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Comic Blog


Samstag, 03. Januar 2009

Die weiße Tigerin 2

Filed under: Cartoon — Michael um 13:58

Die weiße Tigerin 2 - Seidenschlipse auf PfirsischhautAlix Yin Fu wähnte sich gerade noch in einer guten Ausgangsposition. Sie hat die Atombombe gefunden, der dumme Engländer Sir Francis liegt bewusstlos zu ihren Füßen. Sie hat ihre Aufgabe als chinesische Agentin perfekt erfüllt. Der Erfolg macht sie einen Moment unaufmerksam. Und schon ist sie es, die bewusstlos ist. Kurz darauf liegt sie auch noch gefesselt auf dem Bett des Engländers. Alix macht sich berechtigte Sorgen, um ihre Jungfräulichkeit – doch auch nicht allzu lange, denn noch ein wenig später kommt jemand hinzu, der alles ändert: Sir Francis’ Mutter.

Hongkong ist hier der Tummelplatz der Weltmächte – und solcher, die sich dafür halten. Die Engländer, die Chinesen und natürlich die Amerikaner kennen nur ein Ziel: Den Fund der verlorenen Atombombe. Gerät sie in die falschen Hände könnte es zu einer Katastrophe kommen. Leider sind alle Beteiligten irgendwie neben der Spur, wie es so schön heißt, weshalb die Atombombe zu einer Art Wanderpokal wird, der sich mal hier oder mal dort befindet, nur nicht in den Händen, in denen er eigentlich gehört.

Yann und Conrad haben nach einem sehr spaßigen Auftakt über die chinesische Agentin Alix Yin Fu die Humorschraube noch weiter angedreht. In diesem Band wandeln sie auf den schwarzhumorigen Spuren eines Alfred Hitchcock, dem es auch trefflich gelang, Spannung mit Witz zu verbinden. Sex und Tod, durchaus legitime Mittel im Agentenkrieg, werden hier recht überzogen. James Bond, zwar auch ein Agent im Geheimdienst ihrer Majestät, hätte mit seinem Sexappeal ziemlich das Nachsehen, da er bei weitem nicht der einzige ist, der dieses Blatt ausspielt.

Alix, eigentlich sehr freizügig gekleidet, legt auf diese Karte überhaupt keinen Wert. Im Gegenteil ist es für sie viel erstrebenswerter – weil für ihre Karriere von Vorteil – eine Jungflau zu bleiben. Nachdem sich die Mutter von Sir Francis durch eine chinesische Bedienstete davon überzeugt hat, dass dieses fremde Mädchen nichts mit ihrem Sohn hatte, greift sie selbst in den Fall ein.

Mutter! Mutter! Was hast du? Sag doch was, bitte!
Ihh … Ihh … I … Idiot!

Francis’ Mutter, eigentlich eher eine Frau, die das Heft in einer Beziehung in der Hand hält, gerät ausgerechnet durch ihren Sohn doch noch in eine Situation, in der ihr die Zügel zu entgleiten drohen. Als Leser mag man sich in diesem Moment über den Witz dieser Situation kringeln (oder auch wundern), die nächste Blutspur wartet schon auf der nächsten Seite, um die Spannung weiter anzutreiben.

Grafisch wird ein einfacher Cartoon-Weg beschritten, der aber nur derart schlicht gegangen werden kann, wenn diese Technik auch beherrscht wird. Es gibt durchaus Beispiele anderer Zeichner, wo es nicht funktioniert. Didier Conrad beherrscht den leicht ausschauenden Strich perfekt. Es zeigt sich, dass für eine solche Szenerie keine aufwändigen Bilder notwendig sind, aber das wenige, was zum Aufbau der Grafiken nötig ist, muss sitzen.

So springt Conrad ein wenig. Er hält Gesichter und Körper schlichter, besinnt sich aber bei der Umsetzung von Ausstattung – Fahrzeuge, Architektur, Waffen etc. – auf eine größere Genauigkeit, auf mehr Realismus. Gesichter karikiert er gerne, auch auf die Art, wie es ein Hergé oder ein Marc Sleen machte. Ausgerichtet sind die Bilder, wie auch die Erzählung auf ein erwachseneres Publikum, das auch mit den etwas derberen Scherzen umzugehen weiß – von den sehr schwarzhumorigen Witzen ganz zu schweigen.

Eine gelungene Fortsetzung zu Im Geheimdienst des großen Steuermanns, besser noch als der Auftakt, mit einer höheren Geschwindigkeit erzählt, trefflich gezeichnet. Ein gelungener Agentenspaß aus der Zeit, als der Kalte Krieg seine Hochzeit erlebte. 🙂

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