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Comic Blog


Freitag, 04. Januar 2019

HOMBRE GESAMTAUSGABE 1

Filed under: SciFi — Michael um 18:07

HOMBRE GESAMTAUSGAE 1Die Welt ist am Ende, aber HOMBRE hat noch nicht aufgegeben. Er hat den Niedergang der alten Welt hautnah miterlebt, die Auferstehung des Chaos gesehen, als Halunken und Abschaum sich die vorherrschaft sicherten, allein durch Gewalt. Er sah diejenigen, die verstrahlt waren, wehrte sich gegen jene, die geisteskrank waren oder sich ohne Reue zu Kannibalen wandelten. Gelände, zuvor dank moderner Technik mit Leichtigkeit zu überwinden, werden zu tödlichen Hindernissen. In der Not werden verschiedene Relikte zu Behausungen, zu einer Heimat sogar. Doch der Tod lauert. Niemals kann ein Mensch sich sicher sein, ob nicht die nächste Begegnung das Ende birgt. In dieser schleichend aufgezogenen Apokalypse hat HOMBRE das kleine Quäntchen Glück, das ihn den nächsten Tag überleben lässt …

In den frühen 1980ern war die Weltuntergangsstimmung greifbar. Im Kino heizten MAD MAX, BLADE RUNNER und TERMINATOR das Publikum an, während ein Schauspieler ins Weiße Haus einzog. Und gleichzeitig erlebte die spanische Comic-Landschaft nach der Diktatur FRANCOS eine Wiederbelebung, in deren Zuge HOMBRE auf den Markt kam und auf verschiedenen Plattformen, darunter auch HEAVY METAL, sein Publikum fand. ANTONIO SEGURA erzählt in voneinander weitestgehend unabhängigen Kapiteln vom Leben (eher vom Dasein) eines Einzelgängers, der sich mehr als viele andere Menschen, denen er begegnet, an die vergleichsweise schöne Vergangenheit erinnern kann.

Drastisch ist der Einstieg in die Serie. Nichts wird beschönigt. Eine Romantisierung der Umstände gibt es nicht. Ein SURVIVAL-FEELING im Sinne eines ROBINSON CRUSOE gibt es in Teilen, nur von einem Freund wie FREITAG ist lange nichts zu sehen. Bis die schöne ATILA auftaucht, der Prototyp einer kämpferischen, emanzipierten Frau bis in die Zehenspitzen, versiert im Kampf, nicht zimperlich, einfallsreich, fast könnte man sagen, eine weibliche, weitaus jüngere Ausgabe von HOMBRE selbst (und natürlich viel hübscher). Dazu ist sie noch frecher, fordert HOMBRE geradezu heraus und ist vielleicht, so wie sie von Autor ANTONIO SEGURA aufgebaut wird, sogar die bessere Überlebenskünstlerin.

In den (zu jedem Abschnitt der HOMBRE-Saga) sehr einsteigerfreundlichen Kapiteln (oder auch Kurzgeschichten, ganz wie man will) verändert sich die Welt rund um HOMBRE etwas mehr. HOMBRE macht freilich seine ganz eigenen Erfahrungen, die ihn prägen, trotzdem ist es die Welt, die die größeren Schritte unternimmt, nach alten Werten und Aufbau strebt, allerdings unsere zivilisatorischen Errungenschaften lange nicht erreicht, sondern vielmehr auf einem MAD-MAX-WILD-WEST-Niveau stecken bleibt. Immerhin: Nach dem absoluten Ausgangsdesater ist dies ein enormer Fortschritt. Der etwas trashige Beginn der Reihe wechselt bereits nach den ersten beiden Kapiteln hin zu Geschichten, die ein stärkeres Format aufzuweisen haben.

Denn mit DAS SELTSAME PARFÜM wird auch HOMBRE menschlicher in einer Art LONE-WOLF-AND-CUB-Konstellation. Nun ist es der ehemalige Einzelgänger, der auf einen Säugling aufpasst. Leider wurde dieses Motiv von ANTONIO SEGURA nicht weiterverfolgt. Dafür treten durch häufigere menschliche Gesellschaft die Änderungen von Werstvorstellungen in den Vordergrund, ganz besonders die für diese Apokalypse einer überkommenen Moral. Und der Tod wird als allgemeine Strafe vollstreckt.

JOSE ORTIZ ist ein Bildkünstler vom Format eines RICHARD CORBEN oder mehr noch eines PAOLO SERPIERI. Mit letzterem teilt JOSE ORTIZ die Strichtechnik und eine Vorliebe für vollbusige, dunkelhaarige Frauen (bei ihm in Form der Helding ATILA dabei). Ein ausdrucksstarke Farbgebung dieser mit höchstem Realismus gezeichneten Bilder gibt der Handlung eine ungeheure Lebendigkeit. Dass JOSE ORTIZ dabei auch ein reines per Tusche gezeichnetes Schwarzweiß ausreicht, beweist der Künstler mit einer Episode um ATILA, die gerade dem künstlerisch Interessierten das enorme Talent des Zeichners zeigt. Der Kampf mit einem Bären wäre ebenfalls in einem WESTERN gut aufgehoben (auch in diesem Genre war JOSE ORTIZ zuhause).

Grafisch fantastisch, thematisch besonders für jene Comic-Enthusiasten interessant, die auf Weltuntergangsszenarien stehen. Wer ein leicht zugängliche, (mit einer Prise schwarzem Humor), sicherlich mitunter brutale Erzählung mit Western-Anklängen (aus einer irren Pionierzeit) mag, die ihrem Helden darüber hinaus nur wenig Erholung schenkt, ist hier mit dem Auftakt der dreiteilig abgeschlossenen Gesamtausgabe bestens bedient. JOSE ORTIZ war ein echter Ausnahmekünstler! 🙂

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Oder bei All Verlag.

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