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Comic Blog


Freitag, 15. Januar 2016

SAGA 5

Filed under: SciFi — Michael um 14:33

SAGA 5Sie sehen aus, als seien sie einer Seifenoper entsprungen. Alana kennt sich aus mit Seifenopern. Sie hat in einer mitgespielt. Doch so lächerlich sich diese Terroristen aufführen, ändert das leider nichts an ihrer Gefährlichkeit. Ein Leben bedeutet ihnen nichts, auch das eines Kindes nicht. Nicht nur die kleine Hazel befindet sich in der Gewalt dieser selbsternannten Revolutionäre. Auch der noch winzige Spross von Prinz Robot IV. Der ehemalige Soldat ist daran gewöhnt, von seinem Ziel abzulassen. Am Ende wird er seinen Sohn in den Armen halten oder daran scheitern.

Kinder werden den Krieg nie begreifen. Erwachsene ebenfalls nicht, dennoch erachten sie ihn als notwendig. Marko hat nun selbst ein Kind. Das hat die Sicht auf die Ereignisse enorm beeinflusst. Was der Krieg aus Kindern machen kann, ahnte er bereits vorher, denn er tötete ihre Eltern. In einer der gruseligsten Szenen, die sich Brian K. Vaughan in dieser 5. Episode ausgedacht hat, erfährt der Leser nicht nur weitere Hintergründe über die Kriegserfahrungen Markos, sondern bekommt dank der sehr guten Bildsprache von Fiona Staples auch einen Einblick in einen Drogenrausch. Hier werden keine Erinnerungen verschüttet, sondern ans Licht gezerrt.

Die beiden Liebenden Marko und Alana entstammen nicht nur gegnerischen Lagern, sie haben sich außerdem verbunden und eine Tochter gezeugt. Das ist die Grundlage von SAGA. Denn es darf weder die Verbindung, noch das Endprodukt ihrer Liebe geben. Wenn dergleichen an die große Glocke gehängt werden würde, ginge ein großer Teil einer kranken, wenn auch sehr strukturierten Weltanschauung in die Brüche. Die Mächtigen dieses Universums wollen sich mit dieser Aussicht nicht anfreunden und hetzen Kopfgeldjäger auf die kleine, ungewöhnliche Familie, der sich nun noch die Mutter von Marko angeschlossen hat (nachdem der Markos Vater leider verstarb).

Der Hintergrund der Space Opera klingt einigermaßen ernst, nimmt sich durchweg ernst, trotzdem ist es gerade die Stärke von SAGA dank seiner ungewöhnlichen Figuren immer wieder ins Absurde abzugleiten. Als Stammleser hat man sich daran gewöhnt und erwartet nichts weniger von den beiden Comic-Machern, als stets aufs Neue mit tollen und scheinbar irrsinnigen Idee (mit einem Schuss Comic-Anarchie) aufzuwarten. Inzwischen hat sich die Geschichte gewandelt. Die kleine Familie wurde auseinandergerissen, das kleine Mädchen Hazel entführt und soll als Druckmittel eingesetzt werden. Und es ist nicht das einzige gewaltsam entrissen Kind.

Brian K. Vaughan hat den Handlungsfaden ordentlich aufgespalten. Nicht nur die Familie steht im Fokus des Interesses, den Kopfgeldjägern und ihrer Begleitung (bzw. ihrer Familie) wird ein gehöriges Maß Beachtung geschenkt. Familie! Das ist ein großes Wort in SAGA und als Institution ein sehr stark treibende Kraft innerhalb der Handlung. Meist sind es nur Nebenfiguren, die andere Motive für ihr Fortkommen ins Feld führen.

Drachen! Drachen! Im Universum von SAGA geben sich in jedem Kapitel neue Figuren die Klinke in die Hand. Die Drachen in dieser Ausgabe gehören zu den Überraschungen, grafisch angelegt wie Salamander, bestechen sie durch ihre Größe, die an irdische Wale heranreicht. Ihre Art mit Feinden umzugehen, ist sehr aussagekräftig und ein typisches Beispiel für den Humor der Reihe. Hier wird kein Blatt vor den Mund genommen. Und es wird munter gemischt. Wer eben noch fasziniert Drachen bestaunt hat, darf auch Zeuge eines Raubüberfalls in einem Supermarkt werden.

Fiona Staples liebt den großen Auftritt. Beziehungsweise liebt sie den großen Auftritt ihrer Figuren. Seltsame Gestalten sind das Markenzeichen von SAGA. Also hat Fiona Staples viel zu tun. Bezeichnend ist die Anlehnung an real existierende Wesen. Fiona Staples mischt gerne verschiedene Einzelheiten zusammen oder vergrößert gnadenlos ins Gigantische. Zuweilen finden sich auch Charaktere, die einfach nur auf putzig getrimmt sind. Ghüs, bereits in der letzten Ausgabe dabei, ist eine dieser Kreaturen. Halb weiße Babyrobbe, von der Statur her halb Maulwurf samt Latzhose, ist Ghüs eine Figur, die durch ihr Äußeres vieles von ihren wahren Charaktereigenschaften verschleiert. Der Verschleierung folgt meist eine Überraschung.

Mehr Drama, mehr Verzweiflung. Wenn die Gewalt explodiert, dann ziemlich drastisch. Die Eltern von Hazel sehen sich zunehmend in die Ecke gedrängt. Brian K. Vaughan und Fiona Staples führen ihre Helden an den Rand der Katastrophe und darüber hinaus. Düster und spannend. 🙂

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