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Comic Blog


Dienstag, 15. Februar 2011

Der tönerne Thron 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 14:09

Der tönerne Thron 1 - Der Ritter mit der AxtFrankreich ist in Gefahr. Burgund, verbündet mit dem englischen Thron, will das Reich an sich reißen. Die Truppen bestürmen Paris. Wenn die Burgunder den König wie auch den Thronfolger fangen können, wäre die Machtergreifung nur eine Frage der Zeit. Sehr kurzer Zeit. Denn der König von Frankreich ist psychisch erkrankt und häufig nicht mehr Herr seiner Sinne. Trotzdem sind tapfere Männer bereit, für diesen König, seinen Sohn und ihr Frankreich einzustehen, mit dem Leben, sollte es notwendig sein. Zu ihrem Leidwesen ist es notwendig. Sehr bald schon bestürmen die Burgunder Paris von allen Seiten und besetzen strategisch wichtige Punkte. Es bleibt nur die Flucht, doch der Feind ist nicht gewillt, auch nur einen königstreuen Mann aus Paris entkommen zu lassen. Ein wilder Kampf entbrennt.

Nicolas Jarry und France Richemond haben sich einer französischen Epoche angenommen, die aus heutiger Sicht von Kriegszügen, Intrigen und Schlachten nur so wimmelt. Es ist eine Art französischer Rosenkrieg, in dem England seine Hand nach Frankreich ausstreckt, in einer Zeit, in der die beiden Länder noch enger miteinander verbunden waren. Der Leser erlebt den Einstieg in die Handlung im Jahre 1418, als die Konflikte bereits seit Jahrzehnten andauern. Im Zentrum des geschilderten Geschehens steht Tanneguy du Chatel, ein dem Königshaus treu ergebener Ritter und Vogt von Paris.

Zu Beginn der Handlung zieht sich die Schlinge um Paris bereits zu. Zwei mögliche Thronfolger wurden bereits umgebracht. Charles, Sohn von Charles VI. ist als einziger übrig, der den mittlerweile dem Wahnsinn anheim gefallenen König beerben könnte. Theo, der Zeichner des vorliegenden Historienabenteuers, der sich mit diesem Werk in die erste Garde der Comic-Künstler malt, macht aus Tanneguy einen gestrengen und disziplinierten Recken, der in seinem Handwerk aufgeht.

Dieses Handwerk zeigt sich allzu bald in sorgfältig inszenierten, auch choreografierten Kämpfen innerhalb und außerhalb von Paris. Keiner vermag wohl zu sagen, was im Einzelnen in den Kriegswirren vonstatten ging, wer sich wann wie genau verhielt. Diese Lücken werden mit aller Dramatik gefüllt, die sich aus den historischen Vorgaben ergibt. Ein verzweifelter Ausfall, Verfolgungsjagden, ein Ablenkungsmanöver und vieles mehr werden so realistisch und hautnah bebildert, so dass ein sehr lebendiges Szenario entsteht. Stadtansichten und Landschaften, Rüstungen und intrigante Zusammenkünfte nehmen Motive alter Meister und setzen sie in einer Comicvisualisierung um. Theo zeichnet mit einer ungeheuren Brillanz und hohem technischen Geschick.

Farblich entsteht (trotz der tageszeitlichen Wechsel) der Eindruck, als stünde ein Sonnenuntergang nach einem heißen Tag kurz bevor. Kühle geben nur die Szenen innerhalb von Gewölben. Lorenzo Pieri verabreicht den Bildern von Theo eine leicht unirdische Atmosphäre, in der immer die richtigen Lichtverhältnisse zum dramatischen Szenario passen.

Ein tolles historisches Szenario, das alles bereithält, was ein Drama benötigt, ein Monumentalfilm auf Papier. Sehr schön erzählt, noch besser gezeichnet von Theo.

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