Eine Reise in 80 Tagen um die Welt? Unmöglich und ganz besonders für diesen Goofy Phileas Fogg, der doch in diesem Herrenclub nur den Tee serviert. So ist denn auch vor der Abreise erst noch Spülen angesagt, bevor der Koch ihn überaus ungern – und das ist harmlos ausgedrückt – gehen lässt. Die Abenteuer rund um den Globus wiegen die Startschwierigkeiten mehr als auf.
Fata Morganas als Rettung in höchster Not, fliegende Teppiche, eines der energiesparendsten Transportmittel überhaupt, und chinesische Raketen erweisen sich als perfekte Fahrzeuge ihrer Zeit und ihrer Hemisphäre. Am Ende … Ja, da wartet schon das nächste Abenteuer.
Goofy, einer der sympathischsten Charaktere im Universum von Walt Disney, brachte den damaligen Kids die Historie und Klassiker aus der Literatur auf seine ganze eigene und sehr besondere Art nahe. Stets mit einem Augenzwinkern, nicht immer sehr nahe an der Vorlage, ähnelt ein Ausflug mit Goofy einer humoristischen Achterbahnfahrt. Die Kenntnis der Vorlage kann hilfreich sein, ist aber – und das ist das Schöne – keine Pflicht. Im Gegenteil, wer hier nicht neugierig auf die Originale wird, die hier so liebevoll karikiert werden, ist selber schuld.
Von Jules Verne, der die Vorlage zu Reise um die Welt in 80 Tagen schrieb, geht es weiter zu einem anderen Vertreter der klassischen Phantastik: H.G. Wells. Sein Unsichtbarer geistert in der nächsten Geschichte herum. Bekleidungslos unsichtbar ist Goofy auf der Suche nach einer Lösung für sein Problem und stolpert dabei über eine sehr neugierige Hauswirtin. Die allseits beliebten Entkleidungsszenen sind hier gefragt. Wenn der letzte Kopfkissenbezug oder der letzte Verband fällt, ist der Gute weg.
Nach einem Ausflug zu Schillers Wilhelm Tell geht es 20.000 Meilen unter dem Meer weiter, um schließlich bei einer ur-amerikanischen Legende zu enden. P.T., Verzeihung, G.T. Barnum, Chef eines Zirkus, liebt die Show, nein, er lebt die Show, das Showbusiness. Goofy fügt sich hier wie in jede Geschichte gut ein, aber als ein Charakter, der unterhalten will, trifft er noch direkter als sonst wie die berühmte Faust aufs Auge. Sobald er das Kindermädchen von George Washington als Attraktion verpflichten kann – immerhin 160 Jahre alt, die Gute – bleibt kein Auge trocken.
Die Umsetzung der Geschichten erfolgt nicht in gewohnten Aufteilungen, sondern arbeitet mit passenden Verzierungen und Formen. Kreisrund, rahmenlos, Bilder in der Form einer Badewanne oder eines Bilderrahmens, Raketen nutzen eine ganze Seite und alles verbunden durch eine vollkommen klare Linienführung. Das Auge kann sich außerdem an unaufdringlichen, aber sehr kräftigen Farben erfreuen.
Die Sprechblasen, sonst häufig ein rein weißes Ärgernis auf farbigen Flächen, gehen hier durch eigene Kolorierung in den Grafiken richtig auf. Es entsteht ein kunterbunter Gesamteindruck, immer knuffig und sehr ausgewogen.
Klassiker im neuen Gewand, die schon selber Klassiker sind. Goofy ist zeitlos in der Zeit unterwegs, chaotisch und charmant, immer noch modern, jugendlich, jugendfrei und mit einem Humor versehen, der bei Alt und Jung zündet. Dazu noch mit einer exakten grafischen Darstellung versehen, die das Auge des Lesers sehr gut führt. 🙂
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