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Comic Blog


Dienstag, 02. Dezember 2014

GOLIAS 3 – Das Jugendelixier

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:37

GOLIAS 3 - Das JugendelixierDie Statue ist gigantisch. Hekate, die Tochter eines Titanen, wurde von den Bildhauern mit ihren Insignien versehen: Fackel, Dolch und, als wichtigstes Instrument, dem Spiegel der Wahrheit, den sie dem Todesgott Thanatos einst stahl. Aerena, die Schwester von Golias, beobachtet bei ihrer Einfahrt in den Hafen die drei Gesichter der Hekate voller Besorgnis. Sie kann den Eindruck nicht verwehren, dass das riesige Frauenbildnis, ob aus Stein oder nicht, ihren Blick erwidert. Und besonders freundlich sieht dabei nicht aus. Sarhans Erklärungen über Hekate können das mulmige Gefühl auch nicht vertreiben.

Für die Unsterblichkeit, für das Abbild ewiger Jugend waren in vielen Erzählungen unterschiedlichste Kreaturen bereit, alles zu geben. GOLIAS, selbst ein jugendlicher Held, mit großem Mut gesegnet, aber ebenso mit Leichtsinn, trifft hier auf eine neue Inkarnation des Bösen, die nicht bei allen seinen Freunden gänzlich unbekannt ist. Dabei befindet er sich bereits auf dem Heimweg und wähnt die hauptsächlichen Aufgaben erledigt, als das Anlanden auf einer Insel, dessen Bewohner die Göttin Hekate anbeten, höchste Gefahr verspricht. Obwohl Sarhan, ein zauberkundiger Mann, warnt, laufen sie in den kleinen Hafen ein. Das kleine Dorf an der Küste liegt verlassen da. Nur eine alte Frau und Kinder finden sich binnen kurzem und mit ihnen erfahren die vier Reisenden ein schauerliches Geheimnis.

Das alte Griechenland ist ein Hort der Götter, der Monster, der Helden und Halbgötter. Eine reiche Mythologie bildet den unerschöpflichen Quell, an dem sich Autor Serge Le Tendre und Zeichner Jerome Lereculey bedienen können. Die gewaltige dreiköpfige Statue der Hekate an der Hafeneinfahrt erinnert jedoch an zweierlei. Einerseits werden natürlich Vergleiche zur klassischen Statue des Helios wach, der die Zufahrt zum Hafen von Rhodos bewachte. Andererseits kann auch, im Hinblick auf die gesamte Handlung, ein Vergleich zur Göttin Kali, die zwar nicht über drei Köpfe, allerdings über ebenfalls sechs Arme verfügt, herangezogen werden. Ihre Ausrichtung, als Gebieterin über die Teufel und Ungeheuer der Hölle, bringt sie stark in die Nähe der indischen Todesgöttin.

Die Bedrohung wächst sich langsam aus. Zuerst ist es nur eine Geschichte über ein Monster, berichtet von einer alten Frau, die sich nicht scheut, zum Schutz der Kinder gegen den vermeintlichen Eindringling, Golias, antreten zu wollen. Aber der Leser, der die bisherigen Abenteuer über GOLIAS gelesen hat, weiß, dass eine Erzählung wie diese vom jungen Helden nicht als Warnung, sondern als Aufforderung angesehen wird. Während Konias, sein Freund, auf die Schwester Aerena aufpassen soll, steigen er und der alte Sarhan in die Höhle des Ungeheuers.

Eine kleine Ähnlichkeit. Die Anhänger der Hekate haben sich versammelt, um der neuen Opfergabe beizuwohnen. Cineasten werden sofort einen Aufbau und eine Perspektive aus Indiana Jones und der Tempel des Todes wiedererkennen. Dort spielte die bereits erwähnte Kali eine Rolle. Ende der Ähnlichkeiten und Anspielungen. Höllenhunde greifen ins Geschehen ein, fast so groß wie Bullen. Das Monster, von Atoos, der Dame auf dem Titelbild, beschützt, ist eines jener Wesen, eine Mischkreatur, die auch das Labyrinth des Dädalus bewachte. Nur haben sich Le Tendre und Lereculey keinen Minotaurus einfallen lassen. Ihre Kreatur ist furchterregender.

Abenteuer pur. Über zu wenig Action darf sich kein Leser beschweren. Serge Le Tendre hat sich einige haarsträubende Szenen einfallen lassen, in denen Gefahr an Gefahr gereiht wird. Die Charakterentwicklung der vier Reisenden wird darüber hinaus nicht vernachlässigt, aber schöner noch ist der Blick in die Vergangenheit der Figur Sarhan, denn hierfür verwendet Jerome Lereculey eine andere Bildsprache. Ist der eigentliche Erzählstrang in schönen realistischen Grafiken gehalten, weicht Lereculey für den Rückblick auf eine weitaus einfachere Technik aus. Diese schwankt zwischen ägyptischen Wandmalereien und klassischen Zeichentrickszenarien (etwa wie in Es war einmal der Mensch).

Eine gelungene Fortsetzung, eine Zwischenstation auf der Rückreise, denn Golias‘ eigentliche Aufgabe, die Rache an seinem Onkel für den Tod seiner Familie, ist noch nicht erfüllt. Hier, im dritten Teil, stimmt einmal mehr alles: Erzählung, Zeichnungen und Farben. Für Freunde von schönen Abenteuern vor antikem Hintergrund vorbehaltlos zu empfehlen. 🙂

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