Laith ist ein Findelkind. Dort, wo sein Ziehvater ihn fand, war nur noch der Leichnam seiner toten Mutter. Kein natürlicher Vater erhob Anspruch auf das Kind. So wuchs Laith behütet auf, mit Spielkameraden und Freunden an seiner Seite. Alles wäre gut, hätte Laith nicht diese Fähigkeit, die ihn von anderen abgrenzt. Eine Fähigkeit, die bei anderen Begehrlichkeiten weckt. Bald schon ist das Dorf von Laith in höchster Gefahr. Der Überfall kommt schnell. Laiths Vater befiehlt seinem Sohn die Flucht, diese bleibt jedoch nicht unbemerkt. Kurz darauf muss der Junge sich im Kampf auf Leben und Tod bewähren.
Der Magister Finrhas und sein Gehilfe Dalon erreichen den Schauplatz des Überfalls wenig später, aber zu spät. Die Erwachsenen des Dorfes sind tot, die Kinder verschwunden. Verantwortlich ist der Minister Algärd aus dem Stadt Frätt in der Republik Eponym. Seine Männer haben die Kinder entführt – nur Laith fanden sie nicht. König Bronthe, vom Magister Finrhas herbeigerufen, kann den Eindringling uns seine Soldaten stellen. Die Kinder haben einmal mehr Glück und können auch ihren Rettern entkommen. An Bord des Luftschiffes, das sie fortträgt, stoßen sie wieder auf Laith. Die Kinder sind endlich wieder vereint.
Kind des Blitzes, hier der vorliegende 2. Band, dürfte mit zu den stimmungsvollsten und auch liebenswertesten Produktionen der letzten Zeit gehören. An vorderster Stelle stehen die Figuren, Wesen optisch eine Mixtur aus Katze, Elf und vielleicht Vampir. Zusammengesetzt, wie es ein Disney-Produktion machen würde, mit einer Fantasie erzählt, als hätten sich klassische Fantasy-Autoren mit einem Jules Verne zusammen an einen Tisch gesetzt und Ideen ausgebrütet.
Sicherlich haben Manuel Bichebois (Autor) und Didier Poli (Zeichner) das Rad nicht komplett neu erfunden. Die Herleitung eines Vergleichs zeigt es. Aber Bichebois und Poli nahmen das Beste und fügten darüber hinaus sehr gute eigene Ideen hinzu. Ihre eigens von ihnen geschaffene Welt wirkt sehr organisch, echt. Es ist bestimmt auch schöner, wenn man als Leser den spannenden ersten Teil gelesen hat, aber die Geschichte ist derart aufgebaut, dass es nicht erforderlich ist. Der Überfall auf das Dorf ist ein passender Einstieg. Laiths Fähigkeiten – oder eher der Fluch, wie Laith diese Fähigkeit selbst auffasst – werden schnell genug offenbar, um das Interesse der verschiedenen Gruppen an seiner Person zu erklären.
Als sich Laiths Fähigkeiten richtig zeigen, ist dies für den Leser ein optischer Knaller. Zwar ist die Erstellung all der Effekte mit einem Grafikprogramm leicht erklärbar – dennoch zeitlich aufwendig durchzuführen – aber das ändert nichts an den opulenten Eindruck, den diese Szene hinterlässt. Vor einem gewitterschwarzen Himmel reißt ein weißgrüner, leicht unscharfer Blitz doppelseitig den Hintergrund auf. Im Vordergrund krümmt und quält sich Laith, der von seiner Kraft übermannt wird und am Ende die Kontrolle über sie verliert. Ein Grafiker mag – unabhängig von den zeichnerischen Qualitäten Polis – über die Effekte lächeln, weil er genau weiß, wie diese entstanden sind, aber man manchmal mag man sich einfach nur zurücklehnen und genießen. In vielerlei Hinsicht wurde Wert auf eine zeichentrickähnliche Atmosphäre gelegt und das Erreichen derselben wird spätestens mit dieser Szene ersichtlich.
Alsbald müssen die politischen Ereignisse zurückstehen – man fühlt sich ein wenig an Szenarien wie Der Gefangene von Zenda erinnert – und Laith und seine Freunde stehen mehr im Vordergrund.
Nach der Flucht, insgesamt sehr aufregend und mit glücklichem Ausgang, finden sich die Kinder in einer Umgebung wieder, die in Anlehnung an Die Drachenjäger entstanden sein könnte. Die fliegenden Inseln von Vuenthal erzielen auch hier den gewünschten Effekt. Vertrautheit und Andersartigkeit dieses Gedankenblitzes funktionierten auch schon in Telos (dort wurde die fliegende Stadt allerdings an den Boden gekettet). Ganz kurz werden auch hier die Farben fröhlicher, es grünt, es blüht, bevor die Düsternis die Handlung wieder einholt, da Laith noch eine Aufgabe zu erfüllen hat.
Eine sehr schöne Fantasy-Abenteuergeschichte, der man als Leser inhaltlich wie optisch das liebevolle Herangehen der beiden Macher Manuel Bichebois und Didier Poli auf jeder Seite anmerkt. Klasse. 🙂
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