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Comic Blog


Mittwoch, 20. Januar 2010

Sukkubus 1 – Camilla

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:10

Sukkubus 1 - CamillaRunter mit dem Kopf! Die gnadenlosen Säuberungen innerhalb Frankreichs nehmen ihren Lauf. Niemand scheint sicher. Das Volk beobachtet trotzdem immer wieder jubelnd, wie der nächste Delinquent den Gang hinauf zur Plattform der Guillotine antritt. Maximilien Robespierre zieht öffentlich die Strippen. Keiner mag sich ihm offen widersetzen. Noch nicht. Das Blutbad und die immer höher werdende Zahl derer, die ihren Kopf verlieren, sorgt für Unmut. Selbst in den höchsten politischen Kreisen können die nächsten Opfer zu finden sein. Manchen reißt der Geduldsfaden. Galt Robespierre bisher als unantastbar, könnte es bald schon zu einem Umsturz kommen. Doch wer wird es wagen, gegen den mächtigen Mann Frankreichs aufzubegehren?

Was geschieht eigentlich hinter den offiziellen Ereignissen der Geschichte? Die Französische Revolution hat den französischen Staat mehr als nur erschüttert und dem König den Kopf gekostet. Einiges wurde von unten nach oben gekehrt und das mit einer Brutalität und Willkür, die sich nicht hinter Revolutionen und Machtübernahmen heutiger Tage und Kulturen verstecken muss.

Unter Maximilien Robespierre leidet Frankreich unter einer Terrorherrschaft ohnegleichen. Aber warum handelte der Politiker so, wie er handelte? War er wirklich dieses Monstrum der Revolution? Oder beeinflusste ihn jemand hinter den Kulissen? Thomas Mosdi greift diese Frage auf und bedient sich der Idee der Geheimbünde und Logen, die unzweifelhaft ihr Netzwerk zu allen Zeiten mehr oder minder erfolgreichgestrickt haben. Thomas Mosdi geht noch einen Schritt weiter: Hinter den Kulissen tobt ein Kampf der Geschlechter im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Söhne Adams stehen den Töchtern der Lilith gegenüber. Diese Auseinandersetzung wird mit List, Tücke und mit Gewalt geführt. Die bestehende Ordnung muss zerstört werden, um etwas Neues aus ihr zu kreieren. Robespierre, der Tugendhafte, erliegt der Verführung einer dunkelhaarigen und üppig ausgestatteten Frau sehr zum Verdruss der Söhne des Adams, eines Geheimbunds mit direkter Unterstützung des Heiligen Stuhls. Thomas Mosdi hat eine Geschichte entwickelt, die in all den Szenarien um Verschwörungen eine kleine Sonderstellung einnimmt.

Es geht dabei seltener in die Vergangenheit und noch seltener werden reale historische Ereignisse derart sorgsam in die eigens entworfene Geschichte verwoben. Thomas Mosdi vergisst die echte Historie hierbei nicht, kann aber wegen der Begrenztheit des Umfangs nicht sehr auf Einzelheiten eingehen. So ist die Verletzung Robespierres am Kiefer auf dem Schafott irritierend, aber ein historischer Bestandteil, den der Geschichtsinteressierte schnell nachholen kann.

Laurent Paturaud, Zeichner und Kolorist, obliegt es der Geschichte durch seine Bilder Leben einzuhauchen. Das Paris jener Tage war ein vornehmes, aber auch ein schmutziges. Der Leser, eben noch in einem Prolog in die noch fernere Vergangenheit des alten Ägypten entführt, findet sich kurz darauf in den Straßen von Paris wieder. Über den Köpfen einer aufgebrachten Menge, Seite an Seite mit ihr, verfolgt er den letzten Gang zweier zur Guillotine Verurteilter. Laurent Paturaud erstellt seine Grafiken mit höchster Genauigkeit. Straßenzüge, Kleidung, Uniformen, Szenen entfalten sich vor dem Leser, die so auch Illustrationen zur Epoche sein könnten.

Wie das Titelbild verrät, gibt es auch eine gewisse erotische Komponente. Ein tugendhafter Robespierre (wenigstens er selbst scheint sich so gesehen zu haben) ist letztlich nichts als Mann, der gelenkt werden kann. Bei den Söhnen Adams, den Männern des Glaubens versagen die Reize der Frauen offenbar, bei einem Mann, der Europa im Sinne der Kirche zu entchristlichen wirken sie. Einzig, wie es sich an Szenen in Verliesen, Folterkellern und bei Hinterhalten zeigt, bei Männern, die Rache suchen, versagen weibliche Attribute anscheinend auch.

Demzufolge muss Paturaud die Töchter Liliths in Situationen darstellen, in der auch ihre Schlagfertigkeit und ihre Skrupellosigkeit gefragt sind. Allzu bewegte Szenen lässt Paturaud vermissen. Er geht nur selten in die Bewegung hinein, er ist mehr ein Arrangeur als ein Choreograph. So entsteht weniger ein filmisches Erlebnis als ein Bühneneindruck. Das stört nicht im geringsten, da die Handlung auch stärker auf Atmosphäre und unterschwellige Stimmungen setzt als auf Action.

Farblich arbeitet Paturaud meisterhaft. Fast haben seine Bilder eine leichten Kreidecharakter, sehr nuanciert, mit zum Teil gröberen Oberflächen, wie sie durch den Farbauftrag von Kreidefarben entstehen.

Die Geheimnisse hinter der französischen Historie sind noch nicht gänzlich gelüftet: Thomas Mosdi und Laurent Paturaud nehmen den Leser mit zu einem geheimen Krieg. Grafisch beeindruckend umgesetzt, spannend erzählt. 🙂

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