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Comic Blog


Samstag, 17. November 2018

LUCKY LUKE 97 – Ein Cowboy in Paris

Filed under: Cartoon — Michael um 19:17

LUCKY LUKE 97 - Ein Cowboy in ParisDie Indianer haben einen Arm umzingelt. Die gigantische Nachbildung einer menschlichen Extremität nebst Hand, in der eine ebenso realistisch nachgebildete Fackel in die Höhe ragt, wird von den einheimischen Kriegern für einen sehr großen Totempfahl gehalten und ist somit für sie als Beleidigung zu verstehen. Selbstverständlich muss das mit dem Verlust des Skalps dessen geahndet werden, der dieses Ungetüm ins Land gebracht hat: AUGUSTE BARTHOLDI wartet, gefesselt an die metallene Konstruktion, darauf, seine Haarpracht zu verlieren, als ein Cowboy namens LUCKY LUKE zufällig mit vier Halunken, den DALTONS, des Weges kommt und den enthusiastischen Franzosen rettet.

So wie es einst GENE KELLY in EIN AMERIKANER IN PARIS ins traute Frankreich verschlug, gelangt nun der einsamste Cowboy der Welt, LUCKY LUKE, auf gefährlicher Mission in die Stadt der Liebe, um einer sehr speziellen Dame, der Freiheit höchstpersönlich, zu ihrem Platz in der Geschichte und vor den Toren der Vereinigten Staaten von Amerika zu verhelfen. Die FREIHEIT hat es nicht leicht gehabt. Es waren mehr als nur Geld und gute Worte nötig, bis LADY LIBERTY endlich ihren Platz vor NEW YORK einnehmen konnte. Einen Teil der wahren Geschichte hat sich Autor JUL zum Vorbild genommen und den einsamsten Cowboy der Welt in die Historie verwoben, als eine Art BODYGUARD, der ähnlich wie einst KEVIN COSTNER kaum ermessen kann, wen Besonderes er da eigentlich beschützt.

Sicherlich hat Amerika einen reichhaltigen Fundus an historischen Figuren aus dem Wilden Westen, aus der Politik, dem allgemeinen Kuriositätenkabinett und vielem mehr, da ist es dennoch erstaunlich, dass das Thema Freiheitsstatue erst im Band 97 der LUCKY-LUKE-Reihe, geraume Zeit nach dem Tod von MORRIS entdeckt wurde. Schließlich kam LUCKY LUKE häufiger schon als Retter in der Not, wenn eine holde Maid in Bedrängnis geraten war (wie ganz klassisch in LUCKY LUKE UND DER WEISSE REITER). Bevor jedoch in Band 97 EIN COWBOY IN PARIS (neu bei Egmont Ehapa) zum Kuriosum wird, begegnet der Cowboy im späteren Land der unbegrenzten Möglichkeiten selber einer Kuriosität.

AUGUSTE BARTHOLDI befindet sich zusammen mit der Hand und der Fackel der späteren Statue auf einer Werbetournee durch das Land, damit die Amerikaner das Projekt, eine Veranschaulichung eines der höchsten Güter, die ein Land seinem Volk geben kann, lieben und verstehen lernen. Ausgeführt werden soll der ganze Bau auf einer Insel vor Manhattan (heute als LIBERTY ISLAND bekannt). Allerdings verfolgt, dem Projekt gänzlich entgegengesetzt, ein Gefängnisdirektor namens ABRAHAM LOCKER ein eigenes Bauvorhaben, nämlich die Entstehung eines der sichersten Gefängnisse der Welt und dazu hat er sich ausgerechnet besagte Insel als Standort ausgewählt. Kurz und gut: Das riecht nach Ärger!

JUL, Autor der neuen Episode, arbeitet ganz im Geiste der Reihe. Mit AUGUSTE BARTHOLDI findet sich ein zu beschützender Charakter in der Geschichte, ganz wie es SARAH BERNHARDT, WALDO BADMINGTON oder ERASMUS MULLIGAN (WESTERN CIRCUS) waren. Dem gegenüber stellt JUL einen windigen Burschen, der unbedingt seine Karriere mit allen Mitteln vorantreiben möchte. So fällt der Gefängnisdirektor in Band 97 in die KATEGORIE eines CORDUROY ZILCH, sozusagen der dunklen Seite des amerikanischen Traums. Kurzum, JUL hat die klassischen Elemente, die schon unter MORRIS und RENÉ GOSCINNY praktiziert wurden, wunderbar neu belebt und mit einem Handlungsort wie PARIS ein frisches Umfeld für den einsamen Cowboy beigefügt.

Bevor es allerdings in jene für Europäer recht bekannten Gefilde geht, steht dem noch das junge Amerika gegenüber. Außerdem will ein Ozean überquert werden. Für LUCKY LUKE, dem das Geschaukel auf dem Rücken von JOLLY JUMPER nie zuviel wird, ist der ständige Wellengang ein Graus und Pein gleichermaßen. Wer hätte das gedacht? Comic-Illustrator ACHDÉ steuert zum LUCKY-LUKE-Universum Szenen bei, die jetzt schon kultig sind. Und natürlich drehen sie sich alle samt und sonders rund um eine der berühmtesten Frauenfiguren der Welt, LADY LIBERTY. Oder auch nur um Teile davon. Anspielungen werden gezeichnet (ein Amerikaner landet in der Normandie) und Gastauftritte gehören auch zum Repertoire (etwas knurrig, brummelig gibt sich eine französische Literaturlegende die Ehre).

Ein einwandfreier LUCKY LUKE von Anfang bis Ende. So hätte er auch von GOSCINNY geschrieben und von MORRIS gezeichnet werden können. Ein größeres Kompliment kann man den Erben dieser Comic-Macher, ACHDÉ und JUL, kaum machen. Erste Klasse! 🙂

LUCKY LUKE 97, Ein Cowboy in Paris: Bei Amazon bestellen.
Oder bei Egmont Comic Collection.

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