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Comic Blog


Donnerstag, 04. April 2013

Die Kinder des Kapitän Grant 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 9:16

Die Kinder des Kapitän  Grant 1Eine Flaschenpost gibt einen vagen Hinweis auf den Verbleib von Kapitän Grant. Mühsam können die Finder an Bord des Segelschiffs Duncan einzelne Passagen der darin enthaltenen Nachricht entziffern. Doch das Ergebnis ist alles andere als ermutigend. Im Jahre 1864 ist die Welt noch groß. Entfernungen werden nicht schnell überwunden. Expeditionen wollen wohl durchdacht sein. Eigentlich sollte von offizieller Seite Hilfe erfolgen, denn immerhin handelt es sich bei Kapitän Grant um den ehemaligen befehlshabenden Offizier der Britannia. Doch seitens der Admiralität hegt man Zweifel am Erfolg einer Rettungsmission, die nur auf den unleserlichen Hinweisen aus einer Flaschenpost rühren, die aus dem Magen eines gefangenen Hais gefischt wurde.

Lord und Lady Glenarvan besitzen allerdings ein Herz, das angerührt werden kann, denn als die Kinder des Kapitän Grant sich melden, Mary und ihr jüngerer Bruder Robert, nistet sich eine Idee in den Köpfen der adeligen Familie ein. Wenn die Admiralität nicht hilft, ein schottischer Edelmann kann es. So rüstet sich die Duncan zum Auslaufen. Und ein großes Abenteuer beginnt.

Märchenhafte Zeichnungen lassen aus der Vorlage von Jules Verne etwas Besonderes werden. Die Qualität des Titelbildes findet sich haargenau im Innenteil wieder. So fein können Geschichten für Kinder erzählt und gezeigt werden. Natürlich auch für Comic-Freunde, künstlerisch Interessierte oder auch für Fans des unsterblichen Jules Verne. Wie zeitlos das Abenteuer jener Handlungen ist, zeigt Alexis Nesme mit seiner Comic-Adaption auf, die menschliche Figuren des Originals in tierische Charaktere verwandelt und ihnen so ein unverwechselbares Äußeres verleiht.

Die grafische Technik könnte auch in einem Bilderbuch Anwendung finden. Jedes einzelne Bild ist auf das Feinste ausgearbeitet, ist beinahe ein Kunstwerk für sich. Es herrscht eine bildhafte Theatralik vor, die sich besonders schön in den Mimiken der Figuren findet. Überzogen sicherlich, da ein Tiergesicht nicht über die Bandbreite der Gefühlsanzeige eines menschlichen Gesichtes verfügt, dafür ist die Wirkung insgesamt umso herzlicher. Alexis Nesme verwendet als Zeichner und Kolorist auf die Haare eines Fells einen ähnlichen Aufwand wie auf die Gestaltung eines Wolkenhimmels oder einer Landkarte. Für den Leser entsteht so eine Bilderpracht, mit ausgesprochenem Gespür für Farben ausgeführt, die ihresgleichen in jüngeren Publikationen suchen muss.

Doch es sind nicht nur die Figuren, die prächtige Mode jenes 19. Jahrhunderts und die Ausstattung, die sich durch die Gestaltung eines alten, wenn auch überzeichneten Segelschiffes ergibt, die hier dem Auge etwas zu bieten haben. Die Reise der zur Rettung des Kapitän Grant Aufgebrochenen führt nach Südamerika. Im wahrsten Sinne des Wortes malerische Landschaften breiten sich aus, Naturphänomene erwecken mit ihrer sehr ursprünglichen Phantastik das Abenteuer jener Tage und gefährliches Dschungelgetier bedroht das Leben der Retter rund um Lord Glenarvan.

Will man die Atmosphäre beschreiben, die Alexis Nesme hier heraufbeschwört, so ist sie mit den Weihnachtsvierteilern gleichzusetzen, die es in vergangener Zeit gab und an die sich ältere Leser sicher noch erinnern können. Ein Abenteuer, für das man sich Zeit nehmen muss und will, weil es etwas Besonderes darstellt. Ein Abenteuer, das sich selbst die Zeit nimmt, ausführlich zu sein, ohne zu hetzen. Die Kinder des Kapitän Grant will genossen werden.

Ein großartiger erster Teil, der alles aufzeigt, was ein literarischer Comic imstande ist zu leisten. Optisch und künstlerisch auf hohem Niveau kann die Adaption des Klassikers von Jules Verne nur als malerisches Kino im Albenformat bezeichnet werden. 🙂

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