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Comic Blog


Dienstag, 09. April 2013

Theodor Pussel Gesamtausgabe 2

Filed under: Abenteuer — Michael um 10:46

Theodor Pussel Gesamtausgabe 2Ein Festung um Urwald, so trutzig wie archaische Burgen des europäischen Festlandes. Wer sollte diese erstürmen können, ohne nicht selbst dabei zu sterben? Wer könnte ein solches Husarenstück wagen? Kapitän Town hat malaiische Krieger zu diesem waghalsigen Coup überreden können. Und Theodor Pussel muss daran teilnehmen, ob er will oder nicht. In tiefer Nacht erfolgt der Angriff, zunächst heimlich, taktisch geschickt. Die Mauer werden erklommen, die Angreifer tarnen sich, dringen ins Innere der Festung vor, damit Kapitän Town endlich ans Ziel gelangt. Doch als es schließlich so weit ist …

Auch Theodor Pussel war einst ein Kind. Und beschert dank Frank Le Gall dem Leser ein wunderbares Leseerlebnis. Aber die albenlange Geschichte Familienalbum ist nur die dritte Episode des vorliegenden 2. Bandes der Gesamtausgabe über Theodor Pussel. Die insgesamt hier abgedruckten vier Abenteuer schließen einerseits den ersten Zyklus mit den Geschichten Der Schatz des weißen Radschas und Ein Passagier verschwindet ab. Andererseits wird mit dem erwähnten Familienalbum eine Überleitung geschaffen zu einer recht surreal anmutenden Handlung: Die Nebelinsel.

Kapitän Town, ein undurchsichtige Figur, ein Verbrecher, Pirat, Mörder und Halunke überhaupt, hat Theodor Pussel in seiner Begleitung, da er ihn zur Erstellung eines Tagebuchs, einer Piratenbiographie benötigt. Denn der Kapitän kann nicht lesen und schreiben. Es ist eines von vielen Geheimnissen und Begebenheiten, die dieses Abenteuer, Der Schatz des weißen Radschas, traumgleich vorantreibt, mitten hinein in einen Überfall im tiefsten Dschungel auf der nach … Frank Le Gall steckt die Ziele, die Wegmarkierungen im Leben seines Helden hoch und zerstört diese, zeigt ihre Unwichtigkeit vor dem Tod auf, spielt mit dem Wahnsinn und bringt so nicht wenig von jener Stimmung ein, mit der schon ein Joseph Conrad in Herz der Finsternis oder Lord Jimspielte.

Literarisch ist Theodor Pussel spätestens zu diesem Zeitpunkt zu nennen. Herr November, jener teuflische Charakter in der Verkleidung eines Priesters, der stets in der Nähe von Theodor Pussel auftaucht, ist böse bis (fast) zum Schluss. Ein schlechtes Gewissen kennt er nicht. Er tötet, wenn es seinen Belangen hilft. Und er hat immer Glück mit seiner Vorgehensweise. Und Theodor Pussel, zuweilen ein Spielball des Schicksals, hat zu viele Fragen an Herrn November, um sich ohne den geheimnisvollen Fremden in seinem Leben wirklich wohl zu fühlen.

Ein Passagier verschwindet und Theodor Pussel gelangt endlich wieder auf heimischen Boden. Aber es ist ein ganz anderer Theodor als jener, der so ungestüm, so zuversichtlich in die Ferne aufbrach. Die Naivität ist verloren gegangen. Seinen Verwandten und Freunden fällt die Traurigkeit auf, die den Heimgekehrten umgibt. Es gibt ein letztes Rätsel zu lösen. Ohne die Antworten, die er benötigt, wird Theodor keinen inneren Frieden finden. Die Blumen des Bösen, ein Klassiker von Charles Baudelaire, wird zum Hinweis für Theodor und zeigt dem Leser gleichzeitig die Tiefe, die Frank Le Gall mit auf den Weg gibt.

Nach einer doch schwermütigen Stimmung ist Familienalbum schon von der Optik her betrachtet versöhnlich, heiter, wenn auch mit einem Schuss Melancholie zu nennen. Wie wurde Theodor zu dem, der er war, als er unbedingt in die Ferne aufbrechen wollte. Wie verbrachte er seine Kindheit? Wie war sein Elternhaus? Was prägte ihn? Mittels direkter Kolorierung entsteht in diesem Band direkt von der ersten Seite an eine vollkommen andere Stimmung. Im Jahre 1909 ahnt man den Ersten Weltkrieg noch nicht, obwohl die Vorboten erkennbar sind. Mit dem Krieg endet die Kindheit, das schöne und gute Leben, ein beschütztes Zuhause, das rückblickend einem wunderbaren Traum ähnelt. Frank Le Gall erzählt eine leichte Episode mit viel historischem Flair, sehr intensiv und mitfühlend.

Mit Die Nebelinsel kehrt Theodor Pussel auf sein innig geliebtes Meer zurück. Gleichzeitig aber zieht Le Gall wieder einige geheimnisvolle Register, vielleicht sogar noch mehr als zuvor, da er verschiedenste Tricks und Kniffe, die zuvor schon zur Anwendung kamen, hier konzentriert. Nach und nach enthüllt sich ein (Alp)traum.

Stärker als die Geschichten des ersten Sammelbandes, ausgereifter, intensiver, auch stellenweise berührender. Familienalbum ist eine großartige Episode, die unabhängig vom Rest der Reihe gelesen, auch bewundert werden kann. Ein Kleinod in einer ansonsten schon bemerkenswerten Reihe. 🙂

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