Donnerstag, 23. April 2015
In einer Welt, in der die Magie erwacht und seinen Bewohnern völlig neue Wege des Lebens ermöglicht, sind Lebewesen, die über besondere Macht verfügen, nicht nur selten, sie sind auch kostbar. Iana verfügt nicht nur über die Fähigkeit, das Pflanzenwachstum zu beschleunigen, darüber hinaus hat die sehr charakterstarke Frau auch einen ungewöhnlichen Freund gewöhnen, dessen Größe langsam aber sicher nicht mehr dem eines Schmusetieres entspricht. Inzwischen fliegt er nicht mehr nebenher, sondern ist zum Reittier geworden. Aber Dodi kann, das wird sich sehr bald zeigen, noch viel mehr.
Die Suche nach den Eltern ist zum zentralen Antrieb von Iana geworden. Gemeinsam mit Foibos, dem jüngeren Bruder, entdeckt sie eine seltsame Spur, die zunächst unwahrscheinlich wirkt, dennoch muss sie die einzige Lösung zum Ziel sein. Bekannte Pflanzen reihen sich wie eine weit gestreckte Perlenschnur auf, an deren Ende die Eltern zu finden sein müssen, weil sie die einzigen auf diesem Planeten sind, die mit diesen Gewächsen vertraut sind. Die Hoffnung der beiden jungen Leute wird binnen kurzer Zeit durch einen Überfall zerstreut. Die Eltern zu finden, scheint wieder ein unerreichbares Ziel zu sein.
Christophe Arleston findet kontinuierlich neue Facetten an seinem Universum, TROY. Fans wissen, dass er längst mit diesem einen Universum nicht mehr auskommt und dass ihm eine Epoche in TROY schon lange nicht mehr ausreicht. Mit Die Eroberung von TROY ist mit ausgreifenden Schritten in die Frühzeit des Planeten zurückmarschiert, hat viele Selbstverständlichkeiten zurückgelassen, ist auch bei weitem nicht so humorvoll, wie es der Fan von Troll von TROY oder Lanfeust von TROY her gewohnt ist.
In Die Eroberung von TROY ist echtes Abenteuer gefragt. Die Helden müssen Schwierigkeiten unter gehörigem Aufwand überwinden, unter Einsatz ihres Lebens und Magie ist so außergewöhnlich, dass ihr Einsatz wegen ihrer Auffälligkeit sehr riskant ist. Ein Allheilmittel oder die letzte Rettung aus der Bredouille ist sie keinesfalls. Aber man wird als Leser zwangsläufig an Anleihen aus der Märchenwelt erinnert. Zwar hat Iana keine Zauberbohnen, wer ihren Fluchtversuch verfolgt, wird verstehen, was ich meine. Es ist diese Märchenhaftigkeit, die die Ernsthaftigkeit der Handlung ein Stück weit wieder aufbricht, der Humor bleibt weiterhin aus.
Ciro Totas feiner Strich darf stattdessen in Gigantismus schwelgen, der besonders gegen Ende der Handlung zum Tragen kommt. Gleichzeitig bietet Autor Christophe Arleston hier noch eine seine immer wiederkehrenden Überraschungen, indem er sich ein neues Fortbewegungsmittel hat einfallen lassen, vorher nur angedeutet und schließlich in seiner ganzen Pracht zu besichtigen. Diese letzte optische Überraschung gibt der gesamten Reihe eine neue Wendung. Jetzt kann, selbst für die Verhältnisse eines Planeten wie TROY, beim nächsten Mal alles passieren. Hauptsache, es gibt mehr Dodi. Der Drache, mit dem Iana eine bildhafte Verbeugung vor einer der berühmtesten Szenen aus Titanic nachstellen darf, bringt eine grafische Rasanz in die Szenerie ein, die über einfache Fußgänger nicht zu bewerkstelligen ist.
Man bringe seine Hauptfigur an den Rand der Verzweiflung. Sofort eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten, die ein Meistererzähler wie Christophe Arleston lässig und unbemüht für sich nutzt und ausbreitet. Stammzeichner Ciro Tota charakterisiert mit feinstem Strich das Geschwisterpaar Iana und Foibos und schafft sehr atmosphärische Sequenzen in seinen Seitenaufteilungen. Gelungen, dieser neue Ausflug nach TROY. 🙂
Die Eroberung von Troy 4, Der räuberische Berg: Bei Amazon bestellen
Mittwoch, 22. April 2015
Das Undenkbare ist geschehen. Die Südstaaten haben ihre Unabhängigkeit erlangt. Der Präsident der Union, Abraham Lincoln, war gezwungen, einen Friedensvertrag mit Jefferson Davais, dem Präsidenten der Konföderation, zu unterschreiben. Nicht der Einsatz einer überlegenen Waffengewalt hat den Sieg und das Ende des Krieges herbeigeführt, sondern die Pest hat die Nordstaaten in die Knie gezwungen. In Hauteville House auf der Insel Guernsey gegen Ende des Sommers im Jahre 1865 hat man jede Hoffnung auf einen letzten Umschwung verloren. Das Schicksal der Vereinigten Staaten, wie sie die Welt zu diesem Zeitpunkt kannte, ist besiegelt.
Ein hoch komplexes Szenario breitet sich vor dem Leser aus und es ist gerade diese Komplexität, die einerseits den Reiz ausmacht, andererseits eine Qualität aufweist, die sich mit jeder preisgekrönten Serie, im Fernsehen oder als Roman, messen kann. Die Elemente des Steampunk werden völlig unaufdringlich in die Handlung eingeflochten, mit großer Selbstverständlichkeit, so dass es einen Heidenspaß macht, in diese Parallelwelt-Fantasy einzutauchen. Sehr ernsthaft entfaltet sich nicht nur eine globale Weltlage, sondern auch ein Agententhriller, der es in sich hat.
Steampunk äußert sich in einer Atmosphäre, die einer von Jules Verne erdachten Geschichte zur Ehre gereichen würde. Der Agententhriller wirkt zuweilen very british, höchst durchdacht, leider agiert der Agent, der hier so professionell zu Werke geht, gegen das HAUTEVILLE HOUSE. Und nervenzerrende Seiten lang dauert es, bis die Mannschaft rund um Victor Hugo begreift, dass sie sich zur Zielscheibe haben degradieren lassen. Fred Duval quält seine Hauptfiguren, greift ein paar Nebenfiguren an, beseitigt ein paar Kleinstdarsteller und erzählt technisch versiert bis hin zu einem Finale, von dem sich nicht vorhersagen lässt, ob es für das HAUTEVILLE HOUSE gut ausgeht und wie viele Opfer auf diesem Weg letztlich gebracht werden müssen.
Ist die Handlung zum Teil auf Grund ihres Aufbaus very british zu nennen, ist das Aussehen der Figuren in gewissem Sinne sehr französisch zu nennen. Generell schmalere Gesichter, ganz gleich von welcher Statur die jeweilige Person ist, beherrschen die Optik. Die feinen Linien von Thierry Gioux bilden den Rahmen für eine grundsolide Grafik, die durch die Kolorierung von Carole Beau Plastizität gewinnt. Neben der Tiefe der Bilder entsteht gleichzeitig eine stärkere Hommage an Jules Verne, als es durch die Zeichnungen von Goux allein der Fall ist.
Allerdings sind seine technischen Entwürfe sehr gut und spielen mit den Möglichkeiten, solchen, die Sinn machen und auch solchen, die etwas mystifiziert daher kommen. Einige Bilder, auch Hintergründe bestechen durch ihre Größe, so etwa die Freiheit (ähnlich wie sie auf dem Gemälde von Eugene Delacroix zu sehen ist), aber auch der Gigantismus der Datenbank, des HAUTEVILLE HOUSE, deren Bezeichnung hier durchaus wörtlich zu verstehen ist.
Das stimmungsvollste Titelbild der bisherigen Folgen. Licht, Schatten und Komposition der einzelnen Bestandteile zueinander sind perfekt aufgebaut. Gleichzeitig beschreibt die Illustration die allzeit bedrohliche Stimmung der Handlung, an der, wie es die gekrümmten Bäume zeigen, die Natur nicht unbeteiligt ist.
Führt die düstere Stimmung der Reihe hervorragend fort, beschränkt sich örtlich hauptsächlich auf das HAUTEVILLE HOUSE und gibt die schaurige politische Lage auf dem amerikanischen Kontinent ausschnittsweise wieder. Es bleibt dabei: Thematisch ist HAUTEVILLE HOUSE eine höchst mitreißende Serie, sehr durchdacht und mit vielen Spannungsbögen versehen. Nicht nur für Freunde von Jules Verne und Steampunk. Ein früher Einstieg lohnt sich. 🙂
HAUTEVILLE HOUSE 10, JACK TUPPER: Bei Amazon bestellen
Dienstag, 14. April 2015
Es war einmal … die DDR. Ronny Knäusel hatte ein ganz besonderes Talent, wie es in einem umzäunten Land von unschätzbarem Wert sein kann. In einem Moment ist er hier, im nächsten Moment ist er zu einem anderen Ort teleportiert. Außerhalb des erlaubten Bewegungsraumes. Außerhalb der DDR. Es ist ein Moment der stillen Freude. Vor einer Sekunde ist die Familie mit all ihren Habseligkeiten noch diesseits der Grenze, ein herzförmig aufstrahlendes Licht später finden sie sich jenseits der Grenze im Freistaat Bayern wieder. Ronny Knäusel, 1988 bereits 21 Jahre alt, lächelt in die Nacht hinein und geht anschließend hinter dem eisernen Vorhang wieder seiner Wege.
Anderswo. Vier Jahre später im Land der Freien. Ein Pizzabote hat ein merkwürdiges Erlebnis, nicht zum ersten Mal, aber er kann sich Gott sei Dank nicht mehr an die beiden ersten Male erinnern. Cosmo Shleym war dereinst ein Rock’n Roller, der sogar im Land der Unfreien auf den X. Weltfestspielen auftreten durfte. Doch Ereignisse aus jener Zeit vor fast 20 Jahren haben Spuren hinterlassen und eine Aufgabe, der er sich mit aller Kraft widmet. Da kommt der Pizzabote Jimi Jesus Jackson wieder einmal ungelegen. Hätte er doch auf seine Intuition gehört!
Das UPGRADE vermischt deutschdeutsche Geschichte (was für ein Begriff!) mit einer fantastisch humoristischen Science Fiction, die Freunden überdrehten Spaßes gefallen dürfte, solchen, denen vielleicht auch Monty Python gefällt oder die andere intelligente Comedy mögen. Die verschachtelte Erzählweise springt in den Jahren hin und her und Springt ist auch gleich das Stichwort, denn mit einem Sprung beginnt diese Geschichte nach einem kleinen Prolog, der sich bereits vor rund 4750 Jahren ereignet. Klingt merkwürdig, aber es ist gerade diese Erzähltechnik, die zunächst verwirrt, sich aber binnen kurzem auf das Klarste entwirrt und dem Leser so manches Aha-Erlebnis beschert.
Besagtes Aha-Erlebnis kommt mit wunderbar komischen Rückblicken auf ein vergangenes System daher, im Kleinen wie im Großen. Ronny Knäusel, die Hauptfigur, lernt der Leser sehr früh kennen, bevor seine Eltern ihn überhaupt gezeugt haben. Das ist wichtig, denn es führt zu einem dieser Aha-Erlebnisse, das der Leser aber erst bekommt, wenn er noch einmal ein paar Seiten zurückblättert. Der Clou soll natürlich nicht verraten werden, aber es ist wirklich eine Glanzidee. Sascha Wüstefelds Händchen für kuriose Gestalten, geradewegs aus einer Soap heraus karikiert oder auch von einer Boulevardtheaterbühne, offenbart sich in den Sequenzen jener vergangenen deutschdemokratischen Tage, in denen alsbald das (gewollte) Tohuwabohu ausbricht.
Als ich den Vater von Ronny Knäusel das erste Mal sah, musste ich sofort an das HB-Männchen denken. Und in der Tat sind die Figuren ein Entwurfkonsortium aus Klassisch, wie im Falle des Männleins, aus Modern im Sinne einer Kim Possible oder eines Super Dinosaur. Es hat zeitweise etwas von einem Entdeckerbuch, in dem sich zahlreiche Außenansichten und Innendesigns einer untergegangenen Epoche finden, ein wenig deutschdemokratisches Mad Men. Das ist so liebevoll und aufwändig gemacht, dass man sich für Ronny Knäusel im Laufe der Serie eine Rundumreise durch die ehemalige DDR wünscht, um möglichst viele dieser grafischen Kabinettstückchen zu entdecken. Die Fähigkeit zur schnellen Reise besitzt er schließlich.
Von der schnellen Skizze zur hochgradig perfekten Ausführung. Die Vereinigten Staaten mit ihrem Yo!-Alltag stehen im deutlichen Gegensatz zur 60er-Jahre-Klicki-Bunti-DDR. Aus nachgeahmter Popkultur wird moderner Dschungel in der Heimat der Tapferen. Die Jahrzehnte und der Kontinent haben sich geändert, an den Verrücktheiten ändert sich nichts. Es wird höchstens, auch optisch, ein wenig nerdiger samt eines riesigen Sendeturms, der an futuristische Vorstellungen vergangener Tage erinnert, wie etwa 2001, schön weiß, gestreckt, rocket-linke.
Ein schick-schräger Auftakt zu einer ungewöhnlichen Zeitreise in einem ungewöhnlichen Setting, sehr bunt, in sehr sauberem Design, mit eigenwilligen, tollen Einfällen und frischem Humor, der auf neue Ideen setzt. Klasse, so darf das weitergehen, 🙂
DAS UPGRADE 1, Wunder, Würfel, Weltfestspiele: Bei Amazon bestellen
Montag, 06. April 2015
Tod umgibt Superman. Wenn nicht gerade die gewöhnlichsten und ungewöhnlichsten Kreaturen versuchen, ihm im wahrsten Sinne des Wortes ein Haar zu krümmen, versuchen andere seine Freunde zu töten, ihm Fallen zu stellen und finden es wieder schick, seine Retterqualitäten auf die Probe zu stellen. Da werden Menschen aufgefangen, Kugel abgefangen, Schläge eingesteckt und ausgeteilt und die unterschiedlichsten Arten von Superblicken eingesetzt. Echte Bedrohungen sind meist außerirdisch, denn von der Erde kann ihm kaum einer richtig gefährlich werden. Zu den Ausnahmen gehört Metallo, der Kryptonit im Kampf einsetzt. Superman flieht nicht oft, doch hier bleibt ihm keine andere Wahl.
Wie könnte Superman aussehen? Wie könnte er sich verhalten? Diverse Autoren und Zeichner haben sich an eine der berühmtesten Comic-Figuren der Welt herangewagt. Mit neuen Ideen, humorvoll, geheimnisvoll, ungewöhnlich, immer respektvoll. Mit optischen Finessen, alten Bekannten in neuen Gewändern. Und egal, was sie sich einfallen ließen, sie hatten immer nur eine Geschichte lang Zeit. Der Leser darf sich also auf einen prallen Megaband freuen, in dem zu einer etwas älteren Erzählweise zurückgefunden wurde. Ohne ellenlange Abenteuer, die das Leben einer Comic-Figur umkrempeln und sich vielleicht sogar über verschiedene Serien einer Figur erstrecken.
Durch die neuen Künstler erfindet sich auch die Figur Superman mitunter neu, ergeben sich neue Einblicke auf seine Entstehung oder finden sich neue Eindrücke. Mongul, Lex Luthor, Bizarro, Metallo, Brainiac, Darkseid, eine Art King Kong und Gorilla Grodd mischen aktiv mit. Ein paar dieser Begegnungen sind nicht nur besonders gut gelungen, sie fassen sozusagen auch ein jeweilig immer wiederkehrendes Motiv zusammen.
Wie töte ich Superman. Idee Nr. 78013. Für Lex Luthor ist es längst keine Frage mehr, ob er Superman tötet. Die Anschläge auf das Leben des Stählernen sind zu einem regelrechten Hobby verkommen. Lex Luthor, das Genie, der Wirtschaftsmagnat, der andere Unternehmer noch vor dem Frühstück fertig macht, hat sich in eine Aufgabe verbissen, die über die Jahre sein Selbstbewusstsein untergraben hat, weil ausgerechnet eine derart leichte Aufgabe nicht zu bewältigen scheint. Längst ist aus dieser Aufgabe ein Selbstläufer geworden. Und die beiden Männer, Superman und Lex Luthor, stehen in der Geschichte von Dan Abnett, Andy Lanning und Zeichner Wes Craig für die These, den Feind enger an sich zu binden als einen Freund.
Du glaubst nicht an Superman? In der von Tom DeFalco geschriebenen Geschichte, Die Leugner, zeichnet Pete Woods in Zeichentrickstilistik ein Abenteuer leicht abseits der Figur Superman. Wie muss ein solches Überwesen aus der Sicht des Normalbürgers aussehen? Bei jenen Menschen, die den Supermann nur aus Zeitungsartikeln und Fernsehberichten her kennen? Wäre er nicht gleichzusetzen mit irgendwelchen Verschwörungstheorien, die einem weismachen wollen, es gäbe außerirdisches Leben, das sich mit Cape und blauen Strumpfhosen inmitten der Menschheit bewegt? Es ist eine sehr humorvolle Herangehensweise, mit einem netten Clou am Schluss, fast schon, als habe hier eine Comic-Ikone wie Darwyn Cooke seine Finger im Spiel gehabt.
Dies sind zwei Beispiele für eine weniger ernsthafte Erzählung. Weitaus häufiger geht es handfest zur Sache. Marc Guggenheim gelingt das Kunststück Bekanntes und Geheimnisvolles miteinander zu vermischen. Er erweckt den seit langem explodierten Planeten Krypton zu neuem Leben. Besagtes Superman-Abenteuer, Tränen für Krypton, gehört zu den grafischen Höhepunkten. Zeichner Joe Bennett kreiert ebenso ein Design zwischen klassisch und bombastisch wie Pia Guerra, die der Leser hierzulande von Erfolgsserie Y – The Last Man her kennt. Wer es schafft, die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts atmosphärisch zu reaktivieren, ist Chris Weston mit der Geschichte Der Retter. Hier wird optisch in jene Tage zurückgesprungen, als George Reeves den Stählernen in einer mehrjährigen Fernsehserie verkörperte.
Die ewige Jugend eines Comic-Charakters. Der erste Megaband über Superman spricht in einer großen Bandbreite den Comic-Fan an. Einerseits können Nostalgiker auf ihre Kosten kommen, andererseits können auch ganz frische Interpretationen überzeugen, in modernem Strich ausgeführt und sicherlich nicht ganz kritiklos, aber immer respektvoll vor einer der langlebigsten Comic-Figuren aller Zeiten erzählt. 🙂
Superman, Megaband 1, Neue Abenteuer: Bei Amazon bestellen
Freitag, 03. April 2015
Gotham City ist nach einem verheerenden Erdbeben ein Trümmerhaufen. Von Regierungsseite will man keinen Dollar in den Wiederaufbau stecken. Schlimmer noch: Die Brücken zur zerstörten Stadt sollen gesprengt werden. Nichts soll mehr hinein, keiner mehr hinaus. Nur noch ein paar Tapfere wollen in der Stadt bleiben, über sie wachen, bis eines Tages, so die Hoffnung, ein Umdenken bei den Offiziellen stattfindet und Gotham City wieder ein Teil der zivilisierten Welt wird. Doch könnte dieser Zeitpunkt kaum ferner liegen. Gefasst nehmen der einstige Commissioner Gordon und seine wenigen Getreuen den Untergang ihrer Stadt hin, haben sich aber dennoch entschlossen die Ruinen der düsteren Metropole nicht zu verlassen. Und sie sind nicht allein. In den Trümmern erheben sich die Freaks, die übelsten Gangster und beanspruchen die Macht über NO MAN’S LAND, denn Batman hat, so scheint es, aufgegeben und ist verschwunden.
Sie war einmal das Batgirl, nun ist sie Oracle. Sprecherin Merete Brettschneider übernimmt als Oracle die Rolle der Erzählerin. Seit des Anschlags auf ihr Leben hat das einstige Batgirl, Barbara Gordon mit bürgerlichem Namen, und Tochter von Commissioner Gordon eine neue Aufgabe gefunden. Sie überwacht die Ruinen von Gotham City und berichtet mit leidenschaftlicher Kälte von den Geschehnissen, in denen ein Batman sich sehr stark in den Hintergrund zurückgezogen hat. Sascha Rotermund meldet sich als Batman gewohnt düster zu Wort und weist Huntress, gesprochen von Simona Pahl, zurecht.
NO MAN’S LAND stellt im Batman-Universum einen gehörigen Einschnitt dar, entkernt es doch die Superhelden-Mär um den Dunklen Ritter auf das Wesentliche: Gut gegen Böse. Aber wie aus der Konfrontation zwischen Huntress und Batman deutlich wird, ist die Wahl der Mittel Ansichtssache. Huntress hat keine Probleme, ihre Ziele über die Klinge springen zu lassen, ein Umstand, gegen den sich Batman bislang erfolgreich wehrte, obwohl es ihm beizeiten manches erleichtert und noch mehr Untaten verhindert hätte.
Atmosphäre gewinnt. Neben stimmlich sehr bekannten Sprechern weiß die Atmosphäre, die grundlegende Stimmung hinter den Szenen zu begeistern. Es ist wie der Blick über die Schulter der Akteure, wie es zum Beispiel in einem Kinofilm der Fall wäre. Commissioner Gordon, sehr altersweise gesprochen von Reent Reins (die deutsche Stimme von Don Johnson) beobachtet die Zerstörung der Brücken rund um Gotham City, bespricht sich sehr derweil mit seinen wenigen noch verbliebenen Kameraden. Die Stimmung ist apokalyptisch, zusätzlich durch die durchweg tollen Musikeffekte befeuert.
Bis ins Kleinste Top besetzt und mit eindrucksvollen Sprecherleistungen abgeliefert. Da darf der Hörer Dr. Nybakken von Norbert Langer gesprochen hören und wird in ihm den langjährigen Sprecher von Tom Selleck wiedererkennen. Aber auch Sprecher, deren Stimme im Ohr ist, deren Name aber noch nicht so sehr ins Bewusstsein der Fan-Gemeinde gerückt ist, setzen sich hier in ein hervorragendes Bild. Christian Rudolf spielt sich stimmlich in die vorderste Riege der Joker-Darsteller. Grusel-Fans konnten ihn bereits als Stimme von Charles Gunn in Angel kennen lernen. Hier, als Joker kann er richtig loslegen. Im Gegensatz zu den Schauspielern, die mit körperlichem Einsatz auf der Leinwand präsent sind, kann Christian Rudolf sich vollends auf die Stimme konzentrieren. Er passt so perfekt auf den langgesichtigen, dürren Clown, insbesondere auf die brutalere Variante, die spätestens seit der Erzählung von Alan Moore, der den Joker auf Barbara Gordon schießen ließ und so in den Rollstuhl beförderte, wo sie zu Oracle wurde, erst so richtig Fahrt aufnahm.
Der erste Teil von NO MAN’S LAND ist eine Einleitung, die den Boden für den dunklen Ritter ebnet. Sie dürfte zu den finstersten Episoden zählen, denn noch nie war Gotham City derart kaputt und verlassen wie hier. Die Umsetzung als Auftakt der neuen Hörspielstaffel ist atmosphärisch dicht und perfekt gespielt, dank einer Vielzahl von Sprechern, die ihren Auftritt in einer Comic-Umgebung zu genießen scheinen. Als Batman-Fan kann ich nur sagen: Sehr schön. 🙂
BATMAN, NO MAN’S LAND 1, Niemandsland: Bei Amazon bestellen
Mittwoch, 01. April 2015
Der Mensch ist des Teufels Verbündeter! Aber was wäre, wenn der Mensch nicht so einfach zu richten ist? Wenn der Mensch doch lernfähig ist und sich nicht zum Töten jeglicher Kreatur, sich selbst eingeschlossen, entschließt? Wenn die Lehre der Affen falsch ist? Wenn Affen gegen ihre eigene Lehren handeln, ihre eigenen Gebote sogar, die da behaupten, dass ein Affe niemals einen Affen tötet? Wenn dies bereits geschehen ist und der Mörder bislang unbehelligt geblieben ist? Viele Fragen werden in dieser noch jungen Gesellschaft aufgegriffen. Die Affen, die Zivilisation aus Gorillas, Orang-Utans und Schimpansen wehrt sich vehement dagegen, die gleichen Fehler wie einstmals die Menschen zu begehen.
Aber in der Welt der Affen liegt längst einiges im Argen. Die Orang-Utans haben sich zum Kopf der Gesellschaftsstruktur erklärt. Gorillas stellen die soldatische Schicht und Schimpansen agieren zumeist aus der zweiten Reihe heraus, obwohl derjenige, der die Affen einst in die Freiheit führte, einer ihrer Art war. Die Forschung von Dr. Cato, einem Orang-Utan, an Menschen und ihrer Intelligenz, um sie in den Gemeinschaft zu integrieren, nicht nur als Haustiere, stößt überwiegend auf Unverständnis und Ablehnung. Vor dem Ältestenrat wird Dr. Catos Forschung zum Politikum. Der ehemalige General Aleron verteidigt den Wissenschaftler in der Verhandlung und ahnt nicht, dass es sich um den Auftakt von Ereignissen handelt, die die Affengesellschaft in den Grundfesten erschüttern wird.
Zurück auf dem Planeten der Affen. Welche Ereignisse liegen dem Verhalten der Affen zugrunde, als ein menschlicher Astronaut namens Taylor in ihre Welt eindringt und neue Fragen aufwirft? Die erste Folge des Comic-Zweiteilers Zeitenwende mit dem Untertitel Exodus nimmt sich dieser Frage an und entwirft dank der Erzähler Corinna Bechko und Gabriel Hardman eine Geschichte, die in eine kriegerische Auseinandersetzung mündet, wie sie klassisch dem Film Schlacht um den Planeten der Affen auf der Leinwand damals hätte folgen können.
Damit wird deutlich, dass beide Autoren ihre popkulturellen Hausaufgaben gemacht haben. Wie konnte es dazu kommen, dass Dr. Zaius ein Unterdrücker von historischen Wahrheiten wird und seinen ganze Furcht vor den Menschen gegen den Astronauten Taylor richtete? Bechko und Hardmann, der auch die erste Hälfte des vorliegenden Comics zeichnet, konstruieren ein Szenario, in dem es nicht nur um die Auseinandersetzungen mit den Menschen geht, sondern sich auch die Affen untereinander in Machtspielen ergehen. Hier wird an Drama, Tragödie und Intrigen nicht gespart. Anklänge griechischer Muster sind offensichtlich.
Gabriel Hardman und der ihm nachfolgende Zeichner Marc Laming verfügen über einen tollen Tuschestrich, der die Affen-Szenerie sehr intuitiv, locker, aber nichtsdestortroz sehr genau zu Papier bringt. Man mag sie hierzulande mit Künstlern wie Jordie Bernet (Torpedo) oder Rafael Mendez (Hombre) vergleichen. Obwohl von Jordie Bellaire und Darrin Moore koloriert, fehlt nur wenig, damit die Zeichnungen der beiden amerikanischen Comic-Künstler auch in reinem Schwarzweiß Bestand hätten.
Marc Laming besitzt den noch feineren Strich der beiden Künstler, ein wenig präziser gesetzt. Beiden Comic-Zeichnern ist eine schöne Dynamik der Bilder zueigen, die der Atmosphäre der alten Filme, auf die sich die Handlung bezieht, sehr gerecht wird. Hier lebt eine Science-Fiction-Ära optisch auf. Besonders die Ansichten altbekannter Stätten innerhalb der Affenstadt, Eindrücke, wie man sie aufgrund der Handlungen vorherahnen konnte, die gelungenen Affen, ein feines Schlussbild dürften das Herz des SciFi-Fans erfreuen.
Der Planet der Affen lebt. Eine hoch dramatische Geschichte um den inneren Zwist der Affengesellschaft und den Befreiungskampf einiger weniger Menschen aus der Gefangenschaft und Sklaverei. Grafisch top in Szene gesetzt, dicht erzählt und sehr nah an der ursprünglichen fünfteiligen Kinoreihe. Toll! 🙂
Planet der Affen, Zeitenwende 1, Exodus: Bei Amazon bestellen