Mittwoch, 13. Juni 2007
Ein neuer Auftrag für Lucky Luke: Wieder einmal muss er einen Treck in den Westen führen. Der einsame Cowboy hat viel Erfahrung darin, die ihm Anvertrauten durch die Prärie zu leiten, doch einen solchen Treck hat er noch nie geführt: Heiratswillige Frauen.
Im Osten gibt es nicht genügend Männer, in den Westen haben sich bisher nicht genügend Frauen gewagt. So sieht es im Westen besonders unordentlich aus. Männer, die sich in der Gegenwart von Frauen nicht benehmen müssen, schlagen häufiger über die Stränge. Was schert es einen Mann, der geteert und gefedert wurde, wenn er sich nach ein paar Tagen immer noch nicht von seinem schmutzigen Äußeren befreit hat – oder den lieben langen Tag nur in langen Unterhosen herumläuft. Wo keine Frau, da kein Richter in Sachen Körperpflege.
Das kann so nicht weitergehen, denkt sich der Bürgermeister von Purgatory und organisiert einen Transport mit Frauen an den kleinen (sehr kleinen) beschaulichen Ort. Gesagt, getan: Jede der Frauen, die sich einen Mann angeln möchte, sucht sich ein Exemplar nach einem Foto aus.
Lucky Luke lässt sich nach anfänglichem Zögern überreden, den Treck zu geleiten. Alles Nötige ist im Gepäck, sogar ein Coiffeur und Damenausstatter ist mit von der Partie. Luckys Bedenken zerstreuen sich zu seiner Freude bald. Selbst eine Begegnung mit feindlich gesinnten Indianern, verläuft zu seiner Überraschung sehr friedlich. Die Indianer lassen sich mit einer kleinen Modenschau milde stimmen. Doch schließlich geschieht etwas, was Lucky Luke immer und zu allen Zeiten abgelehnt hat: Eine Frau wirft sich ihm an den Hals. Sie wird Die Verlobte von Lucky Luke.
Gerade hat er noch diesen Schrecken in den Gliedern, da wird es für Lucky Luke erst richtig gruselig: Die Geisterranch ist ein düsterer Flecken Erde. Aber eine resolute alte Dame will sich nicht von dem Ruf der Ranch abschrecken lassen. Zusammen mit ihren Lieblingen, Bisons, zieht sie auf der Ranch ein. Als es ihr zu unheimlich wird, ist Lucky schnell zur Stelle.
In der Folge muss er sich noch in anderen kleineren Abenteuern behaupten, bis es wieder ein sehr gefährliches Abenteuer zu bestehen gibt. Nitroglyzerin heißt das furchtbare Wort, das gestandenen Kerlen den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Die Voraussetzung ist natürlich, dass dieser Kerl auch tatsächlich weiß, was Nitro. Leider besitzen die Daltons dieses Wissen leider nicht. Nitro muss der Ort, wo die Kiste hin soll. Da sie so schwer bewacht ist, kann es sich dabei nur um Gold halten. Fortan muss Lucky nicht nur dafür sorgen, dass das Nitro sein Ziel erreicht, er muss außerdem die Daltons davon abhalten, sich selbst und andere in die Luft zu jagen.
Aus heutiger Sicht sind die Abenteuer-Bände Die Verlobte von Lucky Luke, Die Geisterranch und andere Geschichten und Nitroglyzerin schon klassisch zu nennen. Lucky-Fans finden diese drei Bände in der Gesamtausgabe 1985 – 1987 zusammengefasst. Obwohl über 20 Jahre alt, zieht der Humor aus jenen Tagen immer noch. Angelehnt an die letzte der drei Bände, könnte man sogar sagen, er explodiert immer noch so gut wie eh und je.
Die Thematik der Emanzipation war in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts noch ein viel größeres Thema als es heute noch der Fall ist, wo vieles, was damals noch gefordert wurde, selbstverständlich ist. Autor Guy Vidal nutzt die alten Vorurteile und all die Vorlagen in Western, die das Frauenbild im Wilden Westen geprägt haben. Doch das Vergnügen ist nicht einseitig. Die Männer werden hier ebenso durch den Kakao gezogen. Ein Westmann ist gut als Cowboy, ansonsten ist er nur ein großes Kind geblieben, für das Körperpflege nur ein Thema ist, wenn sich jemand in der Nähe befindet, der sich an mangelnder Pflege stören könnte. – Entsprechend sieht es in einem reinen von Männern bewohnten Ort aus.
Vidal peppt die Geschichte außerdem durch sehr schöne Running Gags auf. Das Irish-Stew, das nach einem langen Tag serviert wird, schmeckt niemandem, schreckt sogar die Indianer ab. Luckys Alpträume sind Verwandlungen unterworfen. Aus springenden Schafen werden Schafe mit Frauenköpfen. Und nicht nur Jolly Jumper muss wiehern, wenn aus dem einsamen Cowboy dank seiner Verlobten ein geschniegelter Städter wird. (In einem rosaroten Anzug und gestreiften Hosen. Zu Hause wird sogar der Stiefel mit dem Pantoffel gewechselt.) Die Verlobte von Lucky Luke ist liebenswerter Ausflug in die kleinen Bissigkeiten, mit denen Mann und Frau sich ein bißchen das Leben schwer machen – natürlich nur in der Komödie, nicht im realen Leben.
Lucky Luke und Asterix waren schon immer für kleine Cameo Auftritte von Stars gut. Gezeichnet, versteht sich. In der längeren der Kurzgeschichten mit dem Titel Die Geisterranch finden sich passenderweise Alfred Hitchcock und Christopher Lee. Die Geisterranch selbst erinnert an das finstere Haus von Norman Bates. Hier wird auch deutlich, wo das Publikum von Lucky Luke zu finden ist: Cineasten werden an den kleinen Seitenhieben und Andeutungen ihre helle Freude haben. Die Verfolgungsjagden auf die Bisons besitzen Parallelen zur guten alten Slapstick-Zeit, der sich die Geschichten immer besonders annähern. Diese Spaßtechnik findet sich sehr gut umgesetzt auch in der Geschichte Die Rutsche. Ein Paradebeispiel ist die Hütte des Oldtimers, die solange zur Zielscheibe der Baumstämme wird, bis die Rutsche perfekt eingerichtet ist.
Das Highlight der kleinen Sammlung ist Nitroglyzerin. Es ist herrlich, wie zwei Seeleute zum Landtransport einer Fuhre Nitroglyzerin abgestellt werden. Neben den Daltons, deren Sprüche und Situationskomiken gewohnt gut sind, folgt auch ein Leichenbestatter der Ladung, immer auf der Suche nach neuen Kunden.
Morris ist der Zeichner dieser drei gesammelten Ausgaben. Es ist sehr schön, wie er es schafft, französischen Humor, der universeller nicht sein könnte, zu Papier zu bringen. Es zeigt sich wieder einmal, dass Lucky eine Leitfigur der Serie ist. Der besondere Humor entsteht wie so oft durch die tollen Nebenfiguren, die stets auf besonders feine Art etabliert werden und einem bereits nach wenigen Seiten ans vor Lachen geschüttelte Herz wachsen.
Perfekter Humor aus der Lucky Luke Reihe mit einer guten Mischung aus intelligentem und action-reichen Humor. Eine gute Mischung, die durch die Ansätze verschiedener Autoren in diesem Band entsteht.
Lucky Luke – Die Gesamtausgabe 1985 – 1987: Bei Amazon bestellen
Donnerstag, 17. Mai 2007
Manchmal etabliert sich heimlich still und leise ein Gebäude in einer langen Reihe von Geschichten. Eines dieser Gebäude ist ein Geldspeicher. – Ein Geldspeicher? Wer Onkel Dagobert kennt, kommt an seinem Geldspeicher nicht vorbei. Besser gesagt, er kommt nicht hinein!
Ein derart geiziger Charakter wie Dagobert Duck kam natürlich auf Dauer mit einem normalen Haus für sein Geld aus. Es musste etwas Spektakuläres her, etwas Außergewöhnliches. Carl Barks entwickelte die Idee eines Geldspeichers, eine überdimensionale Spardose. Äußerlich gepanzert und innerlich an ein mit Geldstücken und Geldscheinen gefülltes Schwimmbad erinnernd, war der Geldspeicher häufig ein Handlungsort oder ein Ausgangspunkt so mancher Abenteuer.
Im Laufe der Jahre hat das Gebäude verschiedene architektonische Entwürfe durchlaufen. Nicht immer war ein Abriss und Neuaufbau für das neue Aussehen verantwortlich. Manchmal verschwand das gute Stück auch in der Tiefe der Erde oder wurde jenseits des großen Teiches (in Italien) neu gestaltet.
Jeder Donald Duck Leser, der Geschichten über seine Familie gelesen hat, wird irgendwann Onkel Dagoberts Vergnügen im Geldspeicher gesehen haben. Er schwimmt und paddelt darin herum. Jedes Sinken des Pegels verursacht bei ihm Verzweiflung und Übelkeit, wenn nicht Schlimmeres. Dagoberts Bemühungen sein Geld zu vermehren stehen in engem Zusammenhang mit dem Geldspeicher, der im Laufe der Zeit immer mehr zur Festung wurde.
In dieser 5. Ausgabe aus der Reihe Heimliche Helden sind einige Geschichten zusammengetragen worden, die beispielhaft die Entwicklung des Geldspeichers beleuchten. Die Zeitschiene der Erscheinungen beginnt im Jahr 1951, streift die 60er Jahre und springt sogleich ins neue Jahrtausend. Ganz zweifellos haben die alten Geschichten aus der Disneyschen Urzeit immer noch den meisten Charme. Carl Barks war ein Könner auf seinem Gebiet. Zeichner wie Tony Strobl und Luciano Bottaro folgen ihm mit ihrem Talent sicherlich gleichauf. Don Rosas Ruf ist natürlich bekannt und sicherlich berechtigt, wegen meiner Vorbelastung durch die vorher erwähnten Zeichner habe ich mich aber so richtig mit seinem Zeichenstil anfreunden können.
Im Vorwort wird die äußerliche Entwicklung des Geldspeichers geschildert, die sich in Geschichten wie Eingefrorenes Geld (1951, dt. 1954) oder Eiskalt erwischt (1957, hier in dt. Erstveröffentlichung). Es ist aus gestalterischer Sicht sehr interessant, was aus einem Würfel werden kann. Die Idee von Carl Barks, die Front des Speichers mit einem großen Dollar-Zeichen zu verzieren, ist sehr prägnant. Das aus der italienischen Ecke ausgeführte Design mit roter Kuppel und einem Doppel-D auf der Front ist etwas moderner und leichter. Die Symbiose der beiden Designs, wie sie in den Duck Tales zu sehen war, ist die perfekte Variante. (Mit den leicht gewölbten Außenseiten ist der Eindruck besonders cartoony.)
Der Einfallsreichtum dessen, was man mit einem Geldspeicher anstellen kann, lässt äußerst phantastische Ideenblüten entstehen. Der Geldspeicher platzt, sein Inneres verschwindet in den Tiefen der Erde, er fliegt durch die Luft und natürlich ist er der ständigen Bedrohung ausgesetzt, geknackt zu werden. – Der Geldspeicher ist oft ohne die Panzerknacker undenkbar. Diese Räuberbande hat natürlich mehrmals versucht, an das Geld von Bertel zu kommen, wie sie ihn liebevoll nennen, aber die Erstürmung des Geldspeichers gehört zu den Höhepunkten ihres Schaffens. Auch hierzu finden sich Auszüge mit kleinen Geschichten, die sehr unterschiedlich ausfallen. – Sich in Kisten hineinzuschmuggeln, ist noch einfach, in Donalds Identität in den Geldspeicher einzudringen, ist eher ungewöhnlich.
Ein Haus ist ein Haus, der Geldspeicher jedoch ist ein Symbol für den Reichtum und den Geiz von Onkel Dagobert geworden. Sicherlich haben reale Geldaufbewahrungsanlagen wie das legendäre Fort Knox auch Vorbildcharakter für den Geldspeicher gehabt, der zeitweise ähnlich waffenstarrend abgebildet wurde. Für die Abenteuer der Ducks ist der Geldspeicher mitunter so wichtig geworden wie die Panzerknacker.
Ein rundum gelungener Querschnitt, angenehm nostalgisch von damaligen Comic-Größen gezeichnet, modern und liebevoll in die Gegenwart transportiert. Schön aufbereitet. Für Disney-Fans auf jeden Fall empfehlenswert. 🙂
Heimliche Helden 5 – Onkel Dagoberts Geldspeicher: Bei Amazon bestellen
Donnerstag, 22. März 2007
Gregory ist ein kleiner Junge in einer Zwangsjacke. Irgendwo in einer Anstalt weggesperrt lebt er in seiner ganz eigenen Welt.
Gregory soll geheilt werden, jedenfalls werden diverse Anstrengungen unternommen, um zu Gregory vorzudringen. Mit Tests, einer neuen Umgebung, sogar mit der Freiheit. Aber Gregory weiß auch, was gut für ihn ist.
Ick Gregory, sagt er und mehr muss er auch nicht wissen.
Gregory schwimmt absolut gegen den Strom und nimmt sich jede Freiheit, die sich ein Comic nehmen kann. Autor Marc Hempel lässt seinen Gregory, einen kleinen Jungen, der eine Zelle in einer Nervenheilanstalt bewohnt, Abenteuer erleben, das Leben erleben, wie der Leser es aus dieser Sicht kaum kennen kann. – Verrückt? Das sind die anderen!
Gregory ist keine Figur, mit der man Mitleid haben muss, weil sie so traurig und verloren ist, weil sie möglicherweise so krank ist.
Ich musste herzhaft mit Gregory lachen, nicht über ihn. Gregory nimmt das Leben selber von der lustigen Seite. Warum nicht einmal lachen, einfach darüber, dass man da sein darf – wo auch immer. Gregory hat diese Fähigkeit. Aber er lebt auch in dieser kleinen Welt, die überschaubar ist.
Da ist die Zwangsjacke, der Abfluss, das Zellengitter und die Tür und noch ein paar Kleinigkeiten, die sich bequem alle aufzählen lassen.
Seine Arme kann er nicht benutzen, aber es besteht auch keine Veranlassung dazu, da es nichts gibt, was sich mit den Händen bewegen lässt. Viel lieber schreit Gregory seine Begeisterung heraus. – Denn wie es sich auch zeigt, machen Hände und Freiheit so viel Spaß auch nicht. Zuerst ist es ganz schön, aber dann? Irgendwann ist alles ausprobiert. Was dann noch bleibt, ist die Angst vor der eigenen Courage. Wieviel bequemer ist doch da eine Zwangsjacke, die einem alle Entscheidungen abnimmt?
Nein, Gregory ist nicht so anders wie wir.
Nur ein einziges Mal hat man wirkliches Mitleid mit Gregory: Als Gregory entlassen wird. Die Welt da draußen bringt in nicht dazu, sich zu bewegen. Dazu ist sie bereits so schon hektisch genug. Der Mikrokosmos eines einzelnen Individuums scheint hier nicht mehr möglich zu sein. Allein, hilflos und vollkommen überfordert bleibt Gregory da stehen, wo man ihn frei gelassen hat.
Sein Sozialarbeiter sieht ihn stundenlang draußen stehen, vielleicht tagelang. Schließlich ist der kleine Gregory so erbarmungswürdig, dass sie ihn wieder hereinholen.
Aber warum lassen sie ihn überhaupt frei? – Weil einer wie Gregory da draußen gar nicht auffällt.
Dieser Eindruck entsteht jedenfalls, wenn man sich die kleinen Geschichten von Marc Hempel durchliest – und dies mit wachsender Begeisterung, weil der Spaß hier mit dem Lesen kommt. Man muss einfach wissen, was noch mit Gregory passiert.
Hempel muss gewusst haben, dass eine Figur wie Gregory alleine nicht besteht. Aus diesem Grund erhält er Mitstreiter, freiwillige Insassen, wenn auch keine menschlichen. Herman Vermin ist eine vorlaute schwarze Ratte, die einen richtigen Narren an Gregory gefressen hat. In seiner Begleitung taucht öfter die kleine Maus Wendell auf, deren Interesse nur auf Käse ausgerichtet ist.
Eigentlich ist Gregory eine Philosophie des täglichen Wahnsinns in uns selbst, doch die Ratte Vermin legt noch einen drauf. Vermin hat seine eigenen Vorstellungen vom Leben – und vom Tod. Er hat das Pech öfters von Gregorys Pfleger mit einer Schaufel platt gehauen zu werden. Vermin muss jedem von seinen Vorstellungen erzählen. So falsch liegt er damit nicht, leider verstehen ihn insbesondere menschliche Zuhörer nicht. Daher verkommt seine Philosophie zu einem tierischen Kabinettstückchen.
Zeichnerisch sind die Bilder schwarzweiß gehalten, skizziert, sehr anarchisch – sofern man Zeichnungen so betiteln kann. Einfach und schlicht, aber trotzdem entsteht nicht der Eindruck, dass etwas fehlt. Die Welt, die Hempel in kleinen, unterschiedlich langen Episoden erzählt, braucht nicht mehr, schließlich erfährt der Leser sie zumeist durch die Augen von Gregory (an der Seite von Gregory).
Wichtiger als die Zeichnungen ist vielmehr die Art des Erzählens. Hempel lässt sich nicht allein auf einen Weg ein, sondern variiert vielfach. Da finden sich reine Bilderabfolgen, die nur von Lauten unterbrochen werden – Laute, die Gregory hört oder selber ausstößt. Es gibt Erzähler, die aus dem Off um die Wette streiten, was als nächstes passieren wird. Da ist die Sicht aus Gregorys Augen, als sich die Erwachsenen seines Falles annehmen. Und schlussendlich gibt es die beiden Nager, die sich in Gregorys Welt einschleichen und diese mit ihrem Aktionismus bereichern, was Gregory zuweilen doch recht verdutzt dreinschauen lässt.
Gregory: Das bedeutet Spaß von Anfang bis Ende, ein intelligenter Humor, der einen hinterrücks trifft, der einen grinsen lässt, schmunzeln und lauthals lachen. Gregory ist eine Überraschung und zeigt, wie Comics auch funktionieren können! 😀
Gregory – Ich Gregory: Bei Amazon bestellen
Montag, 12. März 2007
Die Franzosen sind gelandet. Auf ihre ganz persönliche forsche Art erobern sie den amerikanischen Kontinent. – Jedenfalls hätten sie das gerne. Aber sie haben nicht mit den Wascha-Wascha gerechnet. Der junge Hubert von Täne geht schließlich alleine auf die Pirsch und wird von dem wackeren Umpah-Pah gefangen genommen.
1958 nahm eine Comic-Figur einen zweiten Anlauf, die heute oft auch Großer Bruder von Asterix genannt wird: Umpah-Pah.
Mit dieser Figur griff das legendäre Duo René Goscinny und Albert Uderzo eine Idee wieder auf, die es bereits 1951 verfolgt hatte. War es zu Beginn der Konzeption ein Indianer, der das moderne Leben der (eingewanderten) Amerikaner kennenlernte und ziemlich auf die Schippe nahm, ist es später ein heroischer Krieger, der in der Zeit, als diverse europäische Staaten Nordamerika unter sich aufzuteilen gedachten, viele Abenteuer erlebt.
Fünf Bände sind über Umpah-Pah erschienen, die alle zusammen eine große Geschichte bilden – also von einem roten Faden durchzogen sind, eine Konzeption, die sich bei Asterix so nicht findet.
Die Freundschaft zwischen Umpah-Pah und Hubert von Täne, dem leicht tollpatschigen französischen Adeligen, entsteht in Umpah-Pah: Die Rothaut. Umpah-Pah verhindert schließlich, dass Doppelskalp, so der Spitzname von Tänes wegen seiner weißen Perücke, gemartet wird.
Im folgenden Band Die Plattfüße greifen an droht den Wascha-Wascha ein Krieg. Friedensverhandlungen mit den Plattfüßen scheitern. Die Wascha-Wascha sind Hunde. – Die Plattfüße auch. So lautet das Ergebnis eines ansonsten dialogarmen Pow Wows.
Umpah-Pah begibt sich bald eneut in Gefahr, denn er muss Doppelskalp aus der Gefangenschaft der Plattfüße retten.
Die Franzosen haben ein eigenartiges Tier nach Amerika mitgebracht: Ein Pferd. Umpah-Pah ist begeistert, das Pferd weniger. Darf es bei den Franzosen langsam traben, wird es von dem Indianer richtig gefordert. Der Entschluss steht schnell fest: Es müssen mehr Pferde für die Wascha-Wascha her. Doch dafür muss man nach Europa. Und dazwischen liegt ein Meer, auf dem Der Schrecken der Meere sein Unwesen treibt.
Von Täne ist über die Heimreise glücklich. Noch glücklicher ist er allerdings, als er von seinem König einen Auftrag erhält. Der junge Mann soll In geheimer Mission eine Nachricht des Königs in die Kolonien überbringen. Aber Spione sind von Täne bereits auf der Spur. Wie gut, dass Umpah-Pah auch in Frankreich nichts von seiner Tatkraft verloren hat.
Zurück in der Heimat erwartet Umpah-Pah eine weitere Neuigkeit. Die Preußen sind da. Es droht ein Krieg zwischen Franzosen und Preußen auf amerikanischem Boden. Die Wascha-Wascha schlagen sich auf die Seite der Franzosen. Unter Häuptling kranke Leber wollen die Blauaugen auf der Seite der Preußen kämpfen. Der Lohn: Feuerstöcke.
Was Umpah-Pah auszeichnet, ist sein Humor. Schnell werden Running Gags installiert. Wenn von Täne mal wieder nicht die Klappe halten kann, wird er mit einem kleinen Schlag auf den Kopf ruhig gestellt (nicht zur Nachahmung empfohlen). Ein einheimisches Gericht verursacht jedem europäischen Magen höchste Übelkeit. Viele Kleinigkeiten reihen sich zusätzlich aneinander. Eigentlich ist Umpah-Pah ein Gag-Feuerwerk in bestem Sinne.
Mein Sohn möge sich dick anmalen, damit er sich nicht erkältet. – Und nach dem Krieg kommst du sofort nach Hause.
Mamah-Pah duldet keinen Widerspruch, wenn es um Alltäglichkeiten geht. Eine Squaw hat im Tipi immer noch die Hosen an.
Die Dialoge sind hinreißend. (Es mag noch andere Übersetzungen geben, doch diese von Eckart Sackmann besticht durch gelungenen Wortwitz.) Selbst wenn kaum ein Dialog stattfindet, was sich besonders in indianischen Treffen äußert, bei denen man sich erst einmal lange anschweigt.
Wortwitz findet sich nicht zuletzt in den Namen (wie der Leser es schon von Asterix her kennt). Dialekte und übertrieben höfliche Umgangsformen, hier von den Franzosen und den Preußen zur Schau gestellt, tragen einen guten Teil zum Humor bei.
Wer Asterix kennt, wird den szenischen Humor sofort wieder erkennen. Die kleinen Forts, die Aufmärsche der verfeindeten Parteien, die grimmigen Gesichter der Indianer, das Auseinanderfliegen der Feinde, wenn die Indianer mit vollem Karacho auf sie treffen.
Mitten drin ist Umpah-Pah, der mit einer großen Portion Mut und Naivität die fremde Welt kennen lernt und seine Welt den Neulingen zeigt.
Das alles ist von Goscinny toll geschrieben und von Uderzo bereits in den späten 50ern wahnsinnig gut gezeichnet. Es gibt nur wenige, die dem Cartoon so sehr ein Gesicht verliehen haben – so dass es derart eindrucksvoll im Gedächtnis blieb.
Die ersten Entwürfe von 1951 und die Entwicklungsgeschichte runden den prallen Band ab, über den man schmunzeln und laut lachen kann. Das ist wirklich gelungene Comic-Kultur in ihrer besten Form.
Spaß, Spaß, Spaß und noch mehr Spaß. Goscinny und Uderzo waren ein Traum-Team, was sie mit diesen gesammelten Abenteuern von Umpah-Pah noch einmal unter Beweis stellen.
Umpah-Pah – Die Gesamtausgabe: Bei Amazon bestellen
Mittwoch, 28. Februar 2007
Spirou und Fantasio sind auf Einladung ihres Freundes Itoh Kata in Japan angekommen. In einem Vergnügungspark, dem alten Edo nachempfunden, währt die Entspannung nur kurz. Bald sind die beiden Freunde – und Pips natürlich – wieder mitten drin in einem Abenteuer.
Die beiden Freunde sind stilecht dem Themenpark angepasst und tragen Kimonos. Fantasio, der sich eigentlich bemüht, nicht aufzufallen, tritt erst recht von einem Fettnäpfchen ins andere. Ihre scheinbar einfache Mission mündet sehr schnell in ein halsbrecherisches Desaster. Fantasio und Spirou hatten sich bereit erklärt, einen Jungen wiederzufinden.
Kow und Loon sind Geschwister mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, weshalb sie ganz besonders für verbrecherische Elemente interessant sind. Kow wurde bereits benutzt, um den Nachbau des historischen Edo in Rekordzeit zu realisieren. Loon möchte ihren Bruder gerne befreien. Auch Ninjas haben ein Interesse an dem kleinen Kow.
Aus dem zuerst harmlosen Ausflug wird ein handfester Kampf mit einer heftigen Verfolgungsjagd.
Aber so leicht geben Spirou und Fantasio nicht auf – Pips natürlich auch nicht.
Und der Feind auch nicht. Fantasio, der immer vorbeugen muss, hat im Gegensatz zu Spirou jegliche Papiere und Kreditkarten bei sich behalten. Mit dem Hotelschlüssel von Spirou nehmen die Yakuzas die Spur auf.
Obwohl die beiden Freunde unbehelligt im Hotel eintreffen, werden sie bereits erwartet – allerdings nicht von den Kriminellen.
Das Action-Karussell dreht sich immer schneller mit den beiden Freunden. Und sie sind nicht allein. Itoh Kata und seine magischen Freunde stehen Spirou und Fantasio zur Seite, damit Loon bald wieder an der Seite ihres Bruders ist.
Mit Spirou in Tokio ist Jean-David Morvan und José-Luis Munuera eine schöne cartooneske Verbeugung vor Japan gelungen. Eine Wiedergeburt der beiden Helden mochte aus Fan-Sicht schwierig sein, allerdings fand ich Spirou und Fantasio bereits mit Der Mann, der nicht sterben wollte sehr gut in die Neuzeit transportiert.
Morvan und Munuera lassen viele Aspekte Japans in ihre Geschichte einfließen, so dass die kulturelle Plattform der Geschichte gut ausgereizt wird, um ein ungewohntes Umfeld zu schaffen.
Legendär sind die Enge des Landes und die Höflichkeit. Mit diesen modernen Legenden spielt Morvan trefflich. Fantasio gelingt es sogar, diese Höflichkeit bis an seine Grenzen auszureizen – was nicht gerade einfach sein soll. Schade nur, dass Fantasio diese Grenzen an einem Sumo-Ringer austesten muss.
Die Enge des Landes äußert sich in vielen Lebensbereichen. Die beiden Freunde lernen sie besonders im Verkehr kennen. Wer in der U-Bahn einen Fuß anhebt, wird diesen vor der nächsten Station nicht mehr auf den Boden bekommen.
Legendär ist auch die Geschichte des Landes, die Krieger, Samurai wie auch Ninja, die Verbrecher, Yakuza, die ebenso berühmt berüchtigt sind wie die Mafiosi. Morvan bewegt sich immer auf einer humorvollen Ebene, belässt es aber nicht bei dem gezeigten Hintergrundmaterial, sondern flechtet Spirou in die Geschichte ein.
So wird aus dem allseits bekannten Pagen ein Kämpfer, der sich dem Yakuza in verschiedenen Zweikämpfen stellt. Parallelen zu zahlreichen Endkämpfen in so genannten Eastern werden wahrscheinlich nicht zufällig sein.
Ebenso wenig zufällig sind die Anspielungen auf Akira & Co. in Szenen, wenn Kow und Loon ihre Fähigkeiten spielen lassen. Wer sich die Szenen betrachtet, wird Ähnlichkeiten zu den allseits beliebten telekinetischen Schlachten feststellen können. Auch die Kampfroboter, Mechas, werden nicht außer Acht gelassen. Die Darstellung stellt Munueras Talente sehr oft auf die Probe.
Wer sich die Mechas anschaut, die sich aus den unterschiedlichsten Gegenständen zusammensetzen (eine Hand besteht aus einem Schulbus und einem Truck), kann selbst als Laie die viele Fleißarbeit nachvollziehen, die Munuera hier geleistet hat.
Die abschließende Galerie zeigt seine zeichnerischen Fähigkeiten noch einmal im Detail. Besonders eindrucksvoll ist die Evolution eines Comic-Bildes, bei der die Entstehung einer der Schlüsselszenen mehrstufig gezeigt wird.
Der Humor gegenüber Japans Eigenarten ist (aus meiner Sicht) niemals gemein. Morvan versäumt es nämlich auch nicht, einen Fantasio zu zeigen, der regelrecht auf Japans technische kulturelle und technische Errungenschaften abfährt. Fantasio kann dank seiner Kreditkarte kaum an einem Geschäft vorbeigehen.
Sehr schön ist Fantasios Beziehung zur erweckten Hachiko-Statue, jenes Hundes der jahrelang auf sein Herrchen wartete.
Sei es architektonisch oder kulturell, Morvan und Munuera ist es gelungen, eine vollkommen andere Atmosphäre in der 47. Ausgabe von Spirou und Fantasio einzufangen.
Für die Fans sind auch Itoh Kata und seine magischen Gefährten dabei – zudem die superputzigen rosafarbenen Kaninchen, die ihm auch mal behilflich sind.
Heiter, spannend, ungewöhnlich neu erleben Spirou und Fantasio ihr neues Abenteuer, unterstützt durch einen Erzähler, der sich auch schon mal von Pips zurechtweisen lassen muss. Top Unterhaltung mit einem der Comic-Duos schlechthin. 😀
Spirou in Tokio: Bei Amazon bestellen
Montag, 26. Februar 2007
Weiblich, jung, rote Haare, sportlich – Rubine ist ein Bild vor einer Frau. Aber sie ist auch ein Cop bei der Chicagoer Polizei mit allem Stress, den ihr Job zu bieten hat. Aus dem gemütlichen Feierabend wird nichts. Der nächste Einsatz ruft.
Jay hat wieder einmal Mist gebaut und befindet sich in höchster Gefahr. Seine Fähigkeiten als Computerhacker sind überragend, sein Gespür dafür, wann es besser ist, aufzuhören, eher nicht, schießt er häufig über das Ziel hinaus. Rubine ist seine letzte Rettung. Sie tut ihm den Gefallen und holt ihn aus der Spelunke ab, in der er sich versteckt hat.
Gemeinsam überprüfen sie Jays Wohnung. Dies ist ein Fehler, wie sich sehr bald herausstellt. Rubine, die sich von einem Bad am Feierabend eine wundervolle Entspannung versprochen hat, ist plötzlich mitten in einer Schießerei. Aus einer einer anfänglichen Flucht wird schnell eine Verfolgungsjagd. Rubine ist vollkommen in ihrem Element.
Irgendwo ist Jay mit seinen Fähigkeiten angeeckt. Jeder der beiden geht auf seine Art dem Fall nach. Während Rubine auf der Straße und im Leichenschauhaus nachforscht, strapaziert Jay Rubines Telefonrechnung. Jay hat enormes Pech. Sind es zu Beginn nur Gangster, die ihm nachstellen und ins Jenseits befördern wollen, sind es später noch Beamte des FBI, die ihn wegen Computerkriminalität festnehmen wollen. Rubine hat wirklich alle Hände voll zu tun, damit Jay in diesem Chaos am Leben bleibt.
Mit Rubine – Hackerjagd ist eine Serie am Start, von der es beim Verlag Lombard bereits sieben Ausgaben gibt. Zeichner Francois Walthéry, der sich bereits mit der Serie Natascha einen Namen machte, arbeitet hier mit Erfolgs-Autor Mythic (Smit Le Bénédicte) zusammen, den Fans bereits von Agent Alpha her kennen können. Nach einem kurzen Ausflug von Mythic in die Serie Natascha (Ausgabe 14 bei Carlsen) entwickelten Walthéry und Mythic gemeinsam die Figur der Rubine.
Rubine ist eine dieser Frauen, bei der alles am rechten Fleck ist, anatomisch betrachtet. Darüber hinaus hat sie auch jene Interessen, die uns Männern immer etwas merkwürdig anmuten: Frisörtermine, Kleidung, Schuhe. Allerdings ist Rubine eine Frau, die dank ihres Berufs kaum dazu kommt, den Interessen einer jungen Frau nachzugehen. Was bleibt sind Badewanne und Dusche zur Entspannung, bei der sich Rubine stets sexy in Szene setzen kann. Die Macher, auch der junge Co-Zeichner Dragan de Lazare nutzen die Situationen, um Rubine auch ein wenig halbherzig – nur mit einem Handtuch – bekleidet zu zeigen. – Interessanterweise gibt es keinen Betrachter von Rubines Vorzügen, der auch sich davon irgendwie beeindruckt zeigt. Eher neigen die Männer dazu Rubine absolut zu unterschätzen. Natürlich ist das ein Umstand, der sich schnell rächt.
Der Humor ist derart, wie Fans ihn bereits aus Natascha her kennen. Männer sind eher eine Lachnummer. Sie sind diejenigen, die die Fehler begehen. Die Frauen sind äußerst weiblich, gehen aber auch mit Bedacht vor. Und mit Jay ist wahrlich ein Charakter ins Comic-Leben gerufen worden, der kein Fettnäpfchen auslässt. Sicherlich ist er kein Dumkopf, aber leider ist er auch jemand, der das Pech geradezu magisch anzuziehen scheint. Auch Rubine hat ihre humorvollen Momente, die sich weniger ihr, dafür mehr dem Leser erschließen.
Mit Rubine und Jay ist wenigstens für den ersten Teil der Reihe ein sich wunderbar ergänzendes Duo entstanden.
Wer jedoch meint, mit Humor allein sei es getan, der irrt sich gewaltig, denn Rubine besticht durch satte Action. Verfolgungsjagden zu Fuß oder mit dem Auto gehören hier absolut dazu. Parallelen zu amerikanischen Kriminalfilmen sind zweifelsfrei erkennbar. Die Schießereien sind keine Cartoon-Schießereien. Gangster sterben dabei gnadenlos.
Diese Mixtur aus Cartoon und Realismus funktioniert außerordentlich gut – unerwartet zwar, aber es entsteht eine gelungene Unterhaltung. Realistisch spannend einerseits, aber auch mit dem nötigen Humor andererseits.
Fans von frankobelgischer Comic-Kunst wie Natscha oder Franka können bedenkenlos zugreifen und den Auftakt dieser feinen Krimi-Serie genießen. 🙂
Rubine – Hackerjagd: Bei Amazon bestellen
Donnerstag, 22. Februar 2007
Der kleine Schiffsjunge ist das Leben in der Mannschaft von Kapitän Hackepeter leid. So macht er sich nächtens mit der Katze Nelson auf und davon. Auf der Suche nach einem Schiff, das ihn so weit wie möglich von Kapitän Hackepeter weg bringt, landet er leider ausgerechnet auf des Kapitäns Schiff Knurrhahn.
Der Kapitän ist zunächst äußerst wütend über Pittjes unerlaubtes Fernbleiben von der Mannschaft. Als er aber hört, dass der Junge in den Besitz einer Schatzkarte gekommen ist, ändert sich das sogleich. Die Knurrhahn setzt Kurs auf die Schatzinsel.
Seltsam aber ist, dass der Schatz auf dieser Insel kein großes Geheimnis ist. Warum also wurde der Schatz immer noch nicht geborgen? Und was ist mit jenen geschehen, die es versuchten?
Kapitän Hackepeter und seine Mannen schreckt die Aussicht auf etwas Furchtbares, das auf der Insel sein Zuhause hat, nicht. Ganz im Gegenteil, nach dem langen Aufenthalt im Hafen muss jetzt ein Abenteuer mit einer ordentlichen Beute her.
Wer sind diese furchtlosen Männer, die ihrerseits auf allen Weltmeeren gefürchtet werden? Neben Kapitän Hackepeter gehören Männer wie Staif Olafson zur Mannschaft, ein Nachkomme der Wikinger, der stets seinen Ahnen alle Ehre zu machen versucht. Kuddel Priembeiss ist ein Original von der Waterkant und steht seinen Kamerade in Verwegenheit in nichts nach. Auch der Schiffskoch Sham-Pu ist immer vorne dabei, wenn es eine ordentliche Keilerei gibt.
Auf der Insel angekommen stoßen Hackepeter und seine Leute schnell auf riesige Zyklopen, die sich wegen der Neuankömmlinge auf eine schöne frische Mahlzeit freuen. Hackepeter schreckt das immer noch nicht und langt richtig zu.
Pittje weiß von alldem nichts. Eigentlich wollte er ja auf dem Schiff auf die anderen warten – wäre da nicht Nelson, die Schiffskatze, die plötzlich mit einem ganz besonderen Spielzeug daher kommt: Einer Brosche aus purem Gold. Da gibt es auch für Pittje kein Halten mehr. Er und Nelson machen sich auf eine gefährliche Schatzsuche ins Innere der Insel.
Pittje Pit und Der Schatz der grünen Monster ist ein mittlerweile klassisch zu nennendes Cartoon-Abenteuer mit liebenswerten und zuweilen auch skurrilen Charakteren. In diesem bereits 1970 erschienenen 2. Abenteuer von Pittje Pit nehmen Autor Frans Buissink und Zeichner Eddy Ryssack den Leser mit auf eine wahrhaft witzige Comedy-Piraten-Reise.
Die Figuren, die hier mit viel Humor durch die Geschichte geleiten, sind typische Cartoon-Vertreter jener Zeit, zeichnerisch wie auch von ihrem Charakter her. Kapitän Hackepeter ist das Raubein, ein bißchen übergewichtig, häufig lauthals im Dialog und immer forsch voran stürmend, wenn es jemanden zu versohlen gilt. Der Schiffsarzt ist immer auf der Suche nach seiner oder einer neuen Mütze und auch keine Probleme damit, sich wegen seiner Kopfbedeckung mit einem Riesen anzulegen. So gesehen durchzieht die Charaktere eine gesunde Portion Naivität, wie es häufig bei derlei Figuren der Fall ist.
Der klügste und besonnenste der Mannschaft ist, wie kann es anders sein, auch der kleinste von ihnen und das ist selbstverständlich Pittje Pit. Pittje ist ebenfalls ein Junge, der weiß, wann es an der Zeit ist, das Weite zu suchen. Deshalb ist er mit weitaus mehr Vernunft gesegnet als seine Mannschaftskameraden.
Ausschlaggebend ist jedoch, dass dieses uralte Rezept des Geschichtenerzählens hervorragend funktioniert. Natürlich hat es ein wenig von den uralten Asterix-Folgen, aber es erinnert noch ein wenig mehr an das Konzept von Wickie und den starken Männern, das literarisch früher, tricktechnisch aber später erschien.
Zeichnerisch bietet Pittje feinste Cartoon-Szenen mit einem richtig kräftigen Tuschestrich und satten Farben. Die Bilder von Eddy Ryssack gehören zu einer wunderbar alten Schule, aus der sich nicht nur Können, sondern auch echtes Handwerk ablesen lässt. Was Hintergrundzeichnungen angeht, hält er sich zurück, dafür liegt das Hauptaugenmerk auf den Figuren, die manchmal für den Leser wie auf einer schönen Bühne agieren und sich bester Komödienmanier die Stichworte für den nächsten spritzigen Dialog liefern.
Da es sich auch um eine Monstergeschichte handelt, haben die beiden Macher sich nich lumpen lassen und gleich ein ganzes Rudel auffahren lassen. Die grünen Monster sind riesige grünhäutige Zyklopen, die ähnlich wie einst Polyphem in der Odysseus-Sage darauf warten, dass menschliche Kost an ihrer Küste angeschwemmt wird. – Und wenn es jemals ulkige Monster gegeben hat, dann sind es diese Zyklopen mit ihrem wunderbaren Sprachfehler!
Toller Cartoon, spaßige Comedy, unterhaltsam für alle, die jung geblieben sind oder einfach Spaß an einer ordentlichen Portion Humor haben! 😀
Pittje Pit 2 – Der Schatz der grünen Monster: Bei Amazon bestellen
Dienstag, 06. Februar 2007
Was macht man mit Drachen? – Man jagt sie. Und man kann sogar davon leben. Meistens jedenfalls. Wenn man die Jagd überlebt!
Der kleine Hector spielt wieder einmal den Drachenköder, kopfüber an einem Baum hängend, etwas durcheinander und ängstlich. Derweil warten die glorreichen Drachenjäger in ihrem Versteck. Der eine strickt, der andere regt sich über ihre derzeitige finanzielle Situation auf.
Gwizdo ist ein sehr unleidlicher, kleiner Kauz. Seine Klappe ist größer als seine Kraft – und auch mit seinem Mut ist es manchmal nicht weit her. Wozu auch? Wenn es hart auf hart kommt, ist sein Partner Lian Chu der Mann für’s Grobe. Gleich zu Beginn zeigt Lian Chu wieder einmal, was er kann. Eigentlich sollte sich Gwizdo darüber freuen, denn der Drache wird besiegt, allerdings bleibt von einem Drachen, dem im wahrsten Sinne des Wortes die Luft ausgeht, nicht mehr viel Bedrohliches übrig – jedenfalls nichts, was ein Auftraggeber bezahlen würde.
Drachen mit dem Gefährlichkeitsgrad eines Schosshündchens bringen kein Geld, können aber zu einer gefährlichen Situation führen, bei der selbst die abgebrühtesten Drachenjäger besser die Flucht ergreifen.
Kurzum, die Lage für die Drachenjäger ist nicht nur schlecht, sie ist geradezu furchtbar übel. Da trifft es sich, dass die drei furchtlosen Recken auf einen noch furchtloseren Ritter stoßen, der gerade auf dem Weg zu seinem nächsten Auftrag ist. Und wenn Gwizdo etwas von einer hohen Belohnung hört, ist er nur allzu schnell bereit, den prinzlichen Ritter von seiner Mission abzubringen. Stehe niemals zwischen Gwizdo und einer hohen Belohnung!
Der Auftrag ist jedoch gefährlicher als alle bisherigen Drachenjagden zusammen. Gwizdo und Lian Chu sollen den berühmt, berüchtigten Bucaramanga zur Strecke bringen, den schlimmsten und schrecklichsten Drachen schlechthin. Aber selbst ein furchtbarer Drache muss erst einmal gefunden werden, was nicht einfach ist. Gwizdo geht dafür an die Grenzen seines Selbstwertgefühls und seiner Geduld. Als es dann soweit ist, glauben alle Beteiligten, dass es besser gewesen wäre, den Auftrag abzulehnen, denn der Bucaramanga ist wirklich das Furchtbarste, was ihnen jemals begegnet ist.
Die Drachenjäger ist die Comic-Umsetzung der überaus erfolgreichen Zeichentrickserie gleichen Namens. Obwohl Zuschauer und Leser es mit einem Fantasy.Szenario zu tun haben, ist hier nichts so recht so, wie man es eigentlich gewohnt ist. Die Welt ist zerrissen. Die Erde teilt sich auf in kleine bis mittelgroße schwebende Inseln aus Erde und Steinen, die im besten Fall durch Hängebrücken verbunden sind. Gefahr lauert allerorten. Wer einen Auftrag nicht ausführt, riskiert auch schon einmal selber zum Futter zu werden.
Verrückt, ja, aber genial verrückt! Unter der Federführung von Autor Laurent Turner wurde die Atmosphäre der Serie perfekt eingefangen. Gwizdo, der leicht hysterische und cholerische Gnom, würde seinem Partner eigentlich das Leben zur Hölle machen, hätte Lian Chu, stark wie ein Baum, nicht eine Eselsgeduld. Der Leidtragende ist am Ende der noch kleinere Hector, weil er stets um sein Leben bangen muss, da nicht sicher ist, ob in seiner Rolle als Köder die anderen auch rechtzeitig zur Stelle sein werden. Die humorigen Situationen, die alleine daraus entstehen, sind Brüller. Turner führt den Slapstick der Serie auf beste Weise fort.
Kleine Nebenschauplätze oder auch Charaktere komplettieren die Witzpalette des ersten Drachenjäger-Bandes. Prinzen, die mit einem breiten Grinsen durch die Lande ziehen und sich gebärden wie Schlagersänger auf Abwegen, stets geneigt in gefahrvollen Momenten ein- und durchzugreifen. Ebenso merkwürdig und für mehr als einen Lacher gut ist der Meuchelmörder, dessen beste Freundin eine Fliege ist.
Zeichner Mathieu Venant setzt den erzählten Humor perfekt um. Gwizdo, klein und hager, großäugig und großmäulig, Gift und Galle spuckend, mal kleinlaut, mal schnell auf der Flucht, mal vollkommen ins Lächerliche gezogen – Gwizdo ist eine Art Louis de Funès des Comics, immer kurz vor dem Herzinfarkt vor lauter Aufregung.
Ist Gwizdo aus der französischen Komik entlehnt, ist Lian Chu wohl eher der Italiener. Nicht ganz ein Bud Spencer, so doch wenigstens so gutmütig, immer bereit zu einer Schlägerei und nie um Mut verlegen. Der Drachenjäger mit den fassdicken Oberarmen ist bei weitem nicht die einzige Figur, die optisch Comedy in Reinkultur ist. Bis in die letzte Nebenfigur sind die Wilden und Zivilisierten dieser abgedrehten Welt absolut gelungen.
Lorien drückt mit seiner feinen Farbgebung dem Album seinen Stempel auf. Da bleibt es nicht aus, dass Trickfilmatmosphäre zu 100% auf die Comicseiten transportiert wird.
Humor, Slapstick, Brüller, Lacher auf Fantasy-Niveau. So präsentierte sich das gute, alte Schwert- und Magie-Genre lange nicht. Wer lachen will: Zugreifen! 😀
Die Drachenjäger – Der Bucaramanga: Bei Amazon bestellen
Sonntag, 04. Februar 2007
Ishanti führt ein schönes Leben im Palast. Ihre Ausbildung zur heiligen Tempeltänzerin verläuft gut, doch irgendwie ist sie nicht zufrieden. So nutzt sie jede Gelegenheit, um den Palast zu verlassen. – Sehr zum Leidwesen ihres guten Freundes Mun.
Mun hat es nicht leicht mit dem jungen Mädchen. Zu ihrem Glück ist er ein Mann von großer Geduld. Eines Tages geschieht etwas Aufregendes. Besuch aus Saba trifft am königlichen Hof ein. Und mit diesem Besuch kommt Ofra Nektu, eine begnadete Tänzerin, der jede Tempeltänzerin nur nacheifern kann.
Doch dieser dient nicht nur den schönen Künsten. Ofra hat noch ein ganz anderes Ziel.
Hinter den Kulissen haben sich einige Götter zusammengetan, um etwas Unordnung, oder auch eine neue Ordnung in den Götterhimmel zu bringen. Allen voran Anubis und Horus haben einen Weg gefunden, wie sie sich an die Spitze der Götterschar zu bringen gedenken. Natürlich denken die Götter gar nicht daran, sich selbst die Finger schmutzig zu machen. Dafür haben sie immer einen Handlanger parat. Dieser Halunke heißt Razor El Naktub. Von Hause aus in einer verantwortungsvollen Position und sehr unangenehm für Menschen in niedrigen Stellungen, buckelt Razor wohlweislich vor Anubis und folgt den göttlichen Anweisungen.
Ohne es zu wollen wird Ishanti von ihrem Freund Tyi, einem Baulehrling, in ein haarsträubendes Abenteuer hineingezogen.
Ishanti ist der Prototyp eines jungen Mädchens, das mit einem enormen Talent in einem bestimmten Bereich gesegnet ist und dennoch auf ein noch reicheres Leben hofft, in dem es mehr erleben kann und die Welt da draußen kennenlernt. Sie ist ein bißchen jugendlich naiv, sehr freundlich, abenteuerlustig – mit einem Wort ist sie überaus sympathisch.
Die Welt, in der sie lebt, könnte für uns aus heutiger Sicht fremder nicht sein. Es ist eine Welt, in der Götter lebendig und Teil des Alltags sind.
Es ist aber auch eine Welt der Abenteuer und der Wunder. Der Nil ist ein Lebensspender und göttlich. Er kann helfen und töten. Tiere sind ein fester Bestandteil des Lebens, als Freund, zur Nahrung und als Feind.
Diese Welt betrachtet Ishanti gemeinsam mit ihrem kleinen Katzenbegleiter Ramses durch riesengroße, braune Kulleraugen. Tyi, der ihr richtiger Freund sein will und sie am liebsten vom Fleck weg heiraten möchte, und Mun, der väterliche Freund, sind als genaue Gegensätze konzipiert. Der eine ist die Versuchung in Person und sehr unvernünftig, der andere versucht den Ärger von Ishanti fernzuhalten.
Ishantis Welt und ihr Abenteuer sind für den Leser aber auch mit großem Humor durchdrungen. Es beginnt im Kleinen mit Ramses, der als Katze ein außergewöhnlicher Racker ist. Er besitzt einen ähnlichen Charakter wie die kleinen Katzenkinder in Aristocats und ist auch ein wenig kindlich wie Idefix, einer der tierischen Gefährten im Comic-Genre schlechthin. Wie sehr Ramses tatsächlich eine Verbeugung vor diesem Comic-Hund sein kann, findet sich in vielen Anspielungen. Besonders deutlich wird dies in einer Szene, in der Razor und sein Gefährte im Nil Schiffbruch erleiden. Der Kommentar von Razors Diener: Fluctuat Nec Mergitur, bei Teutates! Was ist das für eine komische Sprache? will Razor wissen. Keine Ahnung, es kam einfach so über mich, gibt der Diener zur Antwort.
Dadurch wird sehr deutlich in welche Richtung die Verbeugung von Crisse und Besson geht: Uderzo und Goscinny, durch Asterix und Obelix im Comic-Olymp gelandet sind.
Freilich haben Crisse und Besson noch nicht ganz zum Asterix’schen Humor gefunden, aber auch der kleine Gallier startete nicht von Null auf Hundert. Außerdem kann Ishanti noch nicht von einer ganzen Reihe von Insider-Witzen zehren.
Aber insgesamt besticht Ishanti durch einen derart liebenswerten Humor, dass man die Geschichte einfach lieben muss. Schuld daran sind nicht zuletzt Razor und seine göttlichen Spießgesellen. Selten haben sich Götter derart präsentiert. Außer Anubis und Horus, der ein wenig kurz geraten ist, geben sich auch Opet und Sobek (in gestalt von Nilpferd und Krokodil) die Ehre. Hier wird intrigiert, was das Zeug hält im besten Sinn einer besonders gemeinen Soap-Opera.
Ähnlich wie im Serienauftakt Canari entsteht unter der Zeichenfeder von Didier Crisse und Fred Besson ein Bilderfeuerwerk, die eine hohe Kunstfertigkeit der beiden Macher zur Schau stellt. Anders lässt es sich nicht beschreiben. Aber Crisse und Besson gehen noch einen deutlichen Schritt weiter. Was hier gezeigt wird, ist eine exzellente Computerkolorierung, die so perfekt ausschaut, dass es mich wirklich interessieren würde, wie lange die beiden für eine Seite gebraucht haben.
Es heißt, dass Don Lawrence, Altmeister von Trigan und Storm, am Ende ca. eine Woche für eine Albenseite gebraucht hat – und er arbeitete noch auf herkömmliche Weise. Zum Vergleich möchte ich behaupten, dass bei machen Seiten mit großer Detailvielfalt ähnlich viel Zeit ins Land gegangen ist. Künstlerisch und technisch betrachtet ist Ishanti ein absoluter Augenschmaus geworden.
Wie die erwähnten Uderzo und Goscinny haben auch Crisse und Besson ihre Charaktere überzeichnet, knubbelig, grazil oder wuchtig und in vielen anderen Formen, aber stets im besten frankobelgischen Stil, der bereits vor vielen Jahrzehnten bgeisterte, doch hier auf penible Weise in ein neues Jahrtausend transportiert wurde.
Großartige Grafiken, sehr cartoony, sehr detailverliebt, sehr penibel ausgearbeitet und mit einem feinen Humor geschrieben. Lange gab es nicht mehr ein so liebevoll gestaltetes Szenario im alten Ägypten. 😀
Ishanti 1- Die Tränen der Isis: Bei Amazon bestellen oder im Comicblog Amazon Comicshop stöbern.
Freitag, 19. Januar 2007
Fone Bone ist verliebt. Nachdem es so ausschaut, als sei ihr aller Abenteuer zu Ende, konzentriert er sich mehr auf die hübsche Thorn. Die Sache hat nur einen kleinen Haken: Fone Bone ist ein kleiner weißer Kerl mit ein knubbeligen Nase, während Thorn ein Mensch ist. Fone Bone möchte sie so gern beeindrucken, aber das gestaltet sich viel schwieriger als erwartet. Bone hat außerordentliches Pech, was seine Fähigkeiten als Honigsammler angeht und auch seine Dichtkunst steht unter einem schlechten Stern.
Inmitten des Trubels um die Vorbereitungen zum großen Kuhrennen haben die beiden anderen Bones ganz andere Sorgen. Wie es Phoney Bones Art ist, möchte er gerne mit diesem Rennen ein gutes Geschäft machen. Was liegt näher, als das Wettgeschäft an sich zu reißen und das Gerücht zu streuen, eine Wunderkuh werde in diesem Jahr das Rennen machen. Die alljährliche Favoritin, Grandma Ben, wird immer schlechter von den Wettern eingestuft. Diese Tatsache rüttelt nicht wenig am Selbstbewusstsein der alten Frau, die ansonsten vor nichts Angst zu haben scheint.
Aber wer ist eigentlich die Wunderkuh? Die Antwort auf diese Frage kommt dem albernen Smiley Bone zu, denn der hat sich für das Kuhrennen etwas ganz besonderes einfallen lassen. Doch die Resonanz, die er dafür von seinem Mitverschwörer Phoney erntet, fällt äußerst schlecht aus. Ja, Phoney ist überhaupt nicht mehr begeistert von dem Plan, als er sieht, wie sich Smiley an die Arbeit macht.
Bald startet das Rennen. Die Kühe laufen. Mitten drin rennt die Wunderkuh, dicht verfolgt von Grandma Ben, die gerne einmal sehen möchte, was sich hinter der Wunderkuh verbirgt. Doch damit nicht genug. Fone, der sich inzwischen in seinen Dichtkünsten schulen wollte, sieht sich auf einmal einer Bedrohung von Leib und Leben ausgesetzt. Plötzlich sind zwei, wenig später sogar eine ganze Horde von Monstern hinter ihm her. Das Rennen wird so außergewöhnlich wie nie zuvor.
Bone 2 Das große Kuhrennen von Autor und Zeichner Jeff Smith mischt auch wieder in der zweiten Episode des kleinen weißen Männleins Fantasy und Comedy auf’s Feinste.
Während Bone von den Menschen um sich herum meistens gelitten wird (außer, wenn es um die Liebe geht), haben sich Phoney und Smiley nicht ganz so beliebt gemacht. Ersterer ist ganz besonders wegen seiner Habgier und dunklen Machenschaften unbeliebt, Smiley hingegen ist ein alberner Kindskopf, der keine Gelegenheit auszulassen scheint, sich in Schwierigkeiten zu bringen – oder andere in Schwierigkeiten zu bringen.
Kann Smiley auch alleine bestehen, hat Jeff Smith doch im Zusammenspiel mit Phoney ein klassisches Komikerduo geschaffen. Phoney ist eine Art Louis De Funès der Fantasy. Lautstark, großmäulig muss er sich hier als Küchenchef durchschlagen, um seine Schulden abzuarbeiten. Sicherlich gibt es in der amerikanischen Unterhaltung ähnliche cholerischen Vorbilder, aber als Europäer kommt man nicht umhin diesen Vergleich anzustellen. Smiley hingegen ist ein Jerry Lewis, nie um ein überflüssiges Wort verlegen oder nie zu tollpatschig um andere in Verlegenheit zu bringen.
Paradebeispiele für seinen gelungenen Humor ist seine Verkleidung, ganz besonders als er seinen atmungsaktiven Umhang noch übergezogen hat. Komplett im Zentrum der Handlung ist Smiley in der abschließenden Episode Auf dem Dach. Seine kleine Auseinandersetzung mit Lucius ist köstlich anzuschauen und zu lesen. Hier verbinden sich Comedy und Slapstick wirklich trefflich.
Ein Wort über ne Qiche und du bist tot. In Sachen Comedy darf auch auf das wirklich komischste Gespräch unter Monstern hingewiesen werden, dass es wohl jemals in einer Fantasy-Geschichte gegeben hat. Es ist nur ein sparsam in Szene gesetzter Dialog, aber der leise Humor ist ein richtiger Brüller.
Smith versteht es, selbst aus Nebenfiguren wie den beiden Monstern, die der Leser bereits aus dem erste Band kennt, ein Maximum an Unterhaltung zu holen. Darüber hinaus setzt Smith auf viele Kleinigkeiten, so dass der Leser vor Verwunderung fragen muss: Was? Gefolgt von einem: Moment mal. Was dann kommen mag, sollten Lacher oder andere Laute der Erheiterung sein.
Grafisch setzt Smith die Linie alter amerikanischer Zeichentrickfilme fort. Wäre Micky Maus ein kleines weißes Männlein gewesen, hätte es so ausgesehen. So einfach Bone auch gezeichnet ist, so steckt doch ungeheuer viel Potential in dieser kleinen Figur. Kein Ausdruck scheint zu existieren, den Smith nicht mit Bone hinbekommt. Bone weckt den Humor und auch ein bißchen Mitleid, wenn der Kleine in Liebeskummer vergeht. Dank der kolorierten Variante von Steve Hamaker ist diese Fantasy-Sitcom eine richtige Ausnahmeerscheinung im Bereich der Comics.
Lacher, Lacher, Lacher und Spannung. Jeff Smith schöpft mit der Fortsetzung zu Bone aus dem Vollen. Für alle, die lachen wollen, sehr empfehlenswert. 😀
Bone 2 – Das große Kuhrennen: Bei Amazon bestellen