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Comic Blog


Donnerstag, 02. Mai 2013

THE WALKING DEAD 17 – Fürchte dich nicht

Filed under: Horror — Michael um 18:55

THE WALKING DEAD 17 - Fürchte dich nichtDie Gang auf den Motorrädern stellt Forderungen. Sie wollen alles. Jeden Vorrat. Grimes und seine Leute lächeln über diese Forderung. Die auf sie gerichteten Waffen sind ihnen egal. Grimes gibt einen kurzen Befehl, schon eröffnet Andrea das Feuer. Einer von der Motorradgang bleibt am Leben. Er soll diesem Negan, der nach der Ansicht von Grimes nichts anderes ist als ein mieser Schutzgelderpresser, eine Botschaft überbringen. Fortan sollen die Leute um Negan zahlen. So läuft das. So denkt Grimes. Da gab es vor diesem Negan schon ganz andere, die mit ihnen ein Tänzchen wagen wollten. Diesmal jedoch liegt Grimes völlig falsch.

Denn sie wissen nicht, was sie tun … Von wegen! Im Gegensatz zu den Untoten, den langsam verwesenden Menschenfressern, die immer noch durch die Lande streifen, weiß die Bande um den geheimnisvollen Negan ganz genau, was sie tut. Halbwegs jedenfalls, muss man sagen, denn ihr Auftreten, arrogant gepaart mit dem Wissen über die bisherige Stärke, das bislang zum Erfolg führte, wird plötzlich durch die Gegenwehr von der Gruppe um Grimes jäh unterbrochen.

Nach weiteren Versuchen schaltet sich der große Boss schließlich selbst ein und Robert Kirkman, Autor der Reihe THE WALKING DEAD, wird gemein. Niemand ist sicher innerhalb der Comic-Universen. Ab und zu muss sich auch eine Figur verabschieden, an die sich der Leser über viele Ausgaben hinweg gewöhnt hat, die außerdem einen hohen Stellenwert innerhalb der Beziehungen der Gruppe hatte. Es soll nichts verraten werden, doch Robert Kirkman zelebriert dieses Ableben und die Verabschiedung dieses Charakters ist, selbst nach nicht wenigen brutalen Szenen, die infolge einer Zombie-Comicserie nicht ausbleiben, grausam.

Mehr noch: Robert Kirkman dreht den Kompass von Grimes und Konsorten in eine neue Richtung. Bisher erworbene, schwer erkämpfte Prinzipien werden über Bord geworfen. Der Untertitel des vorliegenden Bandes, Fürchte dich nicht, ist irreführend, denn Furcht wird, nachdem eine Gewöhnung im Kampf gegen die Untoten eingetreten ist, plötzlich wieder zum obersten Gebot. Furcht hält wach, macht aufmerksam, lässt einen die Alternativen sorgfältig abwägen, sofern genügend Zeit dafür bleibt.

Weinen. Ich gestatte euch allen zu weinen. Ob der Leser bei dieser ganz speziellen Szene weint, der dieses Zitat entnommen ist, bleibt jedem selbst überlassen. Den Akteuren um Grimes hingegen bleibt kaum etwas übrig. Gegenwehr könnte alles nur noch verschlimmern. Es ist kaum vorstellbar, zumal Kirkmans Skriptvorlage und schließlich Charlie Adlards (Zeichner) Umsetzung keinen (na, kaum) Raum für die Fantasie des Lesers lassen. Mehr noch. Kirkman demontiert seinen Rick Grimes, gründlich, wie man es als Leser bei einer derart lang fortlaufenden Serie selten erlebt.

Sicherlich passiert dergleichen hin und wieder, manche werden sogar getötet, aber dies geschieht kaum in einer Handlung, die über einen solch langen Zeitraum läuft. Im Herbst 2013 wird THE WALKING DEAD zehn Jahre alt. Ja, man kann sich als Leser an Figuren gewöhnen … Andererseits ist es auch, aus Autorensicht, bewundernswert, wenn ein Autor eine beliebte Figur nicht sichert, denn nun kann wieder alles geschehen. Ja, Kirkman könnte sogar auf die Idee kommen, seinen Rick Grimes eines Tages zu ersetzen.

Charlie Adlard ist stilistisch an dem Punkt angelangt, an dem seine Bilder wie von filmischen Vorlagen abgezeichnet wirken. Die Striche sind grob, doch punktgenau angelegt. Die Bildausschnitte des Geschehens ziehen den Blick durch starke Kontraste auf sich. Auch spielt Adlard mit den Figuren, die einen hohen Anteil am Geschehen haben, denn der traditionelle Zombie ist in dieser Folge in deutlicher Minderheit. Negan, der geheimnisvolle Anführer, könnte optisch einer Frank Miller Version von Superman entsprechen. Adlard stattet ihn mit einem frechen Grinsen zum falschen Zeitpunkt und macht ihn so zu einer der furchtbarsten Gestalten im Horror-Genre: ein eiskalt berechnender Psychopath.

Ein Knaller der Reihe, ein Wendepunkt, der vieles für die handelnden Charaktere Erreichte umstößt, zunichte macht und gleichzeitig einen Neubeginn markiert. Bitter, hart, höchst dramatisch. 🙂

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