Zum Inhalt springen


Comic Blog


Freitag, 16. August 2013

Saga 1

Filed under: SciFi — Michael um 11:25

Saga 1Kein Kampf mehr. Eine Geburt, das Symbol des Lebens überhaupt, soll nicht durch den Einsatz einer Waffe verfälscht werden. Nicht einmal zum Durchtrennen der Nabelschnur. So beißt sie der Vater, Marko, einfach durch. Alana, zuerst wenig begeistert von dieser archaischen Form der Entbindung, vergisst ihre Verwunderung schnell angesichts des kleinen Bündels, mit den Hörnern des Vaters und den Flügeln der Mutter. Kurz darauf haben die jungen Eltern ganz andere Sorgen. Nicht nur, dass sie mitten in ein Feuergefecht geraten. Sie können sich auch nicht sehr gut auf einen Namen für das Kleine einigen. Man muss eben Prioritäten setzen.

Es waren einmal … Nun, Königskinder sind es nicht, die hier von Brian K. Vaughan und Fiona Staples auf eine intergalaktische Odyssee geschickt werden. Sie sind eigentlich für ihre jeweiligen Kriegsparteien nur Kanonenfutter. Und trotzdem haben sie gegen jede Wahrscheinlichkeit zueinander gefunden. Und, das Titelbild verrät ganz eindeutig, ihre Liebe hat sogar, wie es landläufig heißt, Früchte getragen. Ersteres wäre noch zu verzeihen, obwohl es beiderseits des Schlachtfeldes beinahe als Sakrileg aufgefasst wird. Letzteres jedoch ist unverzeihlich. Marko, der Mann mit den Hörnern, und Alana, die Frau mit den Flügeln geraten auf ihrer Flucht fortwährend zwischen die Fronten.

Brian K. Vaughan wäre aber nicht der Erfolgsautor, beließe er es bei dieser einen Konstellation. Der Comic-Autor, der bereits mit Ex Machina, Y – The Last Man und (ganz besonders hervorzuheben) Die Löwen von Bagdad völlig zu Recht Erfolge feierte, ist mit dieser Space Opera im besten Sinne des Wortes ein neuer Handstreich gelungen. Die hier gezeigte Welt balanciert auf der Grenze von Fantasy und Science Fiction. Teilweise fühlt man sich an die eher wilderen Fantasien der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts (auch noch früher) erinnert, als den Gedanken noch keine Grenzen gesetzt wurden, es ruhig etwas ausufern durfte. So ist das Ergebnis wie ein ganz großes Bonbon, das seinen Geschmack immer wieder verändert und von Seite zu Seite neue Facetten offenbart.

Unterschiedliche Völker, aber auch merkwürdige, sich paarende Roboterwesen, Raketenwälder, Strahlenwaffen, sogar Geister und schlüpfrige Heldenliteratur sind nur wenige Bestandteile einer Explosion von spaßiger und spannender Fantasie. An der Seite von Brian K. Vaughan ist Fiona Staples für die Zeichnungen und die Kolorierung verantwortlich. Staples pflegt einen grafischen Stil, der besonders jenen gefallen dürfte, die noch die Zeichentrickklassiker von Ralph Bakshi (Feuer und Eis, Der Herr der Ringe) in Erinnerung haben. Die Bilder von Fiona Staples gleichen die nach dieser Technik entstandenen Bilder (übergezeichnete Fotografien). Die Folge ist ein reduzierter Realismus, der binnen weniger Seiten eine tolle Atmosphäre erzeugt.

Fiona Staples arbeitet gerne großformatig. Drei bis vier Bilder je Seite sind die Norm. Die Präsentation eines neuen Objektes oder neuer Charaktere wird gerne mit der Überraschungstechnik einer Fernserie in Szene gesetzt. Raumgreifend, zentriert, frontal. Schnell lassen sich die Einzelheiten und Merkmale einer Figur einprägen. Und hier zeigt sich der nächste Kunstgriff. Finden sich manchmal in anderen Graphic Novels Figuren, die überfrachtet wirken (was dem Zeichner die Arbeit bestimmt nicht leichter macht), beschränkt sich Staples auf das Nötigste und schafft dennoch einen ganzheitlichen Eindruck. Das mag auch an der Individualität der Züge in den Gesichtern liegen, die eine Reduzierung der übrigen Ausrüstung nicht unbedingt notwendig, aber möglich machen.

In der gleichen reduzierten Technik, wie sie Fiona Staples bei ihren Strichen verwendet, zeigt sich auch der Farbauftrag, der in den Figuren häufig nur mit einer Schattierungsstufe Volumen herausholt. Durch leichte Unschärfe der Hintergründe, auch den Verzicht auf harte Randbegrenzungen (Outlines) entsteht filmische Tiefe. Auch dieser grafische Ansatz bringt sie wieder in die Nähe jener erwähnten Zeichentrickklassiker. Das sah damals gut aus (immerhin schon im Falle von Feuer und Eis 1983), funktioniert aber immer noch bestens. Hier kommt ein vernachlässigter grafischer Ansatz zu sehr guten neuen Ehren.

Für Freunde der ungewöhnlicheren Science Fiction, einer gepflegten Space Opera, auch jenseits der großen Überuniversen, erscheint die Geschcihte von Vaughan und Staples frisch, frech, grafisch überzeugend und spannend bis zum vorläufigen Schluss, der hier mit einer Spur Comedy daherkommt. Sehr gut. 🙂

Saga 1: Bei Amazon bestellen

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

You must be logged in to post a comment.