Zum Inhalt springen


Comic Blog


Freitag, 25. April 2008

Das Einhorn – Ad Naturam

Filed under: Mystery — Michael um 11:00

Das Einhorn 2 - Ad NaturamIm Zwielicht sorgen sich die Männer um ihre fehlenden Begleiter, nicht ahnend, dass sich in wenigen Augenblicken in der Gasse vor ihrem Haus ein tödlicher Kampf abspielen wird.
Der Kampf ist ein gefährliches Ballett in der Enge der Straße. Zuerst scheinen die Angreifer in der Überzahl zu sein und fähig, den einsamen Passanten vor dem Haus stellen zu können. Doch als der Mann unvermittelt vier bewaffnete Arme unter seinem Mantel hervorzieht, ändert sich das Kräfteverhältnis schlagartig.

Der Gegner scheint unbesiegbar zu sein. Eine Kopfverletzung nimmt er überhaupt nicht wahr. Wie gut, dass wenigstens der Anführer der Angreifer weiß, wie er den Fremden außer Gefecht setzen kann.
Zuvor in den Alpen hatten die Angreifer nicht ganz so viel Glück und Sachverstand. Ihr überstürztes Vorgehen ließ sie in eine Falle tappen, die alle im Inferno einer riesigen Explosion umkommen ließ. Wenig später nutzen die überlebenden Flüchtlinge die Gelegenheit, um einen vor 20 Jahren verstorbenen Arzt wieder zum Leben zu erwecken. Aber Meister Paracelsus ist alles andere als dankbar darüber.

In wessen Besitz war das uralte Labor mit seinen unzähligen Ebenen? Wer hat all diese überaus gelehrten Aufzeichnungen hinterlassen?
Diese kleine Rätsel zu lüften, wird den Lesern überlassen, sollte jedoch angesichts der Hinweise leicht erkennbar sein. Immer wieder wird dieser alte Meister in Geschichten verwendet, so auch in dem Blockbuster und Bestseller von Dan Brown namens Sakrileg. Hier ist der alte Meister, obwohl nicht selber auftretend, zeitgemäßer eingebunden. Das Genie, dessen Talente und Wissbegier mannigfaltig waren, bildet hier eine Erklärung, wie diese Geschichte ihren Anfang nehmen konnte.

Die Hinweise auf diese Person sind eindeutig. Eigentlich sollte der Leser das Bild, mit dem die Hinweise beginnen, sofort wieder erkennen. Schon das Gebäude, in dem es hängt, die Santa Maria delle Grazie, ist perfekt von Anthony Jean wiedergegeben und zeigt bereits in diesen relativ kleinen Bildern, wie viel grafischen Aufwand Jean in dieser Ausgabe betrieben hat.

Mathieu Gabella und Anthony Jean stürzen sich weiter in die Vergangenheit hinter den offiziellen Kulissen und krempeln die gewöhnliche Fantasy erfrischend neu um.

Das Auffälligste sind natürlich die Primordialen, Kreaturen aus Muskeln und Knochen, die dem Begriff Körperwelten eine neue Dimension verleihen. Primordiale sind nicht auf ein Aussehen, einen Körperbau beschränkt. Zwar scheinen sie eine bevorzugte körperliche Form zu haben, aber sie sind wandelbar, so zum Beispiel vom Zweibeiner zum Vierbeiner. Die Kommunikation mit ihnen verläuft über das Ausscheiden von Körpersäften, wofür den Menschen mittels eines kleinen Wesens spezielle Drüsen eingesetzt werden.
Das hört sich zuerst merkwürdig an – und es bleibt auch seltsam – sorgt aber in der Umsetzung für ungewöhnliche Szenen. Durch die Körpersäfte, Speichel, findet ein geistiger Austausch statt. Für den Ungeübten sind es ungeheure Bilder, die von den Primordialen übertragen werden.

Und für den Leser sind es ebenfalls ungeheure Bilder. Diese Wesen, Grundlagen für mythische Gestalten wie Zerberus, den Minotaurus, Zentauren und andere, sind aufwändig von Anthony Jean gezeichnet. Ein Paradebeispiel in diesem Band ist das Auftauchen des Kraken, ein schierer Wust an muskelartigen Fangarmen und Knochenfragmenten, in deren Zentrum ein über die Maßen aufgerissenes und zahnbewehrtes Maul sitzt.

In der düsterbraunen, teils goldfarben leuchtenden und glosenden Atmosphäre passen sich diese Kreaturen perfekt ein. Dieses Zeitalter verändert den Menschen. Mathieu Gabella erzählt seine Geschichte sehr verschachtelt. Im ersten Teil war es noch rätselhafter. Als Leser wandelte man auf den Erkenntnissen des Ambrosius Paré, der selbst nach und nach Einblick in das Geschehen erhält. In der zweiten Folge ist der Erzählstrang ungleich geradliniger, auch schneller vom Leser (also von mir) erfassbar.

Ein Blick auf die vergangene Zeit des 16. Jahrhunderts, mit dem Blick eines Menschen, der noch das Phantastische erkennt, wunderbar illustriert, spannend, aber nicht immer leichtgängig erzählt. Nach einer ausgewogenen Mischung aus Erzählung und Aktion komplettieren ein Making Of und Zusatzinformationen diesen tollen Band. 😀

Das Einhorn 2 – Ad Naturam: Bei Amazon bestellen

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

You must be logged in to post a comment.