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Comic Blog


Montag, 25. Juni 2012

Das Einhorn 4 – Der Tag der Taufe

Filed under: Mystery — Michael um 21:52

Das Einhorn 4 - Der Tag der TaufeDer Kampf hat den Untergrund verlassen. Die Gegner treten ans Licht, verschleiert zwar, aber sichtbar für jedermann. Eine Seuche ist ausgebrochen. Die einzige Seite, die ein Heilmittel nicht nur verspricht, sondern auch tatsächlich ein wirkungsvolles Gegenmittel besitzt, ist die Kirche. Die Menschen strömen in Scharen in die Kirche und empfangen das als Heilung gepriesene Mittel. Die Wirkung setzt ein. Noch nie zuvor konnte die Kirche mit Beweisen, ja Wundern in dieser Form aufwarten. Und doch gibt es einige Eingeweihte, die es besser wissen. Ein wichtiger Zeitpunkt zum Gegenschlag ist nicht mehr fern, nur noch Tage und der Kampf wird sich zwischen den beiden Seiten endgültig entscheiden.

Eine sehr dichte Erzählung, ein großer Einfallsreichtum und die Fähigkeit viele lose Enden zusammenzuführen und die Grundlage etwas Bekanntes zu schaffen, ohne dass der Leser vorher ahnen konnte, wie das Ende der Geschichte aussehen würde. Das ist hier in der Optik einerseits großes Kino, Breitwand und mit einer Vielzahl an Special Effects. Anders gesagt, wäre die Handlung ohne Spezialeffekte, Masken und brillante Kamerafahrten gar nicht möglich. Um in der Sprache des Films zu bleiben, muss die Ausleuchtung, die Ausstattung und die Kulisse gelobt werden. Mathieu Gabella beschreibt den Beinaheweltuntergang, Anthony Jean setzt ihn als Zeichner und Kolorist in Szene.

Will man einen Vergleich beim derzeitigen Kenntnisstand, bei Abschluss der Reihe mit dem vierten Band Der Tag der Taufe, wählen, ließe sich ganz vorsichtig eine Parallele zu Resident Evil ziehen. Keine Untoten stehen im Mittelpunkt, dafür jedoch eine groß angelegte Verschwörung, ein gigantisches Experiment, Kreaturen, die Ausgeburten von Legenden, die doch im Kleinsten gestoppt werden können. Das Böse trifft die Renaissance, sogar mit einer Alice als Clou und mehr noch. Aus dem Dunkel tritt eine Gestalt ans Licht, namentlich nicht in bekannter Form benannt und doch bei näherer Betrachtung eindeutig identifizierbar.

Aber bevor der Leser diese alles auflösende Stelle erreicht, ist die Handlung einerseits sehr detektivisch, kriminalistisch angelegt und mündet schließlich in einen formvollendeten (kleinen) Weltuntergang, der es optisch in sich hat. Wer bisher sich noch gar nicht mit der Reihe befasst hat, muss sich Wesenheiten vorstellen, echten Wesen durchaus ähnelnd, aber ohne Haut, eher wie plastinierte Geschöpfe ausschauend, mit den blanken Muskeln über die Knochen gespannt und manchmal mythischen Quellen entstammend. Einen Namen besitzen sie auch: Primordiale.

Menschen und Primordiale sind einen Bund eingegangen, andere wenden sich gerade gegen diese Kreaturen und versuchen sie auszurotten. Primodiale sind dank ihres Aussehens, auch wegen ihrer Fähigkeiten, für vielerlei Legenden verantwortlich, so auch für den Leviathan, jenem Seeungeheuer, das durch den Menschen nicht besiegt werden kann. Ist die atmosphärische Stimmung der Renaissance mit einem bräunlichrötlich farblichen Unterton eingefangen, läutet das Erscheinen des Leviathans optisch etwas ein, das mehr als nur ein Ende beschreibt. Anthony Jean gelingt es ein biblisch, mythologisches Untergangsgefühl (eigentlich mit allen zur Verfügung stehenden Apokalypsenbeschreibungen) auf das Papier zu bringen.

Durch die geschickte Vermischung aus nahen und fernen Einstellungen, Schnelligkeit, und explodierenden Farbeindrücken entsteht eine finale Achterbahnfahrt, die es in sich hat und die bisherige Optik noch einmal toppen kann. Allein dieses war nach der bislang herausragenden Arbeit durch Anthony Jean kaum möglich zu nennen. Sicherlich verwendet er die beliebt gewordene Computerkolorierung, verfremdet sie jedoch durch Unreinheiten und arbeitet andererseits so butterweich, dass gemäldeartige Effekte entstehen. Jeans Bilder belegen auch die Bezeichnung 9. Kunst als besonderes Beispiel.

Fantasy-Fans, die eine besondere Vermischung von Einfällen, Anatomie, Mythologie und Renaissance vor grandioser Kulisse und feinster Farbgebung erleben mögen (mit einer gut erzählten wie auch gut konstruierten Geschichte), sollten einen Blick riskieren. Ein ungewöhnliches Abenteuer mit Charakteren, die den Leser überraschen. 🙂

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