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Comic Blog


Freitag, 20. Januar 2017

WONDERBALL – 2. PHANTOM

Filed under: Thriller — Michael um 16:51

WONDERBALL - 2. PHANTOMBei der Beerdigung eines guten Freundes zugegen sein und gleichzeitig verdächtigt zu werden, diesen umgebracht zu haben. Inspektor Spadaccini, genannt WONDERBALL, hat es im Augenblick nicht leicht. Vor seinen Augen wurde ein Serienkiller im Vernehmungszimmer ermordet. Und er möchte gerade nichts lieber, als die Brocken einfach hinzuschmeißen. Andererseits lassen ihm die Umstände keine andere Wahl, als sich gegen seine Verfolger zu wehren, denn nicht nur die Polizei hat ein Interesse daran, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Völlig unerwartet schlägt sich ein Unbekannter auf WONDERBALLS Seite. Das Phantom.

Zurück auf den Straßen von San Francisco. Ein Bogen deutet in die weite Welt, hin zu einer riesigen Verschwörung. Aber die Puzzleteile sind noch weit verstreut. Die Autoren Fred Duval und Jean-Pierre Pecau (sowie Fred Blanchard) nutzen die kontinentale Weite eines Staates und schicken WONDERBALL von der ehemalig vergleichsweise beschaulichen Flower-Power-Hauptstadt ins rötlich staubige Nevada, mitten hinein in eine lebensfeindliche Wüste. Abseits von Las Vegas warten Antworten und noch viel mehr Fragen.

Die Autoren bleiben nicht grundsätzlich neben WONDERBALL, sondern sie eröffnen Nebenstränge, wo sich vielleicht neue Freunde für den Cop finden werden. Allerdings vergessen sie auch seine Feinde nicht und so dar beobachtet werden, wie sich die Schlinge um den Inspektor langsam schließt. Ein perfekter Thriller, denn bis vor kurz bleibt offen, ob WONDERBALL es schaffen wird, der Fall zu entgehen, oder eben nicht. Die Erzählung bietet die Grundlage für das Flair der frühen 1980er und einen jener Kriminalfälle, als Ermittlungen noch viel Lauferei bedeuteten und Technik nur eine vage Rolle spielte. Das Silicon Valley ist für Spadaccini eine Heimstatt für schraubende Hippies und keine Brutstätte der Zukunft.

Comic-Künstler und Westernexperte Colin Wilson ist zurück in der Wüste. Superlative und Leere liegen nah beieinander. Das vergangene San Francisco, überhaupt die Vergänglichkeit bietet Colin Wilson schöne Gestaltungsmöglichkeiten (Stichworte: Friedhof, Abbruchhalde), aber so richtig ins Element kommt er in der Wüste und später in einem von Gott verlassenen Örtchen namens Sunlake City. Colin Wilson macht das daraus ein fein gestaltetes Relikt, eine moderne Geisterstadt, manchmal überlagert von Rückblicken einer lebenswerten Umgebung.

Rückblickend hin zu den Klassikern. SciFi-Fans entdecken Anklänge von Clockwork Orange ebenso wie das heiter unbeschwerte Lebensgefühl der Eloi aus Die Zeitmaschine (natürlich dem Original) und ein ruinöses Danach. Colin Wilson ist ein höchst akkurat arbeitender Zeichner, dessen hart wirkenden Figuren für harte Szenarien wie dieses bestens geeignet sind. Denn hart war es bereits im ersten Teil und auch der zweite Teil setzt entsprechende Spitzen. Darüber hinaus wird nichts abstrahiert. Die Ausarbeitung der Bilder bis in die Hintergründe hinein ist extrem ausgesucht. Es soll amerikanisch aussehen. Harley Davidson, Bibliothek, Trucks, Diner … es fehlt an nichts für die perfekte Atmosphäre.

Von einem Perfektionisten illustriert, von Kennern des amerikanischen Krimigenres erzählt. Der zweite Band von WONDERBALL lässt einen stimmungsvollen Zeitabschnitt aufleben. Ein Thriller, der dank seiner klassischen Hauptfigur sehr gut zum Mitfiebern geeignet ist. 🙂

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