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Comic Blog


Montag, 22. Juni 2009

Y – The Last Man 9 – Mutterland

Filed under: SciFi — Michael um 10:44

Y - The Last Man 9Yorick reißt die Maschinengewehre hoch. Aus allen Rohren feuernd eilt er seiner geliebten Beth zur Hilfe. In dieser schwarzweißen Welt voller Gangster kann es nur einen Ausweg geben: Die Liebste retten und ab nach Paris. Der Druck auf seiner Brust im nächsten Moment rührt nicht von Verlassensängsten her. Vielmehr hat sich sein kleiner Affe Ampersand dorthin geflüchtet, weil die Affendame Bonny ihn wieder einmal mit Kot bewirft. Die Welt ist nicht schwarzweiß, wie Yorick feststellen muss, als er aufwacht. Aber so normal, wie sie einmal war, ist sie auch nicht mehr. Yorick ist der letzte Mann auf dieser Welt, genauer der letzte menschliche Mann. Es hat lange gedauert, bis das Rätsel um den Tod all der Männer gelüftet werden konnte, doch das macht die Situation nicht besser.

Vier Jahre lang, gefühlte vierzig Jahre, hat Yorick eine Odyssee rund um den Globus hinter sich gebracht. Unter schwierigsten Bedingungen reiste er zusammen mit Agent 355 in einer zusammengebrochenen Welt, die sich nur mühsam und nur sehr punktuell wieder aufrafft. Des Rätsels Lösung liegt sehr weit in der Vergangenheit und ist beinahe schon in einem anderen Leben zu suchen. Und es ist eine Lösung, die keinem gefallen mag. Dachte oder hoffte man wenigstens, einer natürlichen Ursache auf der Spur zu sein, sehen sich die Gruppe um Yorick bald bitterlich getäuscht.

Mit der 9. Folge findet dieser erste Handlungsstrang seinen Abschluss. Brian K. Vaughan, der Autor, hat eine sehr runde Comic-Saga geschrieben. In ihrer Machart erinnert sie an den Aufbau einer Fernsehserie, keiner Endlosserie, wie es sie so oft gibt, um auch noch den letzten Blutstropfen aus einem Thema zu pressen. In sich geschlossen und mit Schwerpunkten auf einzelnen Figuren, nicht nur Yorick, dem letzten Mann, entsteht eine intelligente Geschichte, die sich zum guten Schluss sogar selbst ein wenig auf den Arm nimmt.

In einer verschachtelten Handlung aus Rückblicken, die immer näher an die aktuellen Geschehnisse heranrücken, und einer dramatisch ausgestalteten Gegenwart hat Vaughan einen tollen Endspurt kreiert. Es dürfen in diesem Fall nicht die Geständnisse der Bösewichte fehlen. Diese wirken auf ihre Art ein wenig fehl am Platz, sie stören sie sehr gut aufgebaute Atmosphäre, die in anderen Bereichen der Handlung außerhalb von Yoricks Schicksal immer noch vorhanden ist. Aber vielleicht ist diese Vorgehensweise auch Absicht, denn Vaughan entlarvt erzählerische Tricks später anhand kleiner Beispiele, die absolut stimmig sind.

Grafisch hat Pia Guerra über viele Ausgaben hinweg die Handlung betreut und die Vorgaben erledigt. Hier ist sie nur noch bei einem Drittel beteiligt. Die übrigen Szenen zeichnet Goran Sudzuka. Er zeichnet sie allerdings so gut, dass ein Künstlerwechsel meist gar nicht zu bemerken ist. Ein solcher Fall ist selten und auch ein Glücksgriff, denn so wird die Kontinuität der Reihe nicht nur auf Autorenniveau sondern auch auf dem bewährten Zeichnerniveau gehalten.

Die Grafiken sind sehr klar gehalten, fein und schmal. Selbst bei der Darstellung korpulenterer Figuren ist die Wirkung immer noch schmal. Es ist keine grafische Technik, die etwas dem Zufall überlasst oder dem Leser Spielraum für die eigene Phantasie gibt. Die glasklaren Bilder, die durch feines und sorgsames Tuschen zwar auch etwas Architektonisches, etwas Dokumentarisches an sich haben, besitzen immer noch eine comicartige Aussage. Die allgemeine Zerbrechlichkeit der Figuren stört nicht. Es ist eine rein von Frauen bevölkerte Welt. Darstellungen im Sinne von überproportionierten und gleichzeitig bis zum Platzen durchtrainierten Frauen wären hier absolut Fehl am Platz. Die (relative) Normalität und Durchschnittlichkeit von Menschen wurde hier sehr schön eingefangen.
Einige toll gesetzte Orte sorgen für Atmosphäre und schüren die Spannung. Sei es ein Duell auf den Dächern von China oder ein kleiner Trauerzug, vorbei an einer großen Ansammlung von Frauen, allesamt in Schwarz gekleidet. Brian K. Vaughan weiß, wie man die richtigen Bildvorgaben erzählt.

Eine der besten Science Fiction Serien der letzten Jahre. Spannend, auch traurig, mit ungeheuer vielen guten Ideen, weltumrundend erzählt, setzt die Handlung um den letzten Mann auf Erden einen gewissen Maßstab in Sachen Comic und SciFi. Auf die Verfilmung kann man nur gespannt sein. 🙂

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