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Comic Blog


Samstag, 24. August 2013

CHEW – Bulle mit Biss 6

Filed under: Thriller — Michael um 18:34

CHEW - Bulle mit Biss 6 - Space KekseJa, wo haben sie sich denn nun kennen gelernt? Oder kennen sie sich am Ende gar nicht? Toni, die Schwester von Tony Chew, hat ein wenig Mühe die Annäherungsversuche von Caesar Valenzano abzuwehren. Schließlich gibt es noch andere Bewerber, die ein wirklich ernsthaftes Interesse haben. Antonelle, wie sie mit Langnamen heißt, ist kein Kind von Traurigkeit. Männer, Partys, Poker oder auch mal das Lutschen psychedelischer Frösche sorgen für Abwechslung in ihrem Leben, das auch von Gefahr geprägt wird. Doch eines wird nie vergehen: Die Sorge um den Bruder, der noch immer an das Krankenhausbett gefesselt ist und nur sehr langsam wieder gesund wird.

Wer könnte auf die Idee kommen, ein Hähnchen in den Mittelpunkt einer Geschichte zu stellen? Nicht ein putziges, kleines, flauschiges Hühnchenhähnchen. Sondern ein gewalttätiges, ein Kampfhähnchen! Autor John Layman und Comic-Künstler Rob Guillory haben mit Poyo einen tierischen Superagenten entwickelt, der, ziemlich wortkarg, immer dann angefordert wird, wenn sonst gar nichts mehr geht. Ein Poyo hält selbst die Hölle in Schach. Aber Poyo, der Kampfhahn, ist nur die Spitze des Eisbergs. Layman und Guillory haben hier mit Wucht aufgetischt und bieten dem Leser ein Szenario, das an schwarzem Humor kaum zu überbieten ist und selbst für eine in dieser Hinsicht ziemlich überbordende Serie noch einen Gipfel darstellt.

England. Ein Land, das für seine Wetterverhältnisse nicht unbedingt gelobt wird, eher berüchtigt ist. Und es wird noch schlimmer. Nicht wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen. Nein, es wird noch viel schlimmer. Und das bringt uns zurück zu Poyo. Allein die Ausschnitte seiner diversen Abenteuer, ein Bild meist nur, mit einem marktschreierischen Titel versehen, sind ohne Übertreibung Brüller. Aber Layman und Guillory können selbst das noch einmal übertreffen. Mit einer Liebesszene im weitesten Sinne. Hier greift die Optik perfekt und nimmt sich einer gewissen Form von Verniedlichung an, von der der sich der Verbraucher einst selbst überzeugen konnte (hört mit urby auf) und die selbst in dieser gezeigten Form noch funktioniert. Das ist, wie weite Teile dieser Handlung (sowie der gesamten Serie) auch, stets auch ein Seitenhieb auf reale Verhältnisse und eine Hommage an die existierende Popkultur.

Aber so lustig die Episode um Poyo auch ist, sie kann natürlich nicht so nahe gehen wie eine Handlung, die um menschliche Charaktere herum geschrieben wird. Der Bulle mit Biss hat nicht erst in diesem Band enorme Schwierigkeiten, doch der Feind im Hintergrund offenbart sich nun mit Macht startet einen Angriff, der schreckliche Folgen hat. Chew balanciert gerne auf einem schmalen Grad, spielt auch gerne mit den Elementen des Splatter-Genres, doch John Layman startet hier einen Frontalschlag. Es ist die Frage, wie sehr man als Leser die Figuren an sich heran lässt. Doch allein der Überraschungsfaktor spricht für sich. Layman reiht sich in die Autorenriege ein, die für sich festgestellt hat, dass keine Figur sicher ist. Zwar mag es Genres geben, in denen Charaktere gerne auferstehen. Chew gehört nicht dazu.

Die Verquickung von Figuren mit unterschiedlichen Fähigkeiten, auch solchen, die erst erschlossen werden wollen, erinnert nicht nur an Superhelden, sondern auch an Heroes. Auch die Evolution von Fähigkeiten bleibt nicht aus. Das ist nur ein kleiner Teil, den die Erzählung Laymans ausmacht. Ein anderer, sehr gewichtiger Teil, die höchst karikierende wie auch slapstickartige Darstellung der Geschehnisse, eine weiterhin ungewohnte Action, die jene, die Filme wie Pulp Fiction mögen, lieben werden, da sie selbst die Arbeit eines Tarantino in den Schatten stellen.

Das Erfolgsrezept: niemals Langeweile, unerschöpfliche Ideen, die auch unbequeme Wege gehen. John Layman und Rob Guillory haben mit diesem Band eine neue Tür geöffnet und dahinter wartet, es kann gar nicht anders sein, eine große Auseinandersetzung. Der sechste Band hinterlässt den Leser gespannt wartend, gut unterhalten. Besser geht es kaum. 🙂

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