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Comic Blog


Dienstag, 15. Mai 2012

Helldorado

Filed under: Abenteuer — Michael um 20:57

HelldoradoSpanier (Europäer) und Syyanas, Konquistadoren und Indios. Weitab von Europa, auf einer idyllisch anmutenden Insel mit zauberhafter Vegetation und wunderschöner Tierwelt entbrennt ein gnadenloser Kampf, befeuert durch den Wahn eines Mannes, der als Ketzer verbrannt werden sollte. Und er ist nicht der einzige Feind. Denn auf beiden Seiten wütet eine Krankheit, aus Europa eingeschleppt, gegen die die Syyanas kaum eine Abwehrmöglichkeit haben. Ist der Kampf gegen die Invasoren wenigstens schnell vorüber, ist der Befall durch die Seuche fast eine Garant für langes und furchtbares Dahinvegetieren. Die Situation ist fatal. Da kommt ein Geheimnis ans Licht und alles ändert sich.

Jean-David Morvan ist in vielen Genres daheim. Science Fiction (Sillage), Cartoon (Spirou + Fantasio) oder Superhelden (Wolverine). Miroslav Dragan bewies mit Die Gilde seinen Hang zur Fantasy. Diese beiden Autoren haben sich zusammengetan und die hier zusammengefasste Historientrilogie Helldorado geschaffen und präsentieren eine Geschichte, die vor Intensität beinahe explodiert. Durch die sehr schön gestalteten Grafiken von Ignacio Noe, der auch den Blick auf das Grauen nicht scheut, dürfte der fiktive Kampf um ein Paradies auf Erden in seinem Genrebereich zu einem der gelungensten Umsetzungen der letzten Jahre gehören.

Die Insel, der Ort des Geschehens, wird nicht näher benannt. Die Parallelen zu wahren Geschehnissen auf dem südamerikanischen Kontinent oder karibischen Inseln liegen jedoch auf der Hand. Letztlich fassen die beiden Autoren einen langen Kampf Einheimischer gegen ihre Unterdrücker zusammen. Ein ehemaliger Ketzer, durch einen Zufall dem Scheiterhaufen entronnen, hat sich von einem Saulus zu einem äußerst fanatischen Paulus gewandelt. Sogar die spanische Kirche ist froh, diesen Wahnsinnigen in die neue Welt entsenden zu können, da man befürchtet, die Kontrolle über diesen Mann verlieren zu können.

Morvan und Dragan beschreiben den Gegensatz, die Indios, nicht als Waisenknaben. Es ist eine sehr aufgeteilte Gesellschaft, in der die ganz unten kaum einen Wert haben, Menschenopfer mit großer Brutalität dargebracht und als vollkommen normal betrachtet werden. Diese Gesellschaftsformen, die eine starke und völlig egoistische Führung als selbstverständlich ansehen, stehen sich nun in einer gnadenlosen Auseinandersetzung gegenüber, in der die Europäer durch ihre überlegenen Waffen die Oberhand gewinnen. Wäre da nicht noch die Seuche.

Die Bilder, mit wirklich tollem Talent und perfekter Technik zu Papier gebracht und sehr aufwendig koloriert, ziehen mit ihrem filmischen wie auch Bilderbuchcharakter den Leser sofort von der ersten bis zur letzten Seite in die Handlung hinein. Morvan und Dragan verlassen sich hier sehr auf ihren Künstler Ignacio Noe, dem es instinktiv zu gelingen scheint, die richtige Stimmung einzufangen. Im Wechsel zwischen Szenen, in denen Dialoge vorherrschen, und jenen, die gänzlich ohne Worte auskommen, wird diese Besonderheit noch deutlicher.

Gerade jene Sequenzen, in denen einzig Bilder die Handlung nicht nur voran treiben, sondern Noe auch noch die Emotionen, Freude wie Leid, mit sicherer Hand zeigt, Nuancen einfängt, wie man es nicht so oft zu sehen bekommt, sind ein Sahnhäubchen im weiten Feld der Comic-Publikationen. Die leichte Abstraktion der Charaktere, aber auch die Stilisierung der Volkszugehörigkeiten, all die vielen Unterschiede sorgen neben der Darstellung der Kulisse für eine hohe Dichte der Handlung. Das hat manchmal Zeichentrickcharakter (einer sehr teuren Produktion) oder erinnert an Darstellungen, die auch Vorlagen für Computerspiele sein könnten.

Grafisch großartig von Ignacio Noe gestaltet, nichts für schwache Nerven, da sich beide Seiten in dieser Geschichte nichts schenken. Die Erzählung der beiden Autoren steigert die Spannung stetig zu einem packenden Drama. Keine echte Historie, aber von dieser inspiriert. 🙂

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