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Comic Blog


Donnerstag, 10. Dezember 2009

Isnogud – Buch 6

Filed under: Cartoon — Michael um 10:03

Die gesammelten Abenteuer des Großwesirs Isnogud - Buch 6Es war einmal ein Kalif namens Harun al Pussah, der war nicht nur sehr ruhigen Gemüts, sondern auch sehr großmütig. Der Dieb, der seine Hand auf den Richtblock gelegt hat, kann seine Hoffnung auf Begnadigung gleich wieder begraben. Statt der rechten wird nun die linke Hand durch den Henker abgehackt. Was für die einen ganz finsterer Humor ist, ist für den Kalifen schlichter Alltag und nicht viel mehr der Rede wert. So hallt bald wieder ein altbekannter Schrei durch den Palast (Ich will Kalif werden anstelle des Kalifen!). Aber wird dieser Wunsch auch in Erfüllung gehen? Die Leser von Isnogud wissen ganz genau, dass dem Großwesir damit noch nie Glück beschieden war. Doch heute könnte sich das Blatt vielleicht wenden …

Na, Spaß beiseite! War nur ein Scherz, obwohl … Die Vorzeichen für einen tatsächlichen Erfolg stehen gar nicht so schlecht. Es ist Zauberei im Spiel. Plötzlich geben sich einige Kinder im Palast ihr Stelldichein, die allesamt die jugendlichen Egos unserer sehr bekannten Charaktere aus Bagdad, der Prächtigen, sind. Es beginnt mit einer Märchenerzählerin, die eine ganz besondere Gabe besitzt. Sicherlich versetzt sie auch den Kalifen besonders schnell in Schlaf, aber sie beherrscht noch etwas anderes: Ein Schlag auf den Kopf mit ihrem Märchenbuch bewirkt ein kleines Wunder. Plötzlich ist der Getroffene nicht nur als Erwachsener unter den Lebenden, sondern gleichzeitig auch als Kind. Das sorgt, wie kann es anders sein, für allerhand Durcheinander.

Auf die Erzählung von Rene Goscinny muss hier weitestgehend verzichtet werden. Die beiden Künstler, Goscinny als Texter einerseits, Tabary als Zeichner andererseits, bildeten eines der Traumpaare des Comics. Tabary allein erreicht die Messlatte der vorhergehenden Geschichten an diesem Punkt problemlos. Sein Humor ist zuweilen äußerst albern und hartnäckig (fast meint man im Hintergrund ein sinnierendes Nein! Doch! Nein! Doch! Oh! zu hören). Das ist ein wenig very französisch, aber auch ein ganz klein wenig montypythonesk (mir gefällt das Wort).

In der ersten albenlangen Geschichte Isnoguds Kindheit beginnt es harmlos und weitet sich zu einer Handlung aus, die immer weitere Akteure ins Spiel wirft. Da geht es nicht nur drunter, sondern auch drüber. Wenn Isnogud seinem kindlichen Ich gegenübersteht und nicht begreifen kann, dass er als Kind niemals den Wunsch verspürte, Kalif zu werden und im jungen Großwesir einen guten Freund sah … Verkehrte Welt! Die Auseinandersetzung zwischen einem jugendlichen und erwachsenen Ich war schon in Hollywood ein Thema. Tabary greift dem hier auf vergnügliche Art voraus und sorgt mit gleich mehreren Kindern für ein kunterbuntes Durcheinander.

Nicht weniger vergnüglich wendet sich Jean Tabary dem Thema Frauen zu. Das Thema wurde bereits im ersten Album dieses Sammelbands angeschnitten, als sich eine Frau bei einem Steinzeitmenschen wohler fühlt als bei ihrem angetrauten Ehemann. In Isnogud und die Frauen lernt der Leser den Harem des Kalifen kennen. Besser gesagt, den Rest davon, denn Harun al Pussah hat den Harem von seinem Vater geerbt und anscheinend keinen Gebrauch davon gemacht (wie könnte er auch sonst die ganze Zeit über so ruhig sein), denn die verbliebene Dame ist schon recht alt.

Und wie alles in Harun al Pussahs Leben ermüdet ihn allein der Anblick der Haremsdame. Also ist es wieder Zeit für ein kleines Schläfchen. Das weiß Isnogud natürlich zu verhindern. Tabary bringt hier Zutaten und Abläufe zusammen, die wie ein krummes Zahnrädchen in ein anderes greifen. Eigentlich machen die einzelnen Figuren und Handlungsstränge nicht den Eindruck, als könnten sie zusammengebracht werden. Aber auf wundersame Weise passt es. Das wird zu einer haarsträubenden Komik. Tabary hat für sich (und damit auch zur Freude des Lesers ähnlich wie es Goscinny tat) Grenzen und Vorgaben der Komik eingerissen und erzählt, dass es nur so kracht im Zwerchfell.

Zwei rasend schnell erzählte albenlange Geschichten. Da bleibt kein Auge trocken. Schmunzeln, Augenzwinkern und Brüller sind die Ergebnisse dieses Humorangriffs. Zum Abschluss werden wieder Einseiter präsentiert, unter denen auch noch Ideen von Goscinny zu finden sind. Bestens. 🙂

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