Luke Skywalker ist entkommen. Um eine Hand ärmer, an Wissen und Erfahrung reicher und entkommen. Diese Schmach, die Darth Vader nach seiner Offenbarung von Skywalkers Herkunft widerfahren ist, muss der dunkle Lord vor seinem Meister, dem Imperator, auch noch rechtfertigen. Will Vader etwa nicht, dass Luke dem Einfluss des Imperators erliegt?
Aus seiner Sicht, aus der Sicht eines Sith, ist der Imperator vollkommen zu Recht misstrauisch. Kann ein Sith-Schüler doch erst durch den Tod seines Meisters selbst zum Meister werden – meist durch Mord. Die Verteidigung Vaders vermag den Imperator nicht zu überzeugen. Vader seinerseits muss befürchten ersetzt zu werden. Mit Prinz Xizor, dem Herrscher über die Verbrecherorganisation Schwarze Sonne, ersteht ihm ein Konkurrent um die Gunst des Imperators.
Auch nach seiner Flucht ist Luke noch nicht aus der Schusslinie. Jabba will seinen Tod. Das erschwert die Befreiungsaktion von Han Solo ungemein. Plötzlich eröffnen sich überall neue Fallen. Selbst als die Freunde, Luke, Lando, Leia und Chewie endlich wieder vereint vorgehen können, scheint ihre Aufgabe nicht zu bewerkstelligen zu sein.
Es war einmal nicht in ferner Galaxis, sondern in einer überaus Star Wars-losen Zeit. Da entstand ein Projekt, wie es nicht nur die Fans überraschte. Schatten des Imperiums, der Roman zum Film von Steve Perry – Moment! Film? Nein, Fehlanzeige, es gab keinen Film, der zwischen Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter angesiedelt war. Doch das gesamte Projekt vermittelte diesen Eindruck. Es gab einen Roman, einen Soundtrack und ein Spiel.
Ein neuer Feind machte im Zuge des Projekts von sich reden: Prinz Xizor. Dieser Bösewicht, der sich anschickte, in direkte Konkurrenz zu Darth Vader zu treten, wurde trefflich von den Brüdern Tim und Greg Hildebrandt zu Papier gebracht und führten damit ihre Arbeit an Star Wars fort.
In jenen Tagen, als das Universum des Sternenkriegs noch viel kleiner war, waren die neuen Abenteuer und neuen Informationen heiß ersehnt. Zum Leidwesen der Macher konnte ein Tausendsassa wie Han Solo nicht dabei sein. Sein kurzzeitiger Aufenthalt im Karbonit hinderte ihn daran. Dash Rendar war ein gewisser Ersatz, aber nicht vollwertig. Er wirkte ein bißchen wie nachgemacht. Trotzdem wurde er zu einer festen Größe und nicht vergessen. Wer in der Special Edition von Eine neue Hoffnung genau hinschaut, wird sein Schiff, die Outrider, von Mos Eisley aus starten sehen.
Interessanter als die Abenteuer von Luke und seinen Freunden sind in dieser Geschichte die Verwicklungen, die sich auf der dunklen Seite wie auch unter den Verbrechern abspielen. Die finsteren Elemente, hier allen voran Boba Fett, sind schon immer ein besonderes Thema gewesen.
Für diejenigen, die sich gefragt haben, warum ausgerechnet Boba Fett den guten Han aus den Händen des Imperiums in Empfang und anstandslos zu Jabba bringen durfte, werden sich durch Schatten des Imperiums einige Antworten ergeben. Die Auseinandersetzungen zwischen ihm und den anderen Kopfgeldjägern, die der Zuschauer kurz in Das Imperium schlägt zurück erblicken darf, sind sehenswert und erhöhen den Reiz dieser geheimnisvollen Figur.
Wer mehr über Boba Fett erfahren möchte, findet mit der Kopfgeldjägerkrieg-Trilogie viel spannend zu lesendes Material. Im Comic wurde die Schwarze Sonne auch sehr interessant mit dem Zweiteiler um Darth Maul thematisiert. Maul erhält den Auftrag die neun Unterführer der Schwarzen Sonne, Vigos genannt, zu töten. Bereits zu diesem Zeitpunkt hat Darth Sidious seine Pläne mit der Organisation. So betrachtet, ist dieser Zweiteiler gut in den Handlungsstrang von Star Wars eingearbeitet.
Killian Plunkett und John Nadeau leisten eine grundsolide Arbeit mit den Schatten des Imperiums. Bei Vergleichen zu anderen Star Wars Ausgaben fallen sie jedoch etwas ab. Das mag auch mit P. Craig Russell als Tuscher zusammenhängen. Obwohl sich durch Szenen häufiger die Gelegenheit ergeben würde, mit starken Kontrasten zu arbeiten, wird darauf verzichtet. Die Leichtigkeit der Zeichnungen steht der Dramatik der Handlung manchmal entgegen. Insgesamt jedoch zieht der ursprünglich von Steve Perry geschriebene Roman und die von John Wagner adaptierte Geschichte den Leser gnadenlos mit, denn die Geschwindigkeit stimmt.
Pausen und Szenenwechsel, Raumschiff-Action und Handgemenge sind punktuell prima eingesetzt, die Entwicklung der einzelnen Charaktere (sofern das im Rahmen der bestehenden Handlung möglich war) wird gut und stimmig fortgesetzt.
Star Wars-Geschichte, im wahrsten Sinne des Wortes, eine geglücktes und gelungenes Experiment, mit dem Lucas wieder einmal zeigte, wie es sich für den Leser und Zuschauer mit einem eigens kreierten Universum spielen lässt. Für Freunde der verbrecherischen Seite von Star Wars wärmstens zu empfehlen. Und Fans kommen an diesem Klassiker sowieso nicht vorbei. 🙂
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