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Comic Blog


Samstag, 20. Juni 2015

HAUTEVILLE HOUSE 11 – LA HAGUE

Filed under: SciFi — Michael um 18:59

HAUTEVILLE HOUSE 11 - LA HAGUE1865. Kap von La Hague. In einem neuen Kohlekraftwerk produziert Frankreich Energie, um mit den neuartigen Glühbirnen den Westen des Landes künftig beleuchten zu können. Die Zukunft ist in der Gegenwart angekommen. Die Besucher, auf einem eigens geführten Kurs durch die Anlagen, kommen aus dem Staunen nicht heraus. Einer interessiert sich noch ein wenig mehr für das Innenleben des riesigen Komplexes. Er macht sich alleine auf den Weg, sondert sich vom Rest der Gruppe ab und entdeckt bald das, wegen dem er die gefährliche Mission auf sich genommen hat. Der Fund bleibt nicht die einzige Überraschung für den verkleideten Mann. Kurz darauf starrt er in die Mündung einer Schusswaffe.

Frankreich rüstet zum Angriff auf das Britische Königreich. Autor Fred Duval betreibt mit dem HAUTEVILLE HOUSE 11 eine Zuspitzung der Ereignisse. Die Akteure stellen allesamt vor schwierigen Entscheidungen, denen sehr bald Taten folgen, die in für den Leser dramatisch krachenden Auseinandersetzungen münden. Das Titelbild von Manchu gibt einen Hinweis auf die Auseinandersetzung in der zweiten Hälfte des vorliegenden Abenteuers. Einfallsreiche Maschinen, kriegerisch genutzt, schreiten, fliegen, rasen in die Schlacht. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite bringen sich die Figuren schachgleich in Stellung, wird spioniert, während Gefühle hinten angestellt und den Umständen untergeordnet werden müssen.

Fred Duval orientiert sich mit dem Fortgang der Ereignisse an reale Begebenheiten des Zweiten Weltkriegs. Im Gegensatz zur originalen Historie haben sich die Machtverhältnisse deutlich verschoben, auch ist die Technik in vielerlei Hinsicht ihrer (genauer: unserer) Zeit voraus. Es ist eine Atmosphäre, die mittlerweile deutlich über den oft und gern herangezogenen Jules Verne und seine Ideen hinaus führt. Man möchte die Hintermänner mit einem Dr. Mabuse vergleichen. Sie gipfeln im Kaiser Napoleon III. und einem grimmigen Wissenschaftler. Beide können ohne technische Hilfsmittel einem halbwegs normalen Leben nicht mehr nachkommen. Entmenschlicht geradezu treiben sie wie ein unseliges Zwillingsgespann ihre mörderischen und größenwahnsinnigen Pläne voran.

Victorianisches Aufrüsten. In einer industriell revolutionären Epoche lassen auch die Waffen nicht lange auf sich warten. Hier finden sich Parallelen zu Erzählungen von Alan Moore, The League Of Extraordinary Gentlemen. In Fabrikhallen, die das Auge einfangen, gestaltet Zeichner Thierry Gioux, einen Ansatz einer bald aus allen Nähten platzenden Kriegsmaschinerie. Einen Vorgeschmack erhält der Leser in der zweiten Hälfte, wenn Gioux filmisch zeigt, wozu die manchmal bizarre Technik bereits zu diesem Zeitpunkt in der Lage ist. Ein zigarrenförmiges Luftschiff allein mag nicht sonderlich bedrohlich wirken. Eine Armada hingegen kann schon das Fürchten lehren und mit seinen Waffenarsenalen großen Schaden anrichten.

Die schöne technische Ausstattung gefällt weiterhin mit einer strikten Designlinie. Nicht nur Luftschiffe, die der Leser bereits sehr früh in der Serie bewundern durfte, reihen sich in die technischen Spielereien ein. Eine Lokomotive, ein Monster auf Schienen, ein neumodisches Motorrad, Angriffsraketen, Raketenrucksäcke, Flügelmenschen oder jenes gigantische Angriffsvehikel, das so auch in einer Hollwood-Produktion aufmarschieren könnte, bevor ein amerikanischer Archäologe ihm den Garaus macht. Hier sind es Truppen des HAUTEVILLE HOUSE, die mit allen Mitteln und voller Siegeswillen zur Tat schreiten.

Steigerungen von Abenteuer zu Abenteuer. Auffällig ist die sehr gelungene und schöne Anzahl von Wendungen, die einen die Geschichte in einem Rutsch durchlesen lassen. Sehr ausgewogen fällt die Mischung aus persönlichen Anekdoten und Aktionseinlagen aus. Fred Duval behält seinen Einfallsreichtum bei und überrascht mit einem feinen Cliffhanger und einem ganz besonderen Stargast. Sehr gut. 🙂

HAUTEVILLE HOUSE 11, LA HAGUE: Bei Amazon bestellen
Oder bei Finix Comics.

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