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Comic Blog


Donnerstag, 25. Juli 2013

Pelikan Protokoll 1 – Erste Phase

Filed under: SciFi — Michael um 9:50

Pelikan Protokoll 1 - Erste PhaseDer menschliche Geist, vielfach erforscht und doch gibt es so viel zu lernen und zu erfahren. Die vielfältigen Abläufe des Gehirns, das komplexe Zusammenspiel einer inneren und einer äußeren Welt hat sich bisher, sehr zum Verdruss mancher Institution, einer genauen Steuerung von außen, einer regelartigen Verhaltensweise entzogen. Die Willkür des menschlichen Geistes wird zur Bedrohung, so scheint es und einige Mächtige im Hintergrund sind nicht gewillt, die Menschheit wie einen führerlosen Zug in die Zukunft rasen zu lassen, an deren Ende nur eines warten kann … Auslöschung? Was wie ein Experiment beginnt, erinnert auch an ein Spiel. Selbst jene, die das Experiment leiten, sind sich nicht im Klaren über den genauen Verlauf. Nur einer scheint den Überblick zu besitzen: A.D.A.M.

Weltweit werden Menschen entführt. Die Auswahl ist scheinbar willkürlich. Sie verschwinden einfach und finden sich zusammen in einer Art Gefängnis. Zuerst protestieren sie. Sie haben Angst. Sie verweigern sich. Versuchen zu entkommen. Bis sie sich in das Unvermeidliche fügen. Fast alle. Was wäre wenn? Experimente mit Menschen, Erwachsenen wie auch Kindern, sind nicht neu und in den weiten Bereichen rund um das menschliche Gehirn und dem Verhalten in bestimmten Situationen immer wieder gern probiert. So werden diesen Probanden getestet und Situationen ausgesetzt, die insbesondere gern an Charakteren rüttelt. Die Versuchsanordnung, die von Richard Marazano (Der Schimpansenkomplex) hier ersonnen wurde, ist ein wirklich gruseliger Ausgangspunkt.

Das Gefängnis, dem Umstand nach zweifellos ein solches, gewinnt durch eine Umbenennung kaum an Qualität, erhält aber einen etwas freundlicheren Charakter, indem die Insassen neutraler als Einheiten, die Bewacher als Kameraden, die experimentierenden Ärzte als Berater bezeichnet werden. Allesamt sind sie die Bewohner. Richard Marazano beschreibt eine Hölle für Menschen, die sich offensichtlich nichts haben zu schulden kommen lassen und sich nun zur Hilflosigkeit verdammt sehen. Denn neben der ungeklärten Frage nach dem Warum für ihren Gefängnisaufenthalt, haben sie auch keine Ahnung Wo sie sich befinden.

Jean-Michel Ponzio, der zusammen mit Richard Marazano schon Der Schimpansenkomplex schuf, hat es hier mit einer Geschichte zu tun, die weniger mystisch, dafür umso menschlicher in Szene gesetzt wird. Die Umgebung des Gefängnisses ist kalt, stählern, eisern, wie das Innere einer längst verlassenen Fabrik, die eigens zu diesem Zweck umgebaut oder angepasst wurde. Jean-Michel Ponzio arbeitet stilistisch, als setze er eine Fotoserie in Zeichnungen um. Jede Figur ist zu jeder Zeit, in jeder Haltung und Perspektive wiedererkennbar. Es ist eine grafische Lösung, die sich keinen Fehltritt, keinen falschen Strich leistet. Es ließe sich auch sagen, dass Ponzio die optische Dokumentation für seine Zusammenarbeit mit Marazano entdeckt hat.

Diese Stilistik, die durchaus auch sehr kühl ist, sezierend, nüchtern, klar setzt jeden vorkommenden Charakter den voyeuristischen Blicken des Lesers aus. Jeder Charakter, Kameraden und Berater eingeschlossen, ist auf dem Prüfstand. Das ist bei der klinischen Atmosphäre binnen kurzer Zeit gruselig, ein unheimlicher Thriller, der auch durch die Zwielichtfarben, die vorherrschende künstliche Beleuchtung im Inneren des Gefängnisses befördert wird. Tageslicht dringt in den Innenbereich dieses Ortes nicht vor.

Die Vorgeschichte, oder auch Einleitung, ist kurz. Zwischeneinschübe (nicht jeder Mensch kann so einfach verschwinden, ohne dass nicht wenigstens einen gibt, dem dieses Verschwinden auffällt) zeigen die Welt außerhalb des Gefängnisses. In der relativ nahen Zukunft handelnd, präsentiert sich Hoffnungslosigkeit in smoggelbem Licht, leicht diesig. Drinnen oder draußen, ob Macht oder Ohnmacht, so geben es die Bilder wieder, es ist sich alles eins und macht keinen Unterschied.

Faszinierend. Kann mehrmals gelesen werden, ist vielschichtig, auch zwischen den Zeilen. Richard Marazano hat seine Technik für Plot, komplexe Handlung und Charaktere einmal mehr perfektioniert. Technisch perfekte Zeichnungen komplettieren diesen SciFi-Thriller und Auftakt einer vierteiligen Erzählung. 🙂

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