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Comic Blog


Freitag, 05. September 2008

DMZ 3 – Ganz unten

Filed under: SciFi — Michael um 17:15

DMZ 3 - Ganz untenMatty Roth recherchiert weiter in der DMZ, in Manhattan. Dafür muss er schon mal nach unten, dorthin, wo sonst keiner hinschaut. Er muss dahin, wo verschiedenste Interessen zusammenlaufen. Die der Armee zum Beispiel. Und der UN. Oder die einer privaten Sicherheitsfirma, die sich aufführt, als stände sie abseits aller Gesetze und könne schalten und walten, wie es ihr beliebt. Um mehr zu erfahren, muss Matty in den Dreck, zu den Tagelöhnern. Bereits nach kurzer Zeit steckt er tief in der Scheiße – im wahrsten Sinne des Wortes.

Denn Matty sieht etwas bei seiner Arbeit, was er nicht sehen dürfte. Aber er sagt nichts, mischt sich nicht ein. Wenig später explodiert in einem Gebäude eine Sprengladung. Matty weiß, wer sie gelegt hat, er weiß, wer sie gezündet hat. Er schweigt trotzdem. Die Reaktion lässt nicht lange auf sich warten. Männer, die das Maul halten können, wecken immer das Interesse derer, die im Verborgenen agieren. Matty bekommt Besuch und man macht ihm ein Angebot. Doch noch ahnt er nicht, dass er nur auf Probe dabei ist.

Nirgendwo ist mehr ersichtlich, wer eigentlich die Kontrolle hat. Die UN hat unbestritten keine Kontrolle. Auch die Trustwell Security, eine private, aber weltweit arbeitende Sicherheitsfirma besitzt keine Kontrolle. Die armen Schweine, die für den Wiederaufbau im Dreck wühlen, haben auch keine Kontrolle. Die Attentäter, die Anschläge ausführen oder sich sogar selbst mit in die Luft sprengen, tun alles, um jeglichen Forschritt der Kontrolle und der Normalität zu torpedieren.

Willkommen in New York. Matty, vor geraumer Zeit noch ein ganz normaler Amerikaner gewesen, ist nicht nur ein Journalist, der im Untergrund arbeitet. Brian Wood macht aus ihm einen Mann, dem es binnen kurzer Zeit gelingt, Mitglied einer Terrorzelle zu werden. Alles geht derart schnell, dass es Matty kaum glauben kann – der Leser eigentlich auch nicht.
Aber es geht um Geld. Geld, das niemand, der so weit unten auf der Lohnliste steht, hat. Für Geld halten die Leute die Klappe. Brian Wood muss seinen Helden also einer ganz besonderen Prüfung unterziehen, eine, die ihn glauben lässt, er müsse bald sterben.

Die Räumlichkeiten, eine Mischung aus Duschen und Schlachthof, mögen beim Genre-interessierten Leser Erinnerungen an Saw wecken. Die folgenden Szenen haben sich ähnlich in neueren Thrillern abgespielt, nur in dieser Härte sind sie im Comic nicht so oft anzutreffen. Im Schnelldurchlauf erlebt der Leser die Torturen, die Matty mitmachen muss. Für ihn dauert es erheblich länger, wie sich an seinem Bartwuchs ablesen lässt.

So einfach, wie es zu Beginn ist, bleibt es nicht. Das Aufatmen dauert für Matty nicht allzu lang. Es genügt nicht, die Klappe zu halten. Einer aus der Zelle muss sich auch mit Taten beweisen. Brian Wood führt Matty diesmal in die tiefsten Niederungen und lotet den Charakter seines Helden wirklich bis zuletzt aus. Die Story, für die Matty recherchiert, wird zur Nebensache. Von Mal zu Mal wird so für den Leser eine Frage immer quälender: Wie weit wird Matty gehen?

Riccardo Burchielli gibt Matty ein Gesicht. Das gelingt ihm auf wunderbare Weise. Die ganze Aufmachung zeigt einen jungen Mann, aber Burchielli legt auch ein gewisses Alter hinein, Erfahrung, die immer dann aus dem Gesicht verfliegt und der Jugend Platz macht, wenn etwas geschieht, das nicht vorhersehbar war und den Reporter dann doch erschüttert.

Solche Szenen gibt es im vorliegenden dritten Teil von DMZ einige. Manchmal sind es Überraschungen für den Leser, manchmal für Matty. Burchielli nimmt den Leser auf eine möglichst realistische Ansicht nach New York mit. Hier sehr passend, denn es entsteht ein halbdokumentarischer Charakter, der auch szenisch durch diverse Berichterstattungen gestützt wird.
Menschen, Material und Fahrzeuge sind aus der Gegenwart abgegriffen. Schlüsselfiguren sind manchmal überzeichnet. Beispiele sind die etwas zu schurkischen Männer an der Führungsspitze der Terrorzelle, aber auch bei den UN-Funktionären.

Am Ende hat Matty wieder ein jugendliches Gesicht. Obwohl er viel erlebt hat, hat er die Hoffnung nicht aufgegeben. Wie trügerisch diese Hoffnung ist, sieht der Leser wieder an seiner Mimik. Doch um wieviel erschreckender ist diese doch nach dieser Handlung, die ein unglaublich finsteres Bild von Amerika malt. Auf dem Cover steht: Und DMZ ist eine Liebeserklärung an die Stadt (New York) und ihre Bewohner. – Niemals, eher ein Abgesang, bedrückend, packend. 🙂

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