöhnlichen Auftritt hin. Außerdem kann der Leser gleich ein ganzes Rudel dieser Wesen in Augenschein nehmen.
Diesen Szenen sind, ebenso wie die Arbeiten von Cho, eine Spur realistischer gezeichnet. Cho wurde auch mit einer ganz besonderen Szene bedacht. Er darf sich des Kampfes von rotem Hulk gegen She-Hulk annehmen.

Für alle drei Künstler gilt, dass sie auf jeder Seite und mit jedem Bild eine eindrucksvolle Arbeit abliefern. Durch die Arbeit der Inker und Koloristen sind die Ergebnisse noch mal so gut. Ein Top-Comic-Ereignis um den Hulk, in dem es mal wieder richtig kracht. Dazu hat sich Jeph Loeb ein knackiges Rätsel ausgedacht und denkt bisher noch nicht im Traum daran, auch nur Ansätze einer Lösung zu geben. Klasse. 🙂

Freitag, 17. Oktober 2008

Die neuen Rächer – Illuminati

Filed under: Superhelden — Michael um 18:28

Die neuen Rächer - IlluminatiIron Man, Black Bolt, Dr. Strange, Reed Richards, Prinz Namor und Professor X alias Charles Francis Xavier beschützen aus dem Hintergrund die Erde vor Gefahren. Sechs der mächtigsten und intelligensten Menschen der Welt haben sich vereint, damit Katastrophen gar nicht erst entstehen. Diese sechs Menschen, so machtvoll sie auch sein mögen, sind doch nicht so schlau, wie sie es gerne hätten. Selbst mit ihren Kräften ist die Herausforderung eines ganzen Imperiums zu ehrgeizig – um es vorsichtig zu formulieren. Eigentlich ist es waghalsig und dumm. Die selbsternannten Illuminati geraten hierbei gefährlich an ihre Grenzen und bekommen dies ziemlich drastisch vor Augen geführt.

Diese mittlere Katastrophe, die sie erledigt glauben, hält die Illuminati nicht davon ab, sich noch gefährlicheren Dingen zuzuwenden: den Machtsteinen. Sechs gibt es an der Zahl und Schwierigkeiten haben sie bereits gemacht. Während des Infinity Gauntlet nutzte Thanos genau diese Machtsteine, um das Universum ins Chaos zu stürzen. Sechs Steine, sechs Illuminati, allesamt menschlich. Auch hier nehmen sie sich wieder allzu viel vor. Reed Richards glaubt – entgegen der Einwände seiner Mitverschwörer – die Steine beherrschen zu können. Wie es sich bald herausstellt, sind all die bisherigen Probleme nur Geplänkel, ein Vorspiel zu den wirklich großen Schwierigkeiten, die nicht nur die Illuminati, sondern die ganze Welt bedrohen.

Wenn Brian Michael Bendis sich eine Geschichte vornimmt, dann kleckert er nicht, nein, er klotzt. (Natürlich darf auch die Mitarbeit von Brian Reed in diesem Zusammenhang nicht geschmälert werden.) In den letzten Großereignissen haben diverse Charaktere stets eine große Rolle gespielt. Der Civil War und der World War Hulk haben das Image der Helden ziemlich angekratzt. Es findet eine Drehung im Kreis statt. Jede Initiative scheint dazu angetan, diesen Kreislauf nur zu beschleunigen, denn am Ende jeder Verbesserungsmaßnahme steht eine noch größere Herausforderung oder es kündigt sich eine Katastrophe unbekannten Ausmaßes an.

Secret Invasion lautet das Zauberwort. Wer ist echt? Wer ist ein Skrull? Seit wann wird die Menschheit unterwandert? Seit wann werden sie manipuliert? Wer ist für all die Desaster und die daraus folgende Instabilität wirklich verantwortlich?

Diese Fragen werden auch hier noch nicht beantwortet. Das hieße auch, einem neuerlichen Großereignis die Luft herauszulassen. Bis dahin sind die Abenteuer der sechs Helden eher klassisch. Natürlich widmen sie sich keinen leichten Aufgaben. Das Zusammentreffen mit dem Beyonder, einem Inhuman mit beinahe göttlicher Macht, die selbst die Stimmgewalt eines Black Bolt in den Schatten stellt, wird eher beiläufig gelöst. Die kleine Überredungsprozedur des Kree, der die Nachfolge von Captain Marvel antreten könnte, ist ungewöhnlich inszeniert und auf ihre Art sehr spannend.
Was dann kommt …
Darf hier noch nicht verraten werden.

Grafisch werden die losen Episoden von Jim Cheung miteinander verknüpft. Cheung zeichnet meisterlich und gehört sicherlich zu den ganz Großen seines Fachs. Er rangiert sicher auf einer Ebene mit Yanick Paquette (Die Ultimativen X-Men) oder auch Ausnahmekünstlern wie Bryan Hitch (Die Ultimativen) und Jim Lee (All Star Batman). Die sehr fein ausgeführten Zeichnungen werden von Mark Morales geradezu zerbrechlich getuscht.
Wenn sich Cheung einseitig, mit einem großartigen Namor-Bild, oder auch doppelseitig, mit einem Auftritt einer großen Ansammlung von Marvel-Helden, austoben kann, wünscht man sich eine Zoom-Funktion.
Die Plastizität der Bilder ist Justin Ponsor zu verdanken, der genau die richtigen Abstimmungen hinbekommt und einen außerordentlichen Sinn für Farbkompositionen zu besitzen scheint.

Ein in sich geschlossenes Marvel-Erlebnis, gleichzeitig das Fundament für ein weiteres Marvel-Ereignis. Spannend, auch am goldenen Sockel der erwähnten Helden sägend, grafisch beeindruckend – so hat man diese Helden noch nicht gesehen. Top. 🙂