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Comic Blog


Sonntag, 23. August 2009

Franka 7 – Die Zähne des Drachen

Filed under: Abenteuer — Michael um 14:36

Franka 7 - Die Zähne des DrachenLord Huttingdon hat so ziemlich alles gejagt, was auf Gottes weiter Erde einem Menschen gefährlich werden und durch eine Kugel aufgehalten werden kann. Doch nun gibt es keine Tiere mehr, die für den Lord noch irgendeinen Reiz darstellen. Ein Kieferfund eines italienischen Wissenschaftlers ändert die Langeweile von Huttingdon. Denn dieser Kiefer verspricht ein neues Jagdziel. Allerdings liegt dieses Jagdziel sehr weit entfernt und scheint auf herkömmliche Weise kaum erreichbar zu sein. Da findet sich plötzlich das für diese Jagdexpedition perfekte Reisegefährt: Ein Wasserflugzeug. Am 8. Dezember 1936 macht sich die Gruppe auf den Weg.

Von der Normalität ins Ungewisse: Franka ist eine Abenteurerin, das ist gar keine Frage, aber hier geht das Abenteuer noch einen Schritt weiter. Durch einen Zufall entdeckt sie in der Fundgrube eines Trödelhändlers einen Kieferknochen, der sie in enorme Schwierigkeiten bringt: Die Zähne des Drachen. Der Titel ist also nicht nur dramaturgisch gewählt, sondern im übertragenen Sinn auch vollkommen richtig (wie sich noch herausstellen wird). Henk Kuijpers erzählt seine Geschichte um Franka auf gleich mehreren Ebenen. In der Gegenwart darf der Leser an ihrer Spurensuche teilhaben, die alles andere als einfach ist, da ihr Leben öfters bedroht wird. In der Vergangenheit warten verschiedene Ereignisse auf ihre Lüftung und in Zukunft wird, das deutet sich hier schon an, etwas geschehen, mit dem niemand gerechnet hat.

Kuijpers hat hier ein leichtfüßiges Abenteuer geschrieben. Er will unterhalten. Aber er fordert seinen Leser auch. Hier muss der Leser am Ball bleiben, denn viele, viele Fakten warten auf. Es geschieht sehr viel an allen Ecken und Enden. Die Rückblicke in die Vergangenheit bewerkstelligen diesen Kniff ohne aufdringlich zu sein. Vielmehr liest man weiter, blättert man weiter, bis irgendwann … leider schon alles vorbei ist. Denn ohne es zu merken, hat der Leser dieses Abenteuer, das auch eine Art Wettrennen ist, atemlos mitverfolgt. Kuijpers hat eine regelrechte Lehrgeschichte für Comic-Autoren geschrieben: Wie ziehe ich meine Leser in den Bann meiner Geschichte? Das ist ihm mit bestmöglicher Perfektion gelungen. Eine Gemeinheit erwartet den Leser nur am Schluss: Dieser ist nämlich keiner. Für das wahre Ende muss der Leser auf den 8. Band, Im Reich des Donnerdrachen zurückgreifen.

Vorher gibt es jedoch allerhand Schauplätze zu bestaunen, die Kuijpers auf seine gewohnt akribische Art umgesetzt hat. Vom Hafen in die Großstadt, ins Hotel und ab zu einer Verfolgungsjagd über die nächtlichen Dächer der Stadt. Wilde Prügeleien unter Frauen folgen, geradewegs ins Kino, wo einer jener Klassiker läuft, in dem sich eine Zeichentrickkatze und eine Zeichentrickmaus bekriegen. Frankas Gegenspielerin erinnert an eine böse Yoko. Kuijpers Mädels sind meist schlanke heiße Bräute. Der Kopf ist hier austauschbar. Das kann Kuijpers nicht angekreidet werden, denn die wenigsten Künstler im Comicfach leisten sich hier die Mühe für eine besondere Differenzierung.

Es ist auch deshalb nicht schlimm, da Kuijpers Qualitäten anderswo zu finden sind. Er ist ein Künstler, der sich nicht scheut, jeden noch so kleinen Platz für seine Darstellungen auszunutzen, aber zeigt doch immer nur das, was gerade benötigt wird. Da kann es schon einmal auf bis zu 15 Bilder pro Seite kommen, von denen manche Briefmarkenformat haben. Diese Technik funktioniert jedoch phantastisch, da Kuijpers mit filmischem Blick arbeitet, kleine Momentaufnahmen zeigt. Nur der Text bremst die raschen Aufnahmefähigkeit des Auges hier aus. Text gibt es reichlich. Kuijpers ist ein optischer Konstrukteur. Er schafft es gerade in Aktionsszenen weitestgehend ohne Text auszukommen, aber er ist auch ein Erzähler, der, wie es sich besonders in den Rückblicken in dieser Ausgabe zeigt, sehr weitschweifig und ausführlich sein kann. So pendelt das vorliegende Abenteuer zwischen kurzweiligen Sequenzen, in denen richtig was los ist und solchen, in denen man als Leser geduldig verweilen muss, um nichts zu verpassen.

Ein handlungsreiches und hintergrundvolles Szenario, wie es mancher abenteuerbegeisterte Leser von der Konzeption her aus Fernsehserien oder Romanen kennt. Hier ist es besser als erstere und mindestens ebenso gut wie zweitere. Hier warten Überraschungen und Wendungen auf jeder Seite, hier lässt Henrik Kuijpers seine Franka eine wahre Hindernisstrecke absolvieren. Von Europa nach Asien, Diebe, Verfolgungsjagden, Rätsel und mörderische Gegner inklusive. Klasse. 🙂

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