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Comic Blog


Freitag, 20. Februar 2009

Die weiße Tigerin 3

Filed under: Cartoon — Michael um 10:47

Die weiße Tigerin 3 - Die fünfte GlückseligkeitAlix Yin Fus Schicksal entscheidet sich. Wie wird sie dem Großen Steuermann dienen? Als Stechfliege? Oder als Honigfliege? Rein optisch sind ihre Fähigkeiten klar definiert, doch Alix hat gar nichts mit einem erotischen Dienst für den Großen Steuermann im Sinn. Ihr Vorgesetzter lässt sich durch ein paar Schläge gern überzeugen. Alix wird eine Stechfliege, eine Mörderin im Dienste des Großen Steuermanns. Ihr erster Einsatzort ist San Francisco. Alix’ Vorgesetzter Hsu Hsieh bringt sie höchstpersönlich über den großen Teich und übergibt sie in die Obhut des Dreifarbigen Drachen.

Alix ist erstaunt, es mit einer Langnase zu tun zu haben, die für den Kommunismus einsteht. Doch Rousseau, ein gebürtiger Franzose, hat sich an das Geschäft gewöhnt. Widrigkeiten gehören dazu. Wenn Alix diejenige sein soll, die auszubilden ist, wird er seine Aufgabe erfüllen. Kaum hat Alix an seinem Tisch Platz genommen, hat sie auch schon ihre erste Bewährungsprobe zu erfüllen: Einen Mord auf offener Straße.

Didier Conrad nimmt den Ball alleine auf und schickt seine Alix ins Land der Kapitalisten. In San Francisco herrschen noch nicht jene Tage, in denen man die Stadt besser mit einigen Blumen im Haar betritt. Es ist Feindesland. Alix darf niemandem trauen, erst recht keinen Chinesen, denn diese sind die schlimmsten Kapitalisten von allen. Ihr Auslandseinsatz gestaltet sich sehr bald schon gefährlicher als ihre vorherigen Aufgaben. Rousseau, der Franzose, ist ein strenger Lehrer, aber Alix muss feststellen, dass sie nicht die eiskalte Mörderin ist, wie es der Große Steuermann von ihr verlangt.

Oder besser, wie es seine ihm dienenden Untergebenen verlangen. Wie überall sonst werden Gunst und Missgunst verteilt, sind persönliche Vorteilsnahmen im Kommunismus ebenso präsent wie anderswo auch. Ausgerechnet Rousseau, der als Langnase eigentlich jegliches chinesische Klischee erfüllen sollte, stellt sich als würdige Stechfliege heraus, die ihrem Auftrag ohne Wenn und Aber nachkommt.

Die Zeichnungen mögen täuschen, aber die Geschichte um Die weiße Tigerin nimmt sich ziemlich ernst. Nicht nur Mord und Totschlag, die berühmten Geheimdienstaktivitäten der 50er Jahre bzw. des Kalten Krieges, auch alte Gräueltaten kommen ans Licht und erschüttern insbesondere Alix, die sich hier verstärkt mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss, als es für zu wählen heißt. Entweder nimmt sie Rache am Mörder ihrer Mutter oder sie dient dem Großen Steuermann wortgetreu.

Conrad bleibt natürlich nicht vollständig ernst. Eine Figur wie Rousseau karikiert einen Schauspieler wie Jean Reno. Chinesische Weisheiten lassen allerhand Spielraum zur Interpretation (um die Wahrheit zu sagen, habe ich kaum eine davon verstanden) aber gerade das macht den humoristischen Reiz aus. Hier stehen kleine Albernheiten, leicht erotische Verspieltheiten neben vielerlei knallharten Agentenszenen, die auch in einem ganz normalen Action-Film denkbar wären. Conrad gestaltet eine sehr liebenswerte Hauptfigur, die sich lange weigern kann, die Fünfte Glückseligkeit anzuwenden.

Grafisch wird der klassische frankobelgische Cartoon-Weg weiterbeschritten. Stark angedeutete und reduzierte Figuren stehen neben einer sehr schön ausgearbeiteten Kulisse nebst Fahrzeugen und Ausstattung. Die prachtvollen Farben auf dem in Posterqualität gestalteten Titelbild geben ein leicht falsches Bild. So düster die Geschichte überwiegend ist, so sind es auch die farblichen Stimmungen. Seitengassen, Spelunken, Hinterzimmer, eine gefährliche Nacht am Strand bilden einen starken Gegensatz zu den lichten Momenten. Aber jegliche Farbstimmung ist stets kräftig und mitreißend.

Weitaus weniger Komödie als knallharter Agententhriller mit einer sehr sympathischen Hauptfigur. Zeichner Didier Conrad hat die alleinige Umsetzung der weißen Tigerin übernommen und führt die Geschichte auch ohne Yann sogar sehr spannend fort. 🙂

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