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Comic Blog


Dienstag, 03. November 2015

ISNOGUD 1 – PRÄSIDENT ISNOGUD

Filed under: Cartoon — Michael um 20:32

ISNOGUD 1 - PRÄSIDENT ISNOGUD60 Piaster für eine Sitzung bei Freut? Das ist zu viel. ISNOGUD will lieber mit 60 Peitschenhieben bezahlen und macht einen der schlimmsten Fehler seines Lebens. Aus der Folter wird eine befohlene Enthauptung, doch auf dem Richtblock kann Freut noch mit dem Henker, Dikhör mit Namen, ein Wörtchen reden. So gelingt es ihm, Dikhör davon zu überzeugen, sein Leben, sein ganzes Dasein einmal zu überdenken und eine neue friedvollere Richtung einzuschlagen. Die Hinrichtung ist vorerst abgesagt. Eigentlich alle Hinrichtungen, denn ein Ersatzhenker ist nicht leicht zu finden.

PRÄSIDENT ISNOGUD feuert eine satirische Breitseite auf ein modernes Gesellschaftsbild. Politik, Wahlen, Selbstfindung, Verweigerung um der Verweigerung willen, Revolution, Querelen im Nahen Osten, Manipulation der Massen und Propaganda … Nicolas Canteloup und Laurent Vassilian schießen mit so geballter Kraft gegen die kleinen und großen Katastrophen gesellschaftlichen Wahnsinns, dass man kaum weiß, wo einem hinterher der Kopf steht. Es beginnt im Kleinen. ISNOGUD, der seine Macht darauf begründet, jeden, der ihm nicht gehorchen will (oder dessen Nasenspitze ihm nicht passt), einen Kopf kürzer machen zu lassen, verliert völlig unerwartet, seinen Mann fürs Grobe, den Henker. Dank eines gewissen Freut hat der Henker plötzlich keine Lust mehr auf seinen Job.

Tohuwabohu und ein Feuerwerk an Gags. Der Kalif will sich wählen lassen. Warum auch nicht. Er ist der einzige Kandidat. Umfragen fallen stets zu seinen Gunsten aus. Plötzlich wollen die Leute aber Auswahl. Da muss Isnogud ran. Den will bestimmt keiner wählen, gilt er doch als verschlagen und gemein. Aber ein Großwesir kann auch anders. Und es wird den Leuten nach dem Mund geredet, alles gefällt. Als wäre das nicht genug, ist da noch die Sache mit dem Fes-Bock.

Fes-Böcke wollen sich miteinander anfreunden und Schweine kwiekern munter vor sich hin. Ganz Bagdad ist im Wandel begriffen. Nicolas Tabary hat alle Hände voll zu tun, den cholerischen ISNOGUD in Szene zu setzen. Nicolas Canteloup und Laurent Vassilian lassen mit ihrer textlichen Vorlage aber auch keine Pause. Längen gibt es nicht, Ruhephasen ebenso wenig. Die Witze kommen zeilenweise. Ist der eine vorüber und hat gezündet, start die Einleitung zum nächsten oder ein Running Gag nimmt erneuten Anlauf.

Zwei Sympathiefiguren und Gastauftritte. Hatte Prince (wenn er gerade mal wieder so heißt) jemals einen Auftritt in Comics (bei den Simpsons vielleicht), aber in einem europäischen Comic dürfte das kaum der Fall gewesen sein. Jedenfalls klären Canteloup, Vassilian und Tabary die Abwesenheit des kleinen Sangesmannes auf ihre ganz eigene Weise. Nebenbei erhält ein Klassiker der Comic-Kunst seine persönliche Seelenberatung. Nicht zu vergessen: Freut. Die Psychoanalyse, sollte sie wie hier, Kriege verhindern helfen, müsste größere Beachtung verdienen. So aber ist sie für eine Menge Kalauer gut, denen selbst ein Sensenmann sich nicht entziehen kann.

Das Titelbild verrät den Zeichenstil perfekt. Wer die alte Serie bisher verfolgt hat, wird keine Überraschungen erleben. Nicolas Tabary ist der Linie treu geblieben, die sein Vater Jean Tabary, der ISNOGUD-Veteran, vorgegeben hat. Seit dem 28. Abenteuer ist der Junior dabei. An ISNOGUD wurde nichts mehr verändert. Der Strich ist knackig, fett. Viele Figuren sind zum Knuddeln, besonders die Tiere. Mancher Figur leuchtet ein kleiner, harmloser Irrsinn aus den Augen. ISNOGUD, zeitweilig ohne Turban unterwegs, verliert äußerlich einen Teil seiner Autorität, nur mit kurzen Haaren, da mag das Mundwerk noch so groß sein. Interessant ist die Verkündung des Wahlergebnisses zum relativen Schluss, denn Hochrechnungen werden nicht auf eine Tafel geworfen, vielmehr fällt die Präsentation des Ergebnisses viel anschaulicher aus. Damit wäre man wieder beim Thema Autoritätsausstrahlung.

Eine Gag-Parade im Sauseschritt. Würde ISNOGUD es auf den Punkt bringen, hieße es: Lach oder stirb (durch den Henker). Keine Zeit zum Luftholen. Das ist tolle französische Komödie in der Tradition von Louis de Funes oder Pierre Richard. Klasse. 🙂

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