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Comic Blog


Freitag, 30. Juli 2010

Der schreckliche Papst 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:17

Der schreckliche Papst 1 - Giuliano della RovereRom ist ein Sündenpfuhl. Wir schreiben den Beginn des 16. Jahrhunderts. Das römische Reich ist untergegangen, an seiner Stelle hat sich das Christentum erhoben und ausgebreitet. Im Vatikan werden Intrigen gesponnen, es wird geschachert und massakriert. Als im Jahres des Herrn 1503 Papst Alexander VI. stirbt, herrscht in Rom kurz darauf Ausnahmezustand. Die Stadt verfällt in einen Zustand ungezügelten Hurens und Saufens. Selbst Geistliche zeigen sich mit ihren Geliebten auf den Straßen. Alles ist erlaubt, bis die Morgenglocken läuten. Denn dann werden zehn Tage lang Trauer das Leben bestimmen. Wer in dieser Zeit über die Stränge schlägt, wird exkommuniziert. Die Römer mögen zügellos sein, auch gierig und maßlos, aber sie sind nicht vollends blöde.

Das Volk der Straße ist ein Amateur gegen die Kaste der Schacherer und Mörder im roten Kardinalsgewand. Der Autor, Alejandro Jodorowsky, ist für Geschichten bekannt, die eine härtere Gangart besitzen und kein Blatt vor den Mund nehmen. Mit seinen Meta-Baronen stellte er seine Fantasie im Bereich Science Fiction unter Beweis. Juan Solo entführte den Leser in die mitleidlose Welt eines Kriminellen, der am Ende zum heiligen Schweinehund wird.

Schweinehunde sind sie hier alle, heilig ist keiner von ihnen. Drastisch erzählt Jodorowsky vom Schrecklichen Papst. Giuliano della Rovere, einem Erzfeind der mächtigen Borgia-Familie, der durch seine unerbittlichen Ränkespiele, wie auch durch Mord auf den Thron Petri steigt. Der Papst, der in der wahren Historie der Begründer der berühmten Schweizer Garde war, ist ein wahrhaftiger Teufel auf Erden. Gefühle findet er allenfalls beim Sex mit seinem Geliebten oder anderen Gespielen. Andererseits, so niederträchtig dieser Charakter auch ist, so ist Giuliano della Rovere auch ein Kind seiner Zeit. Seine Feinde würden ähnlich handeln oder haben es bereits. Die Verwandten, die Giuliano della Rovere um sich schart, sind nur allzu schnell bereit, den Zielen des Papstes ebenso skrupellos zu folgen.

Theo lautet der Name des Zeichners, angesichts dieser tollen Leistung ein Name, den man sich merken muss. Seit zehn Jahren hat er sich auf historische Zeichnungen spezialisiert, ein Umstand, den man als Leser jeder Seite anmerkt. Nicht nur das alte Rom mit seinen Innenansichten und Außenfassaden ist sehenswert und atmosphärisch, auch die Gesichter, die wirken, als seien sie alten Gemälden und Skulpturen jener Zeit entsprungen, tragen zur Dichte der gesamten Handlung bei. Denn durch die von Jodorowsky entworfene Handlung stehen sich schöner Schein und charakterliche Bestialität direkt gegenüber.

Die Zeichnungen sind höchst realistisch, beschönigen nichts, lassen aber auch Raum für die Fantasie jedes einzelnen. Nicht alles muss gezeigt werden. Theo und Jodorowsky halten Grenzen ein. Sieht man einmal von Cesare Borgia ab, der durch eine Entstellung bereits als böse gekennzeichnet ist, so sind die sonstigen Charaktere von einer äußerlichen Neutralität. Ließ Jodorowsky seine Titelfigur Juan Solo noch mit einem Schwanz auf die Welt kommen, sind diese Gestalten im ersten Teil von Der schreckliche Papst geradewegs der Renaissance entsprungen, krankhaft schön, wie ein roter pausbackiger Apfel mit einem Wurm darin.

Großen Anteil am tollen Ergebnis der Bild hat sicherlich auch Sebastien Gerard. Ein milchiger Farbauftrag mildert die Tuschestriche ab. Helles römisches Licht reißt die dunklen Machenschaften der Akteure aus dem Verborgenen.

Jodorowsky erzählt von teuflischen Menschen im Herzen des Vatikans, von Gier, von Macht und Gewalt. Von Theo teuflisch gut in Szene gesetzt. Wegen Gewalt und Sex vielleicht nicht jedermanns Sache. Wer allerdings schon Werke von Jodorowsky gelesen hat, wird nicht erschrecken. 🙂

Der schreckliche Papst 1, Giuliano della Rovere: Bei Amazon bestellen

Link: www.7heo.com (Auf Theos Homepage finden sich wunderbare Zeichnungen. Allein die Illustrationen zu den Titelbildern von Der tönerne Thron sind einen sorgfältigen Blick wert.)

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