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Comic Blog


Samstag, 12. Dezember 2015

NUORK 1 – Das schwarze Kind

Filed under: SciFi — Michael um 18:35

NUORK 1 - Das schwarze KindGlasflaschen. Eine alte Kassette. Ein Fahrrad und eine Öllampe. Diese und noch mehr Gegenstände kennt das schwarze Kind nicht, als es in die verlassene Hütte des alten Mannes einbricht, den alle im Stamm nur DER, DER WEISS nennen. Dem schwarzen Kind ist das Sammelsurium in der Hütte einerlei. Der Junge ist auf der Suche nach nützlichen Dingen, Fellen zum Beispiel. Und es gibt nicht viel Zeit zu verschwenden, denn der Alte hat eine boshafte Ankündigung gemacht. Bei seiner Rückkehr soll das schwarze Kind sterben.

Unumwunden zugegeben, ich mag apokalyptische oder postapokalyptische Szenarien sehr. NUORK ist in letztere Kategorie einzuordnen. Alles, was die Zivilisation einmal groß gemacht hat, ist vergangen. Aber es ist noch nicht so lange her, dass es nicht noch Reste von ihr zu sehen oder zu plündern gäbe. Dem Niedergang der Technik folgte der Niedergang der Zivilisation, der Kultur, der Sprache, bisheriger Errungenschaften. Die Menschen sind auf ein steinzeitliches Niveau herabgeklettert. Jäger, Älteste und Schamanen bestimmen das Schicksal eines Stammes. Doch inmitten von Weißen fällt ein schwarzes Kind immer noch wie ein Fremdkörper auf. Es wird drangsaliert, an den Rand der Gemeinschaft gedrängt, gar vom Ältesten für das Ungemach des gesamten Stammes verantwortlich gemacht wird. Das schwarze Kind hat noch einmal einen richtigen Namen.

Das ehemalige Kuba. Das Meer ist zurückgewichen und hat der Welt neues Land geschenkt. Doch zu welchem Preis? In einem Zeitraffer, so würde es im Film genannt werden, erfährt der Leser ein wenig über den Ablauf, das Desaster der menschlichen Geschichte.

Olivier Vatine, über seine Arbeiten am Star-Wars-Universum mit Space Operas vertraut, hat von Science-Fiction-Autor Stefan Wul ein älteres Szenario aufgegriffen und dieses für den Comic adaptiert. In dystopischer Tradition eines Diesseits von Eden (von Harry Harrison), gewürzt mit einer Prise Cthulhu, einer steinzeitlich endzeitlichen Stimmung abgeschmeckt, entwickelt sich eine dichte Atmosphäre, die auf zwei Handlungssträngen reist. Der des schwarzen Kindes und derjenigen des Stammes. Wenn das schwarze Kind in den Überresten einer Shopping Mall nach Nützlichem sucht und inmitten der Schaufensterpuppen umherspaziert, fühlt man sich an die Einsamkeit des Omega-Mannes erinnert.

Endlich einmal wurde ein völlig anderer Erdteil für die Erzählung über den Untergang der Menschheit ausgewählt. In seiner durchweg grazilen Zeichenart beginnt Olivier Vatine auf dem Meer der Gegenwart, ohne den Ort näher zu bestimmen. Angesichts der späteren Ortsbegehung muss es sich aber um ein Seegebiet in der Karibik handeln. Ein Schiff löscht seine Ladung giftiger Chemikalien mitten auf dem Ozean. Doch das Entsorgen bleibt nicht unbemerkt. In der Tiefe des Meeres nehmen sich fremde Kreaturen, an Kraken erinnernd, der schrecklichen Ladung an.

Olivier Vatine lässt den Leser zunächst mit diesem Geheimnis allein und macht einen ordentlichen Zeitsprung. Er skizziert mit sehr feinen Strichen, so dass selbst den ungeschlachten Steinzeitmenschen etwas Fragiles anhaftet. Die ganzseitigen Grafiken zu Beginn eines jeden Kapitels vermitteln hervorragende Eindrücke dieser verlorenen Welt, in der sich jegliches Überbleibsel einer Zivilisation verflüchtigt zu haben scheint (sieht man von einem sehr speziellen Ort ab, der von den Leuten des Stammes aus unbekannten Gründen nicht aufgesucht werden darf oder soll). Der feine Anhang gibt Aufschluss über die Technik von Olivier Vatine und seine Herangehensweise an die jeweilige Szenerie.

Ein sehr eindringliches Science-Fiction-Abenteuer, nah bei seinen Figuren, auf die es großen Wert legt. Effekte sind verhalten, mehr setzt die Geschichte auf Tiefe und Geheimnis sowie die Entwicklung seiner Charaktere. Der Anführer des Stammes, Thoz, und das schwarze Kind sind die Eckpfeiler einer Handlung, die durch die beiden wächst. Beeindruckend sind der Mut und die Unverzagtheit, die das schwarze Kind an den Tag legt. Hier ist bei aller Düsternis des Szenarios der helle Kern der Geschichte. Und dieser hält gleichzeitig die Waage zum seltsamen Volk aus den Tiefen des Meeres, das den Gang an Land über die Jahrhunderte (?) geschafft hat. Top! 🙂

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