Jerry Spring macht keinen Unterschied zwischen Schwarz und Weiß, Amerikaner und Mexikaner, Mann oder Frau. Gerechtigkeit und der Schutz der Schwachen sind für ihn oberste Gebote. Als Jerry und sein Freund Pancho auf der kleinen Farm einer schwarzen Familie Obdach und Gastfreundschaft erhalten, werden sie nachts Zeuge eines Überfalls des Ku-Klux-Klan. Jerry und Pancho schlagen die Angreifer in die Flucht. Doch in Sicherheit befindet sich die Familie noch lange nicht. In der kleinen, angrenzenden Stadt stehen Wahlen an. Beide Kandidaten haben sehr unterschiedliche Interessen und der rassistische Pederson setzt alles daran, diese Wahl zu gewinnen. Sein Herausforderer Goodman entgeht nur knapp einem Anschlag. Auch Jerry und Pancho haben es schnell auf die schwarze Liste des Verbrechers geschafft.
Western vom Feinsten. Im letzten und fünften Band der Gesamtausgabe der Jerry-Spring-Reihe zieht Jije noch einmal alle Register seine Könnens und legt vor, wie eine spannende Geschichte erzählt und gleichzeitig eindrucksvolle Schwarzweißzeichnungen die perfekte Wildwest-Atmosphäre erzeugen. Es ist gleichzeitig eine Reihe, an der sich auch neuere Westernabenteuer messen lassen müssen. Jije ist hier auf Augenhöhe mit Jean-Michel Charlier und Jean Giraud, zieht aber seine Abenteuer nicht ganz so episch auf, weniger in einen historischen Zusammenhang integriert. Allerdings fehlt es nicht an Auseinandersetzungen, so mit dem erwähnten Ku-Klux-Klan, Apachen, Banditen, Soldaten. Und betrachtet man ein Abenteuer wie Das Mädchen aus dem Canyon, so leistet sich Jije ein ums andere Mal ein Kabinettstückchen, mitten im Western und doch so ganz anders als gewohnt.
Westernreihen sind nicht ganz Kino, sie sind aber auch nicht ganz Fernsehen, sie sind nicht der große Roman, aber trotzdem ist auch ein gutes Westernalbum nur mit echten Charakteren entsprechend gut. Jije hat seinen Jerry Spring und seinen Pancho immer ernst genommen. Aufrecht, freundlich und wacker der eine, herzlich und raufend der andere. Zusammen sind sie unschlagbar. Am Ende jedenfalls, denn zuvor verlangt Jije seinen Helden einiges ab, so auch in besagtem Abenteuer um Das Mädchen aus dem Canyon.
Die beiden Helden finden sich in einem Canyon wieder, aus dem es zunächst kein Entkommen zu geben scheint. Überall bilden die Felswände nur ein unerklimmbares Gefängnis. In dieser Situation treffen Jerry und Pancho auf eine junge Frau, die sie am Ufer des vorüber fließenden Flusses zum Tee einlädt. Mit ihrer scheinbar großen Naivität und ihrer städtischen Art ist die junge Frau vollkommen fehl am Platz, ein Grund mehr für die beiden galanten Abenteurer, sich zu ihrem Beschützer aufzuschwingen. Gleichzeitig führt Pancho eine äußerst ungewöhnliche Methode vor, einen Bären zu jagen. In einem anderen Abenteuer wird ein Alphorn zur Friedenspfeife und eine weitaus bodenständigere Dame zeigt in Eine Lady im Wilden Westen, wie frau sich in dieser Männerwelt behaupten kann.
Neben diesem letzten albenlangen Ausflug liebt Jije auch den großen Auftritt. Viele unterschiedliche Reiter, Verfolgungsjagden, eine Stampede, Schießereien (wie es sich für einen ordentlichen Western auch gehört) und Einblicke ins schlichte Leben draußen Richtung Westen, in der Stadt, Forts, der Prärie sorgen für ungeheuer viel optische Abwechslung. Als Leser vermisst man die Farbe nicht, wird aber über den Verlust den Zeichners, Künstlers ein wenig wehmütig, betrachtet man die feinen Titelbildzeichnungen, teils so schön aquarelliert, als habe man alte Filmplakate vor sich. Mit kleinen Cartoon-Abenteuern, hauptsächlich über und mit Pancho, schließt der Sammelband ab. Diese geben im ersten Szenario sehr anschaulich darüber Auskunft, wer für den Pfundskerl grafisch Pate gestanden haben könnte.
Vorbei, sehr schade, aber leider ist die Gesamtausgabe nun abgeschlossen. Jije hat bis zum Schluss die Qualität seiner Arbeit hoch gehalten und ein wirklich wunderbares Gesamtwerk geschaffen. Für Western-Freunde im Medium Comic immer noch eine der besten Reihen, auch ein guter Einstieg ins Genre überhaupt. 🙂
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