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Comic Blog


Mittwoch, 14. Mai 2008

Guy Ritchie’s Gamekeeper

Filed under: Thriller — Michael um 16:51

Guy Ritchie\'s GamekeeperDer Mann dachte, er könne in Frieden leben. In den Bergen, in den Wäldern, allein mit sich und den Tieren. Falsch gedacht. Die Arbeit als Wildhüter in Schottland, fernab der tschetschenischen Heimat ist gut, aber sie ist nicht aus der Welt, obwohl ein Blick auf die zivilisationslosen grünen Hügel dieses Bild heraufbeschwören kann.
Diese Welt ist bunt, warm, anheimelnd, der Himmel strahlt in einem cyanfarbenen Blau. Tschetschenien war so anders, kalt, eisig, mit grauschwarzen Wäldern und vielen Gefahren, die von Männern mit Schusswaffen ausgingen. Diese Welt holt Brock, den Wildhüter, ein.

Guy Ritchie’s Gamekeeper gehört zu den Auftaktpublikationen von Virgin Comics, die sich einen prominenten Namen als Zugpferd auserkoren haben. Nach einer Fluggesellschaft, Plattenlabel und vielen anderen Geschäftszweigen verzweigen die neuen Unternehmungen in das Comic-Genre, in enger Zusammenarbeit mit dem indischen Markt.
Guy Ritchie, von manchen Mr. Madonna genannt, hatte die Idee zu dieser Geschichte. Geschrieben wurde sie von Andy Diggle, gezeichnet von Mukesh Singh.

Nun mag man als Leser die Nase rümpfen und sagen, dass ein solches Produkt doch sehr stark auf Kommerz ausgerichtet ist, eine Massenproduktion, die Speerspitze eines Vorstoßes auf ein Marktsegment, dem es zunehmend besser zu gehen scheint. Ein Segment, das erschlossen wird, weil man kommenden Kinoproduktionen das Etikett Comic-Verfilmung aufdrücken will.

Könnte man sagen. – Leider lässt sich diese Behauptung angesichts der Qualität dieser Produktion nicht aufrechterhalten. Insbesondere Mukesh Singh, Zeichner und Kolorist in einer Person, liefert eine sehenswerte Arbeit ab und kann die Qualität über die gesamte Länge hinweg halten.
Mukesh Singh gehört zu den Zeichnern, die schon mal die Bleistiftskizze stehen lassen, darüber tuschen, etwas wilder, nicht immer sklavisch exakt und dann zur Kolorierung den Computer einsetzen. Hierbei wird ein dem Marker ähnlicher Farbauftrag verwendet. Dieser ist auch nicht beständig deckend, häufig auch lasierend und hält sich ebenso wie die Tuschestriche (sofern es welche sind und dies nicht auch am Computer gemacht wurde, möglicherweise auch ein verstärkter Bleistiftstrich) nicht zur Gänze an Begrenzungen.

Das Besondere ist nicht die Machart, denn diese haben sich so manche Zeichner angewöhnt, weil sie optisch etwas hermacht und relativ zügig von der Hand geht.
Das Besondere ist die Konsequenz, mit der farbliche Grundstimmungen verwendet werden. Auf den ersten Seiten ist die Welt noch normal, aber das ändert sich schnell, als die Gewalt im Paradies Einzug hält. Tschetschenien war schwarzweiß. Schottland mittelblau, orange, lila, blutrot, blaugelb. Als es getan ist, die Mörder tot sind, wechselt das Farbspiel zu einer Dämmerung, eingetrübt, mit einem farblosen, blassen Eindruck.
Schottland liegt anschließend hinter dem Protagonisten. Das Ziel heißt Amsterdam. Aus amerikanisch-indischer Sicht eher exotisch, bringt die Stadt wieder neue Farbenspiele. Grünlich in einem Hundezwinger für Kampfhunde, fast klinisch.
Die Cover der Einzelausgaben dieses Sammelbandes, erstellt von John Cassaday, spielen genau mit diesen Farbexperimenten. Das beste Bild dürfte jenes in Grün sein. Brock steht inmitten eines Blättermeeres, selbst ein dunkelgrünes Schemen mit glühenden Augen.

In dieser Optik liegen große Möglichkeiten, auch für andere Geschichten. Die schwarzweißen wie auch die blauen Farbgebungen wissen am besten zu gefallen. Bei letzterer wird natürlich stark mit dem kontrastierenden Blut gespielt.

Insgesamt handelt es sich um eine Rachegeschichte. Eine Rache wurde nicht vollendet. Eine Flucht wurde angetreten, eine neue Heimat gefunden. Der unbekannte Feind tritt erneut in Erscheinung, eigentlich zufällig und ähnlich wie ein anderer Elitekämpfer berühmteren Namens findet auch Brock schließlich sein Ziel und verfolgt es unbeirrt, ohne eigene Folgen zu beachten. Brock hat nichts mehr zu verlieren.
Das klingt nicht neu, ist es auch nicht, aber die Optik macht aus dieser Geschichte eine nicht selten grausame, theatralische Thriller-Oper.

Ein Mann, eine Rache, viele Farbstimmungen. Grafisch opulent, spannend und dicht erzählt, mit guten Wechseln in den Schauplätzen, vom natürlichen (Ur)Wald in den urbanen Dschungel. Ein Top-Zeichner, Mukesh Singh, macht diesen Comic-Thriller zu einem Erlebnis. 😀

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