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Comic Blog


Dienstag, 06. April 2010

Baker Street 1

Filed under: Cartoon — Michael um 19:50

Baker Street 1Mrs. Hudson kocht so, wie sie es gelernt hat. Deftig. Mit Gedärm. Solange Holmes und Watson nicht wissen, was auf dem Teller liegt, ging alles gut. Jedenfalls bis zu jenem schicksalhaften Tag, als Mrs. Hudson unbedingt mit der Wahrheit herauskommen musste. Aber was sind schon Mrs. Hudsons Kochkünste gegen einen zünftigen Kriminalfall. Sherlock Holmes und sein Partner Dr. Watson müssen nicht lange warten, bis Inspektor Lestrade sich mit einer neuen Aufgabe einstellt. Zwar bemühen sich beide, dem nervigen Inspektor nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen, doch Holmes besondere Intelligenz wird vermutlich nur durch Lestrades Hartnäckigkeit übertroffen. Und so kommt es, wie es kommen muss. Sherlock Holmes ermittelt … und liegt komplett falsch.

Sherlock Holmes und Doktor Watson waren ein Traumduo der Kriminalgeschichte lange bevor Namen wie Hans Albers und Heinz Rühmann oder Robert Downey Jr. und Jude Law in die Rollen der passionierten Verbrecherjäger schlüpften. Nun haben sich vor rund 10 Jahren der Autor Pierre Veys und der Zeichner Nicolas Barral zusammengetan und die wirkliche Geschichte über das Wirken und Zusammenleben der beiden Ausnahmekriminologen zu erzählen. Herausgekommen ist ein Blick auf einen Detektiv, der weniger ist, als er zu sein scheint. Der um sieben Ecken denkt, wenn die Lösung gleich vor seiner Nase sitzt. Und hin und wieder von seinem immer wieder gedemütigtem Partner Dr. Watson übertrumpft wird.

Operetten-Detektiv! Die verschiedenen Geschichten im vorliegenden ersten Band der Baker Street Reihe werden zu einem großen Ganzen voller Humor und Anspielungen. Man versteht den Humor auch ohne die Geschichten des Originals gelesen zu haben, aber es ist eindeutig besser, sich ein wenig in der Welt des Sherlock Holmes auszukennen. Holmes weiß in den originalen Erzählungen sehr viel. Seine Aufklärungstechniken beruhen auf einem enormen Allgemeinwissen und einer Reihe von Experimenten und eigens erstellten Wissenssammlungen. Pierre Veys treibt dieses Wissen auf die Spitze. Es ist zu jeder Zeit abrufbar, es werden quer gegen jede Vernunft und Wahrscheinlichkeit Fälle rekonstruiert, die zwar spannend klingen, aber so nicht stattgefunden haben.

Holmes, in den Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle zeitweilig aus Langeweile dem Kokain und Morphium zugetan, hat hier seinen geschätzten Watson durch seine gehässige und herablassende Art in den Suff getrieben. Dennoch: Einen gibt es, an dem Holmes zu scheitern droht, an dem sein enormes Ego zerbricht. Professor Moriarty. Dort, wo Pierre Veyes all diese Zutaten genüsslich, intelligent und urkomisch vermischt, setzt Nicolas Barral mit seinen Zeichenkünsten an und treibt die Szenerie auf die Spitze.

Nicolas Barral, Comic-Fans hierzulande auch durch die Geschichte um Philip und Francis bekannt (ebenfalls im Team mit Veyes), beherrscht den Funny-Strich exzellent. Zart, zerbrechlich, wie es sich oft bei den Großen dieser Stilrichtung findet entstehen hier komödiantische Szenen, in denen es auch abseits der eigentlichen Handlung einiges zu entdecken gibt. England, so scheint es aus der Sicht des Festlandes, ist ein Flecken für ein sehr skurriles Völkchen mit seltsamen Gewohnheiten und merkwürdigem Aussehen. Wenigstens was ersteres anbelangt, hat schon Sir Arthur Conan Doyle eifrig davon Gebrauch gemacht.

Very british: Sehr viel Humor, auch durchaus mal schwarz. Pierre Veyes und Nicolas Barral rütteln am Detektivdenkmal Sherlock Holmes. Dieser selbst gestellten Aufgabe kommen sie mit Fingerspitzengefühl, dem besten Sinn für Pointen und Karikaturen nach. Ganz prima, auch, aber nicht nur für Fans von Sherlock Holmes. 🙂

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