Micky Maus hat keinen Beruf. Alle anderen aus seinem Freundeskreis haben einen, nur Micky nicht. Er lebt in den Tag hinein, ein Zustand, der Minnie Angst macht, denn Micky ist ein Abenteurer. Und Abenteuer gibt es immer wieder. Wozu also arbeiten? Doch Frauen vermögen es, sich durchzusetzen. Minnie macht da keine Ausnahme. Also tut Micky Maus, was eine Maus eben tun muss: Er meldet sich zu den Postfliegern. Angeblich gibt es keinen harmloseren Beruf … Angeblich. Jedenfalls wenn man’s kann.
In den frühen Jahren, genauer 1933, war Micky Maus noch ein kleiner bis mittelgroßer Chaot, der das vorwegnahm, was ein Donald Duck später in Serie produzierte. Aber selbstverständlich war er bereits in seinen frühen Jahren ebenso liebenswert, wie er es heute noch ist. Bereits nachdem Micky dem Netz der Luftpiraten entkommen ist, macht er sich auf die Suche nach dem Juwel von Mono Tono. Der Leser befindet sich nun im Jahr 1961 und Goofy befindet sich natürlich an seiner Seite. Die Maus ist bereits sehr bedächtiger. Für das Chaos oder besser für den kleinen Tritt in den Fettnapf sorgt Goofy. Paul Murry zeichnet hier die berühmte Handhaltung Goofys (Handspitze zum Mund gerichtet, Handfläche nach unten), die zu sehen ist, wenn der gute Kerl mal wieder nach Fassung ringt.
Es wird gesagt, dass Paul Murry das Bild von Micky Maus als Meisterdetektiv prägte und wahrhaftig brachten die 60er und hierzulande die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts tolle Abenteuer für die jugendlichen Leser, die sich am Magazin selbst wie auch an Ausgaben wie Mickyvision erfreuen durften. Jugendliche Leser von damals und Micky Maus-Fans dürften diese Strichtechnik in guter Erinnerung behalten haben. Nach den zerbrechlichen Zeichnungen von Floyd Gottfredson, einer der Legenden aus dem Hause Disney, wirken die Bilder von Murry viel kräftiger, ernsthafter und geschlossener.
Die Sprünge, anders ist es auch angesichts einer 80jährigen Lebensgeschichte nicht machbar, landen nach einer Episode aus den 70er Jahren schnell in der relativen Gegenwart. Der doppelte Goofy schickt das Ermittlungsduo Micky und Goofy wieder in einen brandgefährlichen Fall. Plötzlich gibt es zwei dieser tollpatschigen Freunde. Goofy löst den Fall durch seine unnachahmliche Logik: Und wie der Kerl aus der Tür rausschießt, weiß ich, wer’s ist, weil ich ja weiß, ich bin ich, also kann er nicht ich sein. Dank des Zeichners Giorgio Cavazzano bleibt der grafische Stil von Paul Murry noch erhalten. Die Bilder haben zweifelsohne eine eigene Handschrift, können eine Anlehnung an den Altmeister aber nicht verleugnen.
Wie man einen fliegenden Fisch fängt beantwortet die gleichnamige Geschichte von 1996, die hier in einer deutschen Erstveröffentlichung vorliegt, wie insgesamt zwei der sieben Geschichten. Paco Rodrigues’ Bilder sind schon eine Spur moderner. Ihnen haftet nicht mehr der traditionelle Strich der Disney-Produktionen an, wie er noch in den klassischen Zeichentrickproduktionen wie Dornröschen oder Pinocchio zu sehen ist. Rodrigues bringt uns hier noch einmal Kater Karlo und einen kriminellen Kumpanen näher. Letzterer trägt den typischen disneyesken Kinnbart, der von jeher an einen Besen erinnerte. Solche und andere Details halten die Nostalgiefahne hoch.
Im neuen Jahrtausend angekommen ist alles etwas glatter geworden. Das hindert jedoch nicht daran, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Wo kommt Pluto eigentlich her? Plutos Geheimnis wird endlich gelüftet. Nachdem verschiedene Versionen darüber erzählt wurden, wie Pluto zu Micky kam, kommt auch Pluto selbst zu Wort, wenn man es so nennen kann. Nostalgisch geht es auch mit der Umsetzung der Figur Micky Maus selbst weiter. Die rote kurze Hose mit den beiden gelben Knöpfen ist zurück. Manchmal muss eine Maus eben nicht nur tun, was eine Maus tun muss, manchmal ist Mode einfach zeitlos und sinnvoll. Und obwohl sich der Mäuserich vielfach in unterschiedlichen Kleidungen und Kostümierungen bewährte, ist diese rote Hose ein ebensolches Markenzeichen wie seine (annähernd) runden Ohren.
Ein schöner Rückblick, ein kleiner Ausblick auf eine Figur, die, obwohl erfunden, nun schon auf ein ganzes Menschenalter zurückschauen kann. Der Querschnitt mag vielleicht helfen, kleine Leser an Micky heranzuführen, wenn sie die Figur nicht sowieso schon für sich entdeckt haben – vielmehr wenn ihre Eltern es nicht schon als Tradition erachteten mit Micky aufzuwachsen. 🙂
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