Die Fantastic Four nehmen sich, als Familie, weiterhin eine Auszeit in den Tiefen von Raum und Zeit. Weit von der Erde entfernt dringen sie in Sphären vor, die sie lange nicht mehr besuchten und begegnen Kreaturen, die ihnen schon lange keinen Ärger mehr gemacht haben. Dabei lässt es sich zunächst gut an. Die fantastische Familie will nur einen Ausflug zum Anbeginn der Zeit machen und sieht sich gleich nach ihrer Ankunft einer Rettungsmission gegenüber. Sie sind nicht die einzigen, die diesen Zeitsprung riskiert haben. Jemand anderes machte sich die Mühe, an einen Asteroiden gekettet, den Urknall zu erwarten … Gekettet? Es hätte auffallen sollen, dennoch kann ein Ben Grimm nicht aus seiner steinernen Haut und holt den Unbekannten an Bord. Alle gemeinsam erwartet sie eine böse Überraschung.
Matt Fraction balanciert eine Geschichte aus, die abseits der üblichen Handlungsstränge ihren ganz eigenen Weg sucht. Dank des Flugs durch den Zeitstrom, der auch das Ansteuern jedweden Punktes im Universum möglich zu machen scheint, steht Matt Fraction eine sprichwörtlich endlose Bandbreite von Handlungssträngen zur Verfügung. Für Marvel’s First Family ist das Unmögliche gerade gut genug. Und so verrät das Titelbild bereits, was noch auf die Fantastischen Vier (nebst Anhang) wartet. Eine Versammlung aus diversen Realitäten, allesamt Variationen von Dr. Doom, hat sich eingefunden, um einen Wendepunkt im Leben von Victor von Doom zu beobachten. Matt Fraction spielt sehr stark mit bekannten Bestandteilen der Fantastic Four, die ein wenig Vorwissen erfordern, denn ansonsten machen sie nur halb so viel Spaß.
Dr. Doom, der Erzfeind der Fantastischen Vier der frühesten Stunde, ist ein solcher Bestandteil. Ben Grimm und sein ganz besonderes Verhältnis zur Yancy Street wurde sehr oft thematisiert und findet sich auch hier, in einer neuen, zum Teil anrührenden Variante. Matt Fraction stellt einer ordentlichen Portion Aktion die Menschlichkeit der First Family eindeutig in den Vordergrund. Und Menschen machen nun einmal Fehler. Und nicht nur einen. Aus den Beobachtern im Zeitstrom werden Auslöser. Was verbockt wird, muss auch wieder ausgebügelt werden. Im Umfeld längst legendärer Ereignisse entstehen so enorme Herausforderungen, sind doch gerade die Doom-Varianten daran interessiert, dass sich ihr persönlicher Wendepunkt nicht verändert.
Mark Bagley, der sich durch seine Arbeit am ultimativen Spider-Man und die Miteinführung des ultimativen Universums einen Namen als Comic-Zeichner machte, führt die Arbeit aus Band 1 der neuen Reihe um die Fantastic Four fort. Stilistisch eher klassisch angesiedelt, ergibt sich ein Anblick, der die gute alte Zeit, die große Zeit der Comic-Tage beschwört. Gerade die Ausflüge in die Historie der Fantastic Four untermauern diesen Eindruck. Durch die Anwesenheit der Kinder von Reed Richards und Susan Storm wird eine Brücke in die Gegenwart des Marvel-Universums geschlagen.
Eine Vergangenheit Grimms in den 20er, 30er Jahren des letzten Jahrhunderts steht einem Kampf in klassischem Ambiente der FF gegenüber und wird durch die Zusammenkunft der Dooms hervorragend ergänzt. Matt Fraction schuf mit seiner Erzählung für Zeichner Mark Bagley sich einander fein abwechselnde Szenarien, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Das Schöne am Strich von Mark Bagley ist die Mischung aus Realismus und Comic, wie ihn auch ein Mike Wieringo gepflegt hat. Ein Hingucker sind die Dooms, die zahlreichen Charakteristiken aufweisen, die auf unterschiedliche Werdegänge hindeuten. Doom im Loki-Look oder als Variante eines Dr. Strange fallen schnell auf. Der Doom des Ultimativen Universums will schon aufgepürt werden. Die Geschichte eines Dooms, der 1001 Nacht entsprungen scheint, wird vielleicht eines Tages an anderer Stelle erzählt.
Ein jahrzehnte altes Konzept greift auch heute noch. Obwohl die Fantastic Four auch anderswo mitmischen (wie z. B. Illuminati), sind sie doch allein immer noch eine der besten Comic-Reihen. Eine der Serien, in der das Familienleben von Superwesen toll geschildert und auch von Nachahmern nicht verbessert werden konnte. Top! 🙂
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