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Comic Blog


Donnerstag, 10. Januar 2013

ODIN 2

Filed under: Abenteuer — Michael um 20:26

ODIN 2Loki ist gefangen. Odin will den Kampf nicht und sucht das Gespräch, eine Abmachung, doch der verlorene Sohn will keinen Frieden. Er wütet umso stärker und speit Odin seinen gesamten Hass entgegen. Uns es scheint dieser Hass zu sein, der das Gift in die Welten hinausträgt. Die Menschen führen bereits Krieg, Armeen prallen aufeinander. Lokis Befreiung naht. Odin wagt den Versuch. Er will Hilfe finden, er bittet seine Brüder, die nicht alle vergeben wollen. Odin soll am Ende alleine stehen. So wie er regierte, so soll er auch fallen. Und Odin, selbstgerecht und zornig, nimmt diese letzte Aufgabe an.

Das Ende ist nah, aber mit einher geht nicht die Erlösung. Zuvor stehen Gewalt und Leid. Tod. Dunkelheit. Qual. Der Zorn, das Selbstmitleid über den Tod den Geliebten und Schwester, folgt der erste Schritt in den Untergang. Selbsthass. Nichts soll an sie erinnern, nichts soll übrig bleiben. Doch schlimmer noch. Ein folgenschwerer Selbstmord, die eigene Opferung vor den Hauern des gigantischen Fenriswolfes (Fenrir), eines der Kinder des mächtigen Loki, setzt die Lawine in die Götterdämmerung endgültig in Gang.

Nicolas Jarry beendet mit diesem zweiten Teil seine Neuerzählung der Mythologie der germanischen Götterwelt, mit Odin an der Spitze. Der allgewaltige Vater wird dazu gezwungen, sich gegen den kommenden Krieg zu wappnen, dessen Kräfte sich langsam sammeln. Loki erklimmt die Spitze der Armeen aus Jotunheim nicht widerstandslos. Allerdings schickt sein flammengeschmückter Kopf stets ein Lächeln voraus. An seinem Sieg hat er keinen Zweifel. Und auch Odin, der bemüht ist, sich Verbündete zu suchen, scheint das Ende nicht bloß zu erahnen.

Das Besondere ist nicht die Neuerzählung dieser Weltuntergangsmythologie. Die berühmte Götterdämmerung wurde oft erzählt, sogar von Nicolas Jarry in der gleichnamigen Comic-Reihe. Erwan Seure-Le Bihan vermischt Farbtafeln in nostalgischer Illustrationstechnik mit gemäldeartigen Bildseiten und bietet dem Leser darüber hinaus eher realistisch comic-artig gezeichnete Szenen. So entsteht ein Kaleidoskop verschiedener Ansichten, technisch immer auf Perfektion bedacht. Nicolas Jarry, der die Endzeit auf punktuell herausgesuchte Szenen eingrenzt, gibt Erwan Seure-Le Bihan zu illustrierende Schlüsselszenen an die Hand.

Die Hingabe als Opfer vor Fenrir gehört sicherlich zu den grafisch eindrucksvollen Bildern, genauer gesagt Seiten, denn meistens baut Erwan Seure-Le Bihan ein Gesamtbild auf, in sich stimmig komponiert. Dem tragischdramatischen Auftakt folgen sehr schöne wie auch furchtbare Ansichten (aber wahnsinnig gut illustriert). Eine milchige Farbgebung, auch lasierend ausgeführt, füllt sehr genau ausgeführte Bleistiftskizzen, die offensichtlich am Computer, wo es nötig schien, nachgetuscht waren. Jede Szene besitzt ihre ganz eigene Theatralik.

Baldurs Auftritt in diesem Drama könnte einem Shakespeare zum Vorbild gedient haben. Der Einsatz von farblichen Schwerpunkten und Lichtspielen ist beinahe wegweisend für tatsächliche Theaterinszenierungen. Der verzweifelte Kampf auf der hohen Mauer mag auch einen Tolkien inspiriert haben. Uns es wäre nicht die Götterdämmerung, wenn nicht eine gewisse Gigantomanie vorherrschte. Wenn die Götter sterben, dann bitte mit Tosen und Bersten, berghohen Monstern und grauenhaften Riesen, untoten Kriegern und Schlachtfeldern voller Blut.

Dazwischen treten die Götter auf, im Todeskampf den Menschen und allen anderen gleichgestellt. Allen voran Odin, der seinen letzten Kampf bestreitet und sehen muss, wie seine Söhne durch Lokis Hand fallen, bevor er selbst den fremden Sohn mit seiner Lanze fällt. Die Geschichte kann hier nur in Kurzform erfolgen, abrisshaft und so erscheinen die Bilder dem Schlag einer schnellen Trommel folgend, bis ein Bild von Odins Tod seitenfüllend den Epilog einleitet.

Grafisch sicherlich wegweisend, nicht grundsätzlich ein Comic für jedermann, da er ganz eigene Erzählstrukturen verfolgt, mit Bruchstücken und Ausschnitten spielt und ein wenig Kenntnis der Göttersage bestimmt nicht fehlen sollte. Ein Höhepunkt im Bereich von Fantasy-Comics ist dieser nun abgeschlossene Zweiteiler auf jeden Fall. 🙂

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