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Comic Blog


Samstag, 26. April 2014

BRUNO BRAZIL Gesamtausgabe 3

Filed under: Thriller — Michael um 15:50

BRUNO BRAZIL Gesamtausgabe 3Der Abschlag auf dem Golfplatz endet mit einem Knall und mit einem Toten. Jemand hat es auf einflussreiche Geheimnisträger abgesehen. Drei an der Zahl verfügen über wichtiges Wissen. Obwohl die Behörden sofort Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, erfolgt bald schon der nächste Anschlag. Hier kommen Bruno Brazil und sein Team, das Kommando Kaiman, wieder ins Spiel. Eine Möglichkeit haben die Verantwortlichen noch, an das benötigte Wissen zu gelangen, bevor der Feind Wind von der Sache bekommt. In außergewöhnlicher Tarnung macht sich das Kommando Kaiman auf den Weg, mit einem schwitzenden Gaucho Morales, der sich fragt, ob er nach allem, was man gemeinsam durchgemacht hat, tatsächlich Schlagzeug spielen soll. Seine Freunde lassen ihn grinsend in diesem Glauben.

Die Entrüstung der Comic-Fans zum damaligen Zeitpunkt war nachvollziehbar. Greg, einer der Comic-Autoren schlechthin, dünnte das Kommando Kaiman auf einen Schlag aus. Bruno Brazil büßte einen großen Teil seines Teams ein. In Comics stirbt man nicht. Und falls doch, dann kehren sie irgendwann eben zurück. Das ist Comic. Das mag bei den Superhelden funktionieren oder bei James Bond, der mitunter zweimal lebt. Bei Bruno Brazil gibt es das nicht. Der Auftrag, Die Myxin-Formel, den Greg zur Vernichtung eines erfolgreichen Teams nutzte, ließ sich eigentlich wie jeder andere schwierige Auftrag an, den das Kommando Kaiman rund um Bruno Brazil bisher angenommen hatte. Auch die Planung wies eine neue Finesse auf und nichts deutet auf diese enorme Wendung in der Serie im zweiten Teil der Handlung hin.

Im redaktionellen Teil, schön gestaltet und inhaltlich interessant, erwarten den Leser neben einer comicalen Zeitreise noch weitere Informationen über den Werdegang von Bruno Brazil, Pläne, die Figur auch in ein anderes Medium zu transportieren. Mit Dossier Bruno Brazil kam es zu einem neuerlichen Aufflackern der Serie, einer Sammlung von Kurzgeschichten, mit dem richtigen Agentenflair, wie es auch ein Ian Fleming in seinen kürzeren Abenteuern um den berühmten englischen Geheimagenten beschwor. In teils sehr klaren Bildern von William Vance geht ein enorm gereifter Bruno Brazil zu Werke. Der Agent ist zu einer Figur geworden, die weitaus mehr wie ein Gentleman wirkt als zuvor.

Das Ende …!?? bezeichnet den Abschlussband der Serie in diesem dritten Sammelband der Gesamtausgabe und bietet einen noch einmal deutlich gereifteren Zeichenstil von William Vance, liegen doch zwischen dem tatsächlichen letzten Album und dieser finalen Ausgabe ein paar Jahre. Der grafische Sprung, nicht immens, aber deutlich, zeigt sich besonders in der Kurzgeschichte Schieß nicht auf Unsterbliche und dem Abenteuer Soldaten spielen, Diebe fangen. Versteht sich erstere gleichzeitig als Anspielung auf den Hollywood-Betrieb und eine Persiflage auf viele Szenen, die jemals um schussfeste Superhelden herum entstanden sind, ist letztere eine gelungene Mischung aus Militär-Agenten-Thriller, in dem es Vance außerdem ordentlich krachen lassen darf. Auf jeder Seite besticht er hier durch sein optisches Geschick und tolle Augenführung.

Wie stark Greg als Kurzgeschichtenautor war, wird hier ebenfalls deutlich. Wie penibel auch im Aufbau, davon darf sich der Leser abschließend überzeugen, wenn es an die Unvollendete geht, die Geschichte namens Die rote Kette. Leider zeichnete William Vance hier nur sechs Seiten, zwanzig Seiten Manuskript lagen seitens Greg vor, so dass ab Seite 7 die Handlung rein textlich präsentiert wird und abbricht … Fragen Sie Papa Konfuzius bietet leider auch keine Antwort auf die Frage, wie es weitergegangen wäre, dafür ist dieser Kurzroman ein Ausflug in ein anderes Medium. Mit knapper Sprache, dicht und kühl erzählt, rollt Autor Jacques Acar das Kommando Kaiman noch einmal auf. Acar starb 1976, das Experiment eines Bruno Brazil im neuen Medium wurde nicht fortgesetzt. Inzwischen wagen sich immer neue Comic-Helden ins Buchformat vor. Insgesamt ist es ein abgehacktes Ende dieses Agenten namens Bruno Brazil, aus dem noch hätte mehr werden können. Greg unternahm Ausflüge in andere Genres, den Western, in die bunte Science Fiction der 70er sowie in packende internationale Abenteuer. William Vance blieb dem Agenten-Genre mit XIII lange treu ergeben.

Eine Unvollendete, wie sie auch der Comic hin und wieder bietet. Bruno Brazil endet mit Fragmenten und einigen guten Ideen, auch für Neustarts. Als eigentlicher, sehr trauriger Schluss darf das albenlange Abenteuer Die Myxin-Formel angesehen werden. Die dritte Folge der Gesamtausgabe ist wie seine beiden Vorgänger schön gestaltet und bietet zudem feine Einblicke ins Comic-Geschäft vergangener Tage. Auf den Leser warten so Spannung und nostalgisches Flair. 🙂

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