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Comic Blog


Mittwoch, 03. Oktober 2012

Himmel in Trümmern 1

Filed under: Biographie — Michael um 17:56

Himmel in Trümmern 1 - Über den WolkenSophie Scholl riskiert alles. An der Universität fällt sie durch ihre Bemerkungen auf. Mit Freunden entwirft sie Flugblätter. Parolen an Häuserwänden sollen aufrütteln. Als Nikolaus Wedekind ihr noch bei den Vorbereitungen hilft, sind seine Gedanken trotzdem schon auf die nächsten Flugstunden gerichtet. Wedekind soll die Me 262 in die Luft bringen, ein Jagdflugzeug, das dank seines Düsenantriebs 150 Stundenkilometer schneller ist als alles, was die Alliierten im Luftkampf aufbieten können. Bald jedoch blickt Wedekind dem Teufel ins Gesicht, da er die Lage vollkommen unterschätzt hat. Als Sophie Scholl auf ihre Hinrichtung wartet, weiß er sich in seiner Verzweiflung nicht mehr zu helfen.

Der Himmel liegt grenzübergreifend in Trümmern. Jene, die den Krieg fortsetzen, haben einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Und Satan ist selbst nach der Erkenntnis des jeweiligen Bündnispartners, einen großen Fehler begangen zu haben, nicht mehr bereit, auf seinen Lohn zu verzichten, denn der Pakt wurde mit Blut besiegelt. Autor Philippe Pinard nimmt den Leser mit in die Endphase des Zweiten Weltkriegs, als die deutsche Luftwaffe mit einem neuen Flugzeugtyp eine Wende im Luftkampf herbeizuführen. Für jene in der Luft und am Boden war nur allzu deutlich, dass es sich dabei um Phantastereien handelte. Philippe Pinard zeigt gerade jene junge Generation, die es wagte sich aufzulehnen. Die einen mehr, die anderen weniger.

Nikolaus Wedekind, an der Universität in München eingeschrieben und ein Kommilitone von Sophie Scholl, ist von der Herrschenden nicht begeistert, aber er ist nicht dazu bereit, denselben Weg einzuschlagen, wie es seine gute Freundin macht. Zwar hilft er ihr, ein Flugblatt zu entwerfen, das die Missstände anprangert, aber weiter geht er nicht. Die Schwierigkeiten im Land sind im allzu bekannt, er wird auch Zeuge solcher Ereignisse, die den Überwachungsstaat vor Augen führen. Auch weiß er um die tatsächliche Kriegslage, die Zange, die von den Alliierten immer enger gezogen wird und die deutsche Armee letztlich einkesselt. Doch den letzten Schritt, die Fahnenflucht, vollbringt er nicht.

Philippe Pinard beschreibt einen jungen Mann, dem die Lage bewusst ist, der aber auch fliegen will. Der Teufel, der, wie auch im zitierten Faust, in der Gestalt eines Hundes (mit dem treffenden Namen Fisto) erscheint, seziert den Untergang Deutschlands, den Weltenbrand, verhöhnt den jungen Wedekind mit rhetorischer Eleganz. Dabei reitet Wedekind im Cockpit der Messerschmitt Me 262 auf der sprichwörtlichen Kanonenkugel, mit eng bemessenen Zeitplan und sensiblem Steuerknüppel.

Olivier Dauger zeichnet die erste Folge des Fünfteilers mit der klassischen klaren Linie. Streng aussehend, keineswegs verspielt, wie die Linie ansonsten wirken mag. Erinnert das Szenario am Boden an Weltkriegsschilderungen wie Die Entdeckung, mit historischen Begebenheiten und Kriegsalltag im Inland, ist das Szenario in der Luft technisch ähnlich versiert wie ein Buck Danny. Vorerst zählt hier nicht der Luftkampf. Die Maschine, die Me 262, dient zu Anfang zu Schulungszwecken, denn leicht macht sie es ihren Piloten nicht. Die klare Linie lässt die Handlung (gerade bei historischen Szenarien) halbdokumentarisch erscheinen. Farblich wird auf eine zumeist einfarbige Kolorierung von Flächen gesetzt. Nur hin und wieder erzeugen wenige Lichter oder Schattierungen etwas mehr Volumen.

Die Dramatik steigert sich bis zum Ende. Und tatsächlich könnte die Geschichte hier schon zu Ende sein, würde Teufel nicht etwas dagegen haben. So wird dem Bösen (wie im Faust) ein Gesicht und eine Stimme gegeben, äußerlich harmlos, aber verschlagen. Philippe Pinard schiebt so noch eine weitere, traumhaftere Ebene in die Handlung ein. Doch ein Verführer, wie im erwähnten Faust, ist Fisto, der Hund, nicht. Hier ist er ein Philosoph der Zerstörung, ein Wissenschaftler der Vernichtung. Ein entsprechendes Licht wirft er auf dieses Wunderwerk der Technik, die Me 262.

Fliegen für das Vaterland wird zu einem Akt des Verrats an den Menschen. Doch die Versuche sich dagegen aufzulehnen sind allzu zaghaft und schlecht geplant. Der Auftakt der Reihe lässt die Hauptfigur an sich selbst verzweifeln, der Himmel liegt im wahrsten Sinne des Wortes in Trümmern. Packend. 🙂

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siehe auch: Die Entdeckung (Link innerhalb des Comicblogs)

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