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Comic Blog


Dienstag, 02. November 2010

The Walking Dead 11

Filed under: Horror — Michael um 17:16

The Walking Dead 11 - Jäger und GejagteBen und Billy sind Zwillinge. Deshalb ahnt niemand den Schrecken, der von ihnen ausgehen wird. Wie ein Fanal hängt dieses Vorkommnis über der Gruppe und ist doch nur der Anfang von viel grausameren Ereignissen. Die Reise der Gruppe geht weiter. Das Ziel lautet nach wie vor Washington. Vielleicht existiert dort eine Zuflucht. Vielleicht kann dort erforscht werden, wie es überhaupt zu dieser Katastrophe mit ins Leben zurückkehrenden Toten kommen konnte. Viele Vielleichts, doch in diesem Stadium sind sie wie rettende Anker, die Ziele vorgeben. Wenn diese nicht mehr sind, was bleibt dann noch?

Menschen im Abgrund. Nicht am, sondern im! Denn Robert Kirkman hat den exemplarischen Teil der (amerikanischen) Menschheit so tief in den Abgrund gestoßen, sinnbildlich, dass es vorläufig daraus kein Entkommen gibt. Im Gegenteil: Immer tiefer rutschen die Charaktere, eine deutlich geschrumpfte Anzahl von Menschen in das Unheil. Taten sich bislang einige Abgründe bei Erwachsenen auf, brechen nun auch die wenigen vorhandenen Kinder vollends weg. Das hat nichts mehr mit Kindern zu tun, die in einer feindlichen Umwelt lernen müssen, sich zu verteidigen: Wahnsinn macht sich breit.

Und mehr noch: Die Untoten sind zu simplen Raubtieren verkommen. Sie sind zweifellos schrecklich, aber wenigstens sind sie berechenbar. Von den Menschen, denen die Gruppe immer noch von Zeit zu Zeit begegnet, lässt sich das nicht behaupten. So ist denn jede Begegnung erst einmal von Misstrauen geprägt und das mit Recht.

Ein Fernziel, die Erforschung des Ursprungs der Untotenepidemie ist zunächst in weite Ferne gerückt. Dachte der Leser, die einzelnen Charaktere hätten ihre Menschlichkeit eingebüsst, so kann dies erst jetzt mit Fug und Recht behauptet werden. Aus dem Tiefpunkt der handelnden Personen macht Robert Kirkman einen inhaltlichen Höhepunkt der Reihe. Waren Freaks in der Zivilisation Schreckensmeldungen aus der Welt der Revolverblätter, gehören sie nun scheinbar zur natürlichen Ordnung der Dinge. Der Mensch steigt die zivilisierte Leiter nicht herab, er rutscht mit einem Affenzahn an ihr hinunter. Das beinhaltet bei aller dramaturgischen Finesse auch einen Kern Wahrheit.

Charlie Adlard hat in dieser Ausgabe nicht viele Untote zu zeichnen. Die dem Leser bekannte Gemeinschaft steht im absoluten Mittelpunkt. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass es keinen Schrecken gibt. Ganz im Gegenteil: Robert Kirkman findet den wahren Schrecken nicht mehr im Kampf gegen Zombies. Längst ist der Mensch des Menschen Feind. Kirkman hat sich einige Szenen und Ansichten ausgedacht, um genau das zu belegen und den fortschreitenden Wahnsinn zu beweisen. So vergehen nur wenige Seiten, bis sich das Entsetzen auf den Gesichtern der Hauptcharaktere spiegelt. Viel mehr gibt es auch nicht zu sehen. Den Schrecken, die Tat selbst, ihre Folgen muss der Leser erahnen, sich vorstellen.

Auf diese Weise blickt der Leser den handelnden Personen, auch den Feinden der eingeschworenen Gemeinschaft, in die Augen, liest ihre Rechtfertigungen. Äußerer Eindruck und Worte gehen dabei auseinander, mal mehr, mal weniger weit. Da findet sich der Schock, die Trauer, der Grimm, die Entschlossenheit, die Verzweiflung und nur ganz selten Erheiterung. Zuweilen wird Spaß sogar persifliert. Schwarzer Humor ist hier so finster, wie er nur sein kann. Der Schrecken, den Robert Kirkman bis zum Schluss steigert, wird von Adlard mit Schattenumrissen verschleiert. Einzelne Bestandteile, separat gezeigt, deuten auf das Geschehen hin. Aber das genügt vollkommen.

Das Ende aller Unschuld: Robert Kirkman schickt seine Helden zum absoluten Tiefpunkt. Größerer Schrecken geht nicht. (Aber jetzt könnte er ihnen auch einmal wieder etwas Glück gönnen.) Beeindruckend düster. 🙂

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