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Comic Blog


Freitag, 16. April 2010

Roland Ritter Ungestüm 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 20:10

Roland Ritter Ungestüm 1Ehre! Stolz! Das sind Grundeigenschaften eines Ritters. Roland mag zwar noch keiner sein, doch die Eigenschaften hat er verinnerlicht. Wenigstens diese. Geduld und Respekt, die Fähigkeit, das eigene Temperament im Zaum zu halten, gehören nicht dazu. Ein Junge kann sich dadurch nicht nur sehr unbeliebt machen, sondern auch Hals über Kopf in Schwierigkeiten bringen. Roland bildet da keine Ausnahme. Da man ihn einen Spion und Nichtsnutz schimpfte, glaubt Roland Genugtuung durch einen Zweikampf fordern zu können. Gegen einen erfahrenen Kämpen hat er allerdings nichts auszurichten. Es wird nicht die letzte Lektion sein, die Roland zu lernen hat.

Ritter! Nur wenige Genres strahlen eine derartige Faszination aus und konnten sich über einen sehr langen Zeitraum in der Literatur halten. Nachdem sie ihre großen Zeiten im Film hinter sich haben, blinzelt der gerüstete Held im Comic wieder hervor. Während einige nie ganz weg waren, kehren andere zurück, so auch Roland, der Ritter Ungestüm. 1966 erschien in Tintin das erste Abenteuer des waghalsigen Jungen, dessen überschäumendes Temperament einem D’Artagnan gut zu Gesicht gestanden hätte. Wäre es nach der neuen Redaktionsleitung von Tintin unter Greg gegangen, wäre Roland niemals erschienen. Glücklicherweise lag Greg mit seiner Einschätzung des Stoffes gründlich daneben.

Francois Craenhals entwarf die Figur des jungen Ritters unter dem Einfluss von Sonntagsserien wie Prinz Eisenherz oder Flash Gordon. Francois Craenhals zeichnet eine klare Linie. Er experimentiert nicht. Seine Striche sind sorgfältig gezogen, nicht schnell skizziert. Craenhals arbeitet künstlerisch und gleichzeitig handwerklich versiert. Die Bilder sind teilweise sehr detailfreudig umgesetzt und zeigen schöne Ansichten der mittelalterlichen Ritterwelt mit Landschaften, Burgen, Festsälen, allerlei Kämpfen und Aktionen. Auch das tägliche Leben wird nicht ausgelassen. Dies sind sozusagen die Kinomomente. Manches Gesicht oder Gefühlsaugenblick wird im Fernsehformat festgehalten.

Der Leser startet zusammen mit Roland in dessen Jugend. Er lernt einen Heißsporn kennen. Roland ist ehrenhaft, aber stolpert häufig über seinen Stolz und über den Umstand, dass er seine Ehre nicht angemessen verteidigen kann, da es ihm noch an Fertigkeiten und Kraft mangelt. Die Handlung der ersten Geschichte Der schwarze Prinz erinnert sehr an die immer noch wunderbare (und unerreichte) Verfilmung Prinz Eisenherz von 1954 mit Robert Wagner in der Titelrolle. Aus dem schwarzen Ritter wurde ein schwarzer Prinz. Ein älterer stattlicher Ritter erhält die Bewunderung des Jungen. Und schließlich gilt es den großen König Artus, von der Wahrheit zu überzeugen. Ob sich Francois Craenhals vom Film inspirieren ließ, lässt sich nicht beweisen, fest steht aber, dass er schon in der nächsten Episode seinen eigenen Weg findet.

Die Wölfe von Rotteck führen Roland weit fort von der königlichen Burg und hin zu einer gefährlichen Aufgabe. In den Ardennen, einem Flecken Erde, der es sich unter seinen wilden Herren zunutze macht und dem König keinen Tribut leistet, soll Roland die Ordnung herstellen und ein vorbildliches Lehen formen. Eine riesige Aufgabe für einen jungen Mann seines Alters. So gilt es sich zuallererst gegen die eigenen Leute durchzusetzen. Hier wandelt sich Roland auch erst so richtig zur Identifikationsfigur mit hohem Sympathiewert. Seine große Klappe beherrscht er mehr, er lernt dazu und gelangt ein ums andere Mal in Situationen, die das Mitleid des Lesers erregen sollen (und können).

Grafisch erinnert die Arbeit von Francois Craenhals etwas an die Technik eines Roger Leloup, wenngleich letzterer mehr architektonisch zeichnet und Craenhals Feder und Pinsel auch mal machen lässt.. Das Ergebnis ist eine mittelalterliche Atmosphäre mit optisch hohem Unterhaltungswert. Die Zeichnungen genügen immer noch den modernen Ansprüchen, mögen sogar manchen neueren Techniken, die wilder sind, etwas voraus haben. Durch die Ruhe, die dem Auge hier gegönnt wird, lässt es sich auch wunderbar in Ruhe lesen (besser kann ich es nicht ausdrücken, trifft es aber auf den Punkt).

Wer klassische Ritter-Unterhaltung mag wie Prinz Eisenherz, wer noch den Filmklassikern wie Die Ritter der Tafelrunde oder Ivanhoe hinterhertrauert oder wer einfach eine tolle (besser gesagt gleich drei) Abenteuergeschichte(n) mag, die ganz klassisch gezeichnet ist und in einer gelungenen Aufmachung neu aufgelegt worden ist, der liegt hier genau richtig. 🙂

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