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Comic Blog


Sonntag, 27. September 2009

Star Trek – Spiegelbilder

Filed under: SciFi — Michael um 18:40

Star Trek - SpiegelbilderDas Imperium ist ein zahnloser Tiger geworden. Seit ein Vulkanier namens Spock die Geschicke des Reiches lenkt, ist die alte Macht verschwunden und der Respekt vor dem Imperium gleich mit. Die jungen Offiziere, die sich einer logischen Verfahrensweise innerhalb der Hierarchien und der Politik fügen müssen, erfüllen ihre Pflicht, mehr nicht. Auch der junge Picard ist davon nicht ausgenommen. Als es zu einer Konfrontation mit Cardassianern und Klingonen kommt, kündigt sich ein Eklat an. Picard ist nicht bereit, eine Kapitulation mitzutragen. Gemäß der alten Gesetze gibt es nur eine Konsequenz, in der Hierarchie nach oben zu steigen und der Gefangennahme durch Cardassianer und Klingonen zu entgehen.

Einige Folgen der alten Enterprise-Serie haben nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Dazu gehören zweifellos das Abenteuer mit den Tribbles (Kennen Sie Tribbles?), mit Khan (Der schlafende Tiger), der später in Star Trek II wiederkehrte und natürlich Ein Parallel-Universum (Mirror, Mirror), eine Folge, deren Auswirkungen auf gelungene Art in Deep Space Nine wieder aufgegriffen wurden.

In einem Imperium, der uns bekannten Föderation nicht unähnlich, herrschen Bedingungen, in denen nur der Stärkste, Findigste und Brutalste an die Macht kommt. Durch einen Transporterunfall finden sich Kirk, McCoy, Scotty und Uhura plötzlich in einer anderen Realität wieder, die allem zuwider läuft, das sie kennengelernt haben. Die Frage lautet nicht, wie es zu dieser anderen Realität kommen konnte. Die Frage lautet: Wie kommen Kirk und seine Schiffskameraden lebend in ihre Realität zurück?

Der vorliegende Comic Spiegelbilder beantwortet noch eine ganz andere Frage: Wie konnte Kirk Captain der Enterprise werden? Für Fans ist es kein Geheimnis, dass Kirk nicht der erste Captain der Enterprise war, sondern ein ebenso energischer Kommandant namens Christopher Pike. In dem erst viel später als die Serie veröffentlichten Pilotfilm Der Käfig (The Cage) konnte der SciFi-Fan eine Episode erleben, die den Verantwortlichen zunächst zu anspruchsvoll war.

Die beiden Autoren Scott und David Tippton holen Captain Pike in das Gedächtnis zurück. An Bord des imperialen Raumschiffs Enterprise führt er ein strenges Regime, aber er weiß auch längst, dass Commander Kirk an verschiedenen Hebeln zieht, um den Posten des Captains in seine Hand zu bekommen. Es ist nicht nur ein praktikabler, sondern auch ein üblicher Weg im Dienste des Imperiums die Karriereleiter zu erklimmen. In besagter TV-Episode, die jene Parallelwelt für die verschiedenen Autoren erst beschreibbar machte, wachte Kirk über seine Macht mit einem einzigartigen Gerät, das es ihm ermöglichte, jeden, der ihm im Weg stand oder zu stehen drohte, per Knopfdruck verschwinden zu lassen.

An Bord der Enterprise bedeutete das Gerät für Kirk göttliche Allmacht. Hier besitzt er es noch nicht, vielmehr muss es erst an Bord geschmuggelt und installiert werden. Es ist spannend zu beobachten, wie sehr Pike versucht, die Machtübernahme zu verhindern. Dies muss zwangsläufig scheitern, um die Kontinuität zu wahren. Andererseits ist es nicht so ersichtlich, woher die Loyalität einzelner Besatzungsmitglieder Kirk gegenüber rührt, wird er doch von den Tipptons als Mann gezeigt, der keine Sekunde zögern würde, sie ebenfalls sofort über die Klinge springen zu lassen, sofern es ihm dienlich erscheint. Das besondere Charisma, der jugendliche Optimismus, der Enthusiasmus wie auch der Mut, durch den sich unser Kirk auszeichnet, fehlt auf der anderen Seite des Spiegels vollkommen. So ist es schwer nachvollziehbar, woher der andere Kirk seine Anziehungskraft bezieht.

Und in der Tat ist es damit auch nicht weit her, denn die Geier kreisen bereits um den Thron, um die nächsten in der Abfolge zu werden. Von Unlogik lässt sich nicht reden, allerdings hätte ein wenig mehr Tiefe geholfen, die Handlungen einzelner Charaktere besser zu begründen.

Glasklarer sind die Bilder von David Messina. Auf scheinbar einfache Weise trifft er die äußerlichen Merkmale von Kirk und Konsorten. Allerdings gibt es auch hier Charaktere, die er besser trifft. Zumeist sehr gut abgebildet ist Christopher Pike (damals gespielt von Jeffrey Hunter, der nicht nur der erste Captain der Enterprise war, sondern auch einer der besten Jesus-Darsteller, aber das nur am Rande). Hier trifft Messina das markante Gesicht besser als das eines Kirks, von dem man den Eindruck gewinnt, er schwankt hier manchmal zwischen William Shatner und dem Neuzugang Chris Pine.

Die Gesichter sind meist grimmig, allenfalls grimmig amüsiert (z.B. Sulu) und sie rufen (falls man Fan ist oder zumindest TV-Nostalgiker) etwas Wehmut hervor, denn der gesamte optische Eindruck der Episode aus Kirks parallelem Universum ist sehr gut. Die beiden Koloristinnen Ilara Traversi und Giovanna Niro haben durch die Zeichnungen genügend Freiraum, um sich handwerklich und künstlerisch einzubringen, aber sie halten sich auch weit genug zurück, um die Bilder durch ihre Arbeit nicht an sich zu reißen.

Eine sehr gute Comic-Episode aus dem Star Trek Universum (auch durch das kleine Zwischenspiel mit Picard). Wer sich nie zu den alten Folgen durchringen konnte, sollte einen Blick riskieren, denn hier könnte er auf den Geschmack kommen. Beste Star Trek Unterhaltung, die den Geist der alten Serie gut einfängt und sich perfekt in die Kontinuität einfügt. Top. 🙂

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Ein Kommentar »

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    Pingback by Comic: Star Trek - Spiegelbilder "Kirk im Paralleluniversum" | nachgebloggt — Donnerstag, 12. Januar 2012 @ 18:00

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