Der Arzt Julien Saunière verabschiedet seinen Bekannten, den Rabbi, am Bahnhof. Für den Mann ist es nicht mehr sicher in Paris. Saunière selbst wird von der Inquisition überwacht. Der Rabbi lässt den Arzt ungern alleine mit den Problemen zurück. Aber es ist besser so, denn auch die politische Situation verschlechtert sich.
Frankreich will alte Grenzen zurecht rücken und sich wieder das einverleiben, was ihm einmal im heutigen Einflussbereich des Emirates Cordoba in den angrenzenden Gebieten Navarra, Aragon und Kastilien gehörte. Von englischer Seite, von Lord Churchill, erhält Frankreich Zuspruch für diese Ideen – sofern man von französischer Seite die englischen Bemühungen und Expansionen in Arabien und der Levante toleriert. Schnell kommt der französische Lord Lorraine mit Churchill zu einer Einigung.
Von all dem ahnt Saunière zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Er ist viel mehr damit beschäftigt, Licht in das Dunkel verschiedener Nachforschungen zu bringen.
Symbolik, altertümliche Kunst, Legenden und Mathematik spielen eine wichtige Rolle bei der Spurensuche. Das Geheimnis des Heiligen Grals? Wie lautet es? Welche Rolle spielt die Politik in dieser Angelegenheit? Gehen am Ende das Geheimnis und die aktuellen politischen Ereignisse Hand in Hand?
Fest steht, dass verschiedene Templerfamilien die Familie von Lord Lorraine unterstützen. Saunières Neugier wird unerträglich. Und er wagt einen mutigen Schachzug. Indem er der Inquisition all sein Wissen offenbart, hofft er auf entsprechende Unterstützung durch den Klerus.
Als die Spur in die Katakomben führt, scheint die Marschrichtung klar zu sein, insbesondere nachdem ein alter Bekannter wieder in Erscheinung tritt. Aber Saunière täuscht sich. Ganz so einfach, wie er zunächst annahm, ist die Lösung dann doch nicht zu finden.
Rex Mundi – Wir schreiben das Jahr 1933. Die Welt ist anders als wir sie kennen, sie ist anders als unsere Geschichtsschreibung uns hinterlassen hat. Die Kirche ist ein wichtiger Machtfaktor in den christianisierten Reichen. An der Grenze Frankreichs beherrscht das Emirat Cordoba das uns bekannte Spanien. Portugal existiert nicht einmal als eigenständiger Staat. Frankreich, England, Preußen sind auf Kolonialisierung aus. Russland ist riesig. Die islamischen Staaten wie das Ottomanische Reich, das kalifat der Almohaden, das Sultanat der Abbasiden und das Reich der Safawiden teilen den vorderen Orient untereinander auf.
In diesen schwierigen Zeiten stößt der Arzt Julien Saunière auf ein Geheimnis, dass für ein neues Frankreich einen Wendepunkt herbeiführen könnte. Politik und Mystik, auch Religion genannt, werden ineinander aufgehen, sollte das Geheimnis ans Licht kommen. Damit nicht genug. Eine noch geheimnisvollere Macht geht im Hintergrund um, eine Macht mit echten magischen Fähigkeiten. Ein normaler Mann wie Saunière droht zwischen den einzelnen Machtblöcken zerrieben zu werden, wenn er nicht sehr klug und besonnen handelt.
Ein Autor wie Dan Brown kann sich angesichts der Vorstellungskraft von Arvid Nelson und Zeichner Eric J, den Erfindern von Rex Mundi warm anziehen. Hier liegt der Geschichte eine hochkomplex geschilderte Gesellschaft zugrunde. Diese Welt ist außerdem so groß, dass dem Erfindungsreichtum und dem dramatischen Geschick, insbesondere von Autor Nelson eigentlich kaum Grenzen gesetzt sind.
Die Vermischung realer geschichtlicher Figuren und Ereignisse mit dieser fiktiven Welt macht aus ihr einen äußerst faszinierenden Stoff.
Inquisition und politische Machthaber wirken nicht oft derart bedrohlich. Sieht man einmal von der Spur, die Saunière verfolgt ab, ist es allein ungeheuer spannend, die Winkelzüge von Herzog Lorraine zu verfolgen, wie er Stück für Stück sein Netz aufspannt, aus dem es für die Beteiligten letztlich kein Entkommen mehr gibt.
Eric J, Mitinitiator dieser Reihe, für dessen Umsetzung sich anscheinend auch Hollywood interessiert (Ein entsprechendes Interview fand im September 2006 statt. Eine Umsetzung könnte 2009 erscheinen. Johnny Depp würde in die Rolle von Julien Saunière passen. Man darf weiterhin gespannt sein. Im Laufe des Jahres dürfte dazu mehr zu erfahren sein. Infos werden sich bestimmt unter www.rexmundi.net, der Homepage zur Serie finden lassen.), wird im Verlauf des Bandes von den Zeichnern Jim Di Bartolo und Juan Perreyra abgelöst. Bartolo weiß hier eine Spur besser zu gefallen als Eric J (natürlich immer auch Geschmackssache), weil seine Charaktere etwas ausdrucksstärker aussehen. Auch Perreyra kann da nicht mithalten, obwohl er um verstärkten Realismus bemüht ist und seine Zeichnungen technisch ausgereift und schön sind. Ohne Vergleichsmöglichkeit zu Bartolo wäre er toll, im direkten Vergleich fängt er die Atmosphäre nicht so gut ein.
Was Perreyra allerdings im besten Sinne und für jeden erkennbar wunderbar gelingt, ist ein ungeheuer schönes Titelbild im Jugendstil, für das ein Künstler wie Alfons Mucha Pate gewesen sein könnte.
Mystische Spannung, politische Intrigen, ein Spiel mit der Zivilisation in einer parallelen Entwicklung zu der unseren, glänzend inszeniert von Arvid Nelson und Eric J. Eine Top-Serie, die jeden Thriller-Fan begeistern kann. 🙂
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