So eine Fahrt im Aufzug kann dauern. In einem Vergnügungspark, dessen Etagen sehr weit hinabreichen, kann so eine Fahrt noch länger dauern. Doch junge Leute, junger Mann und junge Hexe, sind junge Leute und sie verhalten sich so. Da kann das Interesse am Privatleben des anderen schon in einer kleinen, verhaltenen Baggerei ausarten. Die jedoch in Zeiten starker Frauen schnell wieder eingedämmt wird. Besser für den Jungen, der zu diesem Zeitpunkt über seine eigenen dämonischen Fähigkeiten noch nicht so im Bilde ist. Noch nicht. Doch der Ärger ist bereits auf dem Weg. Mit Anlauf, in Form seiner Mutter.
Regel Nummer Eins: Kein Mord im Zombillenium. Das sagt sich so leicht, denn innerhalb des Vergnügungsparks, in dem er nur Angestellte der besonderen Art gibt, steigt die Abneigung auf die Menschen, die jeden Tag als Gäste vorbeischauen und so langsam mehr als nur als notwendiges Übel empfunden werden. Und außerhalb des Vergnügungsparks gibt es Menschen, die den Toten schlicht und ergreifend die Arbeitsplätze nicht gönnen. Verständlich, allerdings sind die Maßnahmen, die einige der normalen Menschen deshalb ergreifen wollen, brachial und schon unter dem Stichwort Terrorismus zu verbuchen. Und doch ist es mutig, denn immer noch glauben einige Menschen, den Dämonen mit ordinären Bomben beikommen zu können.
ZOMBILLENIUM, eine Geschichte schließt mit dem finalen zweiten Teil ab. Schade, sehr schade. Im Gegensatz zu manch anderen Geschichten hätte das Szenario rund um einen Vergnügungspark, in dem Dämonen, Vampire, Zombies (natürlich), Skelette, Werwölfe, Unsichtbare, Geister, Freaks jeglicher Art (allesamt tot natürlich) arbeiten, gehöriges Potential für eine länger laufende Serie. Doch so lässt es Autor, Zeichner und Kolorist Arthur de Pins die Doppelfolge mit einem Knall enden. Es kommt zum finalen Crash zwischen Menschen und Dämonen. Viele Fehler werden gemacht, alte Fehler (man könnte auch sagen Fehltritte) werden aufgedeckt und einige beschließen ihr Leben. Auf die eine oder andere Art. Man könnte auch sagen: Sterbe lieber ungewöhnlich.
Andererseits benutzt Arthur de Pins das Szenario auch, um einige menschliche Verhaltensweisen (nicht wenige) durch den berühmten Kakao zu ziehen. Coaching, zu einem ähnlichen Begriff wie Abrakadabra verkommen, dient auch hier als Zauberwort, um allzu unbelehrbare Dämonen und solche, die es sein wollen, zu lehren, den Menschen nicht gleich bei der ersten Begegnung den Kopf abzureißen. Doch es ist nicht leicht vermittelbar, dass solche Verhaltensweisen in einem Vergnügnugungspark (selbst einem, der auf Geisterbahn im großen Stil macht) geschäftsschädigend sind.
Mit einem grafischen Stil, der ein wenig 3D-Zeichentrick imitiert, ein wenig auch an kuschelige Pixar-Monster erinnert, führt Arthur de Pins flächige, kaum schattierte Figuren aus, die vor einer aufwendiger gestalteten Bühne, Kulisse agieren. Mittels dieses kleinen und sehr schön anzuschauenden Tricks entsteht filmische Tiefe. Aber es ist weitaus mehr als das, was auch aus dem zweiten Teil von Zombillenium ein optisches Kabinettstückchen macht. Die Einfälle von Arthur de Pins sind frisch und überraschen nicht nur durch eine humorvolle Erzählung.
Wenn eine Mumie in eine Rettungsaktion verwickelt wird, ein Skelett mehr als nur den Kopf verliert und sich selbst in solchen Situationen nicht politisch korrekt verhält und Ärger provoziert, bleibt kein Auge trocken. Mit seinem Design-Talent und seiner lockeren Art zu erzählen könnte Arthur de Pins auch für Film und Theater arbeiten. Neben der großartig komödiantischen Dramaturgie lockern allseits kleine Sprüche die Szenerie immer wieder auf. Darum merke: Ein untoter Mitarbeiter kann sich bei Überstunden nicht beschweren und behaupten, er habe auch ein Leben.
Dreimal toll, sehr frech, mit gut gesetzten Höhepunkten, feinen Einfällen. Eine Fortsetzung, die nicht nur Monster-Fans Spaß bereiten dürfte. Arthur de Pins ist ein Autor und Zeichner, der eine frische Humorbrise ins Genre bringt. Weiter so! 🙂
Zombillenium 2, Humankapital: Bei Amazon bestellen