Zum Inhalt springen


Comic Blog


Mittwoch, 08. Juli 2015

DIE DIEBE VON KARTHAGO

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:17

DIE DIEBE VON KARTHAGOHorodamus und Berkan werden Zeuge eines Überfalls. In der Nähe von Karthago schließen die Römer den Belagerungsring immer enger und bringen einheimische Soldaten reihenweise um. Horodamus, der Gallier, und Berkan, der Numider, ehemalige Söldner erkennen ihre Chance, als ihnen eine Überlebende eines solchen Gemetzels in die Hände fällt. In jenen Tagen müssen Frauen ständig auf der Hut sein. Frauen gehören für Soldaten und Söldner ebenso zur Beute wie Gold und Silber. Aber Tara, die junge Frau, weiß sich nicht nur zu wehren. Sie versteht es auch, die beiden Halunken neugierig zu machen und mit einem Schatz zu locken, für den jeder Gauner, der etwas auf sich hält, alles aufs Spiel setzen würde.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss. So soll es Cato der Ältere häufig gesagt haben. Das Zitat beschreibt einen zentralen Konflikt des alten Rom, der hier als Hintergrund für ein antikes Schurkenstück dient. Apollo, Autor, und Herve Tanquerelle, Zeichner, lassen hier eine Epoche lebendig werden, in der Leben nichts galt, der Krieg die treibende Kraft der menschlichen Entwicklung war und römische Feldherren mit Siegen ihre finanzielle und politische Macht mehrten. Karthago konkurrierte lange mit dem anderen Stadtstaat auf der anderen Seite des Mittelmeeres. In Die Diebe von Karthago kommt es nun zur finalen Auseinandersetzung, an deren Ende nichts anderes steht als Karthagos völlige Vernichtung samt aller Bürger.

Apollo nimmt sich drei sehr unterschiedliche Menschen zu Hauptfiguren her, die vor diesem Hintergrund aufgewachsen sind und diese Mentalitäten verinnerlicht haben, obwohl sie aus verschiedenen Teilen der Welt stammen. Durch Handel mit Waren und Sklaven, Söldnertum, auch durch verschiedene Religionen herrscht bereits zu jener Zeit eine große Internationalität. Vor dieser drastischen Atmosphäre erscheinen die beiden Ex-Söldner zunächst als wenig sympathische Figuren. Auch die junge Frau Tara macht da keine Ausnahme. Menschliche Momente, die auch ihre Verzweiflung erklären, ihren Wunsch nach einem besseren Leben, der kaum durch Mitgefühl und normale Arbeit zu erreichen sein mag, führen den Leser an die drei Hauptcharaktere heran.

Gefangen in einem Leben, einer sozialen Schicht, in den Strukturen des antiken Lebens, zwischen Krieg, Exzessen und Angst. Hier spenden selbst die Götter keinen Trost. Es werden Menschenopfer verlangt und erbracht. Vor den Augen der weinenden Mütter werden Kinder lebendig in den brennenden Schlund der Gottheit Baal-Moloch geworfen, freilich nur eine gigantische Statue. Selbst hartgesottene Männer, die Horodamus und Berkan nun einmal sind, werden von diesem brutalen Spektakel, das der Stadt Karthago überirdische Hilfe zuteil werden lassen soll, erschüttert.

In einem karikierendem Strich, der manchmal durch die Kolorierung von Isabelle Merlet an Bilderbücher erinnert, manchmal einem Albert Uderzo nacheifert, fast wie ein wild gewordener Herge wirkt, ein wenig wie Frederik Peeters, weit entfernt von einer bequemen Optik, sehr einfühlsam kommt die Arbeit von Herve Tanquerelle daher. Tanquerelle ist ein Künstler, der auch sehr gut mit schwarzweißen Grafik zurecht kommt, auch Grautöne bestens verwendet. Durch die Farbgebung von Merlet gewinnen die Bilder eine enorme Wärme und eine tolle Leuchtkraft, die das Auge nicht mehr loslässt.

Es finden sich keine harten Kanten. Tanquerelle und Merlet bringen eine Mischung aus Buntstiftschattierung und Aquarellkolorierung zu Papier. Das erklärt die Wärme und die sehr organische Wirkung des Grafiken. Karthago, die Wüstenstadt, verblasst vor dem Glanz eines weitaus prächtigeren Roms. Der Eindruck dieses afrikanischen Zentrums ist spartanischer, militärischer, weniger verspielt. Die Lebenseinstellung der Bevölkerung, ein düsteres Ende, allerdings nach dieser Geschichte das einzig denkbare, verstärkt diesen Eindruck drastisch.

Eine harte, realistische Darstellung des Lebens innerhalb des Niedergangs des einstigen Großreiches Karthago. Apollo, Herve Tanquerelle und Isabelle Merlet arbeiten mit den Erzähltechniken und Bildeindrücken moderner Geschichten über die Antike, sparen nichts aus und können mit Horodamus, Berkan und Tara drei Charaktere vorstellen, die sich erst langsam dem Leser nähern, dafür umso länger im Gedächtnis bleiben. Ein wenig beschriebenes Kapitel in der Literatur, deshalb umso empfehlenswerter für alle, die an dieser Epoche interessiert sind. 🙂

DIE DIEBE VON KARTHAGO: Bei Amazon bestellen

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

You must be logged in to post a comment.