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Comic Blog


Sonntag, 23. Oktober 2022

FIRE POWER 3

Filed under: Superhelden — Michael um 19:58

FIRE POWER 3Eine moderne amerikanische Familie. Vater und Mutter einander ebenbürtig, auf Augenhöhe. Die Kinder aufgeweckt, auf gutem Kurs. Großeltern liegen als Anker nahebei. Man liebt sich. Das Leben läuft. Gäbe es da nicht den einen großen Funken Vergangenheit des VATERS OWEN JOHNSON, der gleichzeitig der Samen ist, um all das schöne Konstrukt des amerikanischen Traums zum Einsturz zu bringen. Die ersten Trümmer liegen bereits verstreut. OWEN JOHNSON früherer Mentor WEI LUN liegt schwer verletzt im Krankenhaus und OWENS Frau KELLIE, eine Polizistin, verliert langsam die Nerven. Die Bedrohung scheint zunächst ausgestanden zu sein, in Wahrheit aber müssen die Helden nun an die Wurzel des Übels, damit endlich wieder Frieden herrscht.

Totgeglaubte leben länger! So ähnlich lässt sich wohl der Beginn von FIRE POWER 3 umschreiben, denn gleich zwei vermeintlich Tote sind hier wieder auf den Beinen. Das beschauliche Leben der Familie Johnson ist gehörig aus den Fugen geraten. Vater, Mutter, zwei Kinder, Großeltern, ein beschauliches Barbecue geben ein Gefühl der Normalität und sind doch nur ein Stück weit Flucht in das, was kurz zuvor noch war. Denn OWEN JOHNSON, die Hauptfigur in FIRE POWER, muss zurück zu seinen Wurzeln, zurück in den Tempel, wo er seine Ausbildung erhielt, um dort mit seinen einzigartigen Kräften die Ordnung wiederherzustellen und dem Terror ein Ende zu setzen.

ROBERT KIRKMAN, so gewinnt man über die Jahrzehnte den Eindruck, ist so etwas wie der QUENTIN TARANTINO des Comics geworden. Er hat mit den WALKING DEAD die alten Zombies einer vergangenen Unterhaltungsära wiedererweckt. OUTCAST entführte in die Gefilde von Besessenheit und Dämonen. INVINCIBLE letztlich spielte mit den Elementen des Superheldengenres und stellte hier einiges auf den Kopf. Mit FIRE POWER hat sich ROBERT KIRKMAN die guten alten MARTIAL-ARTS-Geschichten geschnappt, die mit SHAOLIN, KUNG FU, NINJAS und anderen Facetten des Kampfsports in den 1970ern und 1980ern Kintopp und Television heimsuchten.

Vieles von diesen Kapiteln der MARTIAL ARTS wird der Leser hier wiederentdecken. Nicht zuletzt gab es bereits damals fantastische Einflüsse – das springende Fliegen durch die Lüfte oder das spinnen- und gespenstergleiche Wandkrabbeln schwarzgewandeter Attentäter war nicht mehr wirklich auf rein menschliche Weise zu bewerkstelligen. OWEN JOHNSON, der Hauptcharakter aus FIRE POWER, besitzt die besondere Fähigkeit, FEUERBÄLLE in seinen Händen entstehen zu lassen und mit ihnen zu kämpfen. Das setzt dem Ganzen natürlich noch die Krone auf. Abseits der normalen Welt, jener mit Barbeceus, hat sich eine Parallelwelt entwickelt, in der das Fantastische niemanden ängstigt. ROBERT KIRKMAN lässt mit OWEN JOHNSON als Brückenelement beide Welt mit Karacho aufeinanderknallen. In FIRE POWER 3 wendet er sich dem Finale eines (so sieht es aus) ersten Zyklus zu.

In der ersten Hälfte des von FIRE POWER 3 werden alle Vorbereitungen für das Finale getroffen. Es menschelt und nicht nur auf der guten Seite der Charaktere. Auch jene (ja, nennen wir sie so) Bösen haben ihr Päckchen zu tragen, da sich ihre (na) Revolution nicht so entwickelt, wie sie das über die Ereignisse in Band 1 und Band 2 hinweg erwartet hatten.

Grafisch ist weiterhin CHRIS SAMNEE am Start. Er ist ein reduziert zeichnender Künstler und somit auf einer Linie mit einem frühen MIKE MOGNOLA (zu Zeiten von FAFHRD UND DER GRAUE MAUSLING, später auch nicht mehr) oder auch einem frühen CHARLIE ADLARD (zu Beginn seiner Arbeit an THE WALKING DEAD). Hier wird der Charakter angelegt, der richtige Blickwinkel auf die Szene, der Lauf einer Sequenz über die Seite. Das ist filmisch, fließend und anders als Zeichner, die sehr detailverliebt arbeiten und darauf abzielen, den Leser in ein einziges Bild eintauchen zu lassen.

Je jünger ein Charakter ausfällt, je weniger definiert fällt er zwangsläufig aus, da CHRIS SAMNEE sich durch Vereinfachung selbst eine Verdeutlichung nimmt. Betrachtet man ältere Charaktere wie zum Beispiel den VATER von OWEN JOHNSON oder auch seinen Geschäftspartner LARRY und natürlich ganz besonders den alten WEI LUN kann CHRIS SAMNEE die Figuren selbst auf einer Seite (wie LARRY) viel besser und schneller veranschaulichen.

In der zweiten Hälfte kommt das Austoben. Um im Vergleich zu bleiben, war es vorher noch Television (oder Streaming), wird es dann großes episches Kino. Ausgerechnet beginnend mit einer Szene, die einem JAMES BOND oder auch einem THE ROCK gut zu Gesicht stehen würde. Hier heben die Zeichnungen auch den Spannungsbogen an, hinein einerseits in Hammer-Action (ganz im Stil der großen Kino-Shaolinklöppereien), andererseits in einen recht tragischen Verlauf, den CHRIS SAMNEE fein inszeniert.

Stark im Aufbau, in der Fortführung der bisherigen Handlungsstränge und ihrer Auflösung. ROBERT KIRKMAN schafft es, dass man als Leser mit OWEN JOHNSON und seiner Familie einfach mitfiebern muss. Das ist fantastisch, das ist dramatisch, traurig bis sehr tragisch, mit einem Action-Feuerwerk zum Schluss. Toll gemacht, MR KIRKMAN! (Und MR SAMNEE!) 🙂

FIRE POWER 3: Bei Amazon bestellen.
Oder bei Cross Cult.

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